Rechtsnationale aus Ukraine und Russland: Wenn aus Feinden Freunde werden
Ukrainische Antifas wollen eine Gedenkkundgebung abhalten. Dabei treffen sie auf Gegenwehr russischer und ukrainischer Rechtsextremisten.
Kurz vor zehn Uhr wird es voll. Journalisten, Sanitäter und Ärzte, zwei Hundertschaften behelmter Polizisten stellen sich auf dem Platz auf. Dann betreten zwei Dutzend Demonstranten mit Porträts von Stanislaw Markelow und Anastassia Baburowa den Platz. „Wir wollen heute der am 19. Januar 2009 von russischen Nationalisten ermordeten russischen Antifaschisten Stanislaw Markelow und Anastassia Baburowa gedenken“, ruft Mitveranstalter Igor Panjuta.
Bereits im Vorfeld hatte diese Aktion der Gruppe „Soziale Bewegung“ für Aufsehen in rechten ukrainischen Kreisen gesorgt. Unter dem Symbol „Anti-Antifa“ mobilisierten „Rechter Sektor“ und das Freiwilligenbataillon „Asow“ zu einer Gegendemonstration. „Nur ein toter Antifaschist ist ein guter Antifaschist“, endet ein Aufruf zu Aktionen gegen die Aktion der „Sozialen Bewegung“ im Internet.
„Sieg Heil, Hitlerjugend, SS“
„Markelow hat als Rechtsanwalt tschetschenische Terroristen verteidigt. Damit ist er uns Russen in den Rücken gefallen“, erklärt Viktor, einer der Gegendemonstranten gegenüber der taz. Er sei Kämpfer des Freiwilligenbataillons „Asow“. Dies sei kein Widerspruch zu seinen nationalistischen Überzeugungen als Russe.
„Putin hat uns verraten und einen Krieg gegen ein weißes Brudervolk, die Ukrainer, angezettelt“, so der Nationalist mit russischem Pass. „Die Volksrepubliken in Donezk und Lugansk sind nur Marionetten Moskaus.“ Viktor sympathisiert mit den russischen Nationalisten der Gruppe BORN, die Markelow und Baburina in Moskau getötet hatten.
Vierzig Minuten halten die zwei Dutzend Aktivisten Porträts von Markelow und Baburowa hoch. Dann macht sich die Gruppe unter dem Schutz der Polizei auf den Weg zur U-Bahn. „Sieg Heil, Hitlerjugend, SS“, ruft ihr eine Gruppe von Gegendemonstranten zu.
„Ich bedauere es, dass 30 Antifa-Aktivisten aus Angst vor Gewalt doch nicht gekommen sind“, erklärte Mitveranstalter Igor Panjuta. Tatsächlich hatten sie sich kurzfristig entschieden, die Aktion zu verlegen. Der Grund der Verlegung, so Mitveranstalterin Nina Potarskaja auf ihrer Facebook-Seite, sei ein Überfall von Rechtsradikalen auf einen Antifa-Aktivisten auf dem Weg zur Kundgebung.
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