Pressschlag: Mit Beißkeil zur Meisterschaft

Lange Jahre nach dem Nasenpflaster soll nun eine Beißschiene leistungssteigernd wirken. War Dortmund deshalb so bissig im Revierderby gegen Schalke?

Der Oberlippenbart allein wirkte bei Olaf Marschall nicht leistungssteigernd. Bild: reuters

Die Dortmunder waren gut drauf am Samstag beim 2:0 gegen Schalke. Worans genau gelegen hat? Wie eigentlich immer im Fußball lässt sich das nicht exakt aufdröseln. Lags am Trainer? Alleiniger Grund kann Frauenschwarm und Trainerliebling "Kloppo" nicht gewesen sein, denn auch unter ihm konnte der BVB die letzten drei Heimspiele gegen die Schalker nicht gewinnen.

Auch am Wetter, dem frenetischen Publikum oder einem Formtief der Königsblauen wird es vermutlich nicht allein gelegen haben. Was viele nicht wissen: Dortmund hat, was Schalke nicht hat. Es geht um einen besonderen Trick zur Leistungssteigerung. Bewahre! Keine verbotene Substanz. Im Dortmunder Fall wird auf Mechanik gesetzt.

So etwas gibt es immer wieder. In den Neunzigern etwa, als das Nasenpflaster seine Blütezeit erlebte. Es sollte Spieler besser durchatmen lassen und so Konzentration und Leistung fördern. Doch obwohl Hauptwerbeträger Olaf Marschall den 1. FC Kaiserslautern von der Zweiten Liga zur Meisterschaft schoss, verschwand das legale Nasendoping wieder von Deutschlands Fußballplätzen.

Zähneknirscher kennen das

In Dortmund nun geht es nicht um irgendein Pflaster. Mal ehrlich: Sieht ja auch nicht so dolle aus. Dieses Mal ist das leistungssteigernde Accessoire von außen gar nicht zu sehen. Es handelt sich um eine Beißschiene. Jawohl, so eine Plastikschiene, die man sich, eigentlich aus therapeutischen Gründen, für den Ober- oder Unterkiefer anfertigen lässt.

Zähneknirscher kennen das. Bereits zwei Spieler des BVB - Mats Hummels und Marcel Schmelzer - verwenden die Schiene zur Leistungssteigerung. Das Pikante: Ausgerechnet Schmelzer brachte die Dortmunder als Vorbereiter des ersten Tors auf die Siegerstraße.

Und wer hats erfunden? Natürlich ein Zahnarzt: Steffen Tschackert, der auch Karies bei den Jugendspielern des DFB behandelt. Doch hier geht es nicht um kleine Löcher, hier geht es um etwas Größeres.

Preis: 1.595 Euro

Die Hersteller der Dental-Power-Splint (DPS) genannten Zahnkraftschiene versprechen auf ihrer Homepage "eine effizienter arbeitende Körpermuskulatur, eine verbesserte Körperstatik, höhere Kraftleistung, einen gesteigerten Bewegungsumfang und verbessertes Gleichgewicht." Der Erfinder erklärt: "Wenn man beim Sport müde wird, beißt man die Zähne zusammen und verkrampft. Das wird durch die Schiene verhindert."

Klingt gut - wie der Preis: 1.595 Euro. Und die Wirkung ist auch noch durch eine "unabhängige wissenschaftliche Pilotstudie" belegt, so Tschackert. Auf der DPS-Homepage äußern sich auch die Sportler zum dentalen Doping: "Einfach phänomenal!", bekennt Marcel Schmelzer. Teamkollege Mats Hummels "vertraut auf die effiziente Leistungssteigerung".

Ob Dortmund das Spiel indes wirklich wegen der zwei Mundschienen gewonnen hat, ist letztlich nicht zu beweisen. Vielleicht liegt Schalkes Niederlage auch daran, dass sie seit dieser Saison ohne einen DPS-Spieler auskommen müssen. Schienenträger Manuel Neuer beißt jetzt für Bayern die Zähne zusammen.

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Jahrgang 1984, ist Autor der taz in Frankfurt. Bereits seit Kindertagen spielt er gern mit Worten. Hat deshalb Philosophie studiert (und Mathematik). Nach Stationen bei Radio (Spaß) und Fernsehen (Öffentlich-Rechtlich) schreibt er ein Buch (Grundeinkommen) und berichtet seit mehreren Jahren für die taz, die Frankfurter Rundschau, Zeit Online, den Freitag, das Neue Deutschland und verschiedene Lokalzeitungen über das politische Zeitgeschehen, soziale Bewegungen, gesellschaftlichen Stillstand, Medien, Fußball und über diejenigen, die sonst keine Stimme bekommen.

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