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Porträt Boris NemzowDer Freidenker

Der Kremlkritiker war kein Mann, der aufgab. Er setzte sich seit jeher für ein demokratischeres Russland ein. Der Mord an ihm erschüttert das Land.

Auf einer Demonstration gegen Putin in Moskau: Boris Nemzow (Archivbild, 2012). Bild: dpa

MOSKAU taz | Es war in den vergangenen Jahren ruhiger um ihn geworden. Zwangsläufig. Die staatlichen Medien mieden den unversöhnlichen Kremlkritiker. Bei fast allen Sendern stand er auf der schwarzen Liste. Wurde dennoch über ihn berichtet, so waren es kurze Notizen. Hinweise meist, dass der Oppositionelle in Zusammenhang mit einer „nicht genehmigten Aktion“ vorübergehend in Gewahrsam genommen worden sei.

Für den charismatischen Politiker muss dies nicht einfach gewesen sein. Doch darüber sprach er nicht. In den 1990er Jahren war Boris Jefimowitsch Nemzow der Star des jungen postsowjetischen Russland. Präsident Boris Jelzin hatte einen Narren an ihm gefressen. Er machte ihn zum Ziehsohn, ließ ihn als Gouverneur mit Reformen experimentieren, ernannte ihn zum Vizepremier und versprach ihm gar die Nachfolge im Kreml. Doch dazu kam es nicht.

In seinem letzten Interview vor dem Attentat erzählte Nemzow dies noch einmal im Radiosender Echo Moskwy: „Jelzin hatte mich als Nachfolger vorgesehen, überlegte es sich dann aber und machte Putin zum Präsidenten. Das war sein größter Fehler“, sagte er da lachend.

Mit dem 55-jährigen Oppositionellen hätte Russland gewiss einen anderen Weg eingeschlagen. Vor allem einen friedlicheren, der Recht und Gesetz auch gegenüber den Nachbarn hätte gelten lassen. Denn im Unterschied zu anderen Vertretern der Opposition war Nemzow kein russischer Revanchist. Das Imperium trug er nicht mehr wie viele andere in sich. Im Gegenteil, er war einer der wenigen, die erkannt hatten, dass der imperiale Fluch Russland ins Verderben stürzt.

Daher setzte er sich schon 2004 für die Orange Revolution in der Ukraine ein. Die in Russland verbreitete Haltung, „Kleinrussen“ zu belehren, war ihm fremd. In letzter Zeit wurden es immer weniger, die diese Stimme hören wollten. Auch das sagte der einst Erfolgsverwöhnte noch auf Echo Moskwy: „Mir ist klar, dass die Opposition bei den Russen heute wenig Gehör findet“. Nemzow gab aber nie auf.

Kampf gegen Korruption

Immer wieder versuchte er als Vertreter der „nicht systemkonformen“ Opposition einen Fuß in die Politik zu bekommen. 2009 kandidierte er bei den Bürgermeisterwahlen in seiner Geburtsstadt Sotschi. Mehr als ein kleiner Achtungserfolg war gegen die Interessengemeinschaft aus Kreml und Region ohne Zugang zu den elektronischen Medien nicht herauszuholen. Er revanchierte sich entsprechend mit einem Bericht über die Korruption bei der Vorbereitung der Olympischen Spiele. 2013 schaffte er dann den Sprung in das Gebietsparlament von Jaroslawl. Für die Arbeit in den Niederungen der Politik war er sich nicht zu schade. Die „Vertikale der Korruption“ müsse in Russland auf allen Ebenen bekämpft werden, hieß seine Devise.

Dass der Kreml ihn und die gesamte Opposition zu „Nationalverrätern“ stempelte, ließ den abgeklärten Politiker dennoch nicht kalt. Er beklagte sich, wie die Machthaber ihn zum „vaterlandslosen Gesellen“ machen konnten. Obwohl seine Kinder in Russland lebten, die der Elite, darunter von Außenminister Sergej Lawrow und Wladimir Putin, dagegen im Ausland studierten. Hass und Gewalt gegen Andersdenkende waren in der Gesellschaft längst gesät.

Dieser Hass wird im Krieg gegen die Ukraine instrumentalisiert, lässt sich aber nicht mehr eingrenzen. Der hybride Krieg gegen den Nachbarn ist als hybrider Terror auch in Russland angekommen. Wie lange die Machthaber ihn wohl noch gewähren ließen, soll Nemzow engere Freunde in letzter Zeit häufiger gefragt haben. Alte Wegbegleiter rieten ihm schon seit Längerem, das Land zu verlassen.

„Ich gehe nicht, wer soll sich sonst mit ihnen schlagen“, hätte Nemzow ihm vor kurzem erwidert, berichtet der Chefredakteur von Echo Moskwy, Alexei Wenediktow. Nemzow hatte eine Vorahnung, zog aber keine Konsequenzen, auch nicht als seine Mutter ihn bat, Putin nicht weiter zu reizen. Die Ankündigung, eine Studie über die Beteiligung der russischen Armee im Ukrainekrieg vorzulegen, beschleunigte die tödliche Abrechnung sicherlich.

Nemzow vermasselte Putins Karriere

Boris Nemzow war schon lange nicht mehr der „ewig strahlende Sieger“, als der er sich in seiner Autobiografie „Der Provinzler“ in den 1990er Jahren präsentiert hatte. „Ich bin aber der moralische Sieger“, sagte er einmal. Doch zu welchem Preis. Die junge Generation kannte ihn nicht mehr. Viele haben das erste Mal auf den Demonstrationen gegen den Wahlbetrug bei den Dumawahlen im Winter 2011 von ihm gehört. Die Proteste der Mittelschicht in den Monaten vor der Wiederwahl Wladimir Putins in den Kreml waren für die Opposition ein Hoffnungsschimmer.

Nemzow fehlte auf keinem Podium. Doch war die Opposition der Gewalt und List des Kreml nicht gewachsen. Es gelang ihr nicht, sich auf einen Kompromiss zu einigen. Der Protest verebbte und ging mit der Annexion der Krim im nationalen Rausch endgültig unter.

Boris Nemzow stand aber damals schon für eine längst untergegangene Epoche – die Zeit des Umbruchs der 1990er. Mit Alexei Nawalny hatte inzwischen ein neuer Kremlgegner die politische Bühne betreten, der in der Gunst des Publikums an den jungen Boris Nemzow erinnerte. Nawalny trat auch als Antikorruptionskämpfer in dessen Fußstapfen. Am Tag der Beisetzung wird er noch in Haft sitzen, auch darin übernimmt er die Stafette des Vorgängers.

Mit Putin hatte Nemzow mehr als eine politische Rechnung zu begleichen. Der Jelzin-Nachfolger vermasselte ihm die Karriere. Viele Mitstreiter aus den 1990er Jahren arrangierten sich mit der neuen Macht. „Ehemalige Kollegen wundern sich, weil ich als Einziger aus der alten Reformerriege offen gegen das Regime opponiere“, sagte er im Gespräch mit der taz, die ihn mehrfach traf. Bis 2007 bekleidete Nemzow noch den Posten eines der Vorsitzenden der früheren Reformpartei Union der Rechtskräfte. Diese zerbrach in der Putin-Ära an der widersprüchlichen Haltung zum herrschenden System.

Probefahrt mit Wodkaglas

Eigentlich war er ein Dinosaurier im Politikgeschäft. Seit dem Niedergang der Sowjetunion mischte er an vorderster Stelle mit. Als Russlands erster Präsident, Boris Jelzin, den Jungpolitiker in das hochindustrialisierte Verwaltungsgebiet Nischni Nowgorod schickte, avancierte der smarte Junge über Nacht zum Shooting Star.

Ehemalige sozialistische Musterbetriebe der Rüstungsindustrie und nukleare Forschungseinrichtungen standen vor dem Bankrott. Nemzow verwandelte Nischni in ein Experimentierfeld für angewandte Wirtschaftsreformen. Wer als Reformer etwas auf sich hielt, nutzte die Aufgeschlossenheit des jungen Gouverneurs und zog nach Nischni. Längst nicht alles gelang. „Als Gouverneur war ich eigentlich noch ein Kind“, sagte er später mit einer Prise Selbstkritik. Hunderte Arbeiter, die monatelang keinen Lohn erhalten hatten, belagerten sein Büro. Dennoch wurde der Gouverneur 1995 in freien Wahlen wiedergewählt.

Der forsche Politiker lebte mit Frau und Tochter in einer bescheidenen Wohnung. Er war beliebt und sorgte mit ungewöhnlichen Methoden für Ordnung, aber immer auch wieder für Unterhaltung. Nahm er zum Beispiel den Bau einer Straße ab, ließ er auf der Haube eines Wagens ein Wodkaglas befestigen. War dies nach der Probefahrt leer, blieb das nicht ohne Folgen.

Musterschüler mit lausbubenhaftem Charme

Etwas Lausbubenhaftes, Draufgängerisches strahlte er bis zum Schluss aus. Dabei war er ein Musterschüler, der Schule und Universität mit Auszeichnung absolviert hatte. Nach dem Mathematik- und Physikstudium promovierte er in Plasmaphysik und arbeitete an der Entwicklung des sowjetischen Gegenprogramms zur lasergestützten US-Vision des „Kriegs der Sterne“ mit. „Geld war damals schon knapp, wir fanden eine grobe, typisch sowjetische Antwort“, erinnerte er sich lachend.

„Im All sollte eine Nuklearexplosion die Laser durch magnetischen Staub irreleiten und die Sensoren lahmlegen. Eine Stunde hätte gereicht, um eine Rakete auf New York abzuschießen.“ Als das ruchbar wurde, soll US-Präsident Ronald Reagan die Star-Wars-Vision kleinlaut ad acta gelegt haben.

Nemzow war theoretischer Physiker, kein Gesellschaftstheoretiker, eher ein Freidenker, der fest daran glaubte, Rechtsstaat, Demokratie und Menschenrechte hätten auch in Russland Zukunft. „Nicht jeder in Russland ist käuflich. Die herrschende Kaste begreift das nicht, weil Putin sogar Gerhard Schröder einkaufen konnte.“

Nachdenklich setzte Nemzow nach: „Sie verachten das Volk und reden ihm ein, es könne sich nicht selbst regieren“. Als Jelzins Generäle in Tschetschenien 1995 Krieg führten, sammelte Gouverneur Nemzow in Nischni eine Million Unterschriften gegen den Feldzug und schickte sie in den Kreml. „Großvater“, so nannte er Jelzin, sei erbost gewesen. „Wochen später nahm er mich trotzdem mit nach Tschetschenien. Er signalisierte Friedensbereitschaft und gestand den Fehler ein.“ Allein das sei ein entscheidender Unterschied zur Ära Putin.

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30 Kommentare

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  • 6G
    60440 (Profil gelöscht)

    Ein hervorragender Artikel, dafür vielen Dank. Kenntnisreich, mit Sympathie für einen offenkundig unbelehrbaren und höchst mutigen Idealisten geschrieben. Man bekommt auch eine Ahnung davon, was möglich gewesen wäre in Russland, wenn der scheidende Präsident Jelzin eine Weiche anders gestellt hätte. Und sehr wohltuend, wie viel Sand aus den Augen gestreut wird.

  • Jetzt müssen alle, die schon Charlie sind, auch noch Boris werden.

  • Als ich von der Ermordung hörte, bei uns im brasilianischen Fernsehen, dachte ich zuerst an Anna Politkowskaja.

    Nun, nach dem Lesen dieses recht umfassenden (sympathisierenden) Artikels, weiss ich zwar auch nicht „wer es war“. Aber genau so wie bei Anna Politkowskaja kommt mir vor, dass auch Boris Nemzow in Tabuzonen ging. Vor allem mit der Ankündigung bzgl. der Beteiligung der russ. Armee im Kriegszustand der Ukraine eine Studie veröffentlichen zu wollen.

     

    Auf der einen Staatsmacht-Seite der Beringstrasse wird ohne viel Federlesens abserviert (sind ja nicht „nur“ diese beiden Bewundernswerten, sondern es geht „en gros“, siehe http://www.spiegel.de/politik/ausland/nemzow-politkowskaja-beresowski-tote-putin-gegner-a-1021080.html), und auf der anderen weggekerkert bis dass der Tod uns scheide. (http://www.freiheit-fuer-mumia.de/ & http://angola3.org/ & http://www.chelseamanning.org/learn-more/bradley-manning & http://www.leonardpeltier.net/ & http://clemencyreport.org/new-report-most-federal-life-sentence-given-to-minorities/ usw...)

    Ausser mensch vertschüsst sich rechtzeitig. Wie Snowden. Und ausgerechnet in die „andere“ Gross-Höhle der machtbesessenen Menschenfresser. Weil Merkels, Dilmas und Co. zu feige und bigott sind.

     

    Volksweisheiten sind bisweilen die besten. Hier eine türkische: Wer die Wahrheit sagt, muss einen Fuss im Steigbügel haben. Der Boris Nemzow und seine Mutter wussten es auch. Aber er wollte nicht. Über seinen ethischen Schatten springen im russischen Mordsmacht-Roulette.

    • @Ardaga:

      "Vor allem mit der Ankündigung bzgl. der Beteiligung der russ. Armee im Kriegszustand der Ukraine eine Studie veröffentlichen zu wollen."

       

      Wo hat er das getan? Beleg? Video etc.? als Primärquelle bitte!!

       

      Und selbst wenn: Wer etwa brisantes in so ener Angelegenheit in der Hand hat ist natürlich a) besonders schlau das vorher öffentlich anzukündigen wenn er in der selben Stadt wie der Anzuklagende (Putin) lebt (und ist sich seiner "Schläue" nicht bewusst), b) er hat seine Studienergebnisse ganz besitmmt nicht weiter gegeben (2., 3. Person) und sich nicht entsprechend abgesichert...:-) Mhm, bin ich schon gespannt wer dann mit "Irrationalität" antwortet, falls...

      • @fornax [alias flex/alias flux]:

        „Wo hat er das getan? Beleg? Video etc.? als Primärquelle bitte!!"

         

        Tu ich mir ein bissl schwer mit. Aus geographischer Ursache. Leb(t)e ich doch nicht an Boris' Seite (das wäre die einzige PRIMÄRquelle), sondern in Südamerika.

        Und genaus DEShalb liest mensch ja (Zeitungen zB), um TROTZ der räumlichen Entfernung etwas von „anderen Orten" mitzubekommen. Und sich seinen Reim zu machen.

        Was „Belege“ betrifft, „Videos“ und ähnliche Parafernalien, wäre vielleicht der Autor des Artikels ein besserer Anfahr- und -bittpartner. Oder der KGB oder wie heisst er nun?

        Schönen Tag auch noch.

  • Die Informationen aus dem Artikel machen alles nur noch rätselhafter.

     

    Wenn er mittlerweile, wie oben beschrieben, völlig bedeutungslos und unbekannt bei den meisten war, ist zumindest auszuschließen, dass diejenigen, die sehr fest mit Unterstützung der großen Öffentlichkeit von seinem Tod irgendwie profitieren.

    • @Age Krüger:

      Ich kann keine Rätsel erkennen.

       

      Ich sehe nur das Russland Putins, in dem die Wahrheit mit Füßen getreten, das Volk ausgenommen und Putin-Kritiker ermordet werden...

      • @Grisch:

        Dann klären Sie mich auf, warum in der russischen Föderation völlig unbekannte Kritiker des jetzigen Staatspräsidenten ermordet werden.

         

        Dass das Volk nicht mit Füßen getreten wird dort, ist dafür keine Antwort.

        • @Age Krüger:

          Diese Fragen sollten Sie an Putins Propagandaabteilung richten.Einen guten Draht dorthin haben Sie ja...

          • @Grisch:

            Immer das Gleiche: Wenn die Anti-Putin-Wadenbeißer nichts mehr auf der Pfanne haben, werden sie unverschämt.

  • Ich versteh jetzt immer noch nicht was Putin damit zu tun haben soll. Angenommen ein Geheimdienst erledige das, warum soll der eigene Geheimdienst im Ergebnis dem Präsidenten schaden und Putin das beauftragen? Zudem, ein Geheimdienst, vor allem der russische macht das doch viel schlauer. Dass es nach natürlichem Tod aussieht - ein Gift im Café unterjubeln lassen, sowas. Oder ein Autounfall etc. Russlandwood gibt es ja noch nicht.

    • 6G
      60440 (Profil gelöscht)
      @fornax [alias flex/alias flux]:

      Es soll ja Diktatoren geben, die nicht stets rational handeln und mit jenem Kalkül vorgehen, das Sie, Fornax offenbar voraussetzen. Hass ist mitunter schwer steuerbar und mitunter schwer zu erklären. Es soll auch Menschen geben, die geradezu ein Elefantengedächtnis haben bezüglich ihnen zugefügter Kränkungen aller Art; die auch noch nach Jahren zuschnappen können, wenn es ihnen richtig erscheint, warum auch immer. Die Welt ist voller Rätsel. Wenn man sich aber anschaut, wer so alles gestorben wurde in den letzten Jahren und sich auch vor Augen hält, was Boris Nemzow über Putin veröffentlichte (nicht einmal vor dessen Lieblingsprojekt der Olympischen Winterspiele in Sotschi machte er halt) und was er noch vorhatte, ergibt das alles schon einen gewissen Sinn. Ein Bericht über den hybriden Krieg Putins in der Ukraine, kommt Putin sicherlich genauso ungelegen, wie die bohrenden Fragen die Litwinenko oder Frau Politkowskaja einst anlässlich der Unterdrückung Tschetscheniens stellten. Wie gut, dass die Sicherheitsorgane Festplatten und Computer Nemzows "sicherstellten."

    • @fornax [alias flex/alias flux]:

      Ja... Traurig und unverständlich..

      Ich `lerne´ lediglich, das in Russland ein sehr verschiedenes Demokratieverständnis populär ist..

      Allein die Meinungsmache: die Opposition in der DUMA als Art "Nationalverräter" zu definieren... und so Debatten abzuwürgen..

      Das erinnert mich an die BILD Zeitungs Kultur propagandistischer Meinungsmache gegen Rudi Dutschke.. oder an die aktuelle- jedoch moderate- Hetzkultur gegen die LINKE, oder sonstwie Andersdenkende..

      .. die den `Volksgeist des Nationalismus´ kritisieren...

      • @vergessene Liebe:

        Mei, Nationalismus. Das sollte man nicht von der deutschen Warte aus sehen. Die Amis rennen auch mit flags rum und zeigen bei jeder Gelegenheit ihre stars and stripes, was alle in D ganz toll finden. Bei Israeldemos rennen die auch mit der Flagge rum. Ist Israel nicht nationalistisch? Alle finden das so toll. Russland ist wohl der einzig verbliebene klassische Vielvölkerstaat in europäsischer Umgebung. Von Nation zu sprechen, eh schwierig. Sie wollen halt eigenständig bleiben und ihre Kultur erhalten. Wenn ich auf Reisen war, ich passte mich den Menschen an. Andere meinen sie müssten gerade mit Fleiß überall mit der Bierflasche rumrennen und ihren dicken Ranzen zur Schau tragen oder was weiß ich religiöse Gefühle verletzen. Man kommt ja aus dem Westen und weiß alles besser was richtig und falsch ist, die anderen sind eh alle blöd, denen müssen wir gleich beibringen wie es richtig geht...Der Nemzow war ja nicht im Parlament. Dessen Anhänger schwingen auch die flag (Fotos). Ohne bisschen was davon kommt man wohl nicht weit in Russland. Abwürgen tun se doch in D auch. Wer nicht gegen Putin ist, ist gegen uns...oder?

  • Jelzin ?

    Das war doch derjenige der fast ganz Rußland für ein paar Flaschen Wodka und eine Handvoll Rubel an irgendwelche dubiosen Oligarchen verhökert hat.

    Kein Wunder das Jelzin und Nemzow dicke Freunde waren.

    • @H. Friedrich:

      "Radikalreformer" und Schnapsdrossel Jelzin: Mit ihm ging rasch zu Ende, was Gorbatschow solide angefangen hatte.

    • @H. Friedrich:

      War Putin nicht auch ein dicker Hecht in Jelzins Regierung und wurde am Ende sogar von ihm zum Nachfolger ernannt?

    • @H. Friedrich:

      Sie scheinen ja ein richtiger Experte zum Thema Nemzow zu sein, oder warum haben Sie sich extra zu diesem Thema angemeldet?

      • @Micha Mille:

        Sie haben sich also nicht irgendwann einmal angemeldet um zu einem bestimmten Thema Ihre Meinung zu äussern ?

        Weshalb dann ?

  • Es ist nur zu hoffen, dass hiermit die Opposition in Russland ein Fokuspunkt hat, und sich sammelt, um endlich für ein friedlich Wandeln zu sorgen. Weg von der Schein-Demokratie zu ein echte freiese Russland die auf seine eigene Problem fokussiert ist - und nicht durch Kriesgtreiberei im Ausland davon ablenkt.

     

    Ich trauer diese Mann sehr nach - mag seine Familie und Organisation nur gestärkt aus diese Tragödie rauskommen.

  • "Nemzow vermasselte Putins Karriere"

     

    Andersrum wird kein Schuh daraus: Jelzin entschied sich seinerzeit gegen Nemzow und für Putin als Nachfolger. Zuletzt war Nemzow bedeutungslos. Wer hatte nun Grund den anderen zu hassen?

    • @fornax [alias flex/alias flux]:

      Und deshalb hat Nemzow seinen eigenen Mord in Auftrag gegeben?

      • @Ute Krakowski:

        Nö, ich verstehe einfach nicht welchen Grund Putin gehabt haben soll. Und warum das dann auch noch so plump veranstaltet wird, auf einer Brücke um möglichst viel Publicity zu erreichen verstehe ich dann noch weniger.

         

        Sie können Putin hassen. Aber eines können Sie ihm nicht nachsagen: dass er ungeschickt und kein ausgewiefter Stratege ist, der nicht bestens weiß wie man Leute geschickt gegeneinander auspielt. Ich mein, er führt die halbe Welt vor...Insofern unterschätzen sie ihn da gewaltig im Gedanken er gebe so einen plumpen Mord in Auftrag.

      • @Ute Krakowski:

        Ob es denn überhaupt ein "Auftragsmord" war? Vielleicht war es ja auch, ein kaltblütig, persönlich durchgeführtes Abknallen? So eine sehr Große Nummer in der Liga der Mächtigen soll Nemzow ja gar nicht mehr gewesen sein.- Es nervt, wenn schon irgendwie gewußt werden will und freiweg, unhinterfragt drauflos behauptet wird, das man auf jeden Fall schon weiß, welche Art Motiv hinter diesem Meuchelmord steckt.

        • @H-G.-S:

          Nee, ich will hier gar nicht spekulieren. Nur finde ich das Argument eine bißchen seltsam, Nemzow hätte mehr Grund gehabt Putin zu hassen als umgekehrt. Heißt das nun, Nemzow war nur aus Hass in Opposition, oder es war nur Hass, wenn er die Absicht hatte was zu veröffentlichen, was Putin schaden konnte? Oder hat er sich aus Hass, um Putin zu schaden, ermorden lassen? ... Fragen über Fragen ...

          Aber Ihre Argumentation erinnert mich irgendwie doch sehr an die NSU - Affäre - wenn Türken erschossen werden, sind's keine rechtsradikalen gewesen, sondern die türkische Mafia, weil ja das andere allzu offensichtlich wäre.

           

          Und übrigens heißt es im Text: Mit Putin hatte Nemzow mehr als eine politische Rechnung zu begleichen. Der Jelzin-Nachfolger vermasselte ihm die Karriere. Also hat niemand behauptet, "Nemzow vermasselte Putins Karriere"

          sondern da hat einfach jemand nicht richtig gelesen.

          • @Ute Krakowski:

            ganz ehrlich...was interpretieren sie sich da zusammen. Ich meinte nur Nemzow hatte eher Gründe sich an Putin zu revangieren. Und wer nach irgendwas sucht womit er einen "Opponenten" in die Pfanne hauen kann, handelt vielleicht aus, in diesem Fall, politischen Überzeugungen heraus, vielleicht ist er auch von Hass getrieben. Ich sagte "vielleicht" um möglichen weiteren Interpretationen entgegenzutreten. Alles weitere: haben Sie Quellen dafür dass Nemzow etwas in der Hand hatte, oder haben Sie es nur irgendwo gelesen. Wenn Sie das gelesen haben, haben sie dann die angegebene Quelle in der Zeitung überprüft? Frage in Bezug auf Logik: wenn Sie etwas in der Hand gegen Putin hätten. Würden Sie das vorher groß in der Öffentlichkeit bekannt geben? Oder würden Sie nicht eher jemand suchen der das öffentlich macht...? Dokumente etc...