piwik no script img

Plagiatsvorwürfe an von der LeyenDoktortitel verteidigt

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen darf ihren Doktortitel behalten. Denn das Muster der Plagiate spreche nicht für eine Täuschungsabsicht.

Hilfe bei der Verteidigung: Ursula von der Leyen und ihre Untergebenen. Foto: reuters

Berlin taz | Ursula von der Leyen kann sich entspannen. Die Verteidigungsministerin darf ihren Doktortitel behalten. Das hat der Senat der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) in einer nichtöffentlichen Sitzung am Mittwoch beschlossen. Sieben Senatsmitglieder stimmten dafür, einer dagegen, ein weiterer enthielt sich der Stimme.

Es läge „kein durch Täuschungsabsicht geleitetes Fehlverhalten“ vor, begründete Uni-Präsident Christopher Baum im Anschluss an die Sitzung die Senatsentscheidung. Zwar enthalte die 1990 erschienene medizinische Dissertation von der Leyens Abgeschriebenes, aber das Muster der Plagiate spreche nicht für eine Täuschungsabsicht. „Es geht hier um Fehler, nicht um Fehlverhalten“, sagte Baum. Das sei ein „entscheidender Unterschied“.

Die CDU-Politikerin hatte ihre frühere Hochschule im Herbst vergangenen Jahres um eine Überprüfung der Arbeit gebeten, nachdem ihr Plagiatsjäger schwere Regelverstöße vorgeworfen hatten. Auf der Internetseite „Vroniplag Wiki“ ist von Plagiatsfundstellen auf 27 von 62 Seiten der Dissertation die Rede. Von der Leyen hatte die Vorwürfe stets abgestritten.

Mit seinem Beschluss folgte der Senat dem Votum der Uni-Kommission „Gute Wissenschaftliche Praxis“, die rund ein halbes Jahr die Dissertation überprüft hatte. Die Kommission fand „klare Mängel“ im Wesentlichen in der Einleitung der Arbeit, die den sperrigen Titel „C-reaktives Protein als diagnostischer Parameter zur Erfassung eines Amnioninfektionssyndroms bei vorzeitigem Blasensprung und therapeutischem Entspannungsbad in der Geburtsvorbereitung“ trägt. „Konkret geht es um Fehler in der Form von Plagiaten, also Übernahme fremder Textpassagen, ohne die Originalautoren korrekt zu kennzeichnen“, erläuterte Baum.

Kein „bewusste Täuschung“

Trotzdem sei das noch kein Grund, ihr den Titel abzuerkennen. „Es gibt keine Anhaltspunkte für eine bewusste Täuschung“, sagte der Hochschulpräsident. Auch stellten die von der Ministerin begangenen Fehler den wissenschaftlichen Wert der Arbeit „nicht grundsätzlich infrage“.

Für „eindeutig ausgeräumt“ erklärte Baum auch Vorwürfe, von der Leyen habe bei der Behandlung und Untersuchung von Patienten ihrer Studie ethischer Regeln verletzt. „Die Durchführung der Studie erfolgte im Einklang mit den geltenden ethischen Normen“, sagte der Uni-Präsident. Er versicherte, die Überprüfung der Dissertation sei „sorgfältig, objektiv, ergebnisoffen und ohne Ansehen der Person“ erfolgt. Er räumte allerdings ein: „Das Verfahren ist aufgrund des Bekanntheitsgrades von Ursula von der Leyen natürlich ein besonderes Verfahren.“

Die Verteidigungsministerin, die sich zurzeit in den USA aufhält, reagierte erleichtert auf den Senatsspruch. „Ich bin froh, dass die Universität nach eingehender Prüfung zum Schluss gekommen ist, dass meine Experimente für die medizinische Forschung relevant waren und die Arbeit insgesamt die wissenschaftlichen Anforderungen erfüllt“, ließ von der Leyen in einer ersten Stellungnahme über ihr Ministerium wissen. Sie räumte allerdings ein: „Teile meiner damaligen Arbeit entsprechen nicht den Maßstäben, die ich an mich selber stelle.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

36 Kommentare

 / 
  • Hauptsache die Frisur stimmt.Alles andere will man gar nicht sehen.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Querdenker:

      Selbst die stimmt nicht.

       

      Das Foto ist seitenverkehrt abgebildet, daher verweht der Wind von rechts die Frisur, in Wirklichkeit weht ihr der Wind von halblinks entgegen, aber gewaltig.

  • Ich muss mal zum Bild kurz klugscheißern: Seit wann hat von der Leyen US-Soldaten als Untergebene?

    • @vøid:

      Nein, sie ist deren Untergebene. Die Bildunterschrift ist falsch.

    • @vøid:

      Stimmt wohl - promovieren könnte man mit der Präzision dieser Bildunterschrift nicht. Es sind weder alle ihre Untergebenen auf dem Bild noch sind alle auf dem Bild ihre Untergebenen.

       

      Aber immerhin sind ein paar der Herren (rechts im Bild) tatsächlich mit kleinen schwarzen Adlern auf der Schulter geschmückt, wenn man ganz genau hinguckt - bestimmt Spezialkräfte und daher Meister der Tarnung. ;-)

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @vøid:

      Jedenfalls gehen da einige in die Knie, warum auch immer...

      • @571 (Profil gelöscht):

        Die Antwort ist super!!

  • "Teile meiner damaligen Arbeit entsprechen nicht den Maßstäben, die ich an mich selber stelle.“

    ----

    Klingt sehr nach der verschlagenen Weisheit einer Falschen Schlange.Hat also das Zeug zur nächsten Bundeskanzlerin.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @H.G.S.:

      Als Tochter eines Hannoveraner CDU-Ministerpräsidenten dürfte sie entsprechend sozialisiert worden sein.

      Wahrscheinlich glaubt sie sich selber kein Wort, aber die Wahrheit bleibt jetzt in der großen Familie der irgendwie Abhängigen unter Verschluss.

      Unsere aktuelle Kanzlerin ist mir da schon lieber, wenn auch nicht lieb.

      • @571 (Profil gelöscht):

        "Wahrscheinlich glaubt sie sich selber kein Wort"

         

        Ich gehe davon aus, dass "sie entsprechend sozialisiert" wurde, sich auch selbst jede eigene Verlogenheit als Wahrheit zu suggerieren, um entsprechend als souverän- täuschende Leitungsposten- Qualifizierte blenden zu können.

        • 5G
          571 (Profil gelöscht)
          @H.G.S.:

          Genau.

          Sie nehmen mir die Worte aus dem Munde.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Möge sie glücklich bleiben mit diesem nun eh stark angekratzten Titel.

     

    Alle Achtung übrigens vor den sprachlich gelenkig verrenkten MHHannoveranern.

    62 Seiten in einem halben Jahr überprüft - hart!

    • @571 (Profil gelöscht):

      Wutbürger? (Soll heißen: Ohne Wissen rummeckern)

      Ungefähr alle am Verfahren Beteiligten haben noch viel zu viel anderes und v. a. Wichtigeres zu tun, als die Schlampereien von vor 25 Jahren zu korrigieren. Mal davon abgesehen, dass das einen enormen Arbeitsaufwand bedeutet: Nicht zuletzt muss man die ganze veraltete zitierte - und v. a. nicht zitierte - Literatur beschaffen.

      • @LeSti:

        Richtig! Gönnt doch den Privilegierten ihre Privilegien!

      • 5G
        571 (Profil gelöscht)
        @LeSti:

        Wutbürger?

        Nö, im Gegenteil, altersmilde.

         

        Aber Sie scheinen es einfach zu gut mit der Frau Doktor und dem MHH-Senat zu meinen.

        Dafür erfinden Sie sogar Ausreden.

        • @571 (Profil gelöscht):

          Nein und Ja.

          Frau Doktor finde ich ziemlich lästig und bei soviel Schlamperei ist der Doktortitel eigentlich nichts wert. Denn der Doktor der Medizin wird von ziemlich allen anderen Fächern für seine minimalen Anforderungen kritisiert. Und wenn man die noch nichtmal wirklich erfüllt...

           

          Ausreden für den Senat erfinde ich nicht. Ich arbeite selber an einer Uni und weiß daher ein wenig Bescheid, wieviel Verwaltungsmist da durch die Megamühle gejagt werden muss. Bis zum Senat hab ichs zwar auch nicht geschafft. Aber trotzdem bin ich mir sicher, dass eine Diss von Anno dazumal bei den Prioritäten irgendwo ganz weit hinten einsortiert wird und werden muss.

          • 5G
            571 (Profil gelöscht)
            @LeSti:

            Mangels Einblick hinter die Kulissen der Entscheidungsfindung kann ich den Aufwand nicht beurteilen, mutmaße jedoch, dass es auch einen Nebenschauplatz gab, auf dem die Person eine ebenso große Rolle wie ihr Werk gespielt haben könnte. Der Zeitaufwand legt diese Mutmaßung nahe.

            Zu bedenken ist doch immerhin, dass es Verbindungen der Eheleute von der Leyen zur MHH gab und wahrscheinlich noch gibt.

          • @LeSti:

            Vielleicht sollte man die Kosten des Aberkennungsverfahren mal den Überführten auftragen?- Wobei natürlich eine jeweilige Universität ihr erweislicher Anteil an einer diesbezüglichen Schluderei, nicht zu Unrecht träfe.

  • Jau - Darüber hab ich schon vorm Fernie so herzhaft gelacht ~>

     

    ....Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen darf ihren Doktortitel behalten.

    Denn das Muster der Plagiate spreche nicht für eine Täuschungsabsicht...

     

    Da hat Frau v.d. Lie-ing nix verteidigt - schon gar nicht ihre Diss. - ihr tazis!

    Nö - Denn dem Reinen ist alles Rein - auch der Reinen.

    Denn - Allerspätestens seit - Der Buchstabe G - by Kurt Tucholsky* wissen wir -

    In Hannöverschen - vor allem aber in Hannover - wird das raanste Deutsch -

    Das raanste Aa - gesprochen! Jaa schonn!

    kurz - wo´s so Raaan ist - da kann es - mit Verlaub - vor Plagiaten nur so wimmeln!

    Da ist doch nichts so raan - als daß das Muster - Verstehen Sie -

    Das raane Muster - Der wimmelnden Plagiate -

    Ja als daß dieses raane Muster aber sowas von -

    Gar keiner Täuschingsabsicht erkennen läßt - ja lassen kann.

    Raan gaaarnicht.

    Denn - Wie schon & allweil der kundige Jurist sagt -

    Auf der Stirn trägt es das Muster eben grad nicht - gell!

    Und so gaanz raan gefragt - je doch jetzt mal ehrlich - Jawoll!

    Haben Sie solch ein raanes Muster auf der Stirn von La Tuffa gesehen?

    Nein - Eben grad klar - Raan Gar Nicht! Und wir auch Raan Gaar Nicht!

    Engelsraan dehra Stirn von der Fraa v.d. Lie-ing!

    Jaa - Die raane Stirn - Muß frauman erst mal mit 7:1 haben!

    Ok - In Maschmeier-Schröder-Wulff-v.d.Lie-ing-Town!

    Da is ja bekanntlich alles möglich - eben auch solches.

    Raaner Waahnsinn.

     

    (ps * http://www.zeno.org/Literatur/M/Tucholsky,+Kurt/Werke/1930/Der+Buchstabe+G

    leider hat Flintenuschi - anders als Theochen keine " zwei Tage lang einige Schwierigkeiten gehabt – des Sitzens wegen." - traut sich halt keiner - &

    Vater Ernst Albrecht is all lang tot; - genau, wenn frauman den mal braucht;)

    • 8G
      889 (Profil gelöscht)
      @Lowandorder:

      "Flintenuschi"

       

      Frau Onkel Doktor rer. plag. Flintenuschi. So viel Zeit muss sein!

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Lowandorder:

      Aastraaner Opus.

      • @571 (Profil gelöscht):

        ääääh ... nebenbei : Opus ist im Lateinischen u n d auch im Deutschen ein Neutrum

        • 5G
          571 (Profil gelöscht)
          @APOKALYPTIKER:

          Ja, okay, hätte ich wissen müssen als "Ex-P." (geklaut von Lowandorder).

           

          Aastraanes Opus.

        • @APOKALYPTIKER:

          Als gelernter Halbhumorist gefragt -

          An den Langsatzgiganten ~>

          "Was man nicht deklinieren kann…?"

          weil …kommt aus dem Griechischen & der kluge Rat meines Vaters Beendeten mein dahingehendes Anheischiges Gestümper - abrupt!

          • @Lowandorder:

            Wenn ich hiernach wieder tränenlos gucken kann:

             

            »Haben Sie Aale?« – »Näö, ich habe getzt Zaat!«

             

            interessiere ich mich vll. für Eure Lateinkämpfe ;-)

            • @H.G.S.:

              Aöale - wohl Braaaanschweiger?;()

    • @Lowandorder:

      :-)))

  • Ach, diese ganze Titelei gehört abgeschafft.

     

    Und wenn dann noch ein Adelstitel davor steht, ob ererbt oder angeheiratet, dann sowieso.

     

    Wenn "Leistung zählt" (Zitat) dann sollte das die alleinig entscheidende Voraussetzung für politische und andere Ämter sein...

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Gion :

      Dann bitte aber auch alle "Jobtitles" abschaffen.

      • @849 (Profil gelöscht):

        Es bezieht sich auf Namenstitel, denke ich.

    • @Gion :

      Eine wissenschaftliche Arbeit mit Doktortitel ist eine Leistung. Aufgrund des Titels wird eine geringere Bezahlung in Kauf genommen. Und Forschung dient der Menschheit. Frau Leyhen hat nur in der Einleitung geschludert, aber die eigentliche Arbeit besteht aus eigenen Daten. Das ist der Unterschied zu vielen geisteswissenschaftlichen Arbeiten, wo keine eigenen Daten verwendet werden. Da müsste man schon in jungen Jahren einen Riesenüberblick haben, um aus bestehendem Wissen etwas Neues zu generieren. Da man das oft nicht hat in jungen Jahren, wird plagiiert.

      • @Gabriel Renoir:

        "Nur in der Einleitung geschludert"?

         

        Angeblich auf 27 von 62 Seiten. Ein Umfang - mal so nebenbei - der in naturwissenschaftlichen Fächern eher als "Referat" denn als "Doktorarbeit" durchgeht. Wenn von so einem schmalen Werk dann auch noch fast die Hälfte auf die "Einleitung" entfiele, in der eigentlich nur die Problemstellung und der aktuelle Stand der wissenschaftlichen Diskussion umrissen werden sollte (als Grundlage zum Verständnis der Relevanz der vorliegenden Arbeit), dann wäre das schon sehr albern.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @Gabriel Renoir:

        Daten sind nie eigen, sondern gegeben. Deswegen heißen sie so. Aus diesen Information zu machen und sie zu Thesen zu verdichten, ist der Sinn einer Dissertation, egal ob in den sogenannten Geistes- oder Naturwissenschaften.

        • @849 (Profil gelöscht):

          Frau Leyen hat ein Experiment gemacht, zum Beispiel die Geschwindigkeit gemessen, mit der ein Apfel vom Baum faellt. Herr Guttenberg hat den Untergang des römischen Reichs interpretiert oder so was ähnliches (transatlantische Beziehugen?). Das ist der Unterschied.

        • @849 (Profil gelöscht):

          Der "Sinn" einer Diss¿! Ahja;)

          "Die einsamste Zeit meines Lebens - grauenhaft" - ok insgesamt

          Fünf Jahre, Gaahrp!

          Weil er einem Prof-Idioten selbiges

          Mal gesteckt hatte;

          Da lieg ich mit 2 1/2 + ja noch - öh

          Gut im Trend;()

          • @Lowandorder:

            ps wg Klarstellung;) ~>

            Verstiegen in der Eigernordwand ~>

            Finalisierung - Jahrende später ~>

            Papiercontainer;() ~>

            Plaguefrei.