Peking startet GPS-Konkurrenten: China navigiert sich nach oben

Mit Beidou hat Peking ein satellitengestütztes Navigationssystem entwickelt. Damit macht sich China vom US-amerikanischen GPS unabhängig. Das europäische System ist abgehängt.

Navigation in China: demnächst mit volkseigenem System. Bild: dpa

BERLIN taz | Eines der ersten Navigationsgeräte, den Kompass, haben die Chinesen einst erfunden. Heute bedienen sich die meisten Schiffskapitäne der modernen Satellitennavigation. Und bei weitem nicht nur sie. Satellitennavigation findet sich inzwischen in fast jedem Smartphone und Auto.

Mit dem Global Position System (GPS) verfügen bislang aber die US-Amerikaner über das Monopol in der Navigationstechnologie. Das wollen die Chinesen ändern. Am Dienstag hat das chinesische Pendant zu GPS seinen Testbetrieb aufgenommen. Der Name von Chinas Satellitennavigationssystem: Beidou, übersetzt für Kompass.

Damit geht ein lang gehegter Wunsch der chinesischen Führung in Erfüllung. Offiziell heißt es, dass Beidou in erster Linie für Telekommunikation, Wetterbeobachtung und für die Fischerei genutzt werden soll. Doch Experten zufolge will vor allem das chinesische Militär auf das System zugreifen.

Nicht nur China, sondern auch andere Länder beklagen, dass die USA GPS aus militärischen Gründen immer wieder bewusst ungenaue Daten liefern ließe. "Nun haben wir ein eigenes System", sagte der Leiter von Beidou, Ran Chengqi, der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua. Er kündigte an, dass das chinesische System seine Dienste sowohl chinesischen als auch ausländischen Unternehmen zur Verfügung stellen werde.

Beidou soll bereits Ende des kommenden Jahres weite Teile Asiens und der Pazifikregion seine Dienste anbieten können. Zehn Satelliten hat China seit 2007 in die Umlaufbahn gebracht, weitere sechs sollen 2012 folgen. Bis 2020 wollen die Chinesen mit insgesamt 35 eigenen Satelliten die gesamte Welt abdecken.

Europa mit "ernsten Problemen"

Mit dem Teststart haben die Chinesen zugleich die Europäer abgehängt. Europa bastelt bereits seit fast einem Jahrzehnt an Galileo, einem eigenen Satellitennavigationssystem. Galileo und Beidou buhlen um die gleiche Funkfrequenz.

Da Galileo erst 2014 an den Start gehen soll, geraten die Europäer nun ins Hintertreffen. Denn wer diese Frequenz als erster belegt, darf sein Navigationssystem nutzen. Damit ist schon jetzt klar, dass Galileo mit den geplanten Frequenzen nicht in vollem Umfang eingesetzt werden kann. Angesichts der chinesischen Konkurrenz sprach man in Brüssel bereits vor zwei Jahren von einem "ernsten Problem".

Auch die Russen bauen an einem eigenen Satellitensystem namens Glonass. Doch die russische Raumfahrt erlebte Ende vergangenen Jahres einen herben Rückschlag als eine Rakete mit drei Glonass-Satelliten an Bord abstürzte.

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