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Ökokapitalist gibt nachAlnatura will Tarif zahlen

Nach Kritik will größte Öko-Supermarktkette allen Beschäftigten Tariflöhne zahlen. Ver.di ist aber noch nicht zufrieden, denn andere Märkte bleiben bei untertariflichen Gehältern.

Das gute Gefühl, dass bei Alnatura künftig nicht nur das Gemüse gut behandelt wird. Bild: dpa

BERLIN taz | Die von der taz ausgelöste Medienkritik am Lohndumping bei Deutschlands größter Bio-Supermarktkette Alnatura zeigt Wirkung: Das hessische Unternehmen hat angekündigt, künftig allen Mitarbeitern Gehälter mindestens in Tarifhöhe zu zahlen. Die Gewerkschaft ver.di begrüßte die Entscheidung.

"Es ist unsere Leitlinie, dass die Alnatura-Mitarbeiter ein Einkommen nicht unter dem Tariflohn bekommen. Wir prüfen daher aktuell alle Mitarbeiterverträge und werden die Fälle korrigieren, die nicht unserer Leitlinie entsprechen", teilte Firmensprecherin Manon Haccius am Donnerstag der taz mit. Als Grund nannte das Unternehmen die kritische Berichterstattung in den Medien. Unklar ist noch, ab welchem Zeitpunkt die Erhöhung gelten soll.

Die taz hatte am Dienstag gemeldet, dass Alnatura wie die meisten anderen Bio-Händler ihre Mitarbeiter teils schlechter bezahlt als konventionelle Läden. Der niedrigste Stundenlohn liegt bei 7,50 Euro. Das ist 16 Prozent weniger als das geringste Gehalt im aktuellen Tarifvertrag, den ver.di und der örtliche Arbeitgeberverband für die Hauptstadt ausgehandelt haben. Eine Verkäuferin in der Berlin-Kreuzberger Filiale bekommt rund 30 Prozent weniger, als der Tarif bei ihrer Berufserfahrung vorsieht.

Margret Mönig-Raane, Vize-Chefin von ver.di, erklärte: "Natürlich ist es eine gute Nachricht für die Beschäftigten, dass ihre Einkommen jetzt an das Niveau unserer Flächentarifverträge angepasst werden." Offenbar habe die Unternehmensleitung erkannt, dass allein die von ihr immer wieder herausgehobenen guten sozialen Bedingungen weder einen guten Arbeitgeber ausmachten noch die laufenden Kosten der Beschäftigten deckten. Allerdings müsse Alnatura nun auch dem Arbeitgeberverband beitreten, so dass die Firma Änderungen an den Tarifverträgen automatisch übernehmen muss. "Dieser Schritt sollte für ein Unternehmen, das so hohe Maßstäbe an einen fairen Umgang miteinander legt, eine Selbstverständlichkeit sein."

Alnaturas Öko-Konkurrenten wollen dennoch weiter auch unter Tarif bezahlen. "Wir sind immer noch nicht in den schwarzen Zahlen und deshalb überhaupt nicht mit Alnatura zu vergleichen", sagte Swaantje Katz, Sprecherin der drittgrößten Kette Basic, der taz. Tatsächlich erwartet das Unternehmen für das vergangene Geschäftsjahr bei 96 Millionen Euro Umsatz knapp vier Millionen Euro Verluste, während Alnatura bei 361 Millionen Euro Umsatz einen Gewinn einfuhr, auch wenn es die Höhe nicht nennt.

Auch die in Berlin und Hamburg vertretene Kette BioCompany bleibt bei ihren teils untertariflichen Löhnen. Das niedrigste Gehalt für Festangestellte beträgt nach Firmenangaben etwa 8,30 Euro pro Stunde - also ebenfalls unter dem Eingangsgehalt von 8,91 Euro aus dem Tarifvertrag. "Ich sehe es als Verpflichtung als Unternehmer an, zum Tarifgehalt zu kommen, aber im Moment geht das noch nicht", entschuldigte sich Geschäftsführer Hubert Bopp. Wenn das Unternehmen keinen Gewinn mehr schreibe, würde es keine Kredite für die Eröffnung weiterer Filialen mehr bekommen.

Bio-Firmen weisen auch immer wieder darauf hin, dass sie etwa für ihre Käse- und Fleischtheken mit Bedienung mehr Personal benötigen als etwa konventionelle Discounter. Die Nummer Zwei bei den Bio-Ketten, "denn's Biomarkt", wollte sich zur seiner Lohnpolitik nicht äußern.

Die Gehälter bei Alnatura hatten auch deshalb Aufsehen erregt, weil das Unternehmen damit wirbt, "fair mit unseren Partnern in Produktion und Handel" zusammenzuarbeiten. Zudem werden im deutschen Einzelhandel allgemein laut Branchenverband HDE mehr als zwei Drittel des Personals nach Tarif bezahlt. Unbestritten ist, dass die Bio-Branche den Bauern ein höheres Einkommen verschafft und die Umwelt erheblich entlastet.

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24 Kommentare

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  • G
    Gesine

    Ich habe den Artikel erst jetzt entdeckt und bin schockiert. Ich habe jahrelang guten Gewissens bei Bio Company eingekauft und bin auch auf die Werbesprüche hereingefallen. Da denkt man doch tatsächlich, dass "hinter den Kulissen" auch alles in Ordnung ist und in Wirklichkeit werden die Mitarbeiter so schlecht bezahlt, dass sie wahrscheinlich nur davon träumen können, selbst im Bio-Laden einzukaufen. Es gibt keine guten Argumente dafür, seine Mitarbeiter auszubeuten. Was bringt es den Mitarbeitern, wenn das Unternehmen expandiert? Sie leben doch nicht für das Unternehmen! Würde mich mal interessieren, wie in der Chef-Etage bezahlt wird, aber die können sicherlich so viel Bio einkaufen, bis ihnen Karotten aus den Ohren wachsen. Als alteingesessene Öko-Frau ärgere ich mich jedenfalls über meine eigene Naivität, man darf die Katze eben nicht im Sack kaufen! In Zukunft werde ich jedenfalls jene Läden meiden, die ihre Mitarbeiter nicht vernünftig bezahlen!!!

  • C
    c.gemma

    an no- name:

    um deine frage zu beantworten:nein, es gibt keinen betriebsrat.

    aber gleich den schritt zu lidl bzw. aldi halte ich auch nicht für eine gute lösung.dort arbeiten die beschäftigten nicht grade unter besseren bedingungen.

    die entwicklung der discounter wurde über jahrzehnte von den kunden gefördert,dieses`erfolgsrezept´wird im biobereich übernommen.

    es gibt keine einfachen lösungen mehr.also neugierig sein,recherchieren nach wochenmärkten,kleinen bioläden,die bezahlbare preise haben,da gibts mehr,als man denkt und halt auch bereit sein für kompromisse,wenn es gute produkte sind.da haben die erzeuger was von.

    recherchieren,wie es bei den erzeugern/produzenten/handel in punkto mitarbeiter aussieht und auch kundzutun,das man als kunde einen fairen umgang mit den angestellten wünscht.

    es ist eine ewige abwägung,die sich lohnt und sie beginnt damit,was wir essen.bitte neugierig,wach und vor allem aktiv bleiben,für die erzeuger,die umwelt und die angestellten!fatalismus haben wir schon genug!

  • N
    NoName

    Ich dachte immer, bei der BIO-Company in Zehlen- oder Schmargendorf ist alles dufte, denn da trage ich viel Geld hin. Also wenn das so ist, kann ich das Geld auch zum Discounter bringen.

     

    Hat die BIO-Company einen Betriebsrat?

  • C
    c.gemma

    es hat schon was putziges,zu lesen,die bio company zahle immer noch teils untertariflich.das hört sich ja so an,als ob schon teilweise tariflich bzw.übertariflich bezahlt würde.dass war gar nie vorgesehen,da personalkosten dauerhaft auf der sparliste stehen und sich da erst was ändert,wenn der druck sich erhöht.auf dem rücken der angestellten wird ein filialnetz aufgebaut,im sinne des wortes.

    das alnatura nun tarif zahlt,glaube ich dann,wenn es soweit ist,obwohl ich es dieser biokette noch am ehesten zutraue.mit den wirtschaftlichen erwägungen im hintergrund zu argumentieren,was im bezug von lohnzahlungen sehr gern und ausführlich von seiten der arbeitgeber getan wird,ist ein mehr als ärgerliches agieren.z.bsp.hat sich basic durch fehlentscheidungen in diese situation gebracht,allerdings haben diese entscheidungen nicht die arbeitnehmer zu verantworten.aber dies ist ein argument,warum kein tarif gezahlt wird.was kriegen denn die chefs?unter tarif?

    genau so ärgerlich ist das argument des guten betriebsklimas.für das klima sind nicht exclusiv die chefs verantwortlich,im gegenteil.ich erlebe es eher so,das trotz der vorgesetzten in einigen fällen ein gutes betriebsklima geschaffen wird und zwar von den beschäftigten.und zum dank(zur strafe?)kriegen sie deswegen lohn weit unter tarif?

    was für eine verquere logik in der argumentation.

    dieses ganze rumgeeiere um schlechte bezahlung geht nun schon so lange,dass ganz klar gesagt werden muss:zahlt den beschäftigten die löhne,die ihnen zustehen,nämlich tarif,alles andere ist augenwischerei.fünfzig euro kredit und weiterbildungen überhaupt zu erwähnen ist ja gelinde gesagt schon peinlich in anbetracht dessen,dass ja aus kostengründen keine fachkräfte eingestellt werden.sondern mit mitarbeitern gearbeitet wird,die eine lebendige verkörperung der distanzierung den alten ökos gegenüber sind.und viele dieser angestellten weder bio kaufen,(u.a.auch weil sie es sich nicht leisten können) noch kennen sie sich aus.und weil die kunden das merken,gibt es schweren herzens einen kredit und zur minimalwissensaneignung etwas fortbildung.

    auch bei alnatura mit ihren seminaren und yogakursen:schön,wenn es zusätzlich angeboten wird,aber es gegen das recht einer anständigen bezahlung auszuspielen,erinnert an feudalzeiten:vielleicht wäre es für die arbeitnehmer im biobereich von vorteil,wenn grundsätzlich das siezen eingeführt würde.duzen im zusammenhang mit schlechter bezahlung ist doppelte respektlosigkeit.es geht schlicht und einfach um die bezahlung für die zeit auf arbeit,und es gibt ein leben jenseits der arbeit.was der einzelne da tut,ist seine entscheidung.vielleicht im chor singen...?bienen halten...?meine güte,meine zeit!!!

  • KB
    Ökosklave bei der Bio Company

    Als Mitarbeiter bei der Bio Company erscheinen mir die Arbeitsbedingungen bei Alnatura geradezu paradisisch!

    Bei uns gibt es weder eine Bieneninitiative, keine Theatergruppen, keinen Chor, keine Yoga-Gruppe, keine Winterseminare o.ä.. Was ist Weihnachts- oder Urlaubsgeld?

    Praktikanten/innen und Probearbeiter/innen erhalten € 0,00 Bezahlung. Aushilfen fangen in unserem Unternehmen mit einem Stundenlohn von € 6,50 an. Es gibt Kollegen/innen die seit Jahren bei der Bio Company beschäftigt sind und weniger als € 9,00/Std. verdienen! Unser Chef sagt, er sehe es als Verpflichtung als Unternehmer an, zum Tarifgehalt zu kommen, aber im Moment ginge das noch nicht. Seine Begründung: Wenn das Unternehmen keine Gewinne mehr schreibe, würde es keine Kredite für die Eröffnung weiterer Filialen mehr bekommen. Im Klartext heißt das: Expansion ist im Unternehmen nur möglich, wenn es seine Mitarbeiter unter Tarif d.h. schlecht bezahlt. Was ist das für eine Firmenstrategie? Unser Slogan lautet: Bio Company - Aus vollem Herzen - Ihr Biosupermarkt mit günstigen Preisen, großer Auswahl, super Frische, vielen regionalen Produkten und ... schlecht bezahlten Mitarbeitern/innen!

  • U
    UMAGA

    ZU BIO COMPANY

     

    Was sind schon 8,33€ kann man davon leben ???????

    Ja vieleicht wenn man keine unkosten hat .

    ( Bei BIO arbeiten und bei der Tafel wird eingekauft )

    so kann das doch nicht weiter gehen

  • U
    ULF

    50 € Einkaufsgutschein im Monat ? Da kann man doch höchstens mal kosten wie BIO schmeckt Die 50€ sollten eher auf das Gehalt .

  • H
    hörgerät

    Was hööööre ich ? Die Grünen Öko-Betriebe bezahlen Sklavenlöhne und verkaufen zu Mondpreisen ???

    Weg mit dem Grünen Schleim ! Weg mit den Grünen Ausbeutern ! Am 9. Mai !!!

  • D
    der ökokapitalist

    @von Björn Hens

     

    Es ist einfach etws einfach zu sehen.

    Geld fliesst. Dass heisst. Da steht nicht öko oder Shell drauf.

    So kann das Geld am Ende doch auch beim Vernichtenden Umweltriessen landen.

     

    Wie waere es den mal mit einem Greenbuch markenfirmen. Oder Redbook. wie sozialistisch und Okologisch sind die gewoenlichen uebeltaeter und ihrer protagonisten.

     

    Alnatura versucht gut zu sein. Aber es hat bestimmt noch mehr Fehler. Nicht immer gibt es regionale ware. Das Alnatura angebot ist extrem billig. Die eigenmarke.

     

    Wer richtig rechachieren wuerde, findet das die grenze zwischen uebler markenfirma und uebler biokapitalist nicht mehr existiert. Sondern gleiche Handelsknotenpunkte bestehen. Und das es viel arbeit ist das zu verstehen und zu erklären.

     

    Alnatura koentte mit ihrer macht. Mehr regionale Produckte anbieten. In ihrem heimatgebiet Mannheim/ Rhein Neckar Main. Gibt es viele gute Handwerksproduckte und Biolebensmittel die Alnatura uebersieht.

    Leute wie ich hoeren erst auf zu kritisieren wenn / oder meckern.. wenn wir sehen dass BIO ein Prozess ist wo jeder einsteigen kann. Nicht nur elitäre Riegen der DEmeter alnatura, Steiner leute, Nebenbei..steiner ist latent antisemitisch und rassistisch gewesen.

     

    BIO soll auchdarstellen eine naehe zum konsumenten und das auch das selbermachen DIY moeglich und moeglicher ist.

     

    Vieleicht ist BASIC schlimmer, vieleicht BIOCOMPANY. Nur berichte und erzählungen helfen weiter.

     

    Und wer sagt das bei Verdi alles gut laeuft! Es waere gut wenn diese nachricht durch die Beschaeftigten und nicht durch den Machtapperat Verdi in die Medien gekommen waere. Nur von unten, denke sind klagen wirklich nachthaltig und nachtraeglich wirksam.

     

    Die richtige revolution im oekokapitalismus kommt also noch. Wenn der BIO supermarkt von kunden und Versklavten einzehandelskaufrauen selborganisiert wird. BIS dahin AHOi und frohe seefahrt.

  • E
    Ex-Mitarbeiter

    Bei AlnaturA fällt mir als ehemaliger Angestellter ein, dass ich die laut gedachten Wiedersprüche zu dem Fair Trade Gedanken und den unfairen Umgang mit Mensch und Erde, sowie der Gründung eines Betriebsrates mit einer sog. Kündigung im gegenseitigen Einvernehmen (Betriebsbedingte Kündigung mit einem Vergleich) quittiert bekam.

     

    Für meinen damaligen Anwalt war AlnaturA kein unbeschriebenes Blatt. Im Gegenteil:

    Es ließen sich Regale füllen mit Rechtsstreiten gegen AlnaturA – so der Anwalt.

    Trotzdem will Alnatura eine „solidarische Arbeitsgemeinschaft“ sein mit „flacher Hierarchie“, die ein Betriebsrat weiterhin für überflüssig hält.

     

    Mal schauen wie lange es dauert, bis sich Mitarbeiter aufraffen Alnatura davon zu überzeugen, dass Sie oftmals anderer Meinung sind als Ihr Gründer und Geschäftsführer Götz Rehn. Wie lange müssen Schmach und Schikane noch dauern, bis sie tatsächlich eine Solidargemeinschaft gründen?

     

    Zu denn´s Biomarkt fällt mir ein, dass ich im April 2009 als hochqualifizierte Fachkraft bei 25 Std./Wo. 1029,- Euro/Brutto verdiente und mit zwei weiteren Angestellten (einschließlich Filialleiter) durch ca. 500qm von der Kasse am Eingang bis zur Kühltheke am anderen Ende immer hin und her gerannt bin, um abwechselnd zu kassieren und Kühlregale einzuräumen.

    Um meine Pause musste ich betteln und während dessen auf Abruf bereit stehen. Diese und andere von mir angemahnten Missstände wurden sofort mit einer Kündigung beantwortet. Darüber hinaus musste ich der Agentur für Arbeit auch noch Rechenschaft für die gegen mich ausgesprochene Kündigung stehen. Dennree und AlnaturA haben die Bio-Marktmacht.

  • KT
    Klaus Trofobi

    Ich wundere mich immer wieder, wieviele Leute sich einerseits über "Bio = zu teuer" beschweren und andererseits nicht (ein)sehen wollen, daß auch dort ein erbitterter Preiskampf geführt wird - gerade auch WEGEN dieser ewigen 'zu teuer'-Nörglerei. *Selbstverständlich* kosten bessere Sachen oft mehr und *selbstverständlich* ist nicht alles was mehr kostet auch automatisch besser. Eben deshalb ist es gut, auch 'Bio' & 'Öko' immer wieder zu hinterfragen und - Danke taz! - darüber zu berichten. Ich werde weiterhin Bio und im Bioladen kaufen wann immer ich es mir leisten kann.

     

    Ich fände eine positiv-Liste gut, auf der man sehen kann, welche Biomärkte Tarif oder über Tarif bezahlen - einerseits hätten die Kunden eine Entscheidungshilfe, andererseits könnten die Märkte dadurch ggf. höhere Preise rechtfertigen.

     

    Weiß jemand, wie es mit LPG, VIV und anderen in Berlin ist - zahlen die auch unter Tarif?

     

    Frohe .o0O°stern :)

  • M
    Mathilde

    abzuwarten bleibt, ob die dann steigenden Personalkosten dann noch mehr auf immer weniger Personal für ein wachsendes Arbeitsaufkommen umgelegt wird.

    Natürlich gibt es Firmen, die viel saumäßiger mit ihren Angestellten umgehen, aber die haben sich Fairness zumindest nicht auf die öffentlichen Fahnen geschrieben und ich finde, daran muß man Firmen wir Alnatura und Bio-Company messen. An dem, was sie nach außen vorgeben zu sein und wie es wirklich aussieht.

    Man kann doch noch nicht eine Sauerei damit entschuldigen, das es woanders noch viel schlimmer ist.

    Wenn der Kunde in einen Laden geht, weil er denkt, da stimmt nicht nur die Qualität seiner Lebensmittel, sondern auch der Umgang mit den Angestellten, und tatsächlich sieht es doch ganz anders aus, dann ist das Bauernfängerei.

    Und warum wird denn so vehement gegen Betriebsräte argumentiert, wenn doch alles so schön ist.

    Allerdings müssen sich diesen Schuh vor allem die Angestellten selber anziehen, wenn sie keinen versuchen zu etablieren. Das ist nicht Aufgabe der Firmenleitung, vielleicht aber schon eine Offenheit dafür.

    Aber auch hier werden vermutlich viele Angestellte die Füße still halten aus Angst um ihren Arbeitsplatz oder aus Angst vor Mobbing.

     

    Abzuwarten bleibt, was aus den schnell rausgeschossenen Absichtserklärungen wird.... jedenfalls mit Yoga statt ordentlicher Bezahlung überzeugt mich niemand. Das ist doch einfach nur peinlich. Zumal die Kurse ja nicht mal allen Angestellten tatsächlich zur Verfügung stehen, sondern nur denen aus der Zentrale.

     

    Bio-Company und Basic sind die noch schlechtere Alternative, keine Frage und einen Bauern um´s Eck hat ja nun leider nicht jeder.

     

    Ich jedenfalls bin bereit, noch genauer zu gucken, wo ich einkaufe.

    Und @Björn, die genannten Firmen boykottiere ich genauso, so gut ich kann. Das es da noch schlimmer ist, ist für mich kein Argument.

    Wenn schon Yoga Kurse ein Argument für gut gemeintes ist, dann sieht es duster aus in unserem Land... aber das tut es ja auch.

  • BH
    Björn Hens

    PS: Was nicht heißen, dass ich die AUfklärung seitens der taz nicht gut fand. Aber die wahren Probleme des Kapitlismus sind wohl woanders zu finden, als bei Alnatura. ALleine wenn ihr das Schwarzbuch Markenfirmen mal durcharbeiten würdet, hättet ihr Artikel für mehrere Monate. ;)

  • BH
    Björn Hens

    PS: Was nicht heißen, dass ich die AUfklärung seitens der taz nicht gut fand. Aber die wahren Probleme des Kapitlismus sind wohl woanders zu finden, als bei Alnatura. ALleine wenn ihr das Schwarzbuch Markenfirmen mal durcharbeiten würdet, hättet ihr Artikel für mehrere Monate. ;)

  • BH
    Björn Hens

    Ich weiß nicht worans liegt, aber wenn jemand, der eigentlich Gutes tun will und seit Jahrzehnten dafür kämpft und es sich bestimmt hätte einfacher machen können, indem er auf den Billig-Zug aufspringt, aber dennoch durchgehalten hat, kleine Mäkel hat, dann fangen die Menschen an zu motzen, zu kritisieren und zu klugscheißern. Und bescheren sich gleichzeitig über die geringen Löhne UND über die teuren Preise. Wenn aber Firmen, die nur Profit machen wollen, ständig mit Lobbyarbeit gegen eine Veränderung der Verhältnisse kämpfen, die Kunden bewusst verarschen und der Welt nicht gut tun, das Tricksen und Ausbeuten als Grundprinzip haben und evtl. nur deshalb so groß sind, dann gehen die Leute weiter hin, weil man nicht auf so tolle Produkte oder die Bequemlichkeit verzichten will. Wer hat sich den heute schon über Bayer, Exxon, Shell, Procter&Gamble, Unilever, H&M, BP, Deutsche Bank, Commerzbank, Siemens, Levi´s, Nike, Novartis, BASF, Adidas, VW, Mercedes, BMW, LIDL, ALDI, METRO, C&A, Nestle, Allianz, Disney oder Puma aufgeregt? Nein, da geht man dann nachher einkaufen, weil man Alnatura nicht mehr unterstützen will. Oh man, wie arm... Verwendet eure Energie mal lieber für die Drecksfirmen, die ihr tagtäglich ohne mit der WImper zu zucken unterstützt. Und lasst die in Frieden, die sich wenigstens ehrlich Mühe geben. Und das seit über 20 Jahren. Mal dran gedacht, wie schwer die es hatten, bevor die Menschen auf die Idee kamen, dass man sich mit Umweltbewusstsein ein reines Gewissen schaffen kann!?

     

    Und man bemerke: So schnell wie Alnatura lenkt Shell nicht ein, wenn es um die Zerstörung des Niger-Deltas geht. Woran irgendwie auch Microsoft beteiligt ist, bzw. durch diese mitfinanziert wird. Spätestens jetzt müssten 90% der Leser und Schreiber hier auf Grund ihres Betriebssystems ne Protestmail schreiben. Ich bin gespannt... ;)

     

    Peace

  • A
    anke

    Ach, ihr taz-Helden! Da klopft ihr euch nun auf dioe Brust und merkt gar nicht, dass sie euch für dumm verkaufen. Warum habt ihr nicht weiter nachgefragt bei "denn's Bio" und co.? Wenn die Öko-Konkurrenten von Alnatura nämlich "immer noch nicht in den schwarzen Zahlen" sind, dann muss das längst nicht an den Produktionskosten der Bio- und Öko-Landwirte liegen. Es kann auch damit zu tun haben, dass der zweite, der dritte und der vierte sich sehr wohl mit Alnatura vergleichen. Gut möglich also, dass sie in der Hoffnung, bald die aller, aller größten zu sein, mehr investieren, als gut ist für ihre Mitarbeiter. Konkurrenz belebt in dem Fall leider kein Geschäft, jedenfalls nicht, wenn man Wohnungsvermieter, Reisebüro oder Lebensmittelhändler ist. Aber mit der Ausgewogenheit, nicht wahr, hat es die taz nicht so...

  • B
    BioCompanyKunde

    @ Hubert

     

    Mitarbeiterrabatte sind im Handel üblich, die Finanzierung von Fort- und Weiterbildung (die maßgeblich im Interesse des Unternehmens liegt) auch, und ebenso häufig die Beteiligung an der betrieblichen Altersvorsorge. Ich kann nicht erkennen, weshalb diese Selbstverständlichkeiten in dem Artikel gerade für die Biocompany hervorgehoben werden sollten. Außerdem: Diese Vergünstigungen gegen einen zu geringen Monatslohn aufzurechnen, erscheint mir fragwürdig: Kein/e Biocompany Mitarbeiter/in kann davon die Miete zahlen.

     

    Wenn Biocompany bei Tariflöhnen Verluste schreibt, stimmt vielleicht das Geschäftsmodell nicht? Vielleicht liegt es an den Großteils schlecht gestalteten Geschäften? Dem Umgangston den Mitarbeiterin gegenüber, der mir als Kunde oft genug sich die Nackenhaare aufstellen ließ? Oder vielleicht liegt es daran, dass Kunden in Biocompany Filialen mit alten Einzelhandelstricks begegnet wird, indem etwa günstige Artikel versteckt und weit unten im Regal platziert werden, während vergleichbare, teurere Artikel auf Augenhöhe zu finden sind? Oder weil Sonderangebote oft teurer sind als vergleichbare Produkte der regulären günstigen Linie, was aber nicht so ins Auge fällt, weil die Grundpreisangabe besonders bei Sonderangeboten "rein zufällig" vergessen wird? Und nein, das sind keine Einzelfälle sondern sondern in diversen Berliner Filialen zu beobachtende Praxis.

     

    Mein Verdacht ist, dass schlechtes und nicht kundenfreundliches Wirtschaften hier auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen wird. Ich schließe mich daher voll der Kritik von ver.di an.

  • CA
    Christian Alexander Tietgen

    Wie gut, dass die taz immer noch zu den Melonen gehört (von außen grün aber innen drin immer noch rot). Ich halte Bio/Öko-Läden bisher für reine Geldschneiderei. Da kann man auch direkt beim Bauern um die Ecke einkaufen, das ist dann wenigstens noch gut für die Umwelt.

     

    Grüne Politik sollte keine Mode sein, sondern eine Überzeugung. Bio-Läden machen einen ja noch nicht zu einem politisch engagierten Menschen, das wäre ja noch schöner.

  • RP
    R. Pauly

    Ich finde auch einen Stundenlohn von 8,60 Euro einen Hungerlohn. Annehmbar wäre das Doppelte. Scheinbar wirkt aber die mediale Gerhirnwäsche. In keinem Land in Euro sind in den letzten Zehn Jahren die Reallöhne so wenig gestiegen.

    Googlet mal nach dem Bandbreitenmodell eines Hr. Gastmann. Da gehen Euch allen -hoofentlich- die Augen auf. Da sieht man, was möglich ist.

  • KH
    Karl Hahne

    Herzlichen Glückwunsch, tazler!

     

    Da hat Eure Berichterstattung ja mal was Positives bewirkt - obwohl Ihr, wenn ich mich recht erinnere, schon vor ein paar Jahren die Arbeitsbedingungen im Bio-Einzelhandel aufgegriffen habt und sich da offenbar lange nichts tat. Naja, jetzt scheint langsam jedem klar zu sein (hoffentlich auch in Bremen): Wer faire Waren verkaufen will, muss auch seine Leute fair behandeln - und bezahlen. Denn Yoga allein macht nicht glücklich, der Mensch muss auch essen, trinken und wohnen, mindestens.

     

    Der größte Witz ist übrigens das Argument, die Löhne bei Bio seien geringer als beim Discounter, weil bei Bio mehr Leute hinter der Theke stehen und bezahlt werden wollen. Ja, das ist richtig, aber genau deshalb ist ja Bio auch viel teurer als Lidl und Co.

  • J
    Jost

    Zu Hubert:

    Zusatzleistungen wie Einkaufsgutscheine und Altersvorsorge habe ich in dem Artikel nicht noch mal erwähnt, weil solche Leistungen z.B. auch Alnatura erbringt.

  • P
    Paranoid

    Anstatt sich über die leicht untertariflichen Löhne bei Biomärkten zu beschweren sollte man lieber mal Licht ins Dunkel der unterbezahlten Discounter-Aushilfskräftebezahlung bringen.

     

    Leute aus meinem Jahrgang verdienen in Berlin ("Ost" - ja, es gibt immer noch Lohnunterschiede in Ost und West, selbst in den Tarifverträgen, selbst in Berlin...) als Schüleraushilfe auf ~400€-Basis bei Netto erbärmliche 5,50 €, bei Kaisers annehmbare 7,50€ und bei Kaufland und Reichelt ordentliche 8,60€; allerdings als ungelernte Kraft natürlich. Um nichts anderes ging es auch bei Alnatura - um Schüler-, Studenten- und Aushilfsjobs.

     

    Pizza liefern macht übrigens auch nicht reich: 4-5€/h, plus kleines Trinkgeld der Kunden.

  • M
    Marcel

    Dann wird in Zukunft bei Alnatura eingekauft und nicht bei Basic. Wenn die Wahl besteht zwischen Ökoprodukten mit fairer Bezahlung und Ökoprodukten ohne faire Bezahlung, dann ist es ja ganz einfach.

     

    Basic, ihr habt einen Kunden an Alnatura verloren...

  • H
    Hubert

    Das Mindeststundenlohn liegt bei der Bio Company bei Euro 8,33 brutto (brutto mtl. Euro 1.400 - Einstiegsgehalt - ). Darüber hinaus erhält jede/r festangestellte/r MitarbeiterIn und Auszubi einen Einkaufsgutschein in Höhe von Euro 50 im Monat. Die Bio Company beteiligt sich an der betrieblichen Altersvorsorge seiner Mitarbeiter und übernimmt zu einem wesentlichen Teil die Kosten für die Weiterqualifizierung so zum Beispiel zum Handelsfachwirt oder zur Naturkostfachkraft für Quereinsteiger. Leider wurde dies in dem Artikel nicht erwähnt.