Neues Mac-Betriebssystem: Apples Nummer 9
Eigentlich sollte das neue Mac-Betriebssystem erst 2013 kommen. Doch Apple-Chef Tim Cook wollte Microsoft mit dem neuen Windows 8 nicht alleine die Bühne überlassen.
CUPERTINO/BERLIN dpa | Apple wird überraschend bis zum Sommer mit einer neuen Version seines Betriebssystems OS X auf den Markt gehen. Knapp acht Monate nach dem Start seines Systems OS X 10.7 Lion stellte Apple am Donnerstag die Nachfolgeversion 10.8 Mountain Lion vor.
Apple tritt damit in direkte Konkurrenz zum weltweit führenden Software-Konzern Microsoft, der voraussichtlich im Herbst sein neues System Windows 8 auf den Markt bringt. "Der Mac ist sehr erfolgreich, wächst nun schon seit 23 Quartalen kontinuierlich schneller als der PC, und mit Mountain Lion werden die Dinge sogar noch besser", sagte Marketing-Chef Philip Schiller.
Apple übernimmt bei seinem neuen Mac-System etliche Anwendungen und Funktionalitäten aus seinem Mobilsystem iOS, das auf dem iPhone und iPad eingesetzt wird. Vor allem verstärkt Apple mit Mountain Lion aber die Anbindung des Rechners an den hauseigenen Online-Dienst iCloud. So können Mac-Anwender künftig ohne Extra-Programme oder Erweiterungen ihre Dokumente online "in der Internet-Wolke" speichern und mit ihren Mobilgeräten synchronisieren.
Diese Funktion findet man zunächst in Programmen von Apple wie Pages (Textverarbeitung) oder Numbers (Tabellenkalkulation). Über eine Schnittstelle können aber auch andere Software-Hersteller auf die iCloud-Funktion zugreifen. In sein neues System integriert Apple auch den Kurzmitteilungsdienst Twitter, so dass man beispielsweise aus einem Fotobearbeitungsprogramm direkt Bilder an Twitter senden kann. Unter dem Begriff "Gatekeeper" (engl. für Torwächter) führt Apple ein abgestuftes Sicherheitskonzept ein, um die Infizierung von Macintosh-Rechnern mit Schadsoftware zu unterbinden.
Zum Preis gibt es noch keine Angaben
Apple kündigte an, eine Vorversion des Systems noch am Donnerstag für registrierte Software-Entwickler zum Herunterladen bereitzustellen. Die endgültige Version von OS X 10.8 Mountain Lion wird dann im Sommer über dem Mac App Store von Apple online vertrieben. Zum Preis des neuen Systems machte Apple keine Angaben. Das letzte Mac-OS-Upgrade auf die Vorgängerversion Lion hatte 24 Euro gekostet.
Nachdem der Mac Ende der neunziger Jahre fast komplett an Bedeutung für den PC-Massenmarkt verloren hatte, wächst der Marktanteil des Macintosh-Systems immer weiter. In den USA legte Apple allein im jüngsten Weihnachtsquartal nach Berechnungen des Marktforschungsunternehmens Gartner um über 20 Prozent zu und erzielte einen Marktanteil von 11,6 Prozent. Marktführer HP liegt bei 23,1 Prozent, Dell auf Platz zwei mit 22,4 Prozent. Der Absatz von Windows-PCs war in der Summe leicht rückläufig. Weltweit hat Apple im vergangenen Quartal erstmals seit vielen Jahren wieder die Fünf-Prozent-Schwelle überschritten.
Die Hersteller von Windows-PCs stehen weiterhin unter Druck, weil der boomende Markt der Tablet Computer an ihren Absatzzahlen knabbert. In diesem Segment ist Apple mit dem iPad der klare Marktführer vor Tablets mit dem Google-Betriebssystem Android. Die Partner von Microsoft werden erst im Herbst mit Windows-8-Tablets in diesen Markt einsteigen.
Der Wettbewerb weitet sich aus
Kräftige Impulse für sein Geschäft in China verspricht sich Apple durch eine Reihe von Verbesserungen in OS X Mountain Lion für chinesische Anwender. So hat Apple die Texteingabe der beiden Chinesisch-Varianten (traditionell und vereinfacht) komplett überarbeitet und nach eigenen Angaben signifikant verbessert. Außerdem wurde das System für die Zusammenarbeit mit lokalen Internet-Diensten wie Baidu (Suche), Sina Weibo (Kurzmitteilungsdienst ähnlich wie Twitter), die Video-Portale Youku und Tudou sowie die E-Mail-Dienste QQ, 126 und 163 optimiert.
Der ohnehin schon massive Wettbewerb in der IT-Branche wird sich in diesem Jahr weiter verschärfen, Apple drückt aufs Tempo: "Die Entwickler-Vorschau von Mountain Lion erscheint gerade einmal sieben Monate nach der unglaublich erfolgreichen Einführung von Lion", sagt Apple-Manager Schiller, "und unterstreicht das rasante Tempo bei der Entwicklung des weltweit fortschrittlichsten Betriebssystems für Personal Computer."
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