piwik no script img

Belastung der UmweltZu viel Dünger

Die Landwirtschaft brachte von 2008 bis 2017 deutlich mehr Stickstoff aus, als Pflanzen aufnehmen konnten. Das belastet Wasser, Klima und Natur.

Zu viel wäre nicht gut: Ein Feld in Hessen wird gedüngt Foto: Martin maxter/Westend61/imago images

Berlin taz | Die Bauern haben von 2008 bis 2017 im Schnitt deutlich zu viel gedüngt, Tendenz: steigend. In dieser Zeit führte die Landwirtschaft ihren Feldern pro Hektar 77 Kilogramm mehr Stickstoffdünger zu, als die Pflanzen aufgenommen haben. Der potenziell umweltschädliche Überschuss stieg jährlich um 1,4 Kilo. Das geht aus den neuen Stickstoffflächenbilanzen für Deutschland hervor, die die Universität Gießen für das Umweltbundesamt erstellt hat. Der Ausstoß der Landwirtschaft insgesamt beträgt sogar noch etwa 30 Kilo mehr, weil die Flächenbilanzen nur die Emissionen etwa auf Feldern, aber nicht die in Ställen enthalten.

Derzeit protestieren Bauern dagegen, dass sie weniger düngen sollen dürfen. Am Montag wollen sie ihre Forderungen in einem Gespräch unter anderen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel vortragen. Potenziell gesundheitsschädliches Nitrat aus Stickstoffdüngern wie Gülle belastet das Grundwasser, aus dem das meiste Trinkwasser ge­wonnen wird. In der Umwelt trägt zu viel Dünger zum Aussterben von Pflanzen- und Tierarten sowie zum Klimawandel bei. Zudem droht Deutschland eine hohe Geldstrafe der EU, weil die Nitratgrenzwerte immer wieder überschritten werden.

Dennoch wurde vor allem in Niedersachsen zu viel gedüngt: Dort betrug der Stickstoffüberschuss laut Bilanz sogar 108 Kilo. Am niedrigsten war er in Brandenburg mit 51 Kilo. In Niedersachsen werden besonders viele Tiere gehalten, sodass viel stickstoffhaltige Gülle anfällt. Die Bauern bringen sie als Dünger auf ihre Felder aus und entsorgen sie auch auf diese Weise.

Bundesweit am stärksten lässt sich den Wissenschaftlern zufolge der Überschuss reduzieren, wenn Bauern die Düngung so planen, dass die Pflanzen nicht nur wie bisher 60, sondern 80 Prozent des Stickstoffs aus Wirtschaftsdüngern wie Gülle aufnehmen. Dadurch könne die überflüssige Stickstoffmenge im Mittel um 16 Kilo sinken, schreiben die Forscher. In den Tierhaltungshochburgen von Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen könnte der Überschuss sogar um 30 Kilo sinken, wenn dort nur noch zwei Großvieheinheiten (also zum Beispiel zwei Kühe) pro Hektar gehalten würden.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

7 Kommentare

 / 
  • Es wird die Überdüngung mit Wirtschaftsdünger thematisiert und als Titelbild wird eine Pflanzenschutzspritze gezeigt mit der in den seltensten Fällen gedüngt wird, vor allem kein Wirtschaftsdünger. Wer tief in wissenschaftliche Zahlen einsteigt sollte die „Basics“ aber präziser darstellen.

    Welche Tier- und Pflanzenarten sind denn durch Überdüngung bedroht? Stickstoff ist ein Pflanzennährstoff, wie soll dieser der Pflanzenwelt schaden? Was die Pflanze nicht braucht nimmt sie nicht auf. Alles andere wäre ein Widerspruch zur Nitratdiskussion.



    Können Sie das konkreter benennen, ggf. mit Quellen?

    Meines Erachtens wird hier Düngung und Pflanzenschutz bunt vermischt.



    Nur am Rande: Viele Biobetriebe setzen Wirtschaftsdünger ein. Warum auch nicht, Wirtschaftsdünger als solcher ist nicht schlecht -wie vom Autor immer suggeriert wird- aber die Dosis macht das Gift und die Ausbringung muss tatsächlich in vielen Fällen pflanzengerechter stattfinden.

    „2008 - 2017 zuviel gedüngt. Tendenz steigend“: Welche Quellen gibt es für die Aussage „Tendenz steigend“? Seit 2017 ist die neue DÜV in Kraft, die Düngung schärfer regelt.

    • @Andi333:

      Habe jetzt nochmals im verlinkten Artikel des Ministeriums nachgelesen. Da gibt es auch folgende Passage:

      „Über die Zeitreihe 1995 bis 2017 zeigt sich sowohl für die N-Zufuhr als auch für die N-Abfuhr ein signifikanter (linearer) Anstieg, wobei die N-Abfuhr stärker zunimmt als die N-Zufuhr. Für den Überschuss der N-Flächenbilanz ergibt sich damit über die gesamte Zeitreihe betrachtet ein Trend einer jährlichen Abnahme von rund -0,4 kg N/(ha LF · a)“

      Soviel zum Thema Trend und Anstieg.

      Des Weiteren, wie bereits oben beschrieben ist seit 2017 die neue Düngeverordnung in Kraft und begrenzt die Düngerausbringung stärker. Diese Tatsache sollte dem Autor bekannt sein und auf dieser Grundlage kann man nicht eine steigende Tendenz unterstellen.

      Kritische Berichterstattung OK - aber bitte nicht aus dem Kontext herausgerissene Fakten zusammenwürfeln wie es einem gerade passt.

  • Weniger Wirtschaftsdünger heißt nix anderes als weniger Tiere pro Fläche.



    Das heißt weniger Effizienz und das heißt teureres Fleisch, Milch.....



    Solange der Weltmarkt, so called “Verbraucher“, das so will, nämlich billig da nur dann wettbewerbsfähig und wir gleichzeitig noch eine LaWi in DE haben wollen bleibt es so wie es ist.



    Ja fast schon: Muss so bleiben.



    Kurzum drei Stellgrößen: Mehr Geld vom Verbraucher, mehr Subventionen vom Staat, oder LaWi abschaffen, sprich Kulturlandschaft zu Wald umwandeln und Billigstfressen vom namenlosen Weltmarkt einkaufen, Produktionsbedingungen oft unbekannt.



    Alles hat seinen Preis, Währung oft unbekannt....insbesondere beim letzten Punkt.

  • Danke Herr Maurin,



    in dem von ihnen verlinkten Artikel des Umwelt Bundesamt, gehen Sie endlich mal auf eine Ursache ein, die Mitentscheidend bei der Nitrat Entwicklung ist: BIOGAS



    Biogas wird von ihnen ja sonst nie erwähnt, wurde ja auch von Rot - Grün eingeführt und gepuscht.



    Bis 2017 gab es keine Regelung für die Ausbringung von Gärresten, also der Zeitraum den Sie oben erwähnen.



    Bis 2017 durften Gärreste zusätzlich zu Normaler Gülle, praktisch obenauf,



    ausgebracht werden.



    Der gewaltige Wandel der letzten 20 Jahren in der Landwirtschaft ist zum Großteil der Förderung der Biogas- Anlagen geschuldet.



    Viele kleine und mittlere Betriebe haben ihre Flächen an Biogas- Betreiber Verpachtet, weil diese durch die Förderung Preise pro ha zahlen konnten, die sie nie selber erzielt hätten, oder ein Vieh / Ackerbauer zahlen hätte können. Dadurch entstanden immer mehr große Flächen, für die wiederum größere Maschinen benötigt wurden.



    Anbei noch ein Beitrag der sich mit Biogas auseinandersetzt :www.frankshalbwiss...ung-biogasanlagen/

    • @Günter Witte:

      Sehr wichtiger und richtiger Hinweis!



      Herr Maurin, bitte machen Sie sich mal mit diesem Thema vertraut!

  • Was an dieser Meldung ist jetzt neu?

    www.tagesschau.de/...arpolitik-101.html

  • 0G
    07400 (Profil gelöscht)

    Gerade waren und sind doch die Bauern unterwegs. Mehr Gülle Mehr Ertrag. Mehr Pestizide Mehr Ertrag. Mehr Herbizide Mehr Ertrag. Mehr von vielem Mehr Ertrag.

    Also bei Antibiotika. War und ist es auch mehr von vielem Mehr Ertrag.

    Weiter So.



    Vielleicht sollten die Bauern einfach mal das Geld also Ertrag bekommen was sie heute brauchen um morgen auch noch vom Bodem was nehmen zu können.

    Oder wir scheissen alle für Mehr Ertrag einfach die Kläranlagenproduktion Mehr obendrauf.

    Bringt doch Mehr Ertrag. Was ein Quark.



    Welche Sau die ein Bauer durchs Dorf treibt wirft jedes Jahr Mehr Ferkel? 5 Ferkel 6 Ferkel 7 Ferkel 15 Ferkel?

    Gut. Bauern sind doch organisiert. Das kostet eine Menge ihres Ertrages.



    Oder?