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NSU-UntersuchungsausschussEine erschreckende Bilanz

70 Sitzungen, fast 100 Zeugenvernehmungen und 11.667 Aktenordner. Der NSU-Ausschuss beendet seine Arbeit – mit 10 signifikanten Ergebnissen.

Der Ausschussvorsitzende, Sebastian Edathy, hat Monate mit Erkenntnissen über bizarre Vorgänge hinter sich Bild: dpa

Ziellose Zielfahnder – trotz Hinweisen

Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe tauchten überstürzt unter, als am 26. Januar 1998 in Jena die Garage durchsucht wurde, in der das Trio Bomben baute. Für die Zielfahnder der Polizei eigentlich ideal, hinterließen die drei doch zahlreiche Hinweise darauf, wo sie zu finden sein könnten. Doch die wichtigsten wurden ignoriert.

Zentral ist eine Adressliste, die Mundlos bei der Flucht liegen ließ. Sie liest sich heute wie ein Who’s who der NSU-Unterstützer. Die Namen von zwei der nun als NSU-Helfer Angeklagten stehen darauf. Zehn Einträge führten nach Chemnitz, wo das Neonazi-Trio die ersten zwei Jahre im Untergrund lebte. Auch Kontakte in Städten, in denen der NSU mordete, finden sich dort.

Diese „Garagenliste“, so sagte ein Thüringer Zielfahnder im Untersuchungsausschuss, habe ihn nie erreicht. Vermutlich ist sie im Landeskriminalamt versandet – einer der schlimmsten Fahndungsfehler in der Geschichte der Bundesrepublik.

Ermittler im V-Leute-Debakel

Ein riskantes Spiel: Um an Infos aus abgeschotteten Milieus zu kommen, versuchen die Dienste und die Polizei, Extremisten zu finden, die gegen Geld zum Verrat bereit sind.

Das Neonazi-Trio war umzingelt von solchen V-Leuten – und konnte dennoch ungestört morden. Mindestens neun V-Leute bewegten sich laut einer geheimen Liste im Umfeld der drei. Sie trugen Tarnnamen wie „Piatto“, „Corelli“ oder „Otto“. Manche von ihnen waren brutale Gewalttäter. Einer saß wegen Mordversuchs an einem Nigerianer im Gefängnis, und wurde noch während der U-Haft V-Mann.

Skandalträchtig ist vor allem der Fall Thomas S. Er beschaffte dem Trio Sprengstoff und verhalf ihm nach dem Abtauchen zu einer Unterkunft. Später wurde er V-Mann des Berliner Landeskriminalamts. Zwar machte er 2002 vage Andeutungen über drei flüchtige Thüringer, verschwieg aber alles Weitere. Heute beschuldigt die Bundesanwaltschaft S. als NSU-Helfer.

Geheimschutz ging vor

Auch wenn die V-Leute im Umfeld des NSU nicht alles berichteten, was sie wussten, oder sogar dreist logen, hatten die Geheimdienste genügend Hinweise, aus denen sie hätten schließen müssen: Die drei Neonazis sind in Sachsen und bilden im Untergrund eine bewaffnete Bande.

Es gab Hinweise auf ein erstes Versteck des Trios in Chemnitz, darauf, dass sich die drei Waffen beschaffen wollten, dass sie Überfälle begehen könnten. Im September 1999 sagte ein Neonazi dem Militärischen Abschirmdienst, er glaube, dass die drei sich „auf der Stufe als Rechtsterroristen“ bewegten.

Die Polizei erfuhr von all dem jedoch nichts. Die Dienste – allen voran der Thüringer Verfassungsschutz – behielten es für sich. Geheimschutz ging vor Menschenschutz.

Schuldige statt Opfer

Günther Beckstein hatte den richtigen Riecher. Am 9. September 2000 war in Nürnberg der Blumenhändler Enver Simsek erschossen worden. Zu einem Zeitungsbericht vermerkte der bayerische Innenminister: „Ist ausländerfeindlicher Hintergrund denkbar?“

Die Polizei antwortete, es gebe dafür „keine Anhaltspunkte“. Sie vermutete Verbindungen zur Drogenmafia, weil Simsek regelmäßig in Holland Blumen gekauft hatte.

Bei den späteren Morden ging es so weiter. Glücksspiel, Schutzgeld, Rauschgift: die Polizei vermutete den Hintergrund fast ausschließlich in der organisierten Kriminalität. Die Opfer wurden zu Mitschuldigen. Die Polizei hörte Telefone der Angehörigen ab, verwanzte deren Autos und schleuste verdeckte Ermittler in ihr Umfeld ein.

Richtige Fragen, falsche Antworten

„Gefahr eines bewaffneten Kampfes deutscher Rechtsextremisten“ heißt ein internes Papier des Bundesamts für Verfassungsschutz vom Juli 2004. Darin stellte der Dienst richtige Fragen – kam aber zu völlig falschen Antworten: „keine rechtsterroristischen Strukturen erkennbar“, „keine wirkungsvolle Unterstützerszene, um einen nachhaltigen Kampf aus dem Untergrund heraus führen zu können“, „mit Anschlägen auf Objekte ist eher zu rechnen als mit solchen auf Personen“.

Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe werden in dem Papier explizit genannt. Das lapidare Fazit: Seit dem Abtauchen hätten sich „keine Anhaltspunkte für weitere militante Aktivitäten der Flüchtigen ergeben“.

Zu diesem Zeitpunkt hatte der NSU schon fünf Menschen ermordet und zwei Bombenanschläge verübt. Auch das Kürzel der Terrorgruppe war in dem Neonazi-Heft Der Weisse Wolf bereits aufgetaucht. Dort hieß es: „Vielen Dank an den NSU.“

Vorurteile, Vorurteile, Vorurteile

Es hätte eine Chance gegeben, nach Jahren des Ermittelns in die falsche Richtung doch noch der richtigen Spur nachzugehen. Ein bayerischer Polizeiprofiler legte nach dem neunten Mord des NSU im Mai 2006 eine Analyse vor, wonach sich die Täter vor der Mordserie in der rechten Szene bewegt, diese aber als zu schwach angesehen haben könnten und nun selbst zur Tat schreiten würden. Genau so war es.

Doch andere Ermittler wollten der Analyse des bayerischen Polizeiprofilers nicht glauben, sodass das baden-württembergische Landeskriminalamt eine weitere erstellen ließ. Das Papier vom Januar 2007 ist ein erschreckendes Beispiel für rassistische Stereotype in deutschen Behörden.

Die Opfer seien mit einer kriminellen südosteuropäischen Bande mit einem „rigiden Ehrkodex“ aneinandergeraten, stand in der neu erstellten Analyse. Deren „Häuptling“ habe die Morde in Auftrag gegeben, um sein Gesicht zu wahren.

Bananenrepublik Deutschland

Es hat immer wieder Auftritte von Beamten vor dem NSU-Ausschuss gegeben, die einen ratlos zurückließen: Erinnerungslücken, Einsilbigkeit, Ahnungslosigkeit. Und dann gab es jene Momente, in denen selbst staatstreue Abgeordnete verzweifelten.

In Nürnberg und München betrieben V-Personen der Polizei zum Schein Dönerbuden. Rechnungen von Lieferanten wurden absichtlich nicht bezahlt, um damit eine möglicherweise hinter den Taten steckende Dönermafia zu provozieren. Vielleicht würde ja sogar das Killerkommando auftauchen?

Die Hamburger Polizei musste sogar zugeben, einen Geisterbeschwörer angeheuert zu haben, der ein NSU-Opfer im Jenseits kontaktierte. Es habe nichts gekostet, verteidigte sich die Behörde.

Zusammenhang nicht erkannt

Nach dem Anschlag in der Kölner Keupstraße im Juni 2004 war die Chance, die Täter zu finden, groß. Es gab ein Video von den beiden Tätern, das zeigte, wie sie ihre Bombe auf einem Fahrrad zum Tatort schoben.

Auch bei der Migrantenmordserie waren Zeugen zwei Männer mit Fahrrädern aufgefallen. Eine Frau, die in der Nähe eines Tatorts in Nürnberg war, schaute sich das Video mit den Bombern von Köln an – und erkannte Ähnlichkeiten.

Doch die Ermittler fanden, dass – wie es hieß – „Äpfel nicht mit Birnen verglichen werden können“. Dabei kursierte auch in der Keupstraße in Köln die Vermutung, dass es zwischen dem Anschlag und den Morden eine Verbindung geben könnte. Die Staatsanwaltschaft Köln hielt das allerdings für eine „Verschwörungstheorie“.

Falsche Prioritäten

Ende der neunziger Jahre radikalisierte sich die deutsche Neonazi-Szene. Doch nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in den USA verschoben sich die Prioritäten. Der Kampf gegen den islamistischen Terror drängte alles andere in den Hintergrund.

Gesetze wurden verschärft, Behörden umgebaut, Personal wurde umgesetzt. In Berlin entstand ein Gemeinsames Terrorabwehrzentrum. Dorthin zog auch der Verfassungsschutz mit seiner neuen Abteilung „Islamismus und islamistischer Terrorismus“.

Die Rechtsextremismusabteilung ließ Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) dagegen 2006 mit der Abteilung Linksextremismus zusammenlegen. Erst nach Auffliegen des NSU wurden die Bereiche wieder getrennt. Jetzt gibt es auch ein Abwehrzentrum gegen rechts.

Bekennerschreiben erwartet

Man habe die Taten des NSU nicht als Terror erkannt, weil es über Jahre keine Bekenntnisse zu den Taten gegeben habe, entschuldigten sich im NSU-Ausschuss mehrere Beamte. „Dies hätte man auf jeden Fall erwartet“, sagte der Chef des Bundeskriminalamts, Jörg Ziercke.

Dabei hat es immer wieder rechte Anschläge ohne Bekennerschreiben gegeben, etwa beim Münchner Oktoberfest 1980 oder in Solingen 1993. Auch in Szene-Anleitungen zum „führerlosen Widerstand“ wird der Untergrundkampf in kleinen „Phantomzellen“ propagiert und von Bekenntnissen abgeraten.

Als ein Vorbild wird dort John Ausonius genannt. Anfang der neunziger Jahre schoss er in Schweden immer wieder hinterrücks auf Migranten, einen Mann tötete er. Erst lange nach seiner Verhaftung gestand Ausonius die Taten. Dass seine Taten eine Blaupause für den NSU gewesen sein könnten, darauf kam der Verfassungsschutz erst, nachdem die Terrorgruppe aufgeflogen war.

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29 Kommentare

 / 
  • SG
    Schmidt Georg

    ich frage mich-was denn um Gottes Willen in 12.000 Ordnern steht ?? und dann erinnern wir uns, als die Polizistin ermodert wurde, jagte man an Hand der DNA Spuren eine Superverbrecherin, die allerorten auftauchte-bis man herausfand, dass die DNA Spuren von der Verpackerin der Teststäbchen stammten!

  • M
    marcaber

    Lieber Irmi,

     

    da hast du etwas falsch verstanden.

    Es wird kein Geld für "die Leute" gesammelt, sondern für ein Programm, welches Ihnen den Austieg aus gewissen Szenen erleichtern soll. Das einzige, was für die Verbrecher dabei rausspringt ist etwas Aufmerksamkeit und die Chance sich aus dem Milieu zu lösen.

     

    Ob das funktioniert, weiss ich nicht. Falls es das jedoch täte fände ich es höchstwichtig...

  • I
    Irmi

    16.05.2013 11:10 UHR

    von René Noeppke:

    Antwort: Sicher werde ich diese Pedition nicht unterzeichnen, da schicke ich lieber Geld nach Afrika für hungernde Kinder, oder Menschen die durch Kriege um Erdschätze dort schwerst verletzt wurden.

     

    Wer so gewaltbereit ist wie die Leute für die gesammelt werden soll, sollen doch deren Landsleute oder Glaubensbrüder Geld geben und sich um die Frucht die sie gesät haben kümmern.

  • M
    Maike

    @ TheK:

     

    20-30 ungeklärte Morde pro Jahr. Das ist doch eher ein Argument dafür, dass es nicht ungewöhnlich ist, wenn 10 Morde (ohne erkennbares Tatmotiv!) in sieben Jahren nicht aufgeklärt werden.

  • M
    Maike

    @vic:

     

    falsch, ohne diese Behörden (und die Polizei sollte man auf jeden Fall mit einschließen) wäre das alles sehr wohl möglich gewesen, und zusätzlich wüsste man jetzt nicht einmal, wo die Fehler lagen...

  • X
    X-Ray

    Da der Bericht immer wieder von einem "Terror-Trio" spricht, macht er sich eine mediale Sprachregelung zu eigen, die nur der Verschleierung dient.

    Denn wenn der Untersuchungsausschuss eines zutage gebracht hat, dann dass der Zusammenhang auch ohne die kollaborierenden Behörden viel mehr als nur drei Personen umfasste.

  • K
    Keks

    70 Sitzungen, fast 100 Zeugenvernehmungen und 11.667 Aktenordner?

    Die genannten 10 Ergebnissen finde ich imHinblick auf den Aufwand eher mager.

     

    Bananenrepublik:

     

    In Hamburg einen Chinaimbiss zu eröffnen wäre wohl abwegiger gewesen.

     

    Falsche Prioritäten.

    Man denke lediglich an die erfolgten Anschläge in London und Madrid sowie in Deutschland (Flughafen Frankfurt) und die verhinderten.

     

    Bekennerschreiben erwartet:

    que Scandal

    Dann sind wohl die anonymen geblieben Brandanschläge auf Gleisanlagen in Berlin den Rechten anzulasten. Das hat noch gar keiner bedacht.

     

    Ermittlungen im Umfeld der Opfer.

    Wie abwegig.

     

    V-Leute:

    Ohne die gäb es wahrscheinlich kein nenenswerten rechte Szene.Dann alllerding auch keinen öffentlich subventionierten Kampf gegen Rechts.

  • J
    joe

    Diese Bilanz darf kein Schlussstrich sein! Das Ende des PUA ist dem Ende der Legislaturperiode geschuldet.

    Wichtigste Zusammenhänge bleiben unaufgeklärt (z.B. der Mord in Heilbronn an einer Polizistin). Es reicht nicht, ein paar Ungeheuerlichkeiten zu präsentieren und damit bereits (beschämdende) Aufklärung zu simulieren.

    Welche Fragen offen sind, welche Zusammenhänge und Schlussfolgerungen zumindest nahe liegen und untersucht werden müssen, kann man hier sehr gut zusammengefasst lesen

    http://www.jungewelt.de/2013/04-17/007.php

    Die schlichte Feststellung skandalöser Zustände reicht jedenfalls nicht, um Schlussfolgerungen ziehen zu können.

  • B
    bempo

    Was will man erwarten, in einem "Rechts"staat, in dem Nazi-Demos durchgeprügelt werden, und gegen rechst engagierte Bürger mit Stasi-Methoden verfolgt werden...

  • B
    bempo

    Soooo strunzdoof kann keine Behörde sein! Da steckt doch System dahinter...

  • J
    Jens

    Bekennerschreiben sind für Neonazis in der BRD nur kontraproduktive. Die Reaktionen der Öffentlichkeit, die der Medien, der Bevölkerung und der Polizei und der Justiz machen ein solches Schreiben absolut überflüssig.

    Es fügt sich von allein ins deutsche Bild des Alltagsrassismus.

    Auf der Frühlingsstr. in Zwickau wurde auch Thor-Steinar bestellt....

     

    Gäbe es solche Schreiben, würden Nazis Teile der Bevölkerung, Medie, Justiz etc. wahrscheinlich doch eher von sich abstossen.

    Aber ohne sind die Schnittmengen groß genug.

     

    Wer weiß denn schon, wieviele Zellen, Morde, Überfälle, Taten von Nazis auf Ausländer etc. noch unentdeckt sind?!

  • T
    Trauerspiel

    "Einer saß wegen Mordversuchs an einem Nigerianer im Gefängnis, und wurde noch während der U-Haft V-Mann. " Und wie Edathy öffentlich sagte, erhielt dieser noch genau 50000,-DM, exakt die Summe die vom Gericht als Schadenersatz der Familie zugesprochen wurde. Der VS bzw. Staat zahlte demnach die Strafe.

     

    In Berlin eine Aufklärungsbehörde „Islamismus und islamistischer Terrorismus“ der in Bayern "Die Vierte Moschee" und durch Bankiers wie Max von Oppenheim erzeugt wurde. Gehts noch? Selbst Hühneraugen sehen mehr.

     

    Die Qualität der Demokratie in der ich lebe, ist verglichen mit anderen Staat reparaturbedürftig. Dabei ist sie vermutlich die teuerste dieser Erde und verbraucht 1/5 der weltweit gefällten Bäume als Papier.

    Trauriges Beispiel aus Amtsstuben:

    Die Wirtschaftsstrafkammer am Landgericht Leipzig verurteilte den frühere Chef der Kommunalen Wasserwerke in Leipzig. Der sozialisierte Schaden 285,5 Millionen Euro.

    "Die vorgelegten Beweise hätten keinen hinreichenden Untreue-Verdacht ergeben. So seien die von Heininger in London abgeschlossenen Verträge nicht komplett vom Englischen ins Deutsche übersetzt worden. „Man kann nicht über etwas verhandeln, dessen Inhalt man nicht kennt“, sagte der Richter Nickel."

     

    Ein bundesdeutsch politisches Problem von nix eine Ahnung und dennoch machen, nach unten treten nach oben buckeln, der Untertan q.e.d.

    Dazu eine Verfahrensabsprache die Täter wie eingangs dargestellt, belohnen.

     

    "Bekenntnisse zu den Taten" benötigt die Exekutive.. wie irre ist das den? Die Unfähigkeit spiegelt sich im Ausbau der pauschalen Überwachung.

  • N
    Nono

    Auch von mir herzlichen Dank für Ihre klare Zusammenfassung, Herrr Schmidt.

  • RN
    René Noeppke

    Alle, die von den NSU-Taten und Neonazi-Netzwerken in bundesdeutschen Gefängnissen ebenso schockiert sind wie ich, sollten diese Petition unterzeichnen:

    http://www.change.org/de/Petitionen/bundesinnenminister-friedrich-justizminister-und-innenministerkonferenz-aussteigerprogramm-f%C3%BCr-extremisten-in-haft-fortsetzen

    für die Weiterführung (bzw. –finanzierung) eines effektiven Deradikalisierungs- und Aussteigerprogramms für inhaftierte rechts- und islamextremistische Gewalttäter auch über das Jahr 2013 hinaus !!!

  • T
    Teermaschine

    Wer ist Koch und wer ist Kellner?

     

    Der Artikel kommt dem wirklichen Problem schon recht nahe, ohne allerdings den wirklichen Riss in der Sicherheitsarchitektur zu benennen. Wo in der Hierarchie ordnen sich die verschiedenen Landesämter und das Bundesamt für Verfassungsschutz ein? Wer trägt die politische Verantwortung, dass schlurfige Schlapphüte wie Herr Helmut Röwer polizeiliche oder staatsanwaltliche Ermittlungen in die eine oder andere Richtung lenken können? Wie genau muss man sich das eigentlich vorstellen? Wer ruft da wen an und wer entscheidet und verantwortet, wenn ein Rechtsgut über ein anderes gestellt wird?

  • BS
    brutales Spiel

    Danke Herr Schmidt für diesen aufschlussreichen Artikel. Er wirft bei mir einige Fragen auf. Eine davon: Wenn neun Leute im Umfeld des "NSU" V-Leute waren und mindestens einer unter den Angeklagten sitzt, wer kann dann ausschließen, dass Beate Zschäpe nicht auch auf der Honorarliste des Staates stand? Schließlich schwankt das Einkommen durch Banküberfälle stark und eine feste monatliche Überweisung für Miete und Essen wäre da sehr willkommen. Jetzt schweigt Beate T. lieber und grinst die Angehörigen der Opfer arisch-siegesgewiss (Medienjargon "selbstbewusst") an. Denn sie weiß, dass das ihre beste Lebensversicherung ist: Die Rechten finden ihre Taten toll und verschonen sie im Knast; der VS macht sie nicht kalt und wird dafür sorgen, dass die Strafe nicht zu hart wird ("keine direkte Tatbeteiligung nachzuweisen").

     

    Was mich richtig wütend macht ist, dass die Anwälte der Angeklagten mit dem Gericht Katz und Maus spielen können und die Nebenkläger damit zermürben könnten. Am schlimmsten finde ich aber das Versagen vieler Medien, die auf diese Masche reinfallen und kaum noch darüber berichten, warum dieser Prozess stattfindet.

  • H
    HuiBuh

    Geisterbeschwörer? Wirklich?

     

    Keine weiteren Fragen euer Ehren.

  • G
    Gerd-F

    "Ende der neunziger Jahre radikalisierte sich die deutsche Neonazi-Szene. Doch nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in den USA verschoben sich die Prioritäten. Der Kampf gegen den islamistischen Terror drängte alles andere in den Hintergrund."

     

    Genau da haben wir die politische Bildheit des Realo-Flüges der Linken welche den Imperialisten das Frame-up vom 11. September 2001 mit geradezu bedingungslosem Gehorsam abkauft.

    Eine Placebo-Linke die nicht bereit war über das Frame-up des "islamistischen Terror" überhaupt nachzudenken wird auch im Frame-up gegen Rechts jede "NSU"-Kröte schlucken.

  • S
    Stevo

    "rassistische Stereotype"

    Lustiger Weise sind die türkischen Ermittlungsbehörden damals den selben " rassistischen Stereotypen" verfallen, wie die deutschen....

  • J
    Jörn

    Wieso geht der Artikel von einem "Versagen" aus. Bei so vielen Versäumnissen und Aktenvernichtungen stellt sich doch vielmehr die Frage, ob die Unterstützung des Terrors vom Verfassungsschutz nur als "Versehen" dargestellt worden ist - aber in Wirklichkeit keines war.

    Die Geheimdienste hatten bei den Anschlägen von Gladio, der RAF und des NSU massgeblich ihre Finger mit im Spiel.

    Auch wenn die Dienste die konkreten Beweise gegen die schuldigen Mitarbeiter längst vernichtet haben, wäre es wichtig, die aktive Verantwortung des Verfassungsschutzes für die Anschläge festzustellen.

    Die Konsequenz dieser Mordserie darf nicht eine "Effizienzsteigerung" des Verfassungsschutzes sondern sein - sondern eine bessere Kontrolle. Eine "Effizienzsteigerung" würde nämlich nur bedeuten, die Aufdeckung des staatlich organisierten Terrors das nächste Mal effizient zu verhindern.

  • YO
    YES! oh.. no.

    Das schlimmste am Lügner ist, dass er gar im Stande ist, sich unberechtigt beschuldigt zu fühlen im Stande ist, solang die Wahrheit nicht zweifelsfrei bewiesen wurde. Diese abstoßendste aller Arten der Selbstgerechtigkeit umgibt den Lügner mit einer trügerischen Aura der Integrität, die man nur unter großem Risiko durchstoßen kann. Dieser Prozess ist zum scheitern verurteilt, denn dieser Staat ist die größte Lüge.

  • A
    autocrator

    dass staat, polizei, staatsanwaltschaft, richter, geheimdienste auf dem rechten auge blind waren und sind, ist ja nun wirklich nichts neues. Nett, dass das mal mit über 11.000 akten exemplarisch durchexerziert wurde. Aber was folgt daraus?

    - eben: nichts.

    kein behördenchef muss gehen, kein minister zurücktreten, keiner sich wegen beihilfe zum mord durch eklatantes fehlverhalten im amt vor gericht verantworten.

    Denn eines ist klar: mindestens 5 menschen könnten heute noch am leben sein, hätten die entscheidungsträger, die für ihre jobs schliesslich fürstlich bezahlt und mit üppigen pensionen ausgestattet sind, ebendiesen job einfach nur gemacht.

     

    Das ist auch die nächste schweinerei: diese herrschaften wurden und werden ganz offensichtlich jahrzehntelang für's nixtun bezahlt.

    Doppelt peinlich dabei ist, dass diese missstände so krass sein müssen, dass sie von abgeordneten, die selbst eine ausschweifende selbstbedienungsmentalität an den tag legen, aufgedeckt werden.

    Wie verrottet ist das alles eigentlich?

     

    Man schreibt ein feines berichtchen, stellt den pompös in den medien vor, schreit dazu lauthals 'skandal' - und passieren tut: nix.

    Diese (wiederum kostenintensive) show hätte man sich auch sparen können.

    Denn wie gesagt, dass der staat auf dem rechten auge blind ist, ist ja nun wirklich nichts neues.

  • D
    D.J.

    Was ich hier sehe, ist systemimmanentes Kompetenzgerangel, teilweise große Inkompetenz und schließlich das Bedürfnis, eigene Unfähigkeit zu vertuschen.

    Anhaltspunkte für eine Verschwörung, von vielen rechten und linken Spinnern geradezu herbeigesehnt, sehe ich nicht (v.a. kein Motiv dazu, wobei ich das bestimmt von diesem @eksom, der hier bald auftauchen wird, erklärt bekomme).

    Und was "rassistisches Profiling" betrifft (Baden-Württemberg): Ich vermute doch mal, hier wurden verschiedene Thesen zusammengestellt, darunter auch diese. Wie soll vernünftige Polizeiarbeit möglich sein, wenn bestimmte Möglichkeiten von vorneherein ausgeschlossen werden, weil es sich um "rassistische Stereotypen" handeln könnte? Das wäre doch albern bzw. schlimmer, Rassismus mit umgekehrten Vorzeichen. Natürlich wissen es alle hinterher besser.

  • F
    Fritz

    " Erst lange nach seiner Verhaftung gestand Ausonius die Taten. " Die deutsche Romantik, die Suche nach dem Geheimnisvollen..

  • L
    LIsa

    Einfach nur unglaublich. Zu allem politischen und menschlichem Übel sind diese Versage, wenn es denn keine Absicht war, auch noch für immer und ewig verbeamtet und liegen dem Steuerzahler auf der Tasche.

  • T
    TheK

    Normalerweise bleiben in Deutschland gerade einmal 20-30 erkannte Morde pro Jahr unaufgeklärt. Und dann bleibt eine Bande dieser Größe so lange unerkannt? Ich denke nicht, dass wir es hier mit einfachen "Ermittlungspannen" zu tun haben – eher mit Mittätern in diversen Ermittlungsbehörden.

  • G
    Georg

    Der Untersuchungsausschuß ist Teil des Märchens. Denn die entscheidende Frage, warum sich die Bunte Republik das Trio leistete wird nicht gestellt. Um sie bei gefährdetem Wahlverhalten aus der Tasche ziehen zu können. Mit der Eurokrise ist dieses Zeitpunkt gekommen.

  • F
    FaktenStattFiktion

    Mediale Vorverurteilung und Verstrickung von Geheimdienten? Genau dies warf Verteidigerin Nicole Schneiders erst am gestrigen Tag vor.

     

    Nun ja...

  • V
    vic

    Ohne VS und Justiz wäre das nicht mögllich gewesen.

    Beschämend!