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Ministerin ehrt „Spitzenväter“ am FrauentagFrau Schröder, das war ... Spitze!

Unsensibel oder tollpatschig? Kristina Schröder bleibt sich treu: Zum Weltfrauentag kümmert sich die Frauenministerin um die „Spitzenväter des Jahres“.

Uups, ich hab ganz vergessen, dass am 8. März Frauentag ist! Norbert, kannst du mir helfen? Bild: reuters

BERLIN taz | Man kann es unsensibel oder instinktlos nennen, aber im Grund bleibt sich Kristina Schröder (CDU) treu. Zum Weltfrauentag am 8. März ehrt die Familien- und Frauenministerin die „Spitzenväter des Jahres“.

Für den 8. März seien „keine Veranstaltungen und Pressetermine der Ministerin vorgesehen“, bestätigt die Pressestelle des Ministeriums am Donnerstag. In Erscheinung tritt die Ministerin am Weltfrauentag nur bei der Ehrung der „Spitzenväter des Jahres“, für die sie die Schirmherrschaft übernommen hat.

Der Preis für die Spitzenväter wird von der Großbäckerei Mestemacher – Betreiber der lifestyle bakery – aus Gütersloh gestiftet und ist mit 5.000 Euro dotiert.

Beim Berliner Frauenpreis dagegen werden nur 2.600 Euro Preisgeld vergeben. Ausgezeichnet werden zwei Väter, die in Zeiten des „Modernisierungsstaus bei der Männeremanzipation“ durch die Übernahme von Verantwortung für ihre Kinder glänzen und ihren Frauen Karriere ermöglichen und damit „traditionelle Rollenerwartungen verändern“.

Modernisierung statt Emanzipation

„Ein bisschen Modernisierung statt Emanzipation“, so könnte man die Politik Schröders insgesamt beschreiben. Dafür steht zum Beispiel das für 2013 geplante und als „Herdprämie“ bekannt gewordene Betreuungsgeld für Familien die ihre Kinder zuhause erziehen, oder die freiwillige Flexiquote statt einer verbindlichen Quote für den Anteil von Frauen in Spitzenpositionen. Gerade die Herdprämie sei eine Rolle rückwärts, so die KritikerInnen Schröders.

Auch im Grußwort zur Preisverleihung der „Spitzenväter“ privilegiert und sorgt sich die Ministerin vor allem um eine Form des Zusammenlebens: Das„familiäre Miteinander“ von „Vater, Mutter und Kind“- die bürgerliche Kleinfamilie also.

„Väter in Elternzeit verbringen deutlich mehr Zeit mit ihren Kindern, als Väter, die nicht in Elternzeit sind“, weiß Schröder im Grußwort zum Mestemacher-Preis zu berichten. Deutschland brauche mehr Unternehmen wie Mestemacher, die „insbesondere Väter bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützen“, sagt die Ministerin.

Die Initiatorin des Preises Dr. Ulrike Detmers, Gesellschafterin der Mestemacher Gruppe und BWL-Professorin freut sich über die Entlastung von Müttern durch Väter, die sich auch an Erziehungs- und Familienarbeit beteiligen. Immer mehr Väter verabschieden sich von „den Erwartungen an den typischen Mann“ und „sind aufgebrochen zu neuen Ufern“ freut sich Detmers.

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20 Kommentare

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  • PW
    P. Wermke

    Frau Ministerin war bei der Ehrung gar nicht anwesend und ihr Grußwort lag nur aus, man konnte, so man wollte, es neben der Garderobe mitnehmen...

  • SB
    Siegfried Bosch

    @Frau Hoffmann: Dann müssen Sie aber auch konsequent sein und haufenweise Sonderprogramme für Frauen/Mädchen einstampfen. Z.B. gibt es Frauengesundheitszentren, Frauenhäuser, Frauenbeauftragte; und selbstverständlich gibt es Preise nur für Frauen (in Kunst, Wissenschaft, Wirtschaft,...).

  • D
    Dirk

    Und noch ein Hinweis:

     

    http://www.bmfsfj.de/

     

    Ich denke, sie hat genau das Richtige gemacht: Gestern hat sie sich international über Frauenrechte informiert (Tunesien), heute im Bundestag nationale Frauenfragen thematisiert und schließlich mit der Auszeichnung für zwei ihre Frauen unterstützenden Männer einen interessanten Akzent gesetzt.

  • D
    Dirk

    @sonja und ein paar andere,

     

    darf ich Sie darauf hinweisen, dass Frau Schröder gestern aus Anlass des Frauentages nach Tunesien geflogen ist und sich dort mit Frauenrechtlerinnen getroffen hat?

     

    http://www.zeit.de/politik/deutschland/2012-03/schroeder-frauentag

     

    Merke: Dass etwas in einem taz-Artikel nicht erwähnt wird, heißt nicht, dass es nicht existiert.

  • E
    ErsterDetektiv

    Hab mal knallhart recherchiert (google). Die "Spiteznväter des Jahres" werden heute nicht von Kristina Schröder geehrt, sondern von Renate Schmidt (ihr wißt schon, Ex-SPD-Frauenministerin). Schau mal: http://t.co/cnixQiXO

  • W
    Wichtelmann

    Emanzipation ist es, wenn eine Frau wie Fr. Schröder sich gegen das gesammte 68er Medienestablishment und dessen blanken Hass halten kann. Wer denen widerspricht der wurde früher "ausgemerzt" oder "umerzogen" abhängig davon ob er in ein national-sozialistisches oder demokratisch-sozialistisches Lager kam. Ersteres gibt es schon länger nicht mehr, zweiteres ist zwar etwas her, doch wird es nicht nur in der taz heimlich gewünscht. Gut wenn es heute möglich ist, daß eine Frau wie Fr. Schröder sich unter einer Frau wie Fr. Merkel gegen solche Leute behaupten kann.

  • S
    sonja

    Vielleicht sollten wir diesen Tag zum Anlass nehmen, unserer lieben Familienministerin massenweise Artikel zu senden, die daran erinnern, dass überall in der Welt immer noch Frauen Opfer sind von Diskriminierung, geschlechtsspezifischer Unterdrückung, sexueller Gewalt und brutaler Ausbeutung. Und das allein dies schon Grund genug wäre, die Frauen auch in unserer "über-emanzipierten" Gesellschaft noch ein bißchen mehr zu stärken und Bewusstsein zu schaffen für die global immer noch viel zu schwache Stellung der Frauen.

    Natürlich interessiert das "unsere Ministerin" nicht. Sie lebt nun mal ganz in ihrer Welt, das sind Mann und Kind und heile Welt. Gibt es denn noch was anderes?

  • MH
    Monika Hofmann

    Sehr geehrte Frau Ministerin Schröder,

     

    bei Ihnen scheint es an der notwendigen Sensibilität und Kenntnis der Verhältnisse zu fehlen. Sicher gibt es Spitzenväter, deren Ehrenhaftigkeit ja auch nicht geschmälert werden soll, aber auch Spitzenmütter, die Sie nicht ehren. Als Rechtsanwältin mit Schwerpunkt Familienrecht, also direkt an der Basis, weiß ich, dass es nicht gut ist, ein Geschlecht als das allein seeligmachende bei der Kindererziehung zu bevorzugen. Die Variationen sind da sehr vielfältig, von dem völlig einvernehmlich und gut zusammenarbeitenden Elternpaar, mit dem ich wenig zu tun habe, das aber häufiger vorkommt, als man so denkt, bis hin zu den hoch streitigen Elternpaaren, die sich und den Kinder Schaden zufügen. Mit der Ehrung des Spitzenvaters, so gut er auch sein mag, sind Sie viel zu einseitig, als dass ich eine solche Ehrung gut finden könnte. Es ist eine Zurücksetzung der Kindesmütter, die mit ihrem positiven Einfluss genauso und in gleicher Weise darauf hinwirken, dass der Kindesvater als Spitzenvater auch beim Kind ankommt. Anders herum sind natürlich auch die Spitzenmütter diejenigen, die nur als solche vom Kind so wahrgenommen werden, die es verstehen, auch den Kindesvater sehr gut mit einzubeziehen. Ich will also nicht, dass anstelle des Spitzenvaters einfach nur die Spitzenmutter geehrt wird. Nach welchen Kriterien sollte das auch erfolgen?

     

    Wenn ich nur an die Elternpaare denke, die entweder einzeln oder auch gemeinsam sich über alles streiten und die Kinder darunter leiden lassen, dann bin ich im Sinne der betroffenen Kinder einfach nur froh über jedes Elternpaar, das sich nicht streitet und gemeinsam Lösungen findet. Daran verdiene ich zwar nichts, das Kosten-Aufwand-Verhältnis ist bei hochstreitigen Verfahren aber auch ohnehin nicht einmal kostendeckend. Mit der Ehrung nur des Spitzenvaters jedenfalls ignorieren, Sie, werte Frau Schröder den Beitrag von beiden Elternteilen an der guten Entwicklung der Kinder. Wenn Sie also unbedingt eine Ehrung vornehmen wollen, wie wäre es dann mit der Ehrung eines Elternpaares für die besonders gute, gemeinsame Betreuung und Versorgung ihrer Kinder? Ansonsten empfehle ich Ihnen einmal ein Praktikum in einer familienrechtlich orientierten Kanzlei, damit Sie sehen, was manche Väter oder auch Mütter sich von dem anderen Elternteil gefallen lassen müssen, was sich manche Elternpaare gegenseitig antun und welche Auswirkungen das auf die Kinder hat. Dann kann ich nur sagen: Willkommen in der Realität!

  • C
    Celsus

    Zuerst versuchte die CDU aus wahltaktischen Gründen das Frauenthema zu besetzen mit rührseligen Appellen an die Wirtscahft, was diese denn für Frauen tun könne. Währenddessen fragt sich, wie es sein kann, dass die gleiche Ministerin unter ihren Staatssekreären keine einzige Frau hat. Aber immerhin war es ja nur ein Appell an die Wirtschaft und nicht an die Politik.

     

    Und jetzt sind halt die Männer dran und sollen als Wähler umgarnt werden. Ansatzpunkte für eine überzeugende Politik fehlen aber auch hier gänzlich.

  • HL
    Hauke Laging

    Alle lachen über die unfähige und deplatzierte Frau Schröder. Zurecht. Aber: Vielleicht durchschauen wir (ebenso wie Frau Schröder) nicht den umfassenden Plan dahinter. Wäre ja nicht das erste Mal, dass Merkel (als deren größtes politisches Talent oftmals ihre Geduld bezeichnet wird) sich zu gegebener Zeit still ins Fäustchen lacht.

     

    Mir kommt gerade in den Sinn, dass die Realität ganz anders sein könnte als der Schein. Womöglich ist die Frau Schröder zugedachte Aufgabe nicht die Verteidigung des status quo, sondern statt dessen, als pars pro toto die entschlossenen Gegner bestimmter Frauenförderungsmaßnahmen lächerlich zu machen. Denn diese Frau erscheint auch bei wohlwollender Betrachtung derart hohl, dass irgendwann niemand mehr mit ihrer politischen Richtung assoziiert werden will.

     

    Chapeau, Frau Bundeskanzlerin!

  • H
    HamburgerX

    Ich musste schon beim Titel lachen, aber bei der Bildbeschriftung noch mehr. Fast könnte ich das Gefühl bekommen, Schröder will wirklich provozieren. Andererseits schätze ich ihre unkonventionelle Sicht auf die Geschlechterdiskussion.

     

    Noch mehr aber erstaunt mich, wurde hier auch berichtet, dass die Bild sich heute traut, eine Zeitung ohne Frauen zu machen (die wurden nach Hause geschickt). Ist das jetzt einfach großzügig, innovativ, genial oder ein heimtückischer Macho-Schachzug, nach dem Motto, es geht auch gut ohne?!

     

    Freut mich auf jeden Fall, dass Bewegung in Rituale in Deutschland kommt.

  • P
    Peter

    Ich verstehe es richtig, dass die Väter nicht beim Frauenpreis ausgezeichnet werden? Liest sich ein bisschen so ;)

     

    Und ansonsten ist es schade, dass Fr. Schröder sich am Weltfrauentag nicht zu Frauen äußert, aber letztlich ist auch diese Aktion doch ein guter Schritt - neue Männer braucht das Land. Das gilt noch stets.

  • K
    kroete

    Die heilige Einfalt im Frauenministerim ist das erschreckende Beispiel dafür, welch abstruse Blüten eine parteipolitische Frauenquote, die ich sonst sehr begrüße, treiben kann.

    Zum Frauentag sollte hingegen eine Frau von der Leyen endlich gleichen Lohn für Frauen wie Männer durchsetzen, für letztere ab sofort den Frauenlohn für die Männer im selben Job, da wäre Deutschland gleich mehrfach finanziell saniert.

  • D
    derBlub

    Kann es sein, dass die Taz versucht, mit Ihren Artikeln zum Weltfrauentag, ein Thema aus vergangenen Tagen zu pushen?

     

    Dieses ganze Geschwätz von Unterwerfung etc. kann ich absolut nicht nachvollziehen und finde auch nach zugegeben geringer Anstrengung keine Beispielfälle, weder in meinem privaten, noch im allgemeinen Umfeld...

     

    wobei die Aktion von Frau Schröder durchaus als "Fail" zu klassifizieren ist ;-)

     

    naja, 'ne Frau halt... *duckUndRenn*

  • SL
    Starke LeistungIhre E-Mail

    Irgend einer hat hier ziemlich mies recherchiert:

     

    http://www.zeit.de/politik/deutschland/2012-03/schroeder-frauentag

     

    Klingt zwar immer noch nicht besonders gelungen, aber "keine Termine" sehen anders aus!

     

     

    Mit umweltfreundlichen Grüßen

  • T
    Tommy

    Also echt der frauentag ist so wichtig? so heilig?

     

    es ist nicht der tag als der 2te weltkrieg beendet wurde oder sonst was

     

    ich kann die frau auch nicht leiden und die herdprämie auch nicht. aber das ist völlig übertrieben.

  • EA
    Enzo Aduro

    SKANDAL Eine Frau setzt sich für Männer ein.

  • N
    Norbert

    "Unsensibel oder tolpatischig?"

    ...dritte Möglichkeit: Dumm!

  • KO
    Katharina Oerder

    Frauenpolitisch hat sich unsere Bundesfrauenministerin bisher nicht mit Ruhm bekleckert. Der Weltfrauentag war Anlass für die Frauen im Juso-Bundesvorstand Kristina Schröder einen offenen Brief zu schreiben:

    http://www.jusos.de/aktuell/nachrichten/2012/03/07/offener-brief-junge-frauen-brauchen-vorbilder-frau-schroeder

  • SR
    Stefan Räbiger

    Unsensibel oder tolpatischig, ist das wirklich die Frage? Abgesehen von dem kleinen Druckfehler. Die Frau ist einfach nur blöd auch wenn sie Abitur und Doktortitel hat. Die Frau ist ein mißlungener Roland Koch Clon oder etwas Clown, was so ein Wehh für eine Bereicherung sein kann. Die Republik sollte sammeln und eine übergroße Pappnase vor dem Ministerium der Frau die lieber am Herd bleiben sollte, aufstellen. Damit nicht gleich die ganze Frauenfront auf mich einprügelt möchte ich bemerken das ich dieses "bleib lieber am Herd" auch der Anette Schawahn verleihen würde, damit Frau Schröder nicht ganz alleine bleibt. Die können dann ja twittern oder über Facebook chatten.

    Das gilt nur für die Beiden.