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Leverkusens Lars BenderUnheimlich makellos

Leverkusens Lars Bender schießt beim Derby in Köln zwei Tore. Nun reist er zur Nationalmannschaft, wo er seinen nicht minder begabten Zwillingsbruder Sven trifft.

Traf gegen Köln gleich doppelt: Lars Bender. Bild: dapd

KÖLN taz | Krasser hätten die Gegensätze kaum sein können nach dem leichtfüßigen 2:0-Erfolg Bayer Leverkusens drüben auf der anderen Rheinseite. Vor der Kabine des 1. FC Köln stand Lukas Podolski und bat um Gnade für den immer erfolgloseren Stale Solbakken.

"Es kann ja nicht immer am Trainer liegen, dass wir jedes Jahr gegen den Abstieg spielen", sagte der Nationalspieler nach der sechsten Niederlage aus den vergangenen sieben Spielen. Derweil stand drüben vor dem Gang zur Gästedusche Lars Bender und genoss sein Fußballerleben.

Der Leverkusener Mittelfeldspieler hatte beide Derbytreffer erzielt (16., 51.), war die zentrale Schaltstelle im Spiel der Werkself und steht in der kommenden Woche erstmals gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Sven in Kader der Nationalmannschaft. "Er ist eindeutig einer der Spieler, die sich schon die ganze Saison eine kontinuierlich nach vorne entwickeln", sagte Trainer Robin Dutt, präziser wäre gewesen: Er ist der einzige Feldspieler, der sich unter Dutt nachhaltig verbessert hat in dieser durchwachsenen Spielzeit und konstant auf hohem Niveau agiert.

Simon Rolfes und Michael Ballack, die beiden Kapitäne und Benders interne Konkurrenten im defensiven Mittelfeld, sitzen regelmäßig auf der Bank, Bender spielt immer. Und er ist längst auch ein Wortführer. Neulich hat er das Editorial des Vereinsmagazins verfasst und dort mit deutlichen Worten das destruktive Verhalten des Anhangs getadelt.

"Ich bin kein Typ für Nobeldiscos"

Mit Besonnenheit und Beharrlichkeit ist Bender zum Chef dieser Leverkusener Mannschaft geworden, er spielt strategisch geschickt, körperlich robust, technisch ohne größere Schwächen. Als am Samstag jemand Benders überragende Rolle im Derby ansprach, erwiderte der: "Meine Leistung müssen andere beurteilen, das war von allen ein guter Auftritt, dann kommen alle besser weg."

Manchmal ist es fast schon unheimlich, wie makellos Lars Bender agiert, auch außerhalb des Platzes. "Ich bin kein Typ für Nobeldiscos", hat er in einem Interview mit der Zeitschrift 11 Freunde einmal gesagt, und dieser Satz kann wohl auch als Anspielung auf den FC Bayern begriffen werden, wo Nobeldiscobesuche zur Folklore gehören. Lars und Sven, das in Rosenheim aufgewachsene Zwillingspaar, hat lange bei 1860 München gespielt, und vielleicht ist es kein Zufall, dass die beiden danach zu zwei der ärgsten Konkurrenten von Bayern München gewechselt sind.

Einen Wechsel zum Rekordmeister schließt aber keiner der Brüder aus, und in München stehen die beiden sicher auf der Liste der interessanten Bundesligaspieler. Ein bisschen wirken die beiden 22-Jährigen nämlich wie Spieler, die ein Fußballtrainer nach seinen Idealvorstellungen im Genlabor designt hat. Und es ist schon eine Kuriosität, dass es diesen Spieler gleich zweimal gibt.

Andere Zwillingspaare wie Erwin und Helmut Kremers, Hamit und Halil Altintop oder Michael und Andreas Zeyer sehen sich zwar ähnlich, sind aber sehr unterschiedliche Spielertypen. Über die Benders hat Dortmunds Trainer Jürgen Klopp mal gesagt, beide würde er nie verpflichten, weil sie sich zu ähnlich seien, und zweimal den selben Fußballer benötige er nicht in seinem Team. Vor diesem Problem steht nun auch Joachim Löw.

Keine Konkurrenz

Rudi Völler beneidet seinen Nachnachfolger jedenfalls nicht darum, einen der beiden auswählen zu müssen. "Gott sei Dank muss ich das nicht mehr entscheiden; als ich noch Bundestrainer war, da gab es solche Härtefälle nicht", sagte der Leverkusener Sportdirektor am Samstag.

Die Benders versichern übrigens, dass die Konkurrenz in der Nationalmannschaft ihr Verhältnis nicht belaste. "Wer uns kennt, der weiß, dass wir uns alles gönnen", sagte der Dortmunder Sven Bender, der bislang ein Länderspiel absolvieren durfte, in der vorigen Woche. Leverkusens Lars dagegen hat zwar noch keinen Titel gewonnen, war aber schon dreimal für die DFB-Elf im Einsatz. Jetzt darf Löw die beiden erstmals im direkten Vergleich beobachten.

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