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Lebensmittelsicherheit in der EUMonsanto triumphiert über Frankreich

Das Anbauverbot für Genmais in Frankreich war illegal, urteilte der Europäische Gerichtshof am Donnerstag. Die deutsche Blockade ist laut Agrarministerium in Berlin aber rechtens.

Gefährlich oder nicht? Die Folgen von Mon810 für die Umwelt sind unklar. Bild: AP

BERLIN taz | Frankreichs Anbauverbot der gentechnisch veränderten Maissorte MON810 wackelt. Die Regierung in Paris habe sich auf die falsche Rechtsgrundlage berufen, urteilte der Europäische Gerichtshof (EuGH) am Donnerstag in Luxemburg. Das deutsche Verbot gilt dem Bundesagrarministerium zufolge aber weiter.

Die Entwicklung des Saatguts des US-Herstellers Monsanto ist wichtig für die Zukunft der Agro-Gentechnik allgemein. Denn der Mais gehört neben der Gen-Kartoffel Amflora zu den beiden einzigen Gen-Pflanzen, die derzeit in der EU angebaut werden. MON810 produziert ein Gift gegen einen Schädling.

Frankreich hatte den Anbau des Maises durch Erlasse 2007 und 2008 untersagt. Dabei berief es sich auf eine Schutzklausel im EU-Recht: Demnach dürfen EU-Staaten Gen-Pflanzen verbieten, die zwar von der Europäischen Kommission schon zugelassen sind, aber nach neuen Erkenntnissen wahrscheinlich Mensch, Tier oder die Umwelt gefährden.

Verschiedene Fälle

Die Franzosen hätten sich dabei aber auf eine andere Verordnung beziehen müssen, die einen Nachteil für die Regierung hatte: Paris hätte die EU-Kommission vor dem geplanten Verbot informieren müssen. Französische Gerichte müssen in laufenden Verfahren nun wohl das Anbauverbot aufheben. Fraglich ist, wie lange das dauert, und ob Frankreich nicht einfach vorher den Mais noch einmal auf der richtigen Rechtsgrundlage verbietet.

Deutschland verbot im April 2009, MON810 auszusäen, berief sich dabei aber auf die richtige Verordnung. Agrarministerin Ilse Aigners (CSU) Sprecher sagt deshalb: "Unser Verbot hat weiter Bestand." Die Fälle Frankreichs und Deutschlands seien verschieden.

Zwar räumte die Bundesregierung der Kommission nicht genügend Zeit ein, auf das geplante Verbot zu reagieren. Trotzdem wird die Behörde deshalb wohl nicht gegen das Verbot in Deutschland vorgehen. Schließlich arbeitet sie gerade daran, nationale Anbauverbote zu erleichtern, erklärte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Monsanto äußerte sich nicht, wie es auf das EuGH-Urteil reagieren wird.

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9 Kommentare

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  • J
    Justus

    Es gab mal eine TV-Reportage über Monsanto, seine Geschäftspraktiken und die Auswirkungen seiner Produkte. Die Mafia ist nicht viel schlimmer. Monsanto nein danke. Solche KOonzerne müssen zerschlagen werden und die Verantwortlichen vor Gericht. Leider drehen/interpretieren sie das Recht mit gut bezahlten Anwälten wie sie es brauchen.

  • E
    erde

    Monsanto ist der größte Giftmischer, den es gibt und man sollte aber auch gar nichts von diesen Verbrechern abnehmen oder gar anbauen. Regierungen sollten alles verbieten, was mit Monsanto in Berührung kommt und es ist ein Skandal, daß die sich überall durchsetzen.

    Der Welternährung ginge es besser, gäbe es diesen Konzern nicht.

    Deren einziges Interesse besteht darin, die Herrschaft über unsere Lebensmittel zu erhalten und die Landwirtschaften unter ihre Kontrolle zu bringen.

    Man kann nur hoffen, daß Regierungen langsam anfangen zu denken, auch die Herrschaften in der EU.

  • G
    GreenHU

    Diese Text enthält dreiste Lügen, oder aber krasse Ignoranz des Autoren.

  • BA
    bitte anonym

    ' Wir' sind die Boesen, denn wir kaufen, essen alles was uns vorgesetzt wird, und wenn/weil es preiswerter ist.

     

    Wir wollten Gemuese, Obst und Fruechte ohne Dellen, ohne Wuermer, die Perfekt aussehen, und auch kein Dreck mehr vom Acker dran ist, somit auch Hydro-Kultur geschaffen wurde, mit Obst, Gemuesen, das aus angereichertem Wasser waechst anstatt aus der Erde.

    Viele dieser Hydrokultur Gemuesen/obst haben kaum noch farbe, sodas sie Farbbereichert werden, also ueber ein Band laufen das verschiedene hydro-produkte mit der passenen Reife-farbe bespritzt, und hinterher gewachst werden damit sie verfuererisch glaenzen.

  • IN
    Ihr Name Nachdenker

    Was Monsanto weltweit anrichtet ist relativ wenigen Menschen bekannt! Selbstmorde bei abhängigen Bauern die bei Mißernten und finanziellen Engpässen ihren Zahlungsverpflichtungen an Monsanto nicht nachkommen können, Grund und Boden wird konfisziert, nachgewiesene Krankheiten bei Mensch und Tier, die Zerstörung der Natur, die bereits durch neue Resistenzen zurück schlägt! Roundup Spritzmittel mit immer höherer Dosis usw.! Brauchen wir dies alles wirklich? Ich sage nein, denn wie sagt man doch so schön: Wer das Öl hat, beherrscht die Welt, wer die Lebensmittel hat, beherrscht die Menschen!

     

    Nachdenker

  • J
    jan

    Die EU ist ein neoliberales Monster geworden.

  • E
    EuroTanic

    Das Bild des Maiskolben ist trügerisch. Warum? Weil er normal aussieht und suggeriert, dass gengepantschter Mais ja so unnormal nicht sein kann. Das ist er aber. Es ist faktisch eine neue "Art".Von Pflanze mag ich nicht reden. Die Fütterungsersuche mit gengepantschtem Mais haben alle gezeigt, dass sie zu Krankheiten wie Sterilität, Degeneration, Krebs, Totgeburten und Tod führen. Bauern die Genmais verfüttern zeugen von diesen Tatsachen. Und sie gehen in den Konkurs. Kommt der gengepantschte Mais über das Fleisch in unsere Lebensmittel werden die Menschen die gleichen Krankheiten erleiden. Abegesehen davon verdrängen Gengepantschte Pflanzen die natürlichen Pflanzen. Das ist wie eine Iinvasion von Lebewesen, die nicht auf diesen Planeten gehören. Genpantscherei gehört deshalb verboten. Ebenso zu Forschungszwecken.

  • BA
    bitte anonym

    Das ist sehr Weitsichtig das man eine Pflanze fabriziert welche Gifte gegen ' Schaedlinge' produziert, somit man mehr ernten kann - ich denk mal bei Schaedlingen sind instekten gemeint die an den Pflanzen naschen wuerden.

     

    Moeglicherweise haelt es auch die Regenwuermer fern, die den Acker aufwuehlen, und all das andere Ungeziefer das neue Muttererde schaft - somit sie auch keine Marienkaefer anziehen, die sonst immer fuer das Gleichgewicht von Ungeziefer und Ernten verantowrtlich waren - ist nett von den Leuten so Weitsichtig zu sein und den Marienkaefern auch mal eine Pause goennen.

     

    Ich sollte mir mal so ein paarvon diesen Maispflanzen in den Kompost rein tun, vieleicht vertreibt es ja all das Ungeziefer das sich im Kompost versammelt. Und die Mikroben erst - schlimm. Die sollten nun wirklich nichts in Mutter Erde, noch meinem Komposthaufen was zu suchen haben.

  • H
    hanserlpeters

    Europa hat es mit seiner Schuldenkrise schwer

    genug.

    Europa braucht keine genetechnischen

    Produkte mit unfinanzierbaren Risiken für

    die Gesundheit von Mensch und Natur.

    Pestizide machen den Schädling resistent

    und sehr viel später mit Sicherheit auch

    andere Arten, aber viele und unkalkulierbare

    Schäden treten dann bei ganz anderen Gliedern

    der Nahrungsmittelkette auf.

    Ob überhaupt langfristig Forschungen auf die

    Grundwasserzusammensetzung bei Pestizidpflanzenresten

    verunreinigten Böden gemacht wurden, möchte ich

    bezweifeln.

    Schon heute wird jedes 2. Lebensmittel

    weggeschmissen.

    Nahrung existiert hier im Überfluss.

    Es gibt keinen Grund potentielle Gefahren

    hier zuzulassen. Es sei denn man möchte

    die Menschen gezielt durch spekulative Lebensmittel

    verarmen und abhängig werden lassen!!

    Die Monsanto-Mitarbeiter können ihren Dreck allein

    essen.

    Würde man Brutmöglichkeiten und gezielte Züchtungen

    natürlicher hochspezialisierter, harmloser

    Fressfeinde zulassen, wäre das wesentlich billiger

    und effektiver.

    Die normalen Züchtungen könnten ja auch auf

    dickere und widerstandsfähigere

    Stämme und Blattbeschichtungen der Pflanzen

    fokussiert werden, um Schädlingen Einhalt zu gebieten.

    Es gibt Alternativen zu Monsanto, Bayer und Co.

    Die Menschen dürfen nur nicht zum Windbeutel

    der Agrarchemie werden!

    Das Recht auf 100%ige Lebensmittelsicherheit und

    ökologische Stabilität der Umwelt zum Wohle

    der Bevölkerung wiegt schwerer als das Recht

    auf wirtschaftliche Ausbeute von Produkten

    in illegalerweise fast gleichgeschalteten Märkten.

    Die Menschheit geht vor!!!