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Langzeitarbeitslose in DeutschlandAuf der Ersatzbank

Christoph Ruhland hat seit 1990 keine Stelle mehr gefunden. Seit 24 Jahren ist er arbeitslos. Eine Geschichte, die in keiner Statistik auftaucht.

Christoph Ruhland hat viel zu tun. Er engagiert sich in Vereinen, in der Gewerkschaft und in der Lokalpolitik. Alles unentgeltlich Bild: Amélie Losier

COTTBUS/SENFTENBERG taz | Er ist der ewige neunte Mann. Die Kugelstoßer haben Christoph Ruhland diesen Spitznamen gegeben. Weil sie acht sind, wenn sie bei den Spartakiaden antreten: den Leichtathletikturnieren für jugendliche DDR-Bürger. Ruhland fährt mit, jedes Mal, im Teambus bis nach Calau oder nach Leipzig. Er wärmt sich auf, zieht sich um – und sitzt dann meist auf der Ersatzbank.

Christoph Ruhland, 51 Jahre alt, ist bereit zum Einwechseln. Er ist es immer gewesen. In den Achtzigern, im Leistungssport, genauso wie heute, in seiner Heimatstadt Senftenberg in Südbrandenburg. Hier ist er ein etablierter Mann geworden: Jugendberatung und Sportclub, Vereine, Gewerkschaft und ein Sitz im Rathaus für die Linksfraktion. Er hat viele Termine. Doch auf den Tag, an dem ihm jemand Geld für seinen Einsatz bezahlt, wartet er noch. Ruhland ist seit seinem 28. Lebensjahr arbeitslos.

Seit der Wende.

Rausgerechnet

Als Langzeitarbeitslose gelten Menschen, die über ein Jahr ohne Arbeit sind. Von rund einer Million leben, laut offizieller Statistik, 300.000 in Ostdeutschland. Wer länger als vier Jahre arbeitslos ist, verschwindet aus dem Zahlenwerk der Bundesagentur für Arbeit.

Ab dieser Dauer seien die Erhebungen „kaum noch aussagekräftig“, sagt ein Behördensprecher: „Wir werten das nicht mehr aus.“ Warum Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) sich nicht dafür interessiert, wie viele Menschen 10 oder 20 Jahre lang keine Arbeit finden, das beantwortet ihr Sprecher nicht. Diese Frage bedürfte einer aufwendigen „Sonderauswertung“, die vom Ministerium kurzfristig „nicht zu leisten“ sei.

Wie viele der ehemaligen DDR-Bürger nach dem Ende der DDR nie wieder eine Stelle gefunden haben, das zählt die Bundesregierung nicht. Denn wenn die Jobcenter einem Erwerbslosen wie Christoph Ruhland eine Arbeitsmaßnahme verordnen, streichen sie dafür seinen Namen aus der Statistik. Einer, der für einen Euro in der Stunde Stiefmütterchen auf Verkehrsinseln pflanzt, sieht deswegen auf dem Papier aus wie jemand, der einen Job gefunden hat.

Menschen, die aus der Statistik verschwinden

Wenn er danach keine Arbeit findet und weiter Leistungen aus Hartz IV bezieht, ist sein Zähler trotzdem zurückgedreht: Die Zeitdauer seiner Arbeitslosigkeit steht wieder auf null.

Einen Hinweis darauf, dass in Ostdeutschland dennoch extrem viele Langzeitarbeitslose leben, gibt eine Berechnung des Nürnberger Forschungsinstituts der Bundesagentur für Arbeit aus dem Jahr 2010. Dort haben Wissenschaftler versucht zu analysieren, was die vorhandenen Arbeitslosenstatistiken über das Leben der Menschen aussagen.

Ein Ergebnis: Ostdeutsche Männer, die über 40 Jahre alt sind, bleiben im Schnitt neun Jahre ihres Lebens erwerbslos. Die Generation ihrer Väter mussten dagegen nur durchschnittlich zwei Jahre lang Geld vom Staat in Anspruch nehmen.

„Hängematte, Parasiten, Schmarotzer“

Für Frauen ist es seit dem Fall der Mauer noch schlechter gelaufen: Den heute 40-Jährigen prophezeien die Forscher insgesamt 13 Jahre Arbeitslosigkeit bis zur Rente. Bei Christoph Ruhland sind es heute bereits 24.

Er hat sich damit arrangiert. Alle sechs Wochen legt er seinen Taschenkalender auf den Tisch im Gewerkschaftshaus Cottbus: Ein dickes Buch, gespickt mit Klebezetteln. Hier gibt es Wurstbrote und Filterkaffee, eine Schale Würfelzucker und Wasser. Der Erwerbslosenausschuss tagt und Ruhland erteilt das Wort. Er sagt: „Bitte, Dittgard.“

Hapich Dittgard trägt ihr graues Haar in bauschigen Locken, ihre Stimme ist hoch, sie liest vor: „Hängematte, Parasiten und Schmarotzer, spätrömische Dekadenz.“ Sie hat Begriffe gesammelt, die in den Zeitungen standen, und sie hat recherchiert. Aus einer Mappe zieht sie ein Blatt Papier: „So viele Sozialleistungen gibt es in anderen EU-Staaten“, lautet der Aufdruck. Ruhland nickt. Mit einem Bleistift macht er eine Notiz auf einem Ver.di-Briefbogen und legt ihn zur Seite.

Drei Monate, um die eigene Stelle abzuwickeln

Der Erwerbslosenausschuss im Cottbusser Bürgerhaus trifft sich seit den neunziger Jahren. Das Personal hat kaum gewechselt seitdem. Dittgard, die zu DDR-Zeiten Ökonomie studierte. Dr. Reinhard Greining, der eine Liste mit „7 Schlüsseln zum Power-Stoffwechsel“ auf der Schreibmaschine getippt hat und immer ein paar Kopien bei sich trägt. Und Christoph Ruhland, der seinen Haar glatt in die Stirn kämmt, gerade Falten in seine Hosen bügelt und jetzt den Vorsitz hat.

Wie die anderen hier hat Ruhland kurz nach der Wende seinen Job verloren. Noch am 1. Januar 1990 wird er als stellvertretender Arbeitersekretär der Freien Deutschen Jugend (FDJ) eingestellt, in der Kreisleitung Senftenberg. Ihm bleiben drei Monate Zeit, um seine eigene Arbeitsstelle abzuwickeln. Ruhland sortiert seine Dokumente nach Themen, die „ökonomische Initiativen“ heißen oder „Arbeiterjugend“ und schleppt die Bündel ins Senftenberger Archiv.

Danach lebt er von Arbeitslosengeld. Ausgezahlt bekommt er es zuerst in DDR-Mark, dann in D-Mark, später in Euro und seit 2005 schließlich als Hartz-IV-Regelsatz. Heute sind es 391 Euro im Monat. Seine Regelaltersrente wird im Monat 498,98 betragen, ab Mai 2029, sofern sich nichts ändert. Aber danach sieht es nicht aus.

Qualitätsküchen für Westdeutschland

Eigentlich ist Ruhland Schreinermeister. Er hat Küchen und Flurgarderoben gebaut, in Gütezeichen-1-Qualität: Exportartikel für Westdeutschland. Mit seiner FDJ-Gruppe hat er sich nach Feierabend getroffen. Bis 1988. Da entscheidet er sich für ein Theoriestudium an der Jugendhochschule Wilhelm Pieck am Bogensee, einer Kaderschmiede für Jungfunktionäre. Er belegt Seminare in wissenschaftlichem Kommunismus, in Philosophie und Kultur. Er könne jederzeit zurückkehren, sagt man ihm im Volkseigenen Tischlereibetrieb Möbelring Lauchhammer.

Doch wie die Mauer im 140 Kilometer entfernten Berlin zerfällt nach Ruhlands Studium zunächst das System, von dem er sich gut dotierte Stellen versprochen hat, und dann auch sein Tischlereikombinat.

Ruhlands Karriere auf dem zweiten Arbeitsmarkt startet mit einem Computerkurs.

Im roten Opel Vectra ist die Uhr stehen geblieben. Für Ruhlands Auto ist immer 01.01.1997. Im Schaumstoff der Sitze klaffen Risse, und wenn die Sicht trüb wird, fährt er rechts ran. Er steigt aus, holt eine Plastikflasche mit Glasreiniger von der Rückbank und besprüht damit die Windschutzscheibe. Zurück hinter dem Lenkrad setzt er die Scheibenwischer in Gang.

Das Auto sei so alt, es habe keinen Wert mehr, sagt Ruhland. Keinen, der sich vom Hartz-IV-Satz abziehen ließe. Die Regeln des Jobcenters kennt er genau: Besitz muss verbraucht werden. Die Gegenargumente aber auch: Mit dem Wagen erreicht er schließlich die Bewerbungsgespräche.

Der Zähler dreht sich zurück auf null

In den vergangenen Jahren hat er für das Senftenberger Jugendrechtshaus gearbeitet, für die Tafel und für den Arbeitslosenverband. Er hat sich Geld dazu verdient – allerdings nur in ABM-Maßnahmen. Damit hat er den Zähler auf null gedreht. Seine berufliche Laufbahn sprang trotzdem nie wieder an.

Das Amt nennt Ruhland mittlerweile einen Sozialarbeiter. Doch ihm fehlt das Diplom. Er hat mal Schulungen zum Bürokaufmann besucht. Zum PC-Programmierer. Zum Jugendbetreuer. Jetzt schreibt er Bewerbungen an das Jugendamt Cottbus. Sportförderung. Oder an den Tourismusverband Senftenberg, als Stadtführer – jeden Monat verschickt er etwa fünf Briefe. Abwechselnd ist er „überqualifiziert“ oder „unterqualifiziert“.

Er hat nichts unversucht gelassen und vielleicht ist das Teil des Problems. Er hat den Fokus verloren. Dabei hat er Talente.

Ruhlands Platz ist im Senftenberger Rathaus links neben dem Rednerpult. Hier, hinter der mit Soli-Geldern erbauten Glasfassade, kennt ihn jeder. „Druckst du mir bitte die Beteiligungsrichtlinie aus“, sagt er zu dem jungen Mitarbeiter mit Stoppelbart, der ihm auf der Treppe entgegenkommt: „Farbig.“ Die Hauptamtsleiterin geht vorbei und nickt ihm zu.

Er sitzt im Finanzausschuss und im Sozialausschuss

Am 18. März 1990 ist Ruhland in die SED-PDS eingetreten. Um etwas gegen die Sozialpolitik der Bundesrepublik Deutschland zu unternehmen, sagt er. Er sitzt jetzt im Finanzausschuss und im Sozialausschuss. Unentgeltlich.

Weil für ihn nichts Neues beginnt, hält sich Christoph Ruhland an das, was bleibt. Die Heimat und die Tradition. Reporter der Lokalzeitung haben ihn oft fotografiert: In blumenbesticktem Gewand und Strumpfhosen steht er vor dem Barockschloss Altdöbern und stützt sich auf einen Spazierstock. Die Kostüme näht er selbst. Für eine „Geschichtsbörse“ in der Calauer Stadthalle trägt er Spitzenhemd und Federhut. Er ist August der Starke. Aber nur ehrenamtlich.

In Cottbus, beim Erwerbslosentreffen, reißt Hapich Dittgard die Plastikfolie von einer Schokoladentafel und bricht sie in Stückchen. Die legt sie, samt Verpackung, auf einen Brotteller in der Tischmitte. „Wir müssen auch an Nachfolger denken“, sagt sie: „Wir sind alle auf Arbeitssuche. Es kann sein, dass wir alle morgen nicht mehr hier sind.“

Es bleibt kurz still. „Da brauchst du bei mir keine Angst haben“, sagt eine, die mal in der Braunkohleförderung gearbeitet hat. Die brandenburgischen Tagebaugruben wurden in den neunziger Jahren mit Wasser gefüllt. Heute ist dort, wo früher die Förderanlagen standen, eine Seenplatte mit Sporthafen.

Frustration ist Privatsache

Dittgard nickt, sie kommt nun zu den Anträgen. Für die Gewerkschafter arbeitet sie sich an den Hartz-IV-Gesetzen ab. Sie fordert mehr Leistungen, eine Abschaffung der Strafen und Steuererhöhungen für Gutverdienende.

Über Jobsuche reden sie hier beim Erwerbslosenausschuss eigentlich nie. Frustration ist Privatsache. Von Maßnahme zu Maßnahme. Alle sind älter als 50. Die Generation der gebrochenen Biografien. Existenzminimum.

„Dass wir hier alle für die Sache brennen, das wissen wir“, ruft Dittgard. „Aber wie ziehen wir die anderen mit?“

Die „amerikanische Botschaft“ in Senftenberg

Mediziner Dr. Greining blickt von seinen Mandarinenschalen auf: „Die Unterschicht braucht wirklich Erfolgserlebnisse“, sagt er.

„Gut, ich möchte schließen“, sagt Christoph Ruhland. „Haben alle ihren Kaffee ausgetrunken?“

Der rote Vectra steht auf dem Parkplatz, bis Senftenberg braucht er eine Stunde. Er hat entschieden, seine Arbeitskraft der DDR zur Verfügung zu stellen. Dabei ist er geblieben. Ostdeutschland zu verlassen, das kam für ihn nie in Frage.

Er steuert den Wagen zu seinem Elternhaus. Er ist nie ausgezogen. An der Kreuzung, wo er immer abbiegt, steht jetzt eine McDonald’s-Filiale. Ruhland hat für sie auch einen Spitznamen gefunden: „Die amerikanische Botschaft“ nennt er sie.

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20 Kommentare

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  • @MC LENNOX - Teil II

    Bei den letzten drei Bundestagswahlen wählte ich aus Überzeugung die Linkspartei. Die Linkspartei hat mit Stasi überhaupt nichts am Hut. Und meine Sahra ist ein Leuchtturm im Bundestag. Die paar Scheintoten in dieser Partei, die richten keinen Schaden an. Aber die Ex-Stasis sind gleich nach der Wende geschlossen in die CDU abgewandert, wo sie ganz unverschämt und legal den Staat schädigen können, die Milliarden der Solidarpaktmittel illegal auf ihre Kontos abzweigen – straffrei natürlich.

    Dazu empfehle ich: http://siggi40.de/stasi-nostra/

     

    Dass ich mich hinter meiner Anonymität verstecken würde, auch dies...

    Aus Prinzip schreibe ich sämtliche Kommentare unter meinem Internetnamen Siggi40.de.

     

    Also so wird das nix mit Ihren haltlosen Anschuldigungen, wo man Sie ruck-zuck als Lügner entlarvt.

    Aber bei solch einer Steilvorlage konnte ich einfach nicht widerstehen. Danke.

  • @MC LENNOX

    Es ist nicht meine Art, mich für meinen Kommentar zu rechtfertigen. Aber Ihre Behauptungen kann ich so nicht stehen lassen.

     

    Am 02.07.1990 bin ich von BW nach Chemnitz ausgewandert und hatte auf Grund meiner beruflichen Tätigkeit mit sehr viel Menschen zu tun, auch privat.

    Ich hatte NIEMAND kennen gelernt, der 1:2 umgetauscht hat. Alle hatten 1:1 umgetauscht, über unzählige Strohmänner. Also schon hier fing der Betrug an. Damit dürfte Ihr Argument mehr als widerlegt sein, dass nur bis 4000.- Ostmark 1:1 umgetauscht wurde. Vielleicht offiziell, dass sich im Westen kein Widerstand bildet, aber nicht in der Realität. Oder fragen Sie einfach Ihre Familienangehörige, Ihre Nachbarn, Ihre Arbeitskollegen, Ihre Sportkameraden, da werden Sie geholfen.

     

    Ihr 2.Absatz erübrigt sich, weil Sie eine Behauptung aufstellen und argumentieren, dass ICH dies behaupten würde. Vielleicht liegt dies aber nur daran, dass in manchen Gegenden Dunkeldeutschlands gerade mal jeder zweite seinen Hauptschulabschluss, bzw. seine theoretische Führerscheinprüfung schafft.

     

    Wie oben geschrieben, bin ich nach Chemnitz ausgewandert, der zweitgrößten Stasi-Stadt der DDR, bezogen auf die Mitglieder, nicht auf die Einwohnerzahl der Stadt.

    • @Siggi40.de:

      "Vielleicht liegt dies aber nur daran, dass in manchen Gegenden Dunkeldeutschlands gerade mal jeder zweite seinen Hauptschulabschluss, bzw. seine theoretische Führerscheinprüfung schafft."

       

      Ich weiß zwar nicht, wo Sie genau Dunkeldeutschland verorten, aber so viel dazu:

      http://www.zeit.de/gesellschaft/schule/2013-10/laendervergleich-ost-west-bildung

      • @lions:

        @ANAMOLIE

        „Ich weiß zwar nicht, wo Sie genau Dunkeldeutschland verorten, aber so viel dazu“

         

        Wer lesen kann ist klar im Vorteil, gell.

         

        http://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/284090

        Anteil der Schulabbrecher steigt.

        Die höchste Quote bundesweit für 2009 vermeldet Mecklenburg-Vorpommern mit rund 14 Prozent. Immerhin: Ein Jahr zuvor lag das Land noch bei knapp 18 Prozent. Große Unterschiede zeigen sich auf Kreisebene. Den traurigen Rekord in Brandenburg hält die Uckermark mit fast 16 Prozent Schulabbrechern.

         

        http://www.svz.de/mv-uebersicht/weniger-schulabbrecher-id4848426.html

         

        20. Juni 2010, SCHWERIN.

        Nach dem katastrophalen Abschneiden Mecklenburg-Vorpommerns im jüngsten Bildungsbericht von Bund und Ländern hat Kultusminister Henry Tesch (CDU) eine deutliche Besserung in Aussicht gestellt. Dem Bericht zufolge haben 2008 fast 18 Prozent der Schüler die Schule ohne Abschluss verlassen - so viele wie nirgendwo sonst in Deutschland.

        • @Siggi40.de:

          Ihr Zusammenhang zu "Dunkeldeutschland" ist mir unklar. Deshalb meine Frage.

          Die am ehsten mit "Dunkeldeutschland" in Verbindung gebrachte Region, Sachsen liegt mit 6,2 % Schulabrecher nach Thüringen (5,4 %) unter dem Bundesdurchschnitt von 7 %. Im Vergleich NRW (6,5 %).

          Beide erstgenannten Bundesländer liegen in Pisa unter den besten 4 Bundesländern, Sachsen auf Platz 1.

          Ist offenbar heller in "Dunkeldeutschland" als mancher wahrnehmen will. Einfach mal beim Blick über "die Mauer" die Sonnenbrille abnehmen !

          Aber wie gesagt, die Frage, wo und was "Dunkeldeutschland" ist, umschiffen Sie einfach.

  • ML
    Mc Lennox

    Sehr geehrter SIGGI40,

     

    aus ihrem Kommentar spricht eine Menge Frust und Abscheu. Woher sie stammen, schildern sie ja selbst.

     

    Ihre Behauptung, dass die Währungsumstellung 1:1 erfolgte, ist schlichtweg falsch. Für Erwachsene galt folgende Formel: Geldvermögen in Höhe von 4.000 Mark wurde 1:1 umgetauscht, alles was darüber lag 1:2. Ein Beispiel: Bei einem Geldvermögen von 10.000 Mark wurden 4.000 Mark 1:1 und die übrigen 6.000 Mark durch 2 geteilt, so das am Ende 7.000 D-Mark herauskamen.

     

    Im Übrigen lasen sie den Artikel nicht korrekt. Herr Ruhland promovierte niemals. Ihm zu unterstellen, er sei ein Stasi-Denunziant gewesen, weil er Mitglied der SED war, ist Verleumdung. Aber sie verstecken sich ja geschickt hinter ihrer Anonymität.

     

    1989 gab es rund 2,2 Mio. SED-Mitglieder und in jedem Geschichtsbuch kann man lesen, dass die Zahl der hauptamtlichen und inoffiziellen Mitarbeiter des MfS bei weitem nicht die Millionenmarke überschritt. So kann schon rein rechnerisch nicht jedes SED-Mitglied Stasizuträger gewesen sein.

     

    Überdies engagiert sich Herr Ruhland für seine Heimatstadt und in mehreren Kultur- und Heimatvereinen. Darüber hinaus organisiert er die Geschichtsbörse, die das kulturelle Erbe des Landkreises dokumentiert, um für spätere Generationen aufbewahrt zu werden. Herr Ruhland leistet sehr wohl Arbeit, nur nicht Erwerbsarbeit. Damit liegt er dem Steuerzahler nicht auf der Tasche, sondern er gibt dem Steuerzahler durch seine Aktivitäten etwas zurück: Kultur.

     

    Das dies für sie, SIGGI40, ein Dorn im Auge ist, belegt nur ihre arg eingeschränkte Wahrnehmung unserer Gesellschaft. Und eine Gesellschaft ohne Kultur hatten wir bereits in Deutschland mit fatalen Folgen.

  • C
    christy

    Mit 51 als Handwerksmeister seit 28 Jahren arbeitslos und dabei heißt es, er habe den Fokus verloren...

     

    Am seltsamsten allerdings fand ich den Satz: "Er hat viele Termine. Doch auf den Tag, an dem ihm jemand Geld für seinen Einsatz bezahlt, wartet er noch."

     

    Da wird er lange warten, denn so mancher Erwerbstätige ist in diesem Alter in Sport- oder Schul-Vereinen, Kitas,Politik oder anderem bürgerschaftlichen engagiert und bekommt fürs Ehrenamt auch nur Ehre. Wieso also sollte man diesem Herrn, der sich scheinbar in seinem Leben eingerichtet hat, etwas dafür zahlen?

     

    Sorry, aber wenn ich lese, dass ein gesunder Mensch so viel Zeit auf Kosten der Steuerzahler verbringt, bekomme ich ein sehr schlechtes Gefühl.

     

    Da hätte jemand vor Jahrzehnten als junger Mann den Hintern schwingen müssen und sei es an einem anderen Ort und ich lese solche Jammersätze von Statistiken und bepflanzten Rabatten.

  • F
    FranzK

    sehr schöner Artikel. Der Mann ist sicher kein Einzelfall. Der Mainstream wird sich aber weiter nach der widerlichen Propaganda, von Schröder/Clement, richten. Da wird dann über Florida-Rolf und Arno Dübel berichtet.

  • Teil II

    Eine durch Neid und Dummheit selbstverschuldete Arbeitslosigkeit! Da springt mein Herz vor lauter Freude in die Lüfte!! "Rüberkommen und groß abkassieren, mit solchen machen wir hier kurzen Prozess", oder, "Du Wessi-Schwein, wir werden schon noch dafür sorgen, dass Du eines Tages im Straßengraben liegst", das waren noch die harmlosen Drohungen der DDR-ler.

    Ende 1995 hatten wir alle Firmen wieder abgemeldet und unsere Arbeiter und Angestellten standen wieder dem Arbeitsamt zur Verfügung. Nicht dass kein Geschäft da gewesen wäre, ganz im Gegenteil. Das Kalenderjahr 1995 war das mit Abstand Beste! Aber die unzähligen Straftaten gegen unsere Immobilien, Firmen, Firmenfahrzeuge und gegen uns selbst hatten uns dazu veranlasst, alle Firmen wieder aufzulösen.

     

    Und da kommt ein hochqualifizierter Schreinermeister, nach eigenen Aussagen natürlich, und beschwert sich darüber, dass er seit dem Beitritt ins Schlaraffenland noch nie gearbeitet hat und immer nur dem Steuerzahler auf der Tasche lag? Ich würde mich an seiner Stelle in den Boden schämen, hier auf Selbstmitleid zu pochen.

     

    Sowjetmenschen im Sozialstaat

    Am 22.03.2001 kommentierte Jerzy Mackow bei Zeit-online: "Es ist eine beispiellose Abfederung des Reinigungsprozesses, die den Ostdeutschen erlaubt in sowjetischer Mentalität zu verharren und sich der Realität zu verweigern."

    +++ Was in Ostdeutschland falsch läuft: Das Wohlfahrtssystem konserviert das üble Erbe der DDR +++

    http://www.zeit.de/2001/13/Sowjetmenschen_im_Sozialstaat

    So isses.

    • @Siggi40.de:

      "Da springt mein Herz vor lauter Freude in die Lüfte!! "Rüberkommen und groß abkassieren, mit solchen machen wir hier kurzen Prozess", oder, "Du Wessi-Schwein, wir werden schon noch dafür sorgen, dass Du eines Tages im Straßengraben liegst"

       

      Das riefen natürlich alle DDRler im Chor.

      Die da riefen, sind wohl jene, die, wenn sie auf der anderen Seite geboren wären, solchen Kommetar wir ihren an dieser Stelle verfasst hätten.

      Die unterste gesamtdeutsche Stammtischliga wird hoffentlich kleiner, doch man erkennt sie bisher noch deut(sch)lich an solch krudem Gedankengut.

  • Wie wird aus einem staatlich promoviertem Mistgabel-Schwinger, Erbsen-Zähler, Stasi-Denunziant usw. ein motivierter und erfolgreicher Facharbeiter wie im Westen? Richtig, geht nicht. Daran ist schon Helmut gescheitert mit seinem Vertrauensvorschuss bei der 1:1 Währungsumstellung.

     

    „Er hat nichts unversucht gelassen und vielleicht ist das Teil des Problems. Er hat den Fokus verloren. Dabei hat er Talente“. So so.

     

    Da muss ich ihm zustimmen. Sein größtes Talent ist es, dem Steuerzahler 24 Jahre lang auf der Tasche zu liegen. Mit den staatlichen Leistungen geht es ihm anscheinend immer noch zu gut, dem Armen! Da er noch im Elternhaus wohnt, nehme ich mal an, dass er da auch Kosten für Unterkunft ich Höhe von ca. 300.- Euro bekommt. Ob er dies an die Eltern auszahlt und dann wieder zurückerhält, das nehme ich mal an. Dann verfügt er über 690.- Euro netto, Krankenversicherung wird vom Amt bezahlt. Und mit diesem Geld kann man in Brandenburg sehr gut leben. Da müssen andere, die 40 Stunden in der Woche arbeiten gehen, von weniger leben!!

  • W
    Warum?

    Dieser Ruhland, ein Mann wie ein Baum, gelernter Tischler, und der findet keine Arbeit?

    Das ist ein Witz!

    Warum sucht er nicht in Westdeutschland, warum so unflexibel?

    Mitleid ist hier nicht angebracht.

  • C
    Christian

    "Er hat entschieden, seine Arbeitskraft der DDR zur Verfügung zu stellen. Dabei ist er geblieben. Ostdeutschland zu verlassen, das kam für ihn nie in Frage."

     

    Irgendwie fehlt es mir an Mitlied für Leute, die nicht bereit sind für einen Arbeitsplatz ihren Wohnort zu verlassen.

     

    Was richtig schlimm ist: Es nicht einmal versucht zu haben.

  • guter und lesenswerter Artikel auf taz.de. Mehr davon, Kristiana!

  • FN
    Frauke Niedermann

    In jedem Neubauviertel werden händeringend Schreinermeister gesucht, die das fertigmachen, was nicht im Vertrag stand und zusätzlich Verschönerungsarbeiten durchführen. Visitenkarten drucken, einwerfen, 39 Euro pro Stunde nehmen, und schon könnte man trotz Versteuerung als selbständiger Schreiner zumindest sein Auskommen bestreiten. Gäbe es nicht Hartz-IV, würde Herr Uhland das wahrscheinlich auch machen. Durch Hartz-IV bleibt er im System gefangen und ist seiner Würde beraubt.

    • PH
      Peter Hartz
      @Frauke Niedermann:

      ist das jetzt Wunschdenken oder Satire ? Das wäre ja der Schnit durch gordische Knoten der Arbeitslosigkeit und dabei so einfach, zack ein paar Zettel geschrieben und wumms, kommt die Kohle rein.

    • @Frauke Niedermann:

      Dafür müsste Herr Uhland wahrscheinlich seine Heimat verlassen. Ich bin zwar deutlich flexibler, kann aber durchaus verstehen, dass Mensch dort leben möchte, wo er aufgewachsen ist, sein soziales Umfeld hat und sich zu Hause fühlt.

       

      Beiträge wie Ihrer sind nicht die Lösung sondern ein Teil des Problems.

      • E
        Empörer
        @anteater:

        Ihr Kommentar ist ein Teil des Problems!

        Viele Werktätige mußten ihre Heimat verlassen, wegen der Arbeit, auch ich!

        Die Arbeit kommt nicht zu einem, diese muß man suchen an anderen Orten.

        Wer sich unter Mamas Rock verkriecht, der bleibt halt arbeitslos und soll nicht jammern.

  • S
    spassvogel

    Die Situation ist natürlich scheisse und unser System trägt ganz sicher eine Mitschuld. Aber wenn ich gelernter Handwerker wäre, hätte ich mich in dieser Situation schon längst vom Acker gemacht nach, nein, nicht in den Westen Deutschlands, sondern: Schweiz, Skandinavien, Kanada, Australien, Neuseeland ...

     

    Die ganze Welt will deutsche Handwerker, nur Deutschland will sie nicht.

    • @spassvogel:

      Deutschland will so einige selbst ausgebildeten Leute nicht. Na ja, Hauptsache die oberen 10.000 häufen genug Geld für die nächsten 10.000 Jahre an.