piwik no script img

Krieg im JemenBomben treffen ein Krankenhaus

Wieder wird ein von „Ärzte ohne Grenzen“ unterstütztes Krankenhaus bei einem Luftangriff der saudischen Koalition getroffen. Mindestens 11 Menschen sterben.

Ein Bild der Zerstörung am Krankenhaus bei Saada Foto: reuters

Sanaa ap | Bei einem Luftangriff ist im Nordjemen ein von „Ärzte ohne Grenzen“ unterstütztes Krankenhaus getroffen worden. Mindestens elf Menschen seien dabei getötet und mindestens 19 weitere verletzt worden, teilte die Hilfsorganisation in der Nacht zum Dienstag mit. Der Angriff auf das Abs-Krankenhaus in der Nähe von Saada sei am Montag gegen 15.45 Uhr (Ortszeit) erfolgt. Saada ist eine Hochburg der Huthi-Rebellen.

Neun Menschen kamen nach Angaben der Organisation sofort ums Leben. Darunter war neben Patienten auch ein Mitarbeiter von „Ärzte ohne Grenzen“. Zwei weitere Patienten seien auf dem Weg in ein anderes Krankenhaus gestorben. Fünf weitere Personen müssten weiterhin behandelt werden.

Die Klinik, die „Ärzte ohne Grenzen“ seit Juli 2015 unterstützt, wurde demnach teilweise zerstört. Alle verbliebenen Patienten und Mitarbeiter seien in Sicherheit gebracht worden.

Erst am Samstag waren bei einem Luftangriff auf eine Schule im Jemen mindestens zehn Kinder getötet und Dutzende weitere verletzt worden. Für die Attacke wurde eine von Saudi-Arabien angeführte Koalition gegen die sogenannten Huthi-Rebellen verantwortlich gemacht. Das hatte Saudi-Arabien aber abgestritten.

Der vierte Angriff in zwölf Monaten

Im Jemen tobt ein Bürgerkrieg zwischen schiitischen Huthi-Rebellen und der international anerkannten Regierung, die von dem saudisch angeführten Bündnis unterstützt wird. Dieses fliegt seit März 2015 Luftangriffe auf die Rebellen. Die Huthis hatten im September 2014 die Hauptstadt Sanaa unter ihre Kontrolle gebracht. Die Terrororganisationen Al-Kaida und Islamischer Staat haben die Kämpfe genutzt, um im Süden des Landes Fuß zu fassen.

„Ärzte ohne Grenzen“ teilte weiter mit, die Koordinaten des Krankenhauses seien mit allen Konfliktparteien geteilt worden, auch mit der von Saudi-Arabien angeführten Koalition. Es sei dennoch der vierte Angriff auf eine von „Ärzte ohne Grenzen“ unterstützte medizinische Einrichtung im Jemen in den vergangenen zwölf Monaten gewesen, sagte die Notfallprogrammleiterin Teresa Sancristoval.

Im jemenitischen Bürgerkrieg werde medizinischen Einrichtungen und Patienten kein Respekt gezeigt, erklärte sie. Die beteiligten Lager, darunter die saudisch angeführte Koalition, die die Organisation für den Luftschlag am Montag verantwortlich mache, müssten garantieren, dass solche Attacken nicht wieder stattfänden.

Das Luftbündnis erklärte auf Anfrage der Nachrichtenagentur AP, man sei sich den Berichten über einen Luftangriff auf ein jemenitisches Krankenhaus bewusst. Ermittlungen seien aufgenommen worden. Die Vereinten Nationen waren nach Angaben von Sprecher Farhan Haq dabei, Informationen zu dem Angriff zusammenzutragen.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • Gegen Saudi-Arabiens Krieg im Jemen muss genauso protestiert werden, genauso ein hemmungsloser Massenmord wie gegen den Krieg in Syrien.

  • Saudi Arabien hat aktuell den Vorsitz der UN-Menschenrechtsrat. Da könnte es ja die Ermittlungen forcieren...

    Es gibt immer weniger Achtung vor dem Kriegsvölkerrecht. Krankenhäuser werden bombardiert, Zivilisten als Geiseln in belagerten Städten missbraucht und Wohngebiete bombardiert. Dies betrifft die USA, Saudi-Arabien, Syrien, Irak und Russland. Meistens werden nur die Verstösse der nicht befreundeten Staaten in den deutschen Medien grösser angeprangert. Wir brauchen aber eine Stärkung der generellen Ächtung. Die Verbrechen der Gegenseite aufzubauschen und die eigenen zu bagatellisieren ist dagegen Propaganda. Davon haben wir nicht nur mehr als genug, sondern sie führt auch zu einer schleichenden Akzeptanz dieser Verbrechen.

  • Was machen die pösen Russen im Jemen? (Ironie off)

    • @Trabantus:

      Im Jemen sterben ganz ironiefrei Menschen - Artikel gelesen?