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Kommentar NiedrigeinkommenUnsere Gesellschaft spaltet sich

Ulrike Herrmann
Kommentar von Ulrike Herrmann

Die Reallöhne sind seit 2000 um 2,5 Prozent gesunken - obwohl die Wirtschaft um rund 16,3 Prozent wuchs. Die größten Verlierer sind die Geringverdiener. Das ist alarmierend.

D eutschland ist eine Klassengesellschaft, in der Vermögende und Arbeitnehmer auseinanderdriften. Dies belegen einmal mehr neue Zahlen vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW).

Die Reallöhne sind seit 2000 um 2,5 Prozent gesunken - obwohl die Wirtschaft real um rund 16,3 Prozent wuchs. Da bedarf es keiner großen Rechenkünste, um zu erkennen, dass allein die Unternehmer und Kapitalbesitzer profitiert haben.

Die größten Verlierer sind die Geringverdiener, die sogar ein Minus von bis zu 22 Prozent hinnehmen mussten. Doch genauso alarmierend ist, dass die gesamte untere Hälfte der Lohnabhängigen drastische Einbußen erlitten hat.

Bild: taz
ULRIKE HERRMANN

ist wirtschaftspolitische Korrespondentin der taz.

Diese Spaltung ist gefährlich, denn es kann eine Demokratie zerstören, wenn die Mehrheit ihre Interessen nicht gewahrt sieht. Die Politik muss also handeln - und an Vorschlägen mangelt es nicht. Vor allem zwei Varianten bestimmen die Diskussion: Das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung fordert, einen gesetzlichen Mindestlohn einzuführen. Andere wie der Wirtschaftsweise Peter Bofinger wollen die Sozialbeiträge für die Arbeitnehmer senken, damit deren Nettolöhne steigen.

Drastische Lohneinbußen

Geringverdiener haben im letzten Jahrzehnt drastische Verluste bei ihren realen Nettoeinkommen hinnehmen müssen. Das hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) errechnet.

Im Durchschnitt hatten die abhängig Beschäftigten zwischen 2000 und 2010 real 2,5 Prozent weniger Lohn in der Tasche. Bei den Geringverdienern lagen die Einbußen jedoch zwischen 16 und 22 Prozent. Mittlere bis höhere Einkommen mussten Verluste von durchschnittlich knapp 0,9 Prozent hinnehmen. Nur im obersten Einkommenszehntel (der Lohnabhängigen) gab es ein Einkommensplus von rund 0,8 Prozent.

DIW-Forscher Markus Grabka hatte für die Erhebung Daten des sozioökonomische Panels (Soep) ausgewertet und die ermittelten Nettoeinkommen in zehn gleich große Gruppen eingeteilt. In der untersten lag das Einkommen im Jahr 2000 bei 270, 2010 nur noch bei 211 Euro. Im obersten Dezil lag es 2000 bei 3.419 Euro, 2010 bei 3.446 Euro. In Bezug gesetzt wurden die Zahlen zur Preisentwicklung von 2005. (voe)

Beide Vorschläge ließen sich gleichzeitig verwirklichen, insofern muss man sie nicht gegeneinander ausspielen. Aber absolute Priorität sollte ein gesetzlicher Mindestlohn haben, der bei wenigstens 8 Euro liegt. Nur er kann verhindern, dass die Geringverdiener weiter absteigen.

Veränderte Sozialbeiträge hingegen könnten tückisch wirken. Angenommen, die Arbeitnehmer müssten weniger in die Krankenkasse einzahlen - wahrscheinlich wären viele dann bereit, einen geringeren Bruttolohn zu akzeptieren. Letztlich wären also die Betriebe die Gewinner. Die Reallöhne sinken, weil die Arbeitnehmer kaum noch Verhandlungsmacht besitzen. Ihre Position wird nur gestärkt, wenn es eine absolute Untergrenze gibt - eben den Mindestlohn.

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Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).

51 Kommentare

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  • S
    sel

    selber schuld, wer sich weigert gerechtigkeit zu suche und staatl zu implementieren.

     

    aus der hand verloren

  • A
    Anne

    "Die Reallöhne sind seit 2000 um 2,5 Prozent gesunken - obwohl die Wirtschaft real um rund 16,3 Prozent wuchs. Da bedarf es keiner großen Rechenkünste, um zu erkennen, dass allein die Unternehmer und Kapitalbesitzer profitiert haben."

     

    Ich denke, die letzte Schlussfolgerung, dass man allein durch Geldbesitz Geld verdient, ist falsch. Ich denke, das Problem der immer weiter auseinanderklaffenden Einkomen und gesellschaftlichen Realitäten ist Teil des von vielen bejubelten Strukturwandels hin zu einer Wissensgesellschaft.

     

    Schauen wir uns an, wo immer noch sehr hohe Löhne gezahlt werden: IT, Ingenieursberufe, Finanzwesen, Pharma/Chemie. Die Bereiche, in denen Wissen und Ideen vermarktet werden, verdienen in unserer Gesellschaft Geld und können es auszahlen. Forschung und Entwicklung können aber naturgemäß nur einen kleinen Teil der Bevölkerung beschäftigen und die Produktions- oder Dienstleistungsarbeit der anderen ist in einer Wissensgsellschaft einfach nicht soviel wert.

     

    Deshalb kann man zwar einen Mindestlohn einführen, aber das Grundproblem ist damit nicht gelöst. Wieso war vor 40 Jahren ein Mindestlohn gar nicht nötig: weil die Wirtschaftsstruktur anders war.

  • F
    Frauke

    Tja, herzlichen Dank an Grüne und SPD für die Agenda 2010. Mehr gibt es da wohl nicht zu sagen.

     

    Sozial ist an den Parteien garnichts mehr. Kapitalismus pur im grünen Mäntelchen.

  • A
    Amalie

    @Tester:"einheitlicher Steuersatz", sagen Sie. Damit die Reichen reicher werden? Über diese flotte Propaganda-Floskel sollten Sie nochmals nachdenken.

  • HN
    HANS NIX

    Der Kommentar stimmt und wenn man nun berechnet, wie Hartz-IV auf diese Entwicklung eingewirkt hat und das im Boom heute immer noch ca. 5 Mio. Leute auf der Straße sitzen, dann sieht man, dass wir eine Debate über die Sozial- und Arbeitsmarktpolitik, sogar über den Rahmen brauchen.

     

    Ich würde sagen, dass das Ziel niedrige Abzüge für Kranken- und Arbeitslosenversicherung nicht positiv ist, weil es zu schlimmen Zuständen in Sachen Krankheit, soziale Sicherheit und Qualifizierung führen könnte.

     

    Genauso verhält es sich doch mit der Rente: Die Riester-Reform produziert eine gewaltige Altersarmut, die mit noch unbekannten Kosten daher kommt. Keiner weiß, wie tief die Gesellschaft 2020 udn 2030 in Tasche greifen müsste, um die Armut in dieser Zeit zu lindern oder zu begrenzen. Und die niedrigen Löhne bzw. der Reallohnverlust produziert Armut im Alter.

  • H
    harald

    Zunächst einmal sollten noch einmal die Verantwortlichen für die Niedriglohnmisere genannt werten: SPD und Grüne. Die haben in ihren Regierungszeiten durch ihre Agenda-Politik die grundlegenden Voraussetzungen für die Ausplünderung der Lohnabhängigen geschaffen. Schwarz/Gelb kann das jetzt in aller Ruhe weiterführen.

     

    Dieser Hinweis ist wichtig, da die Grünen aus mir unerfindlichen Gründen hohe zweistellige Wahlergebnisse einfahren und sich in der SPD die Schröder-Derivate Steinbrück, Steinmeier und Gabriel für 2013 warm laufen.

     

    Zum anderen deckt der Bericht des sicher nicht linkslastigen DIW die Propagandalüge vom Wachstumszwang auf. Wir haben keine Mangelwirtschaft sondern eine falsche Verteilung des Reichtums. Wäre der gesellschaftliche Reichtum gerecht verteilt, würden wir kein ständiges Wirtschaftswachstum benötigen. Somit würde vieles an ökologisch schädlicher Produktion entfallen.

     

    Notwendig ist ein Nachdenken über den Sinn des Wirtschaftens. Nicht Profit und Einkommenssicherung sollte das Wirtschaftsziel sein, sondern Bedürfnisbefriedigung.

     

    Dazu gehört eine gerechte Verteilung der Wirtschaftsgüter.

     

    Die Besitzverhältnisse müssen sowohl nach unten, als auch nach oben begrenzt werden.

     

    Begrenzung nach unten z.B. durch ein bedingungslosen Grundeinkommen. Da wir in einer Überflussgesellschaft leben und sogar hauptsächlich für den Export produzieren, ist das Gegenargument der „Nicht-Bezahlbarkeit“ geradezu lachhaft. Für die Beschäftigten müssen Mindestlöhne von 10 Euro/Std. garantiert werden.

     

    Begrenzung nach oben durch eine steuerliche Abschöpfung von Einkünften und Vermögen, die ein bestimmtes Maß übersteigen. Ab einem bestimmten Reichtumsgrad wird mein Leben nicht mehr angenehmer und weiterer Reichtum bedient nur noch perverse Macht- und Geltungsbedürfnisse.

  • FB
    Franz Beer

    Ich denke das der Gesetzgeber ganz schnell den Mindeslohn gesetzlich vorschreiben sollte. Zum einem diese ,,Geiz ist Geil,,Mentalität von Arbeitgebern,die mit Ihrem Profitdenken Gesellschaftliche Probleme erst heraufproduzieren.Diese CDU CSU FDP Regierung wird von Arbeitgeberverbänden, Lobbyisten,hoffiert,und finanziert.Die Schere geht immer weiter auseinander zwischen Arm u Reich Frau Merkel mit jedem Tag wo Sie an der Macht sind Sie ,,Volksvertreterin,,.

  • D
    derJim

    >Beide Vorschläge ließen sich gleichzeitig verwirklichen, insofern muss man sie nicht gegeneinander ausspielen. Aber absolute Priorität sollte ein gesetzlicher Mindestlohn haben, der bei wenigstens 8 Euro liegt. Nur er kann verhindern, dass die Geringverdiener weiter absteigen.<

     

    Wäre nicht ein Bedingungsloses Grundeinkommen viel besser?

    1000 Euro für jeden; daß würde bei 82mio x12 knapp 1 Billionen Euro kosten.

     

    (die Sozialausgaben beliefen sich 2009 auf 754 Milliarden Euro; Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/sozialbericht-jeder-dritte-euro-fuer-sozialausgaben-1.157161)

     

    Freihandel verteuern (Wie seinerzeit Abraham Lincoln und die sache mit dem Abwandern der Produktion wäre auch vom Tisch).

     

    Die Demokratie wäre gerettet und man müsste sich nicht bis zum sankt nimmerleinstag um derartiges kleinklein streiten.

     

    http://www.buergerinitiative-grundeinkommen.de/

  • H
    Hasso

    "Die Geister, die sie riefen, müssen sie demnächst bannen.Die Wehrpflicht ist ja bereits abgeschafft, damit hat man keine "Bürgerarmee" mehr, sondern eine vom System gegängelte.Hat man den Bürgerkrieg schon im Auge? Denn warum schafft man die Wehrpflicht ab, wenn sie nicht weniger kostet? Von einem Adligen eingeleitet-sagt das nicht alles?

  • PA
    Peter A. Weber

    Gegen die Einführung eines Mindestlohns ist absolut nichts einzuwenden - im Gegenteil, er ist ein absolutes Muß. Aber diese Maßnahme löst das Lohnproblem und die zunehmende Spaltung der Gesellschaft in arm und reich bei weitem nicht. Schon gar nicht ein Mindestlohn von 8 €, wenn man bedenkt, daß man mit einem heutigen Lohnniveau von 10 € gerade einmal bei der Rente die Höhe der Grundsicherung erreicht.

     

    Solange nicht unser unsolidarisches, marktradikales Gesellschaftssystem durch ein menschen- und naturzentriertes abgelöst wird, werden sich die Verhältnisse weiter zu Ungunsten der Mehrheit verschieben. Dazu genügt es jedoch nicht, Politikerköpfe zu ersetzen, sondern dafür ist schon die "Kleinigkeit" des Umdenkens in den Köpfen aller oder der meisten Bürger erforderlich.

     

    Zusätzlich wären natürlich noch Maßnahmen wie

     

    - die Festlegung eines wirklich auskömmlichen Mindestlohns

    - und/oder die Einführung einer Art von Grundeinkommen,

    - eine soziale und gerechte Steuer- und Sozialabgabenpolitik,

    - die Stärkung der Arbeitnehmerrechte,

    - eine wirksame Arbeitsmarktpolitik sowie eine Neubewertung der Begriffe Arbeit/Beschäftigung

     

    unausweichlich, um eine wirksame und radikale Reform zu erzielen.

     

    Die genannte negative Lohnentwicklung von minus 2,5 % seit 2000 muß man aber in Relation zur realen Inflationsrate sehen, wenn der Auswirkung voll bewußt werden soll. Die Preissteigerungsraten in den letzten Jahren lagen tatsächlich (zumindest für den Normal- oder Geringverdiener) nicht bei teilweise 2 % oder darunter, wie uns offizielle Stellen glaubhaft machen wollten. Sie waren in Wirklichkeit bei 6-10 % (p.a.!)angesiedelt, selbst wenn man die Entwicklung bei den Discountern berücksichtigt - vom Energiebereich einmal abgesehen. Die m. E. bewußt unrealistisch gewählte Zusammensetzung der Warenkörbe ist dafür mitverantwortlich.

     

    Auch lassen wir uns leicht von den Nominalraten der tarifvertraglichen Erhöhungen täuschen. Diese gelten zum einen nur für einzelne Tarifvertragsparteien, während andere Arbeitnehmer geringere oder gar keine (oder sogar umgruppiert und heruntergestuft werden) Lohnerhöhungen erhalten. Und zum anderen stellen Lohnerhöhungen immer Bruttoerhöhungen dar, die nicht mit dem verfügbaren Einkommen identisch sind - Preissteigerungen reduzieren aber das verfügbare bzw. das Nettoeinkommen.

     

    siehe auch: www.kritisches-Netzwerk.de

  • D
    Dylan

    Man könnte noch erwähnen, dass es diese verpflichtende Untergrenze in vielen "zivilisierten" Ländern gibt:

     

    http://de.wikipedia.org/wiki/Mindestlohn#Situation_in_ausgew.C3.A4hlten_Staaten

     

    Das macht den Skandal noch deutlicher.

    Von schwarz-gelb kann man ja eh nichts erwarten, aber es ist das größte Versäumnis von sieben Jahren rot-grün, hier gekniffen zu haben.

  • D
    daweed

    Acht Euro?

     

    "Ebenso muss man 9,46 Euro die Stunde verdienen, um nach 45 Jahren im Alter eine Rente über der Grundsicherung zu erhalten."

     

    http://www.die-linke.de/nc/dielinke/nachrichten/detail/artikel/deutschland-braucht-den-mindestlohn-sofort/

  • R
    Rod

    Der soziale Krieg hat begonnen. Der dritte Weltkrieg findet nicht mehr zwischen Staaten statt, sondern Reiche gegen Arme. Reiche führen einen brutalen Angriffskrieg gegen Arme, Ausbeutung, Hungerlöhne, Prekariat. Die Armen werden eines Tages zurückschießen.

  • H
    HilmarHirnschrodt

    Viel deutlicher wird die sehr schwierige Sitiuation für die unteren Einkommensgruppen durch die Betrachtung der Einkommensentwicklung nach unten und den besonders starken Preissteigerungen bei Artikeln des täglichen Bedarfes. Leider werden in Deutschland dazu keine Daten erhoben. In Österreich aber schon und die Ergebnisse der aktuellen Studien zur Preisentwicklung insbesondere im unteren Preissegment sind besorgniserregend. Nähere Informationen sind zu finden unter: http://www.orf.at/stories/2069505/2069492/

  • VP
    V. Plaga

    Ja, die Spaltung der Gesellschaft schreitet voran, seit Jahrzehnten, und jetzt erreicht sie Ausmaße, die nicht mehr hinnehmbar sind. Aber was bringt es da, die ärmsten Lohnabhängigen (ein schönes Wort) nochmal zu unterteilen in Harz-IV-Abhängige und Mindestlohnabhängige? Klar ist, dass nicht alle Firmen einen gesetzlichen Mindestlohn werden zahlen können.

    Die Ursache des Auseinanderdriftens der Gesellschaft sind weniger die unterschiedlich hohen Erwerbsarbeitseinkommen, als vielmehr die ausufernden Kapitaleinkommen. Diese ließen sich mit einer Vermögenssteuer (nur schwerlich) reduzieren, oder, elegant und effizient, mit Freigeld.

     

    - Reltive Vermögensverteilung 2002 und 2007 (wobei man sieht, dass die Reichsten auf kosten aller anderen noch reicher wurden):

    http://www.bpb.de/wissen/U4CJQA,0,Verm%F6gensverteilung.html

    - Freigeld:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Freigeld

  • J
    JennyS

    Inflationäre Geldpolitik trifft diejenigen mit kleineren Einkommen stärker, weil ein größerer relativer Anteil des Einkommens in Konsumgüter und Lebensmittel fließt als bei Leuten mit höheren Einkommen. Letztere verkonsumieren ihr Einkommen nicht komplett und können sich daher auch Investitionsgüter leisten, welche bei einer schleichenden Inflation sogar noch an Wert gewinnen. Die persönliche Inflation von Geringverdienern ist oftmals höher als die Steigerung des HVPI. Tatsächlich ist es nachweislich so, dass die Inflation für Geringverdiener um ein Vielfaches höher ist im Vergleich zur Inflation vermögender Mitmenschen. Laut "Preiszeiger" ist die Inflation in Deutschland aktuell bei knapp über 9%. Die Seite misst die Teuerung in deutschen Discountern.

     

    Die Inflation der Unter- und Mittelschicht ist die Rendite der Oberschicht. In Rom nannte man dies Sklaverei. Heute nennt man es skurilerweise "soziale Marktwirtschaft".

     

    Das von ihnen angespreochene Problem der gesunkenen Reallöhne ist deshalb kein Problem der Sozialpolitik sondern vielmehr ein Auswuchs dieses Geldsystems. Leider verstehen sowas die Bürgerinnen und Bürger fast nicht, geschweige denn Journalisten.

     

    Mein ganzer Artikel hierzu:

    http://jennyger.blog.de/2011/07/19/reichtum-fuer-alle-geld-ist-kein-vermoegen-11505175/

     

    Viele Grüße,

    Jenny S.

  • R
    Robert

    "Unsere Gesellschaft spaltet sich" - Nö, die wird gespaltet. Scheint mir ein Unterschied zu sein. Die personifizierbaren herrschenden Einzelinteressen sind doch klar erkennbar.

     

    So isse, die soziale Marktwirtschaft. Und so bleibt se. Wetten? So sind wir Menschen und so bleiben wir wohl auch.

     

    Die Frage scheint mir lediglich zu sein, wohin uns dieser Irrsinn führt. Wieder mal großer Krieg? Und dann alles von "vorn"?

  • T
    Tester

    Von einer echten Lösung redet aber keiner: einheitlicher Steuersatz für alle und alles und abschaffung etlicher "Beitragsbemessungsgrenzen".

  • T
    Torben

    Ist es eigentlich bereits Spin Doctoring, wenn das Konzept des Bedingungslosen Grundeinkommens außen vor bleibt. Menschen brauchen die Freiheit, Nein sagen zu können, nicht Almosen, die Abhängigkeiten zementieren.

     

    Ich unterstelle der Kommentatorin keineswegs böse Absicht. Die Verengung des Blicks auf Rückwärtsgewandtes wird mit Nachdruck bereits in anderen Machtzirkeln vollzogen und allenorts fortgeschrieben.

  • V
    verdrossen

    Hauptsache die Politiker freuen sich über Ihre erhöhten Diäten, die jeweils zum 01.1.2012 und 01.1.2013 steigen.

     

    Komischerweise wurde darüber kaum in den Medien berichtet oder täusche ich mich?

     

    So unverdient und unpassend wie in diesen Zeiten war die Diätenerhöhung noch nie.

  • L
    Lars

    Zitat:.....mindestens 8 Euro.....

     

    Es ist nicht mal 2 Monate her, das selbst Schwarz-Gelb auf Anfrage zugeben mußten das Löhne die nicht ÜBER 10 Euro liegen bei einer Vollzeitstelle in Altersarmut führen.

     

    http://www.werner-dreibus.de/nc/politik/positionen/starker_sozialstaat/detail/zurueck/hartz-iv-3/artikel/bei-weniger-als-10-euro-stundenlohn-droht-altersarmut/

     

    Deshalb ist eine Forderung nach mindesten 8 Euro eine typische grüne Unterwerfungsforderung(ach sind wir Regierungsfähig), hat aber mit den realen Bedürfnissen der Menschen wenig zu tun. Was nichts daran ändert das natürlich auch 8 Euro für einen nicht unerheblichen Teil eine Besserung darstellt.

  • B
    Betriebsrat

    Längst überfälliger Beitrag zu einer zurückgedrängten Debatte. Im Geringverdienerbereich regiert hauptsächlich die Angst, der wichtigste Standortvorteil, vorallem in den neuen Bundesländern.

    Es gibt kaum gewerkschaftliche Organisation und wo dann doch ein Tafifvertrag zustande kommt, ist der so dürftig, das er den Namen nicht verdient. Aktuell findet das in der Solarbranche statt. Da kann man nicht selten Schichtarbeiter und Aufstocker nach Alg in einem sein, wenn man zwichen die Presse der Arbeitagenturen und und der freien Jobvermittler kommt. Nahmhafte Firmen halten da lüstern die Hand auf.

    Staatl. Förderungen für die Solar- und andere Branchen müssen von gehobenen sozialen Standards abhängig gemacht werden.

    Oberflächlich betrachtet sieht höhere Entlohnung wie ein klarer Wettbewerbsnachteil, vorallem gegenüber chin. Produkten aus. Tatsächlich ist der Lohnkostenanteil in den HighTec- Fabriken der Solarbranche unter 5 % kostenanteil am Endprodukt. Die geringere Produktivität der ostdeut. Produktionsstätten ist das letzte Kapitel dieses Märchens vom "Wir haben auch mal klein angefangen ".

    Ich gebe der Autorin voll recht in der Ausicht auf demokrat. Zerfallsprozesse in Deutschland. Ich beobachte in meinem Umfeld zunehmend Radikalisierung in beide Richtungen des polit. Spektrums. Dabei sieht man das denen rein äußerlich überhaupt nicht an. Das da existenziell bedingter Frust Ursache die Initiale ist, kann man nicht schwer erraten. Dabei geht es nicht einfach um Mietzahlung und immer den Kühlschrank voll, sondern hauptsächlich um die soz. Ausgrenzung .Was man bei den Verantwortlichen dieser Wirtschftspolitik wohl vergessen hat, Deutschland hat einen Binnenmarkt, der nur solange besteht, wie alle Beteiligten Mittel zur Verfügung haben. Da muss man kein Volkswirt sein.

  • F
    Florentine

    Das ist nicht alarmierend, zumindest nun nicht mehr. Das sind die von SPD und den Grünen während ihrer Regierungszeit bewußt herbeigeführten und politisch gewollten (!1) Konsequenzen ihrer Politik. Das ganze unter dem Beifall der anderen Parteien. Also kein Zufall oder Produkt eures Allah. Als Folge dieser Politik haben sich in Gegnerschaft übrigens Teile der heutigen Linken von der SPD abgespalten, was zur Existenz der Linken führte.

    Nach diesem neoliberalen Durchmarsch ersparen Sie mir bitte die Diskussion um einen Mindestlohn. Gegenüber dem zuvor existierenden und von SPD und Grünen zerstörtem ist der Mindestlohn lächerlich. Er sichert ein Lohnniveau auf oder knapp über Hartz4 Ebene. Außerdem wird von den Mindestlohnfans nirgends erwähnt, dass der Mindestlohn in vielen Arbeitsbereichen (zB Pflegehilfe) zur LohnABSENKUNG auf eben dieses Mindestniveau geführt hat.Entschuldigung, Frau Herrmann, aber Ihre Analyseversuche waren schon mal tiefschürfender.

  • AF
    Andreas F.

    Die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer wird durch einen Mindestlohn von nur 8 Euro keinesfalls gestärkt: im Rahmen einer Vollzeitstelle bleiben für einen Single dann 956,05 Euro übrig, das bedeutet bei ortsüblichen Mieten und Lebenshaltungskosten (Nahverkehr!), dass einen schon die Zuzahlung bei Zahnproblemem oder ein paar gute Schuhe in Schwierigkeiten und auf/unter Hartz4-Niveau drücken.

    Das man sich dann - gesetzt denn Fall, man kann sich nicht verbessern - sein ganzes Leben vorwiegend als Arbeitsdrohne fristen muss und weder von der Welt was gesehen hat, noch seinen Kindern gegenüber großzügig sein kann, ist auch klar. Von der im Alter anstehenden Armut ganz zu schweigen.

     

    Die einzig richtige Möglichkeit zur Sanierung der Ökonomie wäre es gewesen, den Arbeitnehmer als gleichberechtigten Teilnehmer des Marktes zu machen, also ihm die Berechtigung zu verleihen, auf schlechte Angebote mit Ablehnung und Verweigerung zu reagieren. Stattdessen hat die Politik mit Zustimmung weiter Teile einer mainpulierten Öffentlichkeit (fragt mal in Süddeutschland nach Hartz4) in den Arbeitsämtern ein System installiert, dass Millionen in demütigende und dequalifizierende Arbeitsverhältnisse presst.

    Mit der seit 2008 durchgezogenen, gigantischen Finanz-Diebstahl hat sich diese Option verflüchtigt und zudem bilden sich, nachdem jetzt offensichtlich wird, das auch Qualifikation nicht vor Prekarisierung schützt, die ersten Widerstandsnester der in die Enge getriebenen, gebildeteren Arbeitnehmerschaft (siehe Spanien, Griechenland und auch hier in Berlin tut sich seit zwei Monaten viel).

    Mit der bloßen Modernisierung des Systems und einer weiteren Effizienzsteigerung werden wir uns nicht befrieden lassen, es geht hier nicht nur um "bessere Bezahlung" für noch mehr Schund in den Geschäften.

    8 Euro bedeuten nicht eine bessere Welt, nicht einmal für den Einzelnen.

  • O
    outsource

    Also , das ist ja alles nicht neu. Aber es ist doch schön auch mal realistische Einschätzungen des Wunder job Landes BRD zu bekommen. Ich kann das ewige Lügenmantra der Regierung auch nicht mehr hören. Früher ärgerte mich das Geschwafel, jetzt kann ich da nur lachen. Die glauben ja nicht mal an unsere Doofheit, denen ist das Kleinvolk , scheißegal bis zur nächsten Wahl. Leider befürchte ich, dass bei der nächten Wahl auch nix anders wird. Geht ja auch keiner auf die Straße.Die Gewerkschaften sind machtlos.Leider beobachte ich im sozialen Bereich die Nebenwirkungen. So blicken die AN mit Tariflohn auf die Leiharbeiter, auf die mit den prekären Bedingungen mit Argwohn. Sie wollen Ihren Status erhalten Die Prekären wiederrum fahren die Ellebogen untereinander aus. Die Chef ist glücklich so viele ängstliche Mitarbeiter zu haben. Das verschafft ihm eine gute Position bei der Lohndrückerei. Weierer Druck passiert durch den massiven Stellenabbau und die Kurzzeitverträge geben die Aussicht auf Hartz4. So wird das Betriebsklima und Gesellschaftsklima vergiftet. Die gGmbHs haben nur eine zahnlose Mitarbeitervertretung, die nix zu sagen hat. Traurig traurig traurig - schöne neue globale asoziale Arbeitswelt.

  • DS
    Diet Simon

    ""Aber ich bin sehr froh, dass die Abgeordneten immer wieder ihre Diaeten erhoehen konnten, wie auch vor kurzem, das laesst mich nachts gut schlafen, da sie ja so gut fuer ihre Buerger sorgen.""

    Es war immer schon so, es gab immer Koenige und Sklaven, somit hoert auf zu jammern, geht auf die Strasse, macht was da gegen.

  • S
    sel

    selber schuld, wer sich weigert gerechtigkeit zu suche und staatl zu implementieren.

     

    aus der hand verloren

  • A
    Anne

    "Die Reallöhne sind seit 2000 um 2,5 Prozent gesunken - obwohl die Wirtschaft real um rund 16,3 Prozent wuchs. Da bedarf es keiner großen Rechenkünste, um zu erkennen, dass allein die Unternehmer und Kapitalbesitzer profitiert haben."

     

    Ich denke, die letzte Schlussfolgerung, dass man allein durch Geldbesitz Geld verdient, ist falsch. Ich denke, das Problem der immer weiter auseinanderklaffenden Einkomen und gesellschaftlichen Realitäten ist Teil des von vielen bejubelten Strukturwandels hin zu einer Wissensgesellschaft.

     

    Schauen wir uns an, wo immer noch sehr hohe Löhne gezahlt werden: IT, Ingenieursberufe, Finanzwesen, Pharma/Chemie. Die Bereiche, in denen Wissen und Ideen vermarktet werden, verdienen in unserer Gesellschaft Geld und können es auszahlen. Forschung und Entwicklung können aber naturgemäß nur einen kleinen Teil der Bevölkerung beschäftigen und die Produktions- oder Dienstleistungsarbeit der anderen ist in einer Wissensgsellschaft einfach nicht soviel wert.

     

    Deshalb kann man zwar einen Mindestlohn einführen, aber das Grundproblem ist damit nicht gelöst. Wieso war vor 40 Jahren ein Mindestlohn gar nicht nötig: weil die Wirtschaftsstruktur anders war.

  • F
    Frauke

    Tja, herzlichen Dank an Grüne und SPD für die Agenda 2010. Mehr gibt es da wohl nicht zu sagen.

     

    Sozial ist an den Parteien garnichts mehr. Kapitalismus pur im grünen Mäntelchen.

  • A
    Amalie

    @Tester:"einheitlicher Steuersatz", sagen Sie. Damit die Reichen reicher werden? Über diese flotte Propaganda-Floskel sollten Sie nochmals nachdenken.

  • HN
    HANS NIX

    Der Kommentar stimmt und wenn man nun berechnet, wie Hartz-IV auf diese Entwicklung eingewirkt hat und das im Boom heute immer noch ca. 5 Mio. Leute auf der Straße sitzen, dann sieht man, dass wir eine Debate über die Sozial- und Arbeitsmarktpolitik, sogar über den Rahmen brauchen.

     

    Ich würde sagen, dass das Ziel niedrige Abzüge für Kranken- und Arbeitslosenversicherung nicht positiv ist, weil es zu schlimmen Zuständen in Sachen Krankheit, soziale Sicherheit und Qualifizierung führen könnte.

     

    Genauso verhält es sich doch mit der Rente: Die Riester-Reform produziert eine gewaltige Altersarmut, die mit noch unbekannten Kosten daher kommt. Keiner weiß, wie tief die Gesellschaft 2020 udn 2030 in Tasche greifen müsste, um die Armut in dieser Zeit zu lindern oder zu begrenzen. Und die niedrigen Löhne bzw. der Reallohnverlust produziert Armut im Alter.

  • H
    harald

    Zunächst einmal sollten noch einmal die Verantwortlichen für die Niedriglohnmisere genannt werten: SPD und Grüne. Die haben in ihren Regierungszeiten durch ihre Agenda-Politik die grundlegenden Voraussetzungen für die Ausplünderung der Lohnabhängigen geschaffen. Schwarz/Gelb kann das jetzt in aller Ruhe weiterführen.

     

    Dieser Hinweis ist wichtig, da die Grünen aus mir unerfindlichen Gründen hohe zweistellige Wahlergebnisse einfahren und sich in der SPD die Schröder-Derivate Steinbrück, Steinmeier und Gabriel für 2013 warm laufen.

     

    Zum anderen deckt der Bericht des sicher nicht linkslastigen DIW die Propagandalüge vom Wachstumszwang auf. Wir haben keine Mangelwirtschaft sondern eine falsche Verteilung des Reichtums. Wäre der gesellschaftliche Reichtum gerecht verteilt, würden wir kein ständiges Wirtschaftswachstum benötigen. Somit würde vieles an ökologisch schädlicher Produktion entfallen.

     

    Notwendig ist ein Nachdenken über den Sinn des Wirtschaftens. Nicht Profit und Einkommenssicherung sollte das Wirtschaftsziel sein, sondern Bedürfnisbefriedigung.

     

    Dazu gehört eine gerechte Verteilung der Wirtschaftsgüter.

     

    Die Besitzverhältnisse müssen sowohl nach unten, als auch nach oben begrenzt werden.

     

    Begrenzung nach unten z.B. durch ein bedingungslosen Grundeinkommen. Da wir in einer Überflussgesellschaft leben und sogar hauptsächlich für den Export produzieren, ist das Gegenargument der „Nicht-Bezahlbarkeit“ geradezu lachhaft. Für die Beschäftigten müssen Mindestlöhne von 10 Euro/Std. garantiert werden.

     

    Begrenzung nach oben durch eine steuerliche Abschöpfung von Einkünften und Vermögen, die ein bestimmtes Maß übersteigen. Ab einem bestimmten Reichtumsgrad wird mein Leben nicht mehr angenehmer und weiterer Reichtum bedient nur noch perverse Macht- und Geltungsbedürfnisse.

  • FB
    Franz Beer

    Ich denke das der Gesetzgeber ganz schnell den Mindeslohn gesetzlich vorschreiben sollte. Zum einem diese ,,Geiz ist Geil,,Mentalität von Arbeitgebern,die mit Ihrem Profitdenken Gesellschaftliche Probleme erst heraufproduzieren.Diese CDU CSU FDP Regierung wird von Arbeitgeberverbänden, Lobbyisten,hoffiert,und finanziert.Die Schere geht immer weiter auseinander zwischen Arm u Reich Frau Merkel mit jedem Tag wo Sie an der Macht sind Sie ,,Volksvertreterin,,.

  • D
    derJim

    >Beide Vorschläge ließen sich gleichzeitig verwirklichen, insofern muss man sie nicht gegeneinander ausspielen. Aber absolute Priorität sollte ein gesetzlicher Mindestlohn haben, der bei wenigstens 8 Euro liegt. Nur er kann verhindern, dass die Geringverdiener weiter absteigen.<

     

    Wäre nicht ein Bedingungsloses Grundeinkommen viel besser?

    1000 Euro für jeden; daß würde bei 82mio x12 knapp 1 Billionen Euro kosten.

     

    (die Sozialausgaben beliefen sich 2009 auf 754 Milliarden Euro; Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/sozialbericht-jeder-dritte-euro-fuer-sozialausgaben-1.157161)

     

    Freihandel verteuern (Wie seinerzeit Abraham Lincoln und die sache mit dem Abwandern der Produktion wäre auch vom Tisch).

     

    Die Demokratie wäre gerettet und man müsste sich nicht bis zum sankt nimmerleinstag um derartiges kleinklein streiten.

     

    http://www.buergerinitiative-grundeinkommen.de/

  • H
    Hasso

    "Die Geister, die sie riefen, müssen sie demnächst bannen.Die Wehrpflicht ist ja bereits abgeschafft, damit hat man keine "Bürgerarmee" mehr, sondern eine vom System gegängelte.Hat man den Bürgerkrieg schon im Auge? Denn warum schafft man die Wehrpflicht ab, wenn sie nicht weniger kostet? Von einem Adligen eingeleitet-sagt das nicht alles?

  • PA
    Peter A. Weber

    Gegen die Einführung eines Mindestlohns ist absolut nichts einzuwenden - im Gegenteil, er ist ein absolutes Muß. Aber diese Maßnahme löst das Lohnproblem und die zunehmende Spaltung der Gesellschaft in arm und reich bei weitem nicht. Schon gar nicht ein Mindestlohn von 8 €, wenn man bedenkt, daß man mit einem heutigen Lohnniveau von 10 € gerade einmal bei der Rente die Höhe der Grundsicherung erreicht.

     

    Solange nicht unser unsolidarisches, marktradikales Gesellschaftssystem durch ein menschen- und naturzentriertes abgelöst wird, werden sich die Verhältnisse weiter zu Ungunsten der Mehrheit verschieben. Dazu genügt es jedoch nicht, Politikerköpfe zu ersetzen, sondern dafür ist schon die "Kleinigkeit" des Umdenkens in den Köpfen aller oder der meisten Bürger erforderlich.

     

    Zusätzlich wären natürlich noch Maßnahmen wie

     

    - die Festlegung eines wirklich auskömmlichen Mindestlohns

    - und/oder die Einführung einer Art von Grundeinkommen,

    - eine soziale und gerechte Steuer- und Sozialabgabenpolitik,

    - die Stärkung der Arbeitnehmerrechte,

    - eine wirksame Arbeitsmarktpolitik sowie eine Neubewertung der Begriffe Arbeit/Beschäftigung

     

    unausweichlich, um eine wirksame und radikale Reform zu erzielen.

     

    Die genannte negative Lohnentwicklung von minus 2,5 % seit 2000 muß man aber in Relation zur realen Inflationsrate sehen, wenn der Auswirkung voll bewußt werden soll. Die Preissteigerungsraten in den letzten Jahren lagen tatsächlich (zumindest für den Normal- oder Geringverdiener) nicht bei teilweise 2 % oder darunter, wie uns offizielle Stellen glaubhaft machen wollten. Sie waren in Wirklichkeit bei 6-10 % (p.a.!)angesiedelt, selbst wenn man die Entwicklung bei den Discountern berücksichtigt - vom Energiebereich einmal abgesehen. Die m. E. bewußt unrealistisch gewählte Zusammensetzung der Warenkörbe ist dafür mitverantwortlich.

     

    Auch lassen wir uns leicht von den Nominalraten der tarifvertraglichen Erhöhungen täuschen. Diese gelten zum einen nur für einzelne Tarifvertragsparteien, während andere Arbeitnehmer geringere oder gar keine (oder sogar umgruppiert und heruntergestuft werden) Lohnerhöhungen erhalten. Und zum anderen stellen Lohnerhöhungen immer Bruttoerhöhungen dar, die nicht mit dem verfügbaren Einkommen identisch sind - Preissteigerungen reduzieren aber das verfügbare bzw. das Nettoeinkommen.

     

    siehe auch: www.kritisches-Netzwerk.de

  • D
    Dylan

    Man könnte noch erwähnen, dass es diese verpflichtende Untergrenze in vielen "zivilisierten" Ländern gibt:

     

    http://de.wikipedia.org/wiki/Mindestlohn#Situation_in_ausgew.C3.A4hlten_Staaten

     

    Das macht den Skandal noch deutlicher.

    Von schwarz-gelb kann man ja eh nichts erwarten, aber es ist das größte Versäumnis von sieben Jahren rot-grün, hier gekniffen zu haben.

  • D
    daweed

    Acht Euro?

     

    "Ebenso muss man 9,46 Euro die Stunde verdienen, um nach 45 Jahren im Alter eine Rente über der Grundsicherung zu erhalten."

     

    http://www.die-linke.de/nc/dielinke/nachrichten/detail/artikel/deutschland-braucht-den-mindestlohn-sofort/

  • R
    Rod

    Der soziale Krieg hat begonnen. Der dritte Weltkrieg findet nicht mehr zwischen Staaten statt, sondern Reiche gegen Arme. Reiche führen einen brutalen Angriffskrieg gegen Arme, Ausbeutung, Hungerlöhne, Prekariat. Die Armen werden eines Tages zurückschießen.

  • H
    HilmarHirnschrodt

    Viel deutlicher wird die sehr schwierige Sitiuation für die unteren Einkommensgruppen durch die Betrachtung der Einkommensentwicklung nach unten und den besonders starken Preissteigerungen bei Artikeln des täglichen Bedarfes. Leider werden in Deutschland dazu keine Daten erhoben. In Österreich aber schon und die Ergebnisse der aktuellen Studien zur Preisentwicklung insbesondere im unteren Preissegment sind besorgniserregend. Nähere Informationen sind zu finden unter: http://www.orf.at/stories/2069505/2069492/

  • VP
    V. Plaga

    Ja, die Spaltung der Gesellschaft schreitet voran, seit Jahrzehnten, und jetzt erreicht sie Ausmaße, die nicht mehr hinnehmbar sind. Aber was bringt es da, die ärmsten Lohnabhängigen (ein schönes Wort) nochmal zu unterteilen in Harz-IV-Abhängige und Mindestlohnabhängige? Klar ist, dass nicht alle Firmen einen gesetzlichen Mindestlohn werden zahlen können.

    Die Ursache des Auseinanderdriftens der Gesellschaft sind weniger die unterschiedlich hohen Erwerbsarbeitseinkommen, als vielmehr die ausufernden Kapitaleinkommen. Diese ließen sich mit einer Vermögenssteuer (nur schwerlich) reduzieren, oder, elegant und effizient, mit Freigeld.

     

    - Reltive Vermögensverteilung 2002 und 2007 (wobei man sieht, dass die Reichsten auf kosten aller anderen noch reicher wurden):

    http://www.bpb.de/wissen/U4CJQA,0,Verm%F6gensverteilung.html

    - Freigeld:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Freigeld

  • J
    JennyS

    Inflationäre Geldpolitik trifft diejenigen mit kleineren Einkommen stärker, weil ein größerer relativer Anteil des Einkommens in Konsumgüter und Lebensmittel fließt als bei Leuten mit höheren Einkommen. Letztere verkonsumieren ihr Einkommen nicht komplett und können sich daher auch Investitionsgüter leisten, welche bei einer schleichenden Inflation sogar noch an Wert gewinnen. Die persönliche Inflation von Geringverdienern ist oftmals höher als die Steigerung des HVPI. Tatsächlich ist es nachweislich so, dass die Inflation für Geringverdiener um ein Vielfaches höher ist im Vergleich zur Inflation vermögender Mitmenschen. Laut "Preiszeiger" ist die Inflation in Deutschland aktuell bei knapp über 9%. Die Seite misst die Teuerung in deutschen Discountern.

     

    Die Inflation der Unter- und Mittelschicht ist die Rendite der Oberschicht. In Rom nannte man dies Sklaverei. Heute nennt man es skurilerweise "soziale Marktwirtschaft".

     

    Das von ihnen angespreochene Problem der gesunkenen Reallöhne ist deshalb kein Problem der Sozialpolitik sondern vielmehr ein Auswuchs dieses Geldsystems. Leider verstehen sowas die Bürgerinnen und Bürger fast nicht, geschweige denn Journalisten.

     

    Mein ganzer Artikel hierzu:

    http://jennyger.blog.de/2011/07/19/reichtum-fuer-alle-geld-ist-kein-vermoegen-11505175/

     

    Viele Grüße,

    Jenny S.

  • R
    Robert

    "Unsere Gesellschaft spaltet sich" - Nö, die wird gespaltet. Scheint mir ein Unterschied zu sein. Die personifizierbaren herrschenden Einzelinteressen sind doch klar erkennbar.

     

    So isse, die soziale Marktwirtschaft. Und so bleibt se. Wetten? So sind wir Menschen und so bleiben wir wohl auch.

     

    Die Frage scheint mir lediglich zu sein, wohin uns dieser Irrsinn führt. Wieder mal großer Krieg? Und dann alles von "vorn"?

  • T
    Tester

    Von einer echten Lösung redet aber keiner: einheitlicher Steuersatz für alle und alles und abschaffung etlicher "Beitragsbemessungsgrenzen".

  • T
    Torben

    Ist es eigentlich bereits Spin Doctoring, wenn das Konzept des Bedingungslosen Grundeinkommens außen vor bleibt. Menschen brauchen die Freiheit, Nein sagen zu können, nicht Almosen, die Abhängigkeiten zementieren.

     

    Ich unterstelle der Kommentatorin keineswegs böse Absicht. Die Verengung des Blicks auf Rückwärtsgewandtes wird mit Nachdruck bereits in anderen Machtzirkeln vollzogen und allenorts fortgeschrieben.

  • V
    verdrossen

    Hauptsache die Politiker freuen sich über Ihre erhöhten Diäten, die jeweils zum 01.1.2012 und 01.1.2013 steigen.

     

    Komischerweise wurde darüber kaum in den Medien berichtet oder täusche ich mich?

     

    So unverdient und unpassend wie in diesen Zeiten war die Diätenerhöhung noch nie.

  • L
    Lars

    Zitat:.....mindestens 8 Euro.....

     

    Es ist nicht mal 2 Monate her, das selbst Schwarz-Gelb auf Anfrage zugeben mußten das Löhne die nicht ÜBER 10 Euro liegen bei einer Vollzeitstelle in Altersarmut führen.

     

    http://www.werner-dreibus.de/nc/politik/positionen/starker_sozialstaat/detail/zurueck/hartz-iv-3/artikel/bei-weniger-als-10-euro-stundenlohn-droht-altersarmut/

     

    Deshalb ist eine Forderung nach mindesten 8 Euro eine typische grüne Unterwerfungsforderung(ach sind wir Regierungsfähig), hat aber mit den realen Bedürfnissen der Menschen wenig zu tun. Was nichts daran ändert das natürlich auch 8 Euro für einen nicht unerheblichen Teil eine Besserung darstellt.

  • B
    Betriebsrat

    Längst überfälliger Beitrag zu einer zurückgedrängten Debatte. Im Geringverdienerbereich regiert hauptsächlich die Angst, der wichtigste Standortvorteil, vorallem in den neuen Bundesländern.

    Es gibt kaum gewerkschaftliche Organisation und wo dann doch ein Tafifvertrag zustande kommt, ist der so dürftig, das er den Namen nicht verdient. Aktuell findet das in der Solarbranche statt. Da kann man nicht selten Schichtarbeiter und Aufstocker nach Alg in einem sein, wenn man zwichen die Presse der Arbeitagenturen und und der freien Jobvermittler kommt. Nahmhafte Firmen halten da lüstern die Hand auf.

    Staatl. Förderungen für die Solar- und andere Branchen müssen von gehobenen sozialen Standards abhängig gemacht werden.

    Oberflächlich betrachtet sieht höhere Entlohnung wie ein klarer Wettbewerbsnachteil, vorallem gegenüber chin. Produkten aus. Tatsächlich ist der Lohnkostenanteil in den HighTec- Fabriken der Solarbranche unter 5 % kostenanteil am Endprodukt. Die geringere Produktivität der ostdeut. Produktionsstätten ist das letzte Kapitel dieses Märchens vom "Wir haben auch mal klein angefangen ".

    Ich gebe der Autorin voll recht in der Ausicht auf demokrat. Zerfallsprozesse in Deutschland. Ich beobachte in meinem Umfeld zunehmend Radikalisierung in beide Richtungen des polit. Spektrums. Dabei sieht man das denen rein äußerlich überhaupt nicht an. Das da existenziell bedingter Frust Ursache die Initiale ist, kann man nicht schwer erraten. Dabei geht es nicht einfach um Mietzahlung und immer den Kühlschrank voll, sondern hauptsächlich um die soz. Ausgrenzung .Was man bei den Verantwortlichen dieser Wirtschftspolitik wohl vergessen hat, Deutschland hat einen Binnenmarkt, der nur solange besteht, wie alle Beteiligten Mittel zur Verfügung haben. Da muss man kein Volkswirt sein.

  • F
    Florentine

    Das ist nicht alarmierend, zumindest nun nicht mehr. Das sind die von SPD und den Grünen während ihrer Regierungszeit bewußt herbeigeführten und politisch gewollten (!1) Konsequenzen ihrer Politik. Das ganze unter dem Beifall der anderen Parteien. Also kein Zufall oder Produkt eures Allah. Als Folge dieser Politik haben sich in Gegnerschaft übrigens Teile der heutigen Linken von der SPD abgespalten, was zur Existenz der Linken führte.

    Nach diesem neoliberalen Durchmarsch ersparen Sie mir bitte die Diskussion um einen Mindestlohn. Gegenüber dem zuvor existierenden und von SPD und Grünen zerstörtem ist der Mindestlohn lächerlich. Er sichert ein Lohnniveau auf oder knapp über Hartz4 Ebene. Außerdem wird von den Mindestlohnfans nirgends erwähnt, dass der Mindestlohn in vielen Arbeitsbereichen (zB Pflegehilfe) zur LohnABSENKUNG auf eben dieses Mindestniveau geführt hat.Entschuldigung, Frau Herrmann, aber Ihre Analyseversuche waren schon mal tiefschürfender.

  • AF
    Andreas F.

    Die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer wird durch einen Mindestlohn von nur 8 Euro keinesfalls gestärkt: im Rahmen einer Vollzeitstelle bleiben für einen Single dann 956,05 Euro übrig, das bedeutet bei ortsüblichen Mieten und Lebenshaltungskosten (Nahverkehr!), dass einen schon die Zuzahlung bei Zahnproblemem oder ein paar gute Schuhe in Schwierigkeiten und auf/unter Hartz4-Niveau drücken.

    Das man sich dann - gesetzt denn Fall, man kann sich nicht verbessern - sein ganzes Leben vorwiegend als Arbeitsdrohne fristen muss und weder von der Welt was gesehen hat, noch seinen Kindern gegenüber großzügig sein kann, ist auch klar. Von der im Alter anstehenden Armut ganz zu schweigen.

     

    Die einzig richtige Möglichkeit zur Sanierung der Ökonomie wäre es gewesen, den Arbeitnehmer als gleichberechtigten Teilnehmer des Marktes zu machen, also ihm die Berechtigung zu verleihen, auf schlechte Angebote mit Ablehnung und Verweigerung zu reagieren. Stattdessen hat die Politik mit Zustimmung weiter Teile einer mainpulierten Öffentlichkeit (fragt mal in Süddeutschland nach Hartz4) in den Arbeitsämtern ein System installiert, dass Millionen in demütigende und dequalifizierende Arbeitsverhältnisse presst.

    Mit der seit 2008 durchgezogenen, gigantischen Finanz-Diebstahl hat sich diese Option verflüchtigt und zudem bilden sich, nachdem jetzt offensichtlich wird, das auch Qualifikation nicht vor Prekarisierung schützt, die ersten Widerstandsnester der in die Enge getriebenen, gebildeteren Arbeitnehmerschaft (siehe Spanien, Griechenland und auch hier in Berlin tut sich seit zwei Monaten viel).

    Mit der bloßen Modernisierung des Systems und einer weiteren Effizienzsteigerung werden wir uns nicht befrieden lassen, es geht hier nicht nur um "bessere Bezahlung" für noch mehr Schund in den Geschäften.

    8 Euro bedeuten nicht eine bessere Welt, nicht einmal für den Einzelnen.

  • O
    outsource

    Also , das ist ja alles nicht neu. Aber es ist doch schön auch mal realistische Einschätzungen des Wunder job Landes BRD zu bekommen. Ich kann das ewige Lügenmantra der Regierung auch nicht mehr hören. Früher ärgerte mich das Geschwafel, jetzt kann ich da nur lachen. Die glauben ja nicht mal an unsere Doofheit, denen ist das Kleinvolk , scheißegal bis zur nächsten Wahl. Leider befürchte ich, dass bei der nächten Wahl auch nix anders wird. Geht ja auch keiner auf die Straße.Die Gewerkschaften sind machtlos.Leider beobachte ich im sozialen Bereich die Nebenwirkungen. So blicken die AN mit Tariflohn auf die Leiharbeiter, auf die mit den prekären Bedingungen mit Argwohn. Sie wollen Ihren Status erhalten Die Prekären wiederrum fahren die Ellebogen untereinander aus. Die Chef ist glücklich so viele ängstliche Mitarbeiter zu haben. Das verschafft ihm eine gute Position bei der Lohndrückerei. Weierer Druck passiert durch den massiven Stellenabbau und die Kurzzeitverträge geben die Aussicht auf Hartz4. So wird das Betriebsklima und Gesellschaftsklima vergiftet. Die gGmbHs haben nur eine zahnlose Mitarbeitervertretung, die nix zu sagen hat. Traurig traurig traurig - schöne neue globale asoziale Arbeitswelt.