Kommentar Migranten: Migranten zu Beamten
Der Bericht über die "Integrationsindikatoren" ist eine gute Sache. Er zeigt, auf welchen Feldern die Bundesregierung handeln muss. Offensichtlich im öffentlichen Dienst.
M it einer neuen Anzeigenkampagne will die Bundesregierung dafür werben, dass sich mehr Einwanderer für eine Karriere im öffentlichen Dienst entscheiden. Denn die Zahl der Beamten, die einen Migrationshintergrund besitzen, dümpelt seit Jahren auf dem gleichen niedrigen Niveau.
Das ist eines der Ergebnisse des "zweiten Integrationsindikatorenberichts", der die Fortschritte bei der Integration von Zuwanderern in Deutschland messen soll.
Es ist eine gute Sache, dass es diesen Bericht überhaupt gibt. Denn er zeigt nicht nur auf, wo bei vielen Einwanderern noch Defizite bestehen oder wo sie offensichtlich benachteiligt werden. Er macht auch deutlich, wo es den berühmten politischen "Handlungsbedarf" gibt und auf welchen Feldern die Bundesregierung mehr tun könnte. Was den öffentlichen Dienst betrifft, so macht der diesjährige Bericht etwa deutlich, dass sie hier ihre Hausaufgaben nicht gemacht hat.
ist Korrespondent im Parlamentsbüro der taz
Es ist ja nicht ausgemacht, dass es nur an fehlenden Bewerbungen liegt, wenn Migranten bislang so selten im öffentlichen Dienst landen. Es könnte auch sein, dass viele Bewerber gar nicht genommen werden. Erst jüngst brachte eine Studie zutage, dass Bewerber mit türkischen oder arabischen Namen schlechtere Chancen haben, einen Ausbildungsplatz zu bekommen.
Der öffentlichen Dienst könnte da ein leuchtendes Vorbild für andere Arbeitgeber sein. Ob es dort besser läuft, darüber sagt der neue Bericht aber leider nichts aus.
Sicher ist nur: Eine Werbekampagne allein reicht nicht aus, um mehr Migranten zu Beamten zu machen. Die Behörden müssen auch angehalten werden, sich stärker für Bewerber mit Migrationshintergrund zu öffnen. Dazu braucht es nicht unbedingt eine Quote. Besser wären etwa anonyme Bewerbungsverfahren, wie sie in den USA seit den 60er Jahren üblich sind.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken
Waffen für die Ukraine
Bidens Taktik, Scholz’ Chance