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Kommentar Macrons FlüchtlingspolitikRepression auf die sanfte Tour

Rudolf Balmer
Kommentar von Rudolf Balmer

Die Asylpolitik des französischen Präsidenten gibt sich human und modern. Tatsächlich wird sie aber zusehends repressiver.

Selfie mit dem Präsidenten: Emmanuel Macron beim Besuch einer Füchtlingseinrichtung Foto: ap

I n den Reihen von Präsident Macrons Partei „En marche“ wächst die Sorge über eine erneut bevorstehende Revision der französischen Immigrations- und Asylgesetzgebung. Zwei Zirkulare des Innenminister geben bereits einen Vorgeschmack und lassen bei den vor Ort tätigen Mitgliedern der Hilfswerke die Haare sträuben. Denn neu sollen Beamte der Migrationsbehörden und der Polizei in Notunterkünften und Flüchtlingsheimen Kontrollen vornehmen dürfen. Das aber ist nach geltendem Recht heute nicht zulässig und stößt auf entschiedene Ablehnung bei den Heimleitungen.

Die Absicht dahinter ist klar: Wer keine gültigen Papiere hat und sich illegal in Frankreich aufhält, soll registriert und danach ohne Umstände abgeschoben werden. Was weniger offen gesagt, aber laut den Hilfswerken immer wieder vorkommt, ist eine gnadenlose Abschreckung von möglichen Asylanwärtern, die gar nicht erst bis zur Einreichung eines Gesuchs kommen sollen. Auch sind die Fristen der Behandlung oft unmenschlich lang. Zwischen der Realität für die Geflüchteten und der Logik der Administration klafft ein tiefer Graben.

Davon wollte Macron in Calais nichts wissen. Er mahnte sogar die Polizisten, sich gegenüber den Migranten, die immer noch im Flaschenhals am Ärmelkanal stranden, stets korrekt zu verhalten. Gleichzeitig aber sollen sie mit aller Entschlossenheit die Entstehung neuer Camps im Stil des früheren „Dschungels“ verhindern und im Interesse der lokalen Bevölkerung für Sicherheit und Ordnung zu sorgen.

Der Präsident gibt damit den verunsicherten Ordnungshütern ziemlich gegensätzliche Order. Und der Verdacht liegt nahe, dass diese Mahnung zu Repression auf die humane oder sanfte Tour mehr für die Medien und die Kritiker seiner Politik bestimmt war. Denn zum ersten Mal könnten die in seinem Namen gewählten Abgeordneten eine Regierungsvorlage nicht einfach durchwinken, sondern im Sinne der Tradition der Menschenrechte korrigieren.

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Rudolf Balmer
Auslandskorrespondent Frankreich
Frankreich-Korrespondent der taz seit 2009, schreibt aus Paris über Politik, Wirtschaft, Umweltfragen und Gesellschaft. Gelegentlich auch für „Die Presse“ (Wien) und die „Neue Zürcher Zeitung“.
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2 Kommentare

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  • Schade, dass der eine oder andere immer wieder die Politik für Flüchtlinge mit der gegen illegale Einwanderung verwechselt.

    • 8G
      82236 (Profil gelöscht)
      @Nikolai Nikitin:

      Es geht vor allem darum, dass die Flüchtlinge in Flüchtlingsunterkünfte polizeilich erfasst werden können, dass französische Polizisten Flüchtlinge schikanieren, indem sie ihre behelfsmässigen Wohnstätten zerstören, dass Minderjährige wieder zurück über die Grenze gebracht werden, was gegen die Genfer Flüchtlingskonvention vertsösst und dass Menschen, die solidarisch sind und den Flüchtlingen helefen wollen, kriminalisiert werden.

      Die wichtigsten NGO wie Ärzte ohne Grenzen sind gegen Macrons Flüchtlingspolitik und auch bekannte Persönlichkeiten, die Macron unterstützt haben.

      "Le prix Nobel de Littérature français Jean-Marie Gustave Le Clézio ne supporte pas «le tri» fait entre les migrants qui fuient leur pays pour des raisons politiques et ceux qui fuient la misère, y voyant «un déni d’humanité insupportable»."