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Kommentar Kritik an COP21-ZielenKurzsichtige Klima-Nörgler

Malte Kreutzfeldt
Kommentar von Malte Kreutzfeldt

Von linken Aktivisten kommt die schärfste Ablehnung des Paris-Abkommens. Damit helfen sie den Klimakillern und verkennen die große Chance.

Immer nur meckern – auch wenn‘s in Form von süßen Eisbären ist – bringt auch nichts Foto: ap

Z wei Wochen nach seiner Verabschiedung wird der Jubel über das Paris-Abkommen leiser, die kritischen Stimmen dringen lauter durch. Neben den traditionellen Klimaschutz-Bremsern aus fossiler Wirtschaft, marktradikaler Ökonomie und konservativer Publizistik drängen dabei vor allem jene nach vorn, die weitaus tiefer greifende Maßnahmen zum Schutz vor dem Klimawandel verlangen.

Ob vom Solarenergieverband Eurosolar oder der Kleinbauernvereinigung Via Campesina, ob von Attac oder der Rosa-Luxemburg-Stiftung, die der Linkspartei nahesteht: Die Argumente sind ähnlich. Das Abkommen als Ganzes wird als „unverbindlich“, „freiwillig“ oder „zahnlos“, bezeichnet, die Klima-Ziele als „unkonkret“ oder „gefährlich“, die Finanzzusagen der Industriestaaten als „unzureichend“ oder „verlogen“.

Die Intentionen der Kritiker mögen gut sein, ihre Argumente sind es nicht. Natürlich ist das Abkommen nicht vollkommen. Doch von dem, was im Rahmen der Vereinten Nationen möglich ist, wurde extrem viel erreicht. 195 Staaten haben sich gemeinsam dazu verpflichtet, die Erderwärmung auf 2 Grad zu begrenzen, und dieses gemeinsame Ziel ist verbindlich. An ihm muss sich die Politik jedes einzelnen Landes künftig messen lassen. Und das 1,5-Grad-Ziel wird immerhin angestrebt.

Es ist ein naheliegender Wunsch, dass auch die nationalen Ziele gemeinsam festgelegt und Verstöße sanktioniert werden müssten. Doch weil kein souveräner Staat zur Beteiligung an einem solchen System gezwungen werden kann, ist es auf globaler Ebene illusionär. Zudem ist keineswegs sicher, ob es wirklich effektiver wäre. Aus der Pädagogik ist schließlich bekannt, dass Anreize, Bestätigung und Belohnungen eher zum gewünschten Ergebnis führen als ein hartes Strafregime.

Kein teures Opfer für Reiche mehr

Zudem verkennen die Kritiker, dass die entscheidende Wirkung von Paris nicht von den exakten Formulierungen des Abkommens ausgeht –die verstehen ohnehin nur wenige. Viel wichtiger ist der Geist, der sich vom Pariser Gipfel ausbreitet. Und der ist eindeutig: Fossile Energieträger müssen so schnell wie möglich der Vergangenheit angehören, die Zukunft gehört den Erneuerbaren. Anders als früher ist deren Ausbau kein teures Opfer für Reiche mehr. Wind und Solar sind in weiten Teilen der Welt inzwischen wettbewerbsfähig und beim Neubau die billigste Energieform: An dieser Botschaft kam in Paris niemand vorbei.

Nicht nur die Finanzmärkte, die weltweit Gelder aus dreckigen Energien abziehen, haben das erkannt. Auch die Kohlelobby selber fürchtet die psychologische Wirkung des Paris-Protokolls. „Fossile Rohstoffe werden von den UN als Feind Nummer eins dargestellt“, warnte deren oberster EU-Lobbyist in einer Bewertung des Ergebnisses. „Wir werden geschmäht und gehasst werden.“

Nachttaz 24.12.

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Eigentlich sollte ein Abkommen, das den Konzernen so viel Angst macht, deren schärfste Gegner mit Freude erfüllen. Doch die radikalen Klimaschützer haben noch nicht erkannt, welche Chancen dieses Abkommen für ihre Forderungen bietet: Jede Regierung, die in Paris eindringliche Appelle formuliert hat, aber ihre Klimaziele danach nicht verschärft, kann ab sofort als Heuchler an den Pranger gestellt werden. Und alle AktivistInnen, die mit Blockaden wie bei „Ende Gelände“ für einen schnellen Ausstieg aus der Kohlenutzung kämpfen, können sich künftig auf die einstimmige Entscheidung der Weltgemeinschaft berufen.

Das sind mächtige Instrumente im öffentlichen Diskurs. Statt die Diskrepanz zwischen den in Paris formulierten Worten und den bislang fehlenden Taten nur zu kritisieren, könnte die Klima-Bewegung mithelfen, sie zu verringern. Die Nörgelei über das Abkommen bringt dem Klima hingegen nichts. Sie schwächt vielmehr die Botschaft von Paris und nützt damit jenen, die am Klimaschutz keinerlei Interesse haben.

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Malte Kreutzfeldt
ehemaliger Redakteur
Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.
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30 Kommentare

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  • Meine Jahresabschlußfrage an Redaktion und Leser der TAZ:

     

    Hat sich eigentlich irgendjemand von Ihnen im ablaufenden Jahr der Mühe unterzogen, SELBST nachzuprüfen, ob die Zehntausenden wohlfeiler Klimanarrative irgendeine physikalische Substanz haben?

     

    Sie haben keine. Die Gründe dazu habe ich hier erläutert: http://www.ke-research.de/downloads/Stellungnahme-Klima-Niedersachsen.pdf

    • @Klaus Ermecke:

      Hallo Herr Ermecke,

       

      mit etwas Verspätung möchte ich heute kurz zu Ihrem Post Stellung nehmen:

       

      Sie schreiben in Ihrer Veröffentlichung unter anderem, dass Treibhausgase das Klima kühlten, nicht erwärmten. Die Frage, die sich mir nun förmlich aufdrängt, ist folgende: Warum klammern sich dann Politiker, die für gewöhnlich den Weg des geringsten Widerstands wählen, nicht an derartige Thesen der „Klimaskeptiker“ wie der Ertrinkende ans rettende Ufer? Das würde die Dinge für sie schließlich enorm vereinfachen! Stattdessen scheint die Existenz eines Klimawandels, der auf vom Menschen verursachte Treibhausgasemissionen zurückzuführen ist, (auch) in diesen Kreisen allgemeiner Konsens zu sein.

       

      Für Interessierte füge ich abschließend noch die SciLogs-Stellungnahme zu Herrn Ermeckes Vortrag bei: http://www.scilogs.de/klimalounge/der-anti-treibhauseffekt-herrn-ermecke/

      • @Christina de Havilland :

        Frau De Havilland, Sie haben hier die Aussagen des Herrn Rahmstorf verlinkt. Falls Sie und die anderen Leser etwas Zeit haben, dann machen Sie sich doch einmal die Mühe, Rahmstorfs ZITATE MEINER Aussagen mit dem zu vergleichen, was ich tatsächlich vorgetragen habe. Das stimmt nämlich fast gar nicht überein! So habe ich nie einen "Anti-Treibhauseffekt" postuliert, den Begriff hat Rahmstorf frei erfunden. Ich habe nie ausgesagt, daß ein Anstieg der Konzentration IR-aktiver Gase deren Kühlwirkung vergrößern würde: Rahmstorf konstruiert das einfach!

         

        Es gibt noch einiges mehr, aber dazu äußern wir uns später noch sehr viel deutlicher.

  • In dem Kommentar heißt es, der "Geist", der sich vom Pariser Gipfel ausbreite, sehe vor, dass fossile Energieträger so schnell wie möglich der Vergangenheit angehören müssten. Dies ist sicherlich ein wesentlicher Faktor. Der meines Erachtens bedeutsamste Aspekt wird jedoch, wie so oft, völlig außer Acht gelassen: die „Nutztierhaltung“.

    So schätzt die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) in ihrem Bericht "Livestock's Long Shadow“, dass 18 % der jährlich weltweit vom Menschen erzeugten Treibhausgasemissionen auf die „Nutztierhaltung" zurückzuführen sind. Das ist mehr als die Summe aller Abgase, die das Transportwesen produziert.

    Das World Watch Institute kommt sogar zu dem Ergebnis, dass die „Nutztierhaltung" für mindestens 51% der weltweit vom Menschen ausgelösten Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. In ihrem Bericht „Livestock and Climate Change“ führt die Forschungseinrichtung aus, dass die FAO viele wesentliche Faktoren nicht berücksichtigt habe, so z. B. den kompletten Bereich der Aquakultur sowie die Tieratmung (-> CO2-Ausstoß). Auch sei die „nutztierhaltungsbezogene“ Entwaldung (Regenwaldabholzung) nur zum Teil eingerechnet worden. Außerdem habe die FAO die Wirkung des Klimagases Methan, welches Rinder und andere „Nutztiere“ während der Verdauung freisetzen, zu niedrig angesetzt.

     

    Dass sich weder Politik noch „Umweltschutzorganisationen“ an dieses heiße Eisen heranwagen, ist, wenn man sich nur an den Aufschrei nach dem Vorschlag der Einführung eines Veggie Days zurückerinnert, nachvollziehbar - und dennoch unentschuldbar.

  • Dem Autor gestehe ich gern guten Willen in der Sache zu. Mehr allerdings nicht. Denn mediale Euphorie gibt es nicht zum ersten Mal - das Profitstreben des Kapitals blieb davon regelmßig unberührt. Im Gegenteil: die Kapitalisten werden auch dieses Mal wieder froh sein über eine Atempause. Man kann eben nicht von Ökologie reden, aber vom Kapitalismus schweigen. - Wer aber statt "Genörgel" klare Argumente gegen das Pariser Abkommen erwartet - der findet sie hier: http://www.actvism.org/news/warum-das-pariser-klimagipfel-abkommen-kaum-das-papier-wert-ist-auf-dem-es-gedruckt-wurde/

  • ist doch gut gelaufen:

    einige 10.000 ganz wichtige leute treffen sich in netter stadt zu gut essen und vögeln und "die ganze welt : )" kuckt hin und denkt sich: was das wohl kostet, die show, das essen, die bewachung.

    es muß also endlich "was rauskommen", sonst ist der spaß zukünftig vorbei, ... und es kommt was raus. super: die temperatur wird nur um 1,5 grad gehoben und nicht gleich um 2 grad. alle jubilieren und weinen und sind glücklich und zufrieden und überhaupt, kriegen sich nicht mehr ein.

    früher gab es doch auch erfolgreiche konferenzen, da wurde der hunger verboten und die armut. der seehuber hat jetzt endlich die flüchtlinge verboten und die blöden freiwilligen helfer. und die kopftücher und das rauchen.

    wann wird auch endlich das selber denken verboten, wird doch zeit.

  • Die Argumente des Herrn Kreutzfeldt sind vollkommen naiv. Diejenigen welche an Umweltzerstörung nach wie vor profitieren (können) interessiert es kein Jota wenn man sie HeuchlerInnen nennt. Genausowenig wie die TTIP-Befürworter irgendwelche Argumente interessieren. Insbesondere seitdem die Verantwortlichkeiten stets fein verteilt sind. Die Industrie wird mit der Erwähnung von "Standortnachteilen" stets Gehör bei der servilen Politik finden. Und solange diese ein vom Wähler- bzw. Betroffenenvotum unabhängiges äußerst komfortables Leben führt wird sich nichts rechtzeitig ändern.

  • Wie schon in verschiedenen Kommentaren angesprochen: Ohne Systemfrage wird es vermutlich eher nichts mit dem Klimaschutz.

    Klimaabkommen hin oder her.

     

    Und ich denke es geht nicht ohne Bedingungsloses Grundeinkommen für Alle, weil Umweltzerstörung einfach unterm Strich mehr Arbeitsplätze schafft als eine friedliche Wirtschaftsweise, siehe auch: http://bgerheinmain.blogsport.de/2015/11/17/klimawandel-begrenzen-seine-folgen-sozial-gestalten/

     

    P.S.

    Aus der Pädagogik wissen wir übrigens auch, dass intrinsische Motivation noch viel stärker ist als Anreize, Belohungen und Bestätigungen...

  • (Immer mehr) Sehr stimmige, allein den Kommentarverfasser (ob ach so vieler kurzsichtiger Narren und naiver Klimakillerunterstützer) verunstimmende, Stimmen der kritischen Vernunft lese ich hier im Kommunarden-Forum. Prima!

    Leg gern noch was dazu zum Angebot der Stunde:

    Silent View News: I SAW THE HIDDEN UGLY TRUTH AT COP21 IN PARIS THAT YOU DID NOT SEE http://www.bustle.com/articles/130775-the-one-climate-change-issue-that-nobody-is-talking-about

  • Der Autor will ja nicht den 'Nörglern', also den Kritikern des Abkommens, einen schwarzen Peter zuschieben. Nein!? Das wäre zu billig. Wer nun jedoch in der notwendigen inhaltlichen Auseinandersetzung einen 'schwächenden' Charakter sieht, lenkt dann auch vom Verursacherprinzip ab, eben so tun es die Regierenden der Welt alle Tage wieder. Da dieses Abkommen die erforderliche 'Systemfrage' nicht enthält, ist ungebremstes Wirtschaftswachstum wohl kaum ausgebremst, wird qualitatives und vor allem nachhaltiges Wachstum nicht ausdrücklich genug festgeschrieben. Wann soll den der Vertragsgegenstand greifen, wenn die Werkzeuge vor Ort nicht zum Einsatz kommen dürfen, oder industrielle Produktionsformen keine verträglichen Fundamente bekommt? Denn es geht eben nicht 'nur' um CO-zwei. Dreckschleudern von der Straße und Kohlekraftwerke weg, alles gelöst? Keineswegs. Es geht um Verschwendung, Profitgier und die ganze unbestreitbare Liste der Klimasünden. Klein plus klein, unterwegs und daheim, ergibt den großen Zusammenhang: Wer nun mit dem Einmalbecher von XYZbucks in der Hand, den Palmöl-Süßigkeiten, oder der unzertifizierten Soja-Milch, Regenwald und Klima retten will, der klatscht auch euphorisch zum Paris-Abkommen. Denn nun wird ja alles für mich geregelt. Zurück in die Brutalität: Wird ein Trump US-Präsident, ist das Thema dort vom Tisch. Wir sitzen alle in einem einzigen Boot, doch viele bohren fleissig Löcher rein, so lange bis das Wasser bis zum Halse steht. Indonesien und Kalifornien werden wieder brennen. Nicht die 'Nörgler' sind das Problem sondern die Lokal- und Global-Egoisten, mangelnde Bereitschaft und Umsetzungskraft bleiben vorerst Hauptverursacher des Problems. Die Systemfrage muss her: All we need is less. Wenn nicht jetzt, wann dann?

  • Meine Prognose war,dass der Gipfel nichts erreichen wird,gar nichts.

    Und im selben Moment,wo in Deutschland Tagebaue geschlossen werden,wird in Australien einer der Welt größten geplant und zwar an ungeheuerlicher Stelle.

  • "Jede Regierung, die in Paris eindringliche Appelle formuliert hat, aber ihre Klimaziele danach nicht verschärft, kann ab sofort als Heuchler an den Pranger gestellt werden."

     

    Das war auch vor Paris schon so. Wenn aber die Ergebnisse der Pariser Konferenz so überzeugend sind, werden sie von "linken Klima-Nörglern" wohl kaum beeinträchtigt werden.

     

    Lächerlich, sich trotz der Erfahrungen der letzten 50 Jahre Hoffnungen zu machen.

  • Danke Bitbändiger, Snowcrash, Hans-Ulrich Grefe, Misanthrop (...).

    Ihr habt mir zwar meinen Ärger über diesen überheblichen und paternalistischen und (fachlich (zumindest) blauäugigen Kommentar (Chuzpe?) eines stolzen Berkelygebildeten nicht genommen, aber wenigstens Zeit erspart. Und dem Verfasser und allen LeserInnen mitgeteilt, dass es - GöttInnen und Vernunft sei Dank - noch eine Menge "NörglerInnen" hat.

  • Die Bedenken der Kritiker sind völlig berechtigt. Die wirklich realistischen Klimaentwicklungen wurden bei der Pariser Konferenz ignoriert. Das 2-Prozent-Ziel ist von der Wirklichkeit längst überrollt worden und kann bei intensivsten Bemühungen gar nicht mehr erreicht werden.

     

    Außerdem war auf der Konferenz zwar eine höhere Einsichtsfähigkeit als bei früheren Veranstaltungen zu verzeichnen, aber konkret resultieren daraus auch nur wieder Absichtserklärungen - wie gehabt. Der Geist des Kapitalismus ist noch lange nicht auf dem Rückzug, im Gegenteil.

     

    Der persönliche und nationale Egoismus, bei dem wirtschaftliche Erwägungen nach wie vor im Vordergrund stehen, die Geilheit nach Wirtschaftswachstum sowie die Gier nach mehr Konsum und Wohlstand - insbesondere auch in den aufstrebenden Schwellenländern - wird rationales und nachhaltiges Handeln weiterhin blockieren.

     

    Wir sollten uns nichts vormachen, Paris war nur ein kleiner Denkanstoß, aber konkretes Handeln sieht anders aus.

  • Solange sich Kapital akkumulieren muss, wird der Klimawandel nicht zu stoppen sein. Und dazu ist auf der Klimakonferenz in Paris nichts beschlossen worden. Also weiter so wie gehabt. Naturressourcen müssen zu Geld gemacht werden.

  • Es hat eindeutig ein Quantensprung stattgefunden. Vor 20 Jahren machte ich mich mit meiner Klima- und Atomkritik in Belgien lächerlich. Heute ist die öffentliche Meinung eindeutig positiv eingestellt. Niemand (oder beinahe niemand) singt noch das Hohe Lied der Atomindustrie. Suez hat 41% seines Börsenwertes eingebüßt. Das sind Zeichen an der Wand, auch wenn Neoliberale immer noch an der Atomschraube fummeln wollen. Das politische Klima hat sich geändert.

     

    Niemand behauptet, daß nun alles geritzt ist. Im Gegenteil, die Umwelt wird immer schneller und tiefgreifender zerstört! Dennoch steht das Thema auf der Tagesordnung auch der rechten Parteien.

     

    Der Pariser Vertrag ist ein Meilenstein. Selbst China scheint kapiert zu haben, daß eine florierende Wirtschaft ohne Umweltverträglichkeit nicht zu haben ist.

     

    Die Frage ist, ob es nicht zu spät ist. Deshalb: weitermachen, schneller umstellen, Druck ausüben!

    • @Harry Haller:

      "Der Pariser Vertrag ist ein Meilenstein. Selbst China scheint kapiert zu haben, daß eine florierende Wirtschaft ohne Umweltverträglichkeit nicht zu haben ist."

       

      Was heißt hier "selbst China"? Die USA produzieren pro Kopf viermal so viel CO2 und haben bislang nicht die geringsten Anstrengungen unternommen, wenigstens auf das chinesische Niveau abzusenken.

  • Ich will Ihnen ja gar nicht allzu heftig widersprechen, @Malte Kreutzfeld: So ein weitgehendes Papier gab es noch nie. Dennoch möchte ich die von Ihnen zitierten Kritiker nicht als "Klima-Nörgler" verunglimpft sehen. Denn wir alle haben schon oft genug erlebt, dass zwischen dem massenpsychologisch beförderten "Geist" einer solchen Veranstaltung und der Erschlaffung des Elans, wenn es später zu Hause ums Bezahlen, um "Wachstum", Wählerstimmen und um Widerstand gegen die Lobby geht, ein himmelweiter Unterschied besteht. Und die ungestrafte Dickfelligkeit vieler Staaten (nicht nur solcher mit dem Präfix "Schurken-"), die man wegen Verletzung internationalen Rechts oder Vereinbarungen (etwa Menschenrechte) "an den Pranger zu stellen" versucht, ist brutale Realität. Am Ende gehts immer um Macht und "Money".

  • wenn ich sowas lese, schüttelt es mich. Viel erreicht, wirklich...?!1

     

    Wie kann man überhaupt versprechen das man die Klimaerwärmung auf 2 Grad begrenzen will...das is doch total lächerlich. Ich Berechnungen dazu würde ich gern mal sehen. Als ob man Weltweit das irgendwie einschätzen könnte, geschweige denn genau weiss was zu tun ist um dieses "Ziel" zu erreichen.

     

    Auch ist das alles eine riesig Geldmaschine geworden, es geht hier um Milliarden, wenn das so weiter geht geht das Klima an die Börse...

     

    Interessant finde ich hier den Ansatz das man "den Linken" vorwirft hier nicht ihre Chancen zu nutzen?! What?!1 Sitzen die da am Tisch, oder sind das dann doch andere Interessengemeinschaften die hier das Heft in der Hand haben?! Paris hat nichts bewegt. Wir reden dann nochmal in 20 Jahren über diese 2 Grad :)) *kopfschüttel*

  • Nein Herr Kreutzfeld. Den Weg von Paris zu gehen ist ein großer Fehler, denn das " heute und hier " fehlt. Alles wird als Ziel in die Zukunft geschoben. Überall wird weiter gebaut. Es geht so weiter. Das Ziel : 2 Grad ist Quatsch. Ich habe Berichte gelesen von Klimaforschern, die sagen, daß die Auswirkungen nicht vorhersehbar sind. Und in den Gazetten, die so gelesen werden steht, wenn das und das gemacht wird, wird es schon gehen. Die Leutz und die Öffentlichkeit machen sich was vor. Ich denke nur an Grönland; die Entwicklung ist da sein " Selbstläufer".Unsere Klimaküche von Europa. Mit Paris ist nichts erreicht und es wird, wie immer , verwässert.

    Hans-Ulrich Grefe

  • Was ist mit den anderen Einflussfaktoren (Wenn CO2 überhaupt was damit zu tun hat, was m.E. noch nicht hinlänglich belegt ist)?

    Die Sonne wird uns was husten... Was machen wir, wenn die nicht mitspielen? So eine 2° Festlegung lässt sich doch ohnehin nur erreichen, wenn dabei auch die Möglichkeiten des Geoingeneering in Betracht gezogen werden.

  • 4G
    4932 (Profil gelöscht)

    Natürlich kenne ich als einfacher Bürger den Abschlusstext nicht.

    Zitat aus Ihrem Kommentar: 'Doch weil kein souveräner Staat zur Beteiligung an einem solchen System gezwungen werden kann, ist es auf globaler Ebene illusionär'.

    Und nun die Skeptiker zu schimpfen, daß sie nicht glauben, daß eine solch freiwillige und windelweiche Vereinbarung ausreicht, um den Klimawandel zu bremsen, finde ich sehr unfair. Was denken Sie denn, was die Amerikaner tun werden, wenn die Republikaner demnächst regieren? Nichts, aber auch gar nichts.

    Vor der Mensch auch nur irgendetwas kapiert oder gar ändert, muss man in Peking und Teheran erst die Hand 10 cm vor den Augen nicht mehr erkennen, halb Amerika abgebrannt sein, der Süden und Norden Europas, Bangladesch und die Malediven dauerhaft überschwemmt sein, Stürme nicht mehr versicherbare Schäden anrichten ...

    Dann, Herr Kreutzfeldt, das werden Sie auch wissen, wird aus dem 2 Grad-Ziel gar nichts mehr und die Erde wird für mehrere Hundert Jahre zur Hölle für uns Menschen. Und Ihre Kinder werden sagen: 'Weshalb hast Du denn einen so saublöden und kurzsichtigen Kommentar geschrieben?'

    • @4932 (Profil gelöscht):

      Die Umwelt wird vor allem durch Zehntausende von Windrädern zerstört.

       

      Nicht durch Kernkraftwerke.

  • ...das 'Paris-Abkommen' ist, was es ist, nichts als heisse Luft.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Fotohochladen:

      Man muss halt auch anerkennen, dass Klimaverhandlungen noch nie so weit gingen wie diese.

      • @571 (Profil gelöscht):

        ...oh ja, ich hör' die Eisbären schon jubeln... endlich Wärme, endlich Schluss mit dem Eis... ; )

  • Ach 2 Grad maximum- nur ist es doch jetzt schon 10 Grad wärmer ;)

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Wer alles will, bekommt nichts.