Kommentar Frankfurter Flughafen: Vage Versprechen
Von bis zu 250.000 neuen Jobs haben die Ausbaubefürworter des Frankfurter Flughafens zeitweise gesprochen. Das klingt toll, ist es aber nicht.
E s waren astronomische Zahlen: 100.000 neue Arbeitsplätze sollten durch den Ausbau des Frankfurter Flughafens entstehen. Zeitweise war sogar von 250.000 Jobs die Rede. Klingt toll, ist es aber nicht.
Letztlich waren es nicht mehr als vage Versprechen, untermauert mit zweifelhaften Berechnungen. Nachprüfbare Fakten konnten die Ausbaubefürworter während der Standortentscheidung nie liefern. Auch heute gibt es keine exakten Zahlen, wie viele Stellen wirklich geschaffen wurden.
Warum sind Lufthansa, der Flughafenbetreiber und schwarz-gelbe Politiker damit durchgekommen? Da ist zunächst das hessische Recht, das hohe Quoren für Volksbegehren vorsieht. Vor allem aber einte die Landesregierung der Wille, das Projekt unbedingt durchzusetzen.
ist Autor der taz.
Obwohl es gegen die Planfeststellung zum Flughafenausbau 130.000 Einwände gab, wurden diese zwar korrekt beantwortet, aber politisch ignoriert. Dafür schreckte das Land vor Wortbruch nicht zurück. Um die Bevölkerung zu besänftigen, wurde ein Nachtflugverbot versprochen. Dieses weichte die Landesregierung später auf; es wurde erst gerichtlich wiederhergestellt.
Sichtbar angewachsen ist der Protest gegen diese Machenschaften allerdings erst, seit die Landebahn gebaut und der Lärm über bisher davon verschonten Köpfen angekommen ist. Mancher Betroffene muss sich deshalb Kurzsichtigkeit vorwerfen lassen. Denn obwohl 2003 klar war, dass die CDU ausbauen will, gewann sie auch in heute besonders stark vom Fluglärm betroffenen Gemeinden mit großem Vorsprung die Landtagswahl.
Mehr Weitsicht bewiesen die MünchnerInnen: Obwohl sie nicht die Leidtragenden des dortigen Flughafenausbaus gewesen wären, lehnten sie ihn in einem Bürgerentscheid ab. Sie haben wohl auch aus Frankfurt gelernt, dass ökonomische Heilsversprechen oft dazu dienen, ein fragwürdiges Großprojekt durchzuboxen. Das gibt Hoffnung, weil es zeigt: Es geht auch anders.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“