Kommentar Flüchtlingsheim: Diffuse Ängste

Solange Flüchtlinge in Heimen in Gewerbegebieten und am Stadtrand leben müssen, werden sie nicht gesehen. Man kennt sie nicht.

Flüchtlingsheime gibt es in Bremen seit Jahren, Jahrzehnten. Neu ist, dass ein breiter Konsens in Bevölkerung und Stadtteilparlamenten besteht, dass in den Einrichtungen „Mittel und Personal in Abhängigkeit von den humanitären Bedürfnissen zur Verfügung gestellt werden“, wie es in dem aktuellen Beschluss des Beirats Schwachhausen heißt. Und ganz ähnlich in dem des Beirats Mitte. Oder, wieder Schwachhausen, dass die Sozialbehörde für „Mobilität für die Bewohner und Bewohnerinnen sowie für deren Kommunikation mit Behörden und zuständigen Organisationen wie Refugio“ sorgt. Und deren „gesundheitliche Versorgung gewährleistet“ ist.

Die StadtteilpolitikerInnen fordern dies, weil in ihrer Nachbarschaft eventuell für ein paar Monate Flüchtlinge leben sollen. Dass es dabei wohl weniger um die Sorge um diese Menschen geht als um das eigene Wohl, ist unwichtig. Entscheidend ist, dass sie und ihre Probleme von der Mehrheitsgesellschaft überhaupt wahrgenommen werden. Solange Flüchtlinge in Heimen in Gewerbegebieten und am Stadtrand leben müssen, werden sie nicht gesehen. Man kennt sie nicht. So lassen sich vielleicht auch einige Ängste erklären, die die Schwachhauser jetzt dazu treiben, auf die zeitliche Begrenzung der Unterkunft zu drängen. Sie haben nur diffuse, von Schlagzeilen geprägte Vorstellungen. Vom Alltag der Familien und Einzelpersonen haben sie keine Ahnung. Woher auch.

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Seit 2003 bei der taz als Redakteurin. Themenschwerpunkte: Soziales, Gender, Gesundheit. M.A. Kulturwissenschaft (Univ. Bremen), MSc Women's Studies (Univ. of Bristol); Alumna Heinrich-Böll-Stiftung; Ausbildung an der Evangelischen Journalistenschule in Berlin; Lehrbeauftragte an der Univ. Bremen; in Weiterbildung zur systemischen Beraterin.

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