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Kommentar Exekution SotloffWir haben nicht zugehört

Karim El-Gawhary
Kommentar von Karim El-Gawhary

Die Journalisten Sotloff und Foley wollten erklären, was in Syrien passiert und wie der IS entstand. Die Öffentlichkeit hat sich nicht dafür interessiert.

IS-Anhänger in Mossul. Bild: ap

E s entbehrt nicht der Ironie, dass die Dschihadisten des Islamischen Staates ausgerechnet jenen Journalisten öffentlich die Kehle durchschneiden, die einst nach Syrien gereist waren, um über das Leiden der syrischen Bevölkerung zu berichten. Jene, die versucht haben, die Umstände in Worte zu fassen, warum Menschen in Syrien gegen das Regime zur Waffe griffen und warum manche von ihnen in den Reihen der militanten Islamisten gelandet sind.

James Foley und Steven Sotloff haben sich beide in Gefahr begeben, um den dortigen Menschen und ihrer Verzweiflung eine Stimme zu geben, in einer Zeit, in der die Medien den Krieg in Syrien fast vergessen und andere Konflikte auf die Tagesordnung des wandernden Krisenzirkus gesetzt hatten.

Und nun führt der grausame Tod der beiden Journalisten dazu, dass in den Zeitungskolumnen wieder von der Barbarei der Wenigen die Rede ist und nicht von der Verzweiflung der Vielen. Der berechtigte Aufschrei über den brutalen Tod der Journalisten verdeckt das, wofür sie gearbeitet und wovon sie berichtet haben. Etwa über die Menschenschlangen vor den Bäckereien in Aleppo, die vom Assad-Regime bombardiert wurden oder Sotloffs Reportage über den eisigen Winter in einem der Flüchtlingslager innerhalb Syriens.

Die beiden Journalisten haben gute Arbeit geleistet, wie so viele andere lokale syrische Journalisten, über deren Schicksal wir nie etwas erfahren. Am ersten Tag des Ramadan war etwa der syrische Fotojournalist Bassam Rais von den Henkern des Islamischen Staats (IS) ermordet worden. Nach einer dreitägigen Schlacht um den Ort Duma, in der Nähe von Damaskus, haben sie ihn umgebracht.

Diesmal gab es kein IS-Propaganda-Video, denn wen da draußen in der weiten Welt kümmert den Tod eines syrischen Journalisten? Trotzdem war es eine öffentliche Exekution auf einem Feld mit Zuschauern. Internationalen Medien haben darüber mit keiner Zeile berichtet. Es war nur ja ein syrisch-muslimischer Kollege.

Westliches Wegsehen und auch ein Stück Arroganz und arabische Verzweiflung sind die Grundstoffe, die den IS zu dem gemacht haben, was er heute ist: eine Organisation, auf deren Gräueltaten wir nun angstvoll blicken. Hätten wir doch schon vorher die Augen und Ohren geöffnet, und hätten wir doch Foley und Scotloff zugehört. Wir hätten verstanden, wie IS in den Trümmern des syrischen Krieges entstanden ist. Oder noch besser, wir hätten vielleicht sogar etwas dagegen unternommen.

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Karim El-Gawhary
Auslandskorrespondent Ägypten
Karim El-Gawhary arbeitet seit über drei Jahrzehnten als Nahost-Korrespondent der taz mit Sitz in Kairo und bereist von dort regelmäßig die gesamte Arabische Welt. Daneben leitet er seit 2004 das ORF-Fernseh- und Radiostudio in Kairo. 2011 erhielt er den Concordia-Journalistenpreis für seine Berichterstattung über die Revolutionen in Tunesien und Ägypten, 2013 wurde er von den österreichischen Chefredakteuren zum Journalisten des Jahres gewählt. 2018 erhielt er den österreichischen Axel-Corti-Preis für Erwachensenenbildung: Er hat fünf Bücher beim Verlag Kremayr&Scheriau veröffentlicht. Alltag auf Arabisch (Wien 2008) Tagebuch der Arabischen Revolution (Wien 2011) Frauenpower auf Arabisch (Wien 2013) Auf der Flucht (Wien 2015) Repression und Rebellion (Wien 2020)
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50 Kommentare

 / 
  • 9G
    970 (Profil gelöscht)

    Wieso bekommt man es bei der taz eigentlich nicht mehr gebacken, einen Artikel dieser Länge mit solch brisantem Inhalt ohne eklatante Rechtschreib- und Kontextfehler zu verfassen?

     

    Es ist unsere Sprache, die uns ausmacht. Wer sie nicht pflegt, kann es nicht ernst meinen.

  • Der DJ dessen Vater ein radikaler Islamist war.

     

    Dieser DJ, jung an Jahren, bringt innerhalb kurzer Zeit zwei Menschen um. Von denen wir wissen.

     

    Für mich hat dieser junge Mann weder eine politische Nachricht noch liegt seinem Handeln höhere Absicht zugrunde. Er ist ein Kind des Hasses, der seine sadistischen Grausamkeiten nun vor der Weltgemeinschaft -(ungestraft) -ausleben darf. Ein Mörder eben. Vermutlich ein gesteuerter dazu. Er wird meinen all dies sind seine Entscheidungen und bemerkt gar nicht, dass auch er nur Werkzeug ist.

     

    ... Mir graust nur noch vor unserer Menschheit.

  • Ich gebe mal zu, dass ich nicht nur nicht zugehört habe, sondern ich habe gar nicht (mehr) hingehört.

     

    Bei allem Verständnis, dass man je nach Herkunft die ein oder andere Region dieser Erde mehr berücksichtigt als eine andere, aber:

    Wir haben in irgendeiner Form gerade einen Weltbürgerkrieg, der die gesamte Region zwischen Mali und dem Irak ausmacht. Europa hat sie nur am Rande am Kaukasus und nun in der Ukraine erreicht.

     

    Niemand kann all diese Konflikte mit der gleichen Empathie noch erfassen. Man muss abwägen, welche der Konflikte für einen selbst bedrohlich werden könnten und das sah lange Zeit so aus, dass es eher der Ukraine-Konflikt wäre als der Krieg des IS.

    Mein Mitgefühl gilt den Journalisten, die in guter Absicht dorthin gingen und Opfer des IS worden. Aber es war auch ihre Entscheidung, eine Öffentlichkeit für diesen Konflikt zu suchen. Ob die Opfer des abgeschossenen Flugzeuges über der Ukraine dies auch sagen können, weiß ich nicht.

     

    Ich will damit sagen, dass ich das Problem der Morde der IS vor allen Dingen unter dem Gesichtspunkt betrachten würde, wie wir uns jetzt noch schützen können, da eine Menge der IS-Mitglieder wohl auch europäischer Herkunft sind. Bei allem Verständnis für die katastrophale Situation der Menschen dort, es gilt dennoch der Grundsatz. dass ein Nichtschwimmer keinen Ertrinkenden retten sollte, indem er ins Wasser springt.

     

    Lasst uns lieber mal tabulos darüber nachdenken, wie wir es vermeiden können, dass sich die IS-Mitglieder hier vermehren und sogar hier tätig werden. Sobald das geregelt ist, kann ich auch wieder an anderen Punkten eingreifen. Aber welche Hilfe können wir anbieten, wenn wir selber noch nicht mal ansatzweise Lösungen haben?

    • @Age Krüger:

      Don' t ask what we could do, tell us what You will do!

       

      But how do You taboo your thinking?

  • Einerseits haben Sie ja recht - westliches Wegsehen gab es und es hat auch seine Gründe - zugehört hat man diesen Journalisten wohl auch nicht.

     

    Aber wurde nicht generell nicht recht zugehört und dies seit längerer Zeit?

     

    War es nicht so, dass wenig getan wurde, damit Assad-Junior tatsächlich einen anderen Weg beschreiten konnte als sein Vater, man allenfalls halbherzig vorging, um eine Demokratisierung Syriens in dieser Zeit zu befördern, weil da insbesondere ein G.W.Bush sein einfach gestricktes Weltbild und seinen millionenschweren Interessen ins Spiel brachte?

     

    Und nun davor zu stehen, dass frühzeitige Bemühungen für gesellschaftliche Veränderungen nicht mehr reichen, um akut bedrohtes Menschenleben zu schützen, wird dann jenen, die erst gar nicht in die Notlage der Gewalt geraten und geraten lassen wollen, dann wieder zum Vorwurf gemacht.

    • @Ute:

      "War es nicht so, dass wenig getan wurde, damit Assad-Junior tatsächlich einen anderen Weg beschreiten konnte als sein Vater..."

       

      Wieso muss denn etwas getan werden, damit Assad etwas machen kann. Der Mann ist Präsident und mensch sollte meinen, er kann eigenständig handeln, oder?

      • @Dhimitry:

        Der gute Hirt macht sich auf den Weg, um das verlorene Schaf zu suchen, weil er davon ausgeht, dass es allein den Weg nicht zurückfinden wird.

         

        In Syrien konnte vieles auf dem Weg gebracht werden, um dem Land und seine Bevölkerung zu helfen, ohne dabei eine Richtung diktieren zu wollen, sondern die Stärkung der Zivilgesellschaft wie auch der Mitwirkung der Einzelnen zu bewirken.

      • @Dhimitry:

        Er wollte aber tatsächlich Reformen einleiten. Aber diese Proteste, die eben nicht so schnuggi waren wie hier immer dargestellt, sondern gewaltbereite Leute, die wie in der Ukraine angestachelt wurden, kamen dazwischen. Dann der Bürgerkrieg, der in dem Sinn kein Bürgerkrieg ist. Weil diese Kämpfer von überall herkommen und meist gar keine Syrer sind. Terroristen die über "Friends of Syria" aufgebaut wurden und nix mit einer Demokratie im Sinn haben. Im SNC sitzt auch die Muslim Brotherhood. Ganz interessanter Artikel über Haitham Maleh den die HRW als Menschenrechtsanwalt bezeichnet http://www.neopresse.com/politik/naherosten/haitham-al-maleh-koalition-syrischer-revolutionare-erklart-sich-und-seine-kollegen-zu-legitimen-zielen-des-russischen-fsb/

        Und die Syrer waren zufrieden mit dem System. Die USA, der Westen war halt nicht einverstanden damit, was aber geopolitisch begründet "Greater Middle East Project" ist und nicht auf Menschenrechten basiert (wo eh sehr viel zgl. Syrien gefaktet ist). Krieg ist dann Krieg. Und die Horden im Auftrag der westlichen Wertegemeinschaft im Verbund mit Quatar und den Saudis sind ja nicht gerade zimperlich - Isis ist da die Spitze (die wurden genauso versorgt, nicht nur vom Erdogan).

        • @fornax [alias flex/alias flux]:

          Meines Wissens ist Assad seit 2000 im Amt. Hätte also genügend Zeit gehabt das Land zu refomrieren, wenn er denn gewollt hätte.

           

          Das die Syrer zufrieden waren mit ihrem System halte ich für falsch. In einem Polizeistaat ist es schwierig seine Meinung frei sagen zu können. Es kann also kaum ermittelt werden ob jemand zufrieden ist, wenn die Unzufriedenen in Folterkellern landen.

        • @fornax [alias flex/alias flux]:

          Syrien war/ist säkular. Alle Religionen konnten friedlich nebeneinander koexistieren... Da Sunniten halt meist einen auf Haudrauf und Kalif machen, muss man Mittel und Wege finden diese einzudämmen und auch mal Kante zu zeigen um die Ordnung aufrecht zu erhalten. Darin liegen einige echte Gründe von sog. Menschenrechtsverletzungen in Syrien.

  • es geht nicht an, dass in http://www.taz.de/Israelische-Territorialpolitik/!145122/ die kommentarfunktion geschlossen wird und wir uns hier über kopf-abschneiden weiter erregen dürfen, weil uns irgendwer sagt. es handele sich um westliche köpfe. es wurden viele köpfe abgeschnitten oder vergast - man denke nur an halabja - darüber, wie hier in 'schland mit den überlebenden umgegangen wurde, darüber zu reden ist liebermann! ich bin nur noch am kotzen

    • @christine rölke-sommer:

      Nimms leicht, hier darf wohl das Niveau etwas niedriger hängen - die Moderation muss sich ja dort bemühen, wo ihr die meisten Vorhaltungen entgegengebracht werden – und da ist erkennbar, welchem Lobbyismus sie gegenüber gestellt ist. Dafür habe ich Verständnis, auch wenn ich mir das anders wünschte.

       

      Das ist nicht unbedingt dort der Fall, wo es um 100 000de geht - sondern um angebliche Staatsräson, die als gegeben und nobel seiend gepriesen wird.

      Deswegen werden eben nicht alle Toten mit der selben Betroffenheit - wenn die überhaupt echt ist - behandelt - Nicht so hoch die in arabischen Ländern, aber auch nicht die in Afrika oder wo sich sonst noch Tragödien abspielen.

    • @christine rölke-sommer:

      Kotzen Sie auch über den Antisemitismus, der sich da breitgemacht hat?

      • @Ralf Houven:

        wissen Sie - die asylsuchenden aus Irak haben bereits vor über 10 jahren von IS berichtet. aber man hat ihnen nicht zugehört!

        weil man wichtiger fand herauszufinden, wohin man sie nach DÜ rücküberstellen darf.

        und da kommen Sie mir mit antisemitismus - während IS unter etwas anderem namen im Sinjar ezîdî hunderteweise in die luft sprengt!

        • @christine rölke-sommer:

          Das ändert nix an dem Antisemitesmus der dort grassierte.Oder?

      • @Ralf Houven:

        ich kotze ob solch einer antwort

      • @Ralf Houven:

        das haben Sie schon richtig erkannt

         

        bei der blumigen Sprache der Nazivergleiche in Bezug auf Israel und seine Bürger war dies unübersehbar [

      • @Ralf Houven:

        Ach Gott, dort wurde es gerade intellektuell interessant, weil in der sachlichen Diskussion die Frage anstand, ob ein ab gestern in Kraft getretene Importverbot für in israelischen Siedlungen (in den BG) erzeugte Eier, andere Geflügelprodukte und Milch ausreichen würde oder nicht – und ob sich die EU hier nicht übernähmen, wenn sie so viel Härte an den Tag legt.

         

        Von Antisemitismus keine Spur – gegen die Isis hingegen kann man über infrage kommende Sanktionen nicht so einfach diskutieren, das zeigt ja auch die viel fundamentalere und hitzigere Debatte hier.

        • @Ute:

          ja - intelektuell interessant - wenn Kübel von antiisraelischer Propaganda ausgeschüttet werden und dabei jeglich Nettiquette verloren geht. Die Moderation hat die Notbremse gezoge - zu Recht.

          • @Yoni:

            Ich vermisse bei Karim El-Gawhary einen Rückblick und ein In-Erinnerung-Rufen, wie bei überzogenen Forderungen

            – etwa durch den Bundesguido (Westerwelle) nach Assadrücktritt, bei gleichzeitigem Rückzug aus Syrien, obwohl Beobachter vor Ort wichtig für die Mäßigung auf allen Seiten gewesen wäre -

            der Konflikt erst so richtig in Fahrt kam.

             

            Moderation für und in Syrien wäre angesagt gewesen, nicht die Vermittlung eines Gefühls für Assad-Junior und & Co, ihm und ihnen würde das Messer an die Kehle gesetzt.

            Die Moderation beim Thema Landnahme im Westjordanland hingegen wurde durch das sachfremde Einbringen einer sogenannten „IN EIGENER SACHE“-Erklärung in besonderer Weise herausgefordert – die völlig unpassend zum Themeninhalt des Taz-Beitrages, aber auch der Kommentare dazu war – ein Text wie aus einer Konserve, mit haltlosen – weil ohne inhaltlichen Nachweis - Unterstellungen, so ähnlich wie die, von den „ausgeschütteten Kübeln“.

             

            Für Assad-Junior bestand die Aufgabe, sich irgendwann der Notwendigkeit zu stellen, um Verzeihung für Taten seines Vaters zu bitten. Solch ein Klima herzustellen, dabei hätten auch die Staaten der EU beitragen sollen.

            Ein gutes Klima in einem Forum wird hergestellt, wenn Provokationen unterbunden werden, die schlechte Verlierer unternehmen, weil ihnen überzeugende Argumente fehlen.

      • @Ralf Houven:

        Es trägt zu einer Sinnentleerung bei, diesen Begriff inflationär zu verwenden. Die Debatte mag hitzig gewesen sein, gewollt antisemitisch aber nicht..

    • @christine rölke-sommer:

      Waren die seinerzeitigen Nachrufe in der Taz Ihnen nicht einfühlsam und umfänglich genug? Worum geht es Ihnen? Dass us-amerikanische Köpfe automatisch angesehener seien als nahöstliche Tote?- - Hat wohl damit zu tun, dass hier im Westen ein sich abheben wollendes Wir-Gefühl hervor gerufen werden soll. Ist doch aber in den arabischen Ländern nicht so ganz anders? Wenn dort einem zur Gemeinschaft der Angehörigen Gezählten, etwas (von westlichen Tätern) angetan wurde, werden Flaggen verbrannt und was weiß ich noch alles. Also dieses „Wir und einer von Uns“ scheint Nationen übergreifend schon fast natürlich zu sein. Was überhaupt nicht heißen soll, dass ich das gut finde!

      Halabja war übrigens eine heimtückisch- bestialische Tat, hier im vorliegenden Fall handelt es sich um eine, sich öffentliche Showeffekte ausrechnen wollende Infernalität. Soll heißen, die effektivere Anteilnahme der Öffentlichkeit ist hier kalkulierter und m. M. nach - auf eine zwar perfide - aber eben verständliche Art logischer. Entsetzlich ist selbstverständlich das Alles.

      Ihren allgemeinen Kontext, zum Schließen dieser anderen Kommentarseite, befürworte ich energisch.

  • D
    D.J.

    Interessant übrigens in dem Zusammenhang die Vorwürfe Trittins, die sich nicht ausschließlich auf die Regime auf der Arabischen Halbinsel beziehen:

     

    http://www.deutschlandfunk.de/trittin-tuerkei-noch-immer-logistisches-hinterland-des-is.264.de.html?drn:news_id=396944

    • @D.J.:

      ja gut. Aber als Politiker verfügen sie ja über die besten Möglichkeiten sich zu informieren. Von daher kommen solche Aussagen ja recht spät. Gut immerhin Trittin...Klar ist der Erdogan ein Sack ohne Ende. Aber woher die Waffen kommen, die Erdogan ja auch nur durchschleusen lässt. Auch an die IS. Darüber wird nichts gesagt...

  • Syrien ist ein schönes Beispiel dafür, wie durch falscher Einflussnahme externer Mächte ein Staat auseinanderbricht. Die Unterstützung der Opposition durch Waffen mag damals sinnvoll gewesen sein, jedoch hätte es nicht dabei bleiben dürfen. Der Westen hat sich auf minimale Unterstützung eingerichtet, die Verhandlung zum Vernichten der Chemiewaffen und deren Beseitigung. Der Krieg jedoch ging und geht weiter. Und er ließ nunmal auch die IS erstarken. Haben wir alles Mögliche getan?

     

    Ich höre sehr gut zu.

     

    Was passiert mit den Waffen, die Deutschland an Kurden im Nordirak liefert? Was passiert in diesem Krieg? Wer unterstützt die Kämpfer, sollten diese ins Hintertreffen geraten? Waffen in fremde Hände zu geben: Ich halte es für falsch. Wer diesen Schritt geht, muss alles tun, um die mit Waffen Ausgerüsteten zum Sieg zu führen. Dies kann auch ein direktes Eingreifen sein. Jedenfalls sind wir gerade Teil dieses Krieges geworden. Ebenso wie wir auch Teil des Krieges in Syrien sind.

  • Der Kommentar hat einige kluge Gedanken, aber eins gefällt mir nicht, dass mehr Vorwürfe ins westliche Lager gehen als an die Mörder. Denn erst mal haben sie nicht zugehört. Sie haben Leute umbebracht, die letztlich auf Seite ihre - angeblich oder wirklich - unterdrückten Völker waren und als deren Sprachrohr hätten wirken können. Aber aus "rassistischen Gründen" - sie kamen aus der falschen Region - wurden sie gefangen genommen und getötet.

    Für mich ist die Folge: wenn sie schon diese Reporter umbringen, mit ihren guten Intentionen - dann hätte es nicht viel geholfen, wenn "wir" besser zugehört hätten. Wir sind per Definition der Feind, wir sollen sterben, ob wir zuhören oder nicht.

  • Nicht die Öffentlichkeit hat sich nicht interessiert, sondern die westlichen Medien haben versagt, wie so oft heutzutage.

    • @Daniel M:

      ja, speziell in Syrien wollten sie halt die Story durchhalten es handle sich um Oppositionelle die für "westliche Werte", eine "Demokratie" usw. kämpfen. Dass sie über Jahre bärtige Islamisten aufbauten, trainierten und mit Waffen belieferten, allein aus geopolitischen Interessen "Umgestaltung des Nahen und Mittleren Ostens" (Greater Middle East Project, G.W.Bush auf G8 Gipfel) wär ja auch zu peinlich und nicht unterstützbar...

       

      Die Artikel von Karim El-Gawhary sind für westliche Berichterstattung da sehr neuartig. Immerhin spricht er die Dinge an - wenn auch nicht sehr direkt. http://taz.de/Neue-Allianzen-in-Nahost/!145140/

  • Karim El-Gawhary: Bravo für diesen Beitrag. Bravo!

  • Nicht zugehört? Welchen TAZ-Artikel haben wir überlesen?

     

    Aber: Angesichts schrecklichen Verhaltens dieser Leute sollten wir uns doch interessieren, woher die kommen! Wo worden sie rekrutiert? Wo wurden sie trainiert? Wer hat es bezahlt? Zu welchem Zweck? Könnten wir darüber mal in der TAZ etwas lesen? Ich würde zuhören.

  • D
    D.J.

    "Wir haben nicht zugehört".

     

    Besser kann man es nicht beschreiben, wie manche, darunter auch so genannte "Linke" angesichts immer mörderischeren Dschihadismus' reagieren. Frühinfantil:

    Phase 1: Augen zukneifen. Nichts sehen und nichts hören. Da ist nichts, und wenn doch, sieht es mich nicht.

    Phase 2: Die egozentrische. Ausschließlich meine/unsere eigene Schuld. Wenn wir uns richtig benehmen, wird alles gut.

     

    Für Fortgeschrittene gibt es dann noch die Relativierung. Wir oder andere (immer gern genommen: der Zionist) sind ebenso böse. Zu bewundern weiter unten im Kommentar von

    @P.G.

     

    (Sozial-)psychologisch faszinierend.

    • @D.J.:

      Tja, sag das den westlichen Politikern die diese Horden in Jahren aufbauten + Quatar und Saudi Arabien, oder gleich dem Club "Friends of Syria" wo sie alle zusammen drin stecken...

      • D
        D.J.
        @fornax [alias flex/alias flux]:

        Sage ich schon ewig. Übrigens ein Punkt, in dem ich der Linkspartei zustimme und den Zynismus (nicht nur) der Konseravtiven, die für Waffenlieferungen gegenüber den beiden Regimen eintreten, abstoßend finde.

        Dennoch sind die beiden Regime trotz manch ideologischer Gemeinsamkeiten natürlich nicht mit IS identisch.

        • @D.J.:

          ja gut, die IS ist ja "nur" eine Abspaltung der Al Quaida (die auch in Lybien eingesetzt ist) und zur Zeit dort auch überall Terror macht. Die Entwicklung der IS konnten sie schon verfolgen. Dass die plötzlich aus der Erde krabbelten und die CIA u andere Geheimdienste wie Mossad und Co hätten es nicht bemerkt ist ein Märchen. Assad mag die IS im Sinne von der Feind meines Feindes auch genutzt haben - gegen FSA usw., natürlich war ihm aber bewusst das die IS Feinde Syriens sind und er sich dem Problem irgendwann widmen muss. Wer die Auswahl aus x-Terrobanden hat die sich gegen den eigenen Staat wenden, der nutzt sicherlich auch die ein oder andere Truppe gegen die andere. Ist ja auch die Taktik des Westens (seit Mudschahedin), darum wurden diese Terrornetzwerke ja unterstützt, auch die ISIS in Syrien - nicht umsonst traf sich McCain noch im April auch mit einem ISIS-Vertreter. Letzten Endes eine riesen Show: der Westmensch hat seine moralische Begründung gegen Is zu sein u tritt fü Waffenlieferungen ein. Der Ursprung (wie die entstanden) wird nicht gezeigt.

    • @D.J.:

      @D.J. den begriff zionist habe ich deshalb verwendet, da es sehr ehrenwerte juden gibt, die diese rechtswidrige praxis genauso verurteilen wie ich. sie haben damit offensichtlich kein problem. dies unterscheidet uns eben. ihr geschwurbel von...(Sozial-)psychologisch faszinierend." ist völlig daneben, hört sich aber irgendwie gebildet an. erinnert irgendwie an herrn postl.

      • D
        D.J.
        @p.g.:

        Ich habe mit so einigem ein Problem, was israelische Politik angeht, @P.G. Aber eben auch ein Problem mit "ist doch alles irgendwie dasselbe", wie es für mich rüberkam.

  • Zitat: "Wir haben nicht zugehört

    Die Journalisten Sotloff und Foley wollten erklären, was in Syrien passiert und wie der IS entstand. Die Öffentlichkeit hat sich nicht dafür interessiert."

     

    Sehe ich nicht so. Die "Öffentlichkeit" hätte sich schon dafür interessiert, aber die Verantwortlichen in den Medien (incl. taz) waren der Meinung, dass die Geschehnisse im Irak etc. nicht erwähnenswert sind. Oder warum werden wir jeden Tag mit Dutzenden "israelkritischer" Artikel zugemüllt, aber wenn es um Christenverfolgung o.ä. geht, findet man kaum mal einen Artikel. Und warum ist das so?

     

    Weil hier dieselben Mechanismen greifen wie in Rotherham: die verantwortlichen Redakteure haben Angst, in die rechte Ecke gestellt zu werden, sollten sie über irgendwas, was islamische Länder betrifft, zu kritisch berichten. Und: Man glaubt, der Westen sei immer an allem schuld und Muslime könnten nichts Böses tun. Oder einfach nur Feigheit.

  • Die Moderation: Kommentar entfernt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.
  • Die Öffentlichkeit hat sich dafür nicht interessiert? Wer ist denn "die Öffentlichkeit"? Es gab absolut nichts in der Hinsicht in irgendwelchen Medien zu lesen, sei es taz, Zeit, SPON und wie sie alle heißen mögen.

    "Die Öffentlichkeit" kann sich nur für Themen interessieren oder desinteressieren, die sie vor die Nase bekommt.

  • Hätten wir doch nur selbst mal den Islamisten zugehört. Dass ihr Weltbild nicht in unsere Ordnung passt, mag sein. Dass die Enthauptung von Menschen vor laufender Kamera (oder auch nicht) entsetzlich ist, empfinde ich ebenso.

    Doch genau wegen dieser vorgeschobenen Argumente hört niemand den Menschen zu.

    Denn die Argumente, WARUM sie solche Dinge tun, sind, mit ein klein wenig mehr Objektivität sogar recht gut nachvollziehbar, die Vorwürfe an Europa und die USA realistisch und die daraus resultierende Magnetwirkung für Menschen ohne Hoffnung absolut verständlich.

    Wir können uns tagein-tagaus mit ex-journalistischen Artikeln à la Spiegel befassen, die nichts weiter sind als eine BILDhafte Magazinauflage mit vorgefertigten Urteilen in jedem einzelnen Artikeltitel (siehe Putin, ISIS, Syrien, Israel-Gaza etc etc etc) oder einfach ENDLICH mal zuhören.

    Wenn wir das nur täten, dann bräuchten wir auch keine Festnahmen angeblicher IS-Anhänger in Deutschland mehr.

     

    Es ist eine alte soziologische Studie, die aber zwingend von jedem "fortschrittlichen" Staat ignoriert werden muss: "Wer ausgeschlossen wird, verschafft sich Gehör." Ob über Kriminalität, Gewalt, Lautstärke oder anderswie.

     

    Wir haben verlernt, Menschen in Not zuzuhören. Und deswegen sprechen sie lauter als sonst, auf Maschinengewehrlautstärke.

    • D
      D.J.
      @Tongo:

      "WARUM sie solche Dinge tun, sind, mit ein klein wenig mehr Objektivität sogar recht gut nachvollziehbar, die Vorwürfe an Europa und die USA realistisch und die daraus resultierende Magnetwirkung für Menschen ohne Hoffnung absolut verständlich."

       

      Die Finanziers sind stinkreich, die Terroristen selbst oft genug dem Mittelstand angehörend (oder auch stinkreich wie Bin Laden).

      IS bietet nicht nur ein Heilsverprechen, sondrn auf dem Weg dahin auch die Befriedigung diverser Instínkte (Blutrausch, Beutefrauen).

      Aber wie ich schon mehrfach schrieb: Es gibt schon immer die ängstliche Sehnsucht, Bedrohliches durch unsere eigene "Sündhaftigkeit" erklären zu wollen und sie die Dinge dem eigenen Erfahrungsbereich bzw. der eigenen Steuerbarkeit zuzuordnen. Die ist in der schlichten Form zum Scheitern verurteilt, @Tongo.

    • @Tongo:

      Es gibt objektive Argumente für die Enthauptung eines Menschen der anderer Meinung oder Herkunft ist?

       

      Und wenn Sie ihnen dann zugehört haben aber nicht Ihre Meinung teilen, schlagen Sie ihnen trotzdem den Kopf ab!

       

      Wir müssen gar nichts! Jede Form der Verhandlung wird doch wieder nur gegen uns gewandt. Und geben wir den kleinen Finger wollen die doch nur den ganzen Arm. Diese Reporter wurden entführt um dafür Geld zu erpressen und weil sie das nicht bekommen haben, wurde die Drohung in die Tat umgesetzt.

       

      Es handelt sich hier schlicht um eine Mörderbande, da gibt es nichts zu reden.

      • @insLot:

        Traurig, die Hörigkeit dem Konsens gegenüber. Kein bischen Wille, in den Hintergrund zu blicken.

        Natürlich liegt viel Geld in Terrororganisationen, und ich verurteile das Kopfabschlagen zutiefst! Aber ein abgeschlagener Kopf gehört auch nur EINEM Menschen, eine Bombe aus der Luft tötet meist mehr! Nur bleibt es anonym und deswegen guckt man nicht so genau hin.

         

        Groß werden Organisation durch die Akquise Verzweifelter, nicht durch sich selbst und den (angeblich) dazugehörenden Mittelstand (woher kommt diese äußerst fragwürdige Analyse?).

         

        Und ja, der Westen ist auch daran schuld.

  • So wie an fast allem, ist der Westen also auch an IS mehr oder weniger schuld.

    Es tut mir leid, solange sich diese Geisteshaltung nicht ändert, wird sich auch in der muslimischen Welt nichts ändern.

    • D
      D.J.
      @Huitzilopochtli:

      "Peccatis exigentibus" - (nur) durch unsere Schuld. Eine uralte, archaische Form der Kontingenzbewältigung.

       

      Wobei ich ein solch schlichtes Weltbild eher in Kommentaren als im vorliegenden Artikel erkenne.

      • @D.J.:

        Ich auch... es fällt auch niemandem ein zu fragen wieso die Irakis es in 12 jahren nicht geschafft haben einen funktionierenden wehrhaften Staat aufzubauen.