Kolumne Wichtig: Re: Re: Re: Re: Re: Re: Re: Re: Re:
Der Name Aberto Alessi haftet wie ein hartnäckiger Fleck auf dem T-Shirt. Und de Maizière, der kommt so sauber daher. Der ist gut im Wegwischen.
L ieber Schwul, diesen Armani habe ich schon mal irgendwo gesehen in einem seiner engen Höschen, und, lieber Schwuler, diesen Versace, glaube ich, auch. Viel fällt mir zu denen nicht ein. Deshalb hier ein paar Worte zu einem, der auch so einen Namen hat und dafür sorgt, dass Dinge aussehen. Wie Alberto Alessi aussieht, weiß ich allerdings nicht. Aber er hat mein Leben verändert. Es ist schon ein wenig her, dass Einladungen zu einer Hochzeit in meinem Leben noch ziemlich ungewöhnlich waren. Geheiratet haben die anderen, wir doch nicht.
Und dann hat es doch einer getan. Und als ich ihn angerufen habe, um mich zu beschweren, dass er von den Gästen verlangt in Anzug und Krawatte zu erscheinen, wollte ich noch wissen, was er sich eigentlich wünscht zu seiner Hochzeit. Da höre ich, wie seine – Verlobte sagt man da dann wohl – durch den Raum brüllt: „Sag ihm, irgendwas vom Alessi!“
Seitdem haben wir keinen Kontakt mehr. Und ich ärgere mich immer noch regelmäßig über dieses Telefonat. Nicht weil es das Ende einer vielleicht gar nicht so wunderbaren Freundschaft war, sondern weil ich mich seinerzeit dabei ertappt habe, einen Satz zu denken, den man vielleicht nicht denken sollte: „Er ist ja ganz nett, aber sie!“ Diesen Satz höre ich regelmäßig und frage mich dann immer, warum ich noch nie, wirklich noch nie den Satz gehört habe: „Sie ist ja ganz nett, aber er!“ Ich habe ihn auch noch nie gesagt. Und immer wenn mir das einfällt, denke ich an Alberto Alessi.
Er ist wie ein Fleck auf meinem T-Shirt, den ich nicht einfach abstauben kann, wie Puderzucker von der Hose, lieber Schwuler. Es ist einer dieser Flecken, an denen ich regelmäßig rumschrubbe, mit dem Ergebnis, dass er immer größer wird und auch nach einer 30-Grad-Wäsche in der Maschine nicht weichen will.
Geht einfach nicht weg
Vielleicht kennt das ja der eine oder die andere, die sich schon einmal gefreut haben, vor einem wichtigen Termin noch ein wenig Zeit zu haben für einen Kaffee in der nächsten Bude, und sich kurz darauf geärgert haben, dass ein Milchspritzer auf dem sorgfältig ausgewählten Outfit gelandet ist. Man kriegt so einen Fleck einfach nicht weg.
Andreas Rüttenauer antworten hier auf die Kolumne von Schwul und Schwuler.
Für die längste taz-Kolumne aller Zeiten wechseln sich sechs AutorInnen täglich ab. Bisher erschienen: Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4, Teil 5, Teil 6, Teil 7, Teil 8, Teil 9, Teil 10, Teil 11, Teil 12, Teil 13, Teil 14, Teil 15, Teil 16, Teil 17.
So etwas wünschte man auch mal einem wie Thomas de Maizière. Der Mann kommt so sauber daher, dass es einem angst und bange wird. Da können noch so viele Flüchtlinge auf dem Weg nach Europa ersaufen, der Mann hat nicht den kleinsten Fleck auf seinem Sakko. Oder ist er der einzige Mensch auf diesem Globus, der es schafft, die unangenehmen Flecken wirklich spurenlos zu beseitigen? Mit seinen Mitteln.
Abwehr, abhören, Schlepper jagen. Und wenn es sein muss, dann lässt er Menschen in einem Land einkerkern, das als Staat schon lange nicht mehr funktioniert. Und wenn dann immer noch ein kleiner Fleckenrand auf dem Revers ist, dann schafft er es auch noch, die Vorratsdatenspeicherung als Lösung für die Flüchtlingsproblematik zu präsentieren. Schon ist der Kerl am ganzen Körper wieder sauber wie irgendwas von Alessi, wenn man es aus dem Karton zieht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Zweite Woche der UN-Klimakonferenz
Habeck wirbt für den weltweiten Ausbau des Emissionshandels
Krieg in der Ukraine
Biden erlaubt Raketenangriffe mit größerer Reichweite
Altersgrenze für Führerschein
Testosteron und PS
Angeblich zu „woke“ Videospiele
Gamer:innen gegen Gendergaga