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Kolumne Knoblauchzone #9Die allergearschtesten Kroaten

Doris Akrap
Kolumne
von Doris Akrap

Angebetet haben sie die Deutschen. Genscher, Kohl und selbst der Telekom haben sie die Füße geküsst. Und jetzt das: Die EU kommt und Merkel bleibt einfach zu Hause.

Wenn Merkel nicht will, vielleicht klappt es ja mit den Briten. Bild: photocase

D ie Vorsilbe „naj“ ist in diesem kleinen Land der am häufigsten gebrauchte Komparativ. Sie ist der Superlativ unter den kroatischen Steigerungsformen. Man ist immer der Allergrößte, wenn man irgendwas ein bisschen besser kann oder von irgendwas ein bisschen mehr hat.

Und das sorgt dann für die allerlautesten Schlagzeilen: Wenn nach eigenen Berechnungen der fünftschlauste Mensch der Welt ein Kroate ist, wird er zum „Fünftallintelligentesten unter den Allerintelligensten der Welt“.

Wenn ein Kroate nicht auf der Forbes-Liste unter den zehn reichsten Menschen der Welt auftaucht, sucht man so lange nach Listen, bis man eine findet, die nach eigenen Berechnungen einen Kroaten auf dem siebten Platz sieht, der dann „Siebtallerreichster unter den Allerreichsten dieser Welt“ ist.

Und jetzt das! Die Kroaten sind die allergearschtesten aller EU-Bürger, weil der allerwichtigste Verbündete des Landes den allerunbekanntesten Vertreter der deutschen Regierung zu den allergrößten Feierlichkeiten, die dieser Staat je veranstaltet hat, entsendet.

Wolfgang Borrs
Doris Akrap

ist Redakteurin der taz am Wochenende und derzeit in Zagreb.

Da hat man die Telekom schon reingelassen, als die letzten Serben noch nicht mal vertrieben waren, Straßen und Plätze nach Hans-Dietrich Genscher, Helmut Kohl und Deutschland umbenannt und sich sogar für den 3:0-Sieg bei der Fußball-WM 1998 entschuldigt, und nun wird man behandelt wie der allergrößte Depp.

Ob Angela Merkel aus innenpolitischen Gründen nicht nach Zagreb fliegt oder weil die Kroaten den in Deutschland zur Fahndung ausgeschriebenen, des Mordes verdächtigten ehemaligen Geheimdienstler Josip Perkovic nicht ausliefern wollen oder die Berichterstattung deutscher Medien über Kroatien nur allernegativst war, ist in Wirklichkeit alleregalst. Denn am allerwahrscheinlichsten ist, dass die Absage der Kanzlerin am allerwenigsten mit Kroatien zu tun hat. Und das ist natürlich: das Allerschlimmste!

Zum Schluss das Allerneueste: Der stellvertretende Premier Großbritanniens soll nach Merkels Absage sein Kommen angekündigt haben. Er wäre der „allerranghöchste Brite“, der je offiziell in Kroatien war. Der Brite allerdings gilt dem Kroaten traditionell als der allerärgste Gegner. Es könnte also zur allerlustigsten Wendung mit diesem EU-Beitritt kommen: Kroatien verkracht sich mit Deutschland und befreundet sich mit dem Erzfeind. Allerhand!

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Doris Akrap
Redakteurin
Ressortleiterin | taz zwei + medien Seit 2008 Redakteurin, Autorin und Kolumnistin der taz. Publizistin, Jurorin, Moderatorin, Boardmitglied im Pen Berlin.
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3 Kommentare

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  • P
    Prior

    Und Kroatien ist seit jeher allerbedeutenster Staat in der EU.

  • M
    mafalda

    Liebe taz,

     

    ich mag die taz, schon lange, und ich kaufe sie, wenn ich kann. Jetzt kommt das ABER:

    Knoblauchzone - hä? Voll lustig oder was? Aus welcher Zone schreibt denn die Kolumnistin? Drei Monate Stipendium, um so oberflächlich zu berichten? Und dann noch nicht einmal die Pluralform von Teich wissen, Komparativ und Superlativ verwechseln usw. Das kann sich die taz leisten? Echt? Und warum so überheblich?

  • I
    ion

    Und insofern entsprechen ‘die Kroaten’ dann ja doch dem Standard der EU-Bürger, die immerdar den ‘Großen’ an den Lippen hängen, auch sie sind (nur): "allergearschtestes", heliotropisches Stimmgemüse.