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Kardinal spricht Katholiken Mut zuPillen-Protest ist „Katholikenphobie“

Kardinal Meisner hält die Empörung über katholische Kliniken, die Vergewaltigungsopfer abweisen, für „Katholikenphobie“. Klerikern rät er zur „Tapferkeit“.

Keine Angst, das sind nur Herr Meisner und seine tapferen Katholiken Bild: dpa

KÖLN afp | Der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner beklagt eine „Katholikenphobie“ in der Gesellschaft. Die Kirche in Köln habe zuletzt einen „Sturm“ in der öffentlichen Wahrnehmung erfahren, wie er dies in seinen Jahren als Bischof selten erlebt habe, urteilt Meisner in einem Rundschreiben, aus dem der Kölner Stadt-Anzeiger zitierte.

Dem Bericht zufolge bezieht sich der Kardinal dabei auf die Empörung, nachdem zwei katholische Kliniken in Köln ein mutmaßliches Vergewaltigungsopfer abgewiesen hatten, sowie den Missbrauchsskandal in der Kirche.

In dem Schreiben ruft Meisner demnach seine Kleriker sowie die in der Seelsorge tätigen Laien zu Tapferkeit im Umgang mit Häme und „ungerechtfertigten Vorwürfen“ auf. Der tieferliegende Grund für die Angriffe sind seiner Meinung nach „die Entschiedenheit der katholischen Positionen zum Lebensschutz, zu Ehe und Familie“ und die deutliche Repräsentanz durch den Papst und die Bischöfe.

Der Freiburger Sozialwissenschaftler und Theologe Michael N. Ebertz hält die Klage über Gehässigkeit gegenüber der Kirche für einen Ausdruck mangelnder Selbstkritik. „Moralische Arroganz und Überheblichkeit in der Kirche fallen jetzt nur auf sie selbst zurück“, sagte Ebertz dem Kölner Stadt-Anzeiger. Wenn die Kirche gerade in moralischen Fragen versage, sei es „kein Wunder, dass die Menschen hämisch reagieren“.

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7 Kommentare

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  • RB
    Rainer B.

    Jeder kann glauben, was er will.

    Schwierig wird's immer dann, wenn eine Kirche ihren Mitgliedern vorschreiben will, was sie zu glauben haben. Und ganz besonders schwierig wird's, wenn Nächstenliebe nur noch gegenüber denen gilt, die in das Weltbild der Kirche passen.

     

    Glaube - Ja!

    Kirche - Nein!

  • D
    D.J.

    R.J.

     

    "Mir jedenfalls gehen Leute wie Dieter Nuhr auf den Keks, die in einer Art "Mario Barth für Eingebildete" ihre plumpen und derben Sprüche klopfen, damit sie was lächerlich machen können."

     

    Um eine dicke Lanze für Nuhr zu brechen: Er gehört nicht zu den feigen Heuchlern unter den Kabarettisten, die wohlfeil auf die Kirche eindreschen und beim Islam ihren Mund halten.

  • R
    R.J

    Man darf der katholischen Kirche zu Gute halten, einer Auffassung entgegengetreten zu sein, bei der eine Abtreibung als so selbstverständlich hingestellt wird und wurde, wie es das Nägelschneiden an Hand und Fuß oder das Scheren des Haupthaars sei.

     

    Und überhaupt darf man sich ruhig mal andere Meinung anhören!

     

    Mir jedenfalls gehen Leute wie Dieter Nuhr auf den Keks, die in einer Art "Mario Barth für Eingebildete" ihre plumpen und derben Sprüche klopfen, damit sie was lächerlich machen können.

  • WB
    Wolfgang Banse

    Kritik ist in der Kirche,in den Kirchen angesagt,weil diese nicht an den haaren herbeigezogen wird,sonderjn weil es in der Kirche,in den Kirchen Mißstände gibt,die zurecht angeprangert werden.Klerikerinnen und Kleriker,sei es hier katholisch,sei es protestantisch weisen immer die Beschuldigungen zuerst ab,bereuen aber diese dann nach einer gewissen Zeit,siehe aufgedeckte Missbrauchsfälle,siehe Mixa.

    Nicht alles kann sich auf Gott un d Jesus berufen was die Klerikerinnen und Kleriker anbetrifft.

  • A
    Aschkenasy

    Dass diese alten Männer in bunten Brokatkleidern überhaupt so lange mit ihrem Märchenbuch in der Welt hausieren gehen können, ist eines der größten Wunder überhaupt. Unglaublich und unerträglich....

  • D
    D.J.

    Ein Gutes haben die Äußerungen des reaktionären Kardinals: Sie machen uns erneut bewusst, wie unfassbar idiotisch der Begriff -phobie auch in Zusammenhang mit Kritik an anderen Religionen ist.

  • S
    sin

    Das Einzige was ich von diesem Verein in naechster Zukunft hoeren moechte, ist etwas zum Thema: Aufarbeitung von Missbrauch.

     

    Vorschlaege zu Aenderungen von Strukturen die den Missbrauch moeglich gemacht und jahrzehntelang vertuscht haben.

     

    http://alturl.com/tpf7z

     

    http://alturl.com/ispmf

     

    Es hat beinahe zwei Jahrzehnte gedauert, und sie wusste sehr genau wovon sie redet. This was no misunderstanding.

     

    Es ist nicht vergessen - obwohl man vielleicht einwenden kann, dass die breite Masse sich das ganze Ausmas weder vorstellen konnte und wohl auch nicht wollte.

     

    liebe tazler, bischen Selbstkritik waere dabei durchaus auch angebracht, denn die Deutschen haben dazu ja noch eine eigene Ideologie entwickelt.