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Innensenator über Gefahrengebiet„Es geht um Gewalttaten“

Provokation oder Protektion? Für den Hamburger Innensenator Michael Neumann ist das Gefahrengebiet eine „Erfolgsgeschichte“.

Interview von Sven-Michael Veit

taz: Herr Neumann, betrachten Sie die Bezeichnung „Roter Sheriff“ als Ehre oder Beleidigung?

Michael Neumann: Ich war noch nie ein Western-Freund. Aber ich bin aus Überzeugung Sozialdemokrat. Die Farbe Rot steht mir also gut.

Dennoch profilieren Sie sich gerade bundesweit als kompromissloser Verfechter von Recht und Ordnung. Ebenfalls aus Überzeugung?

Es geht nicht um Profilierung, sondern um die ureigenste Aufgabe eines Innensenators: dafür zu stehen, dass Recht und Gesetz eingehalten werden. Vor allem, wenn PolizistInnen Opfer von massiven Gewalttaten werden, muss deutlich sein, dass ein Angriff auf die Polizei ein Angriff auf unsere ganze Gesellschaft ist.

Ich persönlich fühle mich nicht angegriffen.

Das ist Ihr Problem. Für mich sind tätliche Angriffe auf diejenigen, die das Gewaltmonopol des Staates ausüben, Angriffe auf die Grundfesten der demokratischen Gesellschaft.

Leiden Hamburgs Sozialdemokraten nicht vielmehr noch immer unter dem Trauma, dass sie 2001 nach 44 Jahren Dauerregierens wegen des Themas Innere Sicherheit von der CDU und dem Rechtspopulisten Ronald Schill in die Opposition geschickt wurden?

Meines Erachtens ist die SPD damals auch wegen anderer Mängel abgewählt worden.

Gebiet in Gefahr

Am 4. Januar wurden die Hamburger Stadtviertel Altona, St. Pauli und Sternschanze zum „Gefahrengebiet“ erklärt.

Rechtsgrundlage: Seit 2005 dürfen in Hamburg Gebiete eingerichtet werden, in denen alle Bürger verdachtsunabhängig kontrolliert werden.

Einschränkung: Mit Wirkung zum 9. Januar, 18 Uhr, wurde das Gebiet in drei Inseln rund um drei Polizeiwachen aufgesplittet. Kontrollen finden nur noch zwischen 18 und 6 Uhr statt.

Proteste: Nach der Verfügung des Gefahrengebietes protestierten wütende Bürger auf Facebook und Twitter unter dem Hashtag #gefahrengebiet. Hunderte traten zudem in Aktion: Es gab organisierte Stadtteilspaziergänge, Kissenschlachten auf der Reeperbahn und zuletzt einen Flashmob mit Klobürsten, die sich als Protestsymbol etabliert haben.

Innere Sicherheit war das alles beherrschende Wahlkampfthema, und Schill schaffte aus dem Stand 19,4 Prozent. Seitdem glaubt Hamburgs SPD, mit lockerer Hand bei der Inneren Sicherheit Wahlen sehr rasch verlieren zu können.

Es ist schlicht die Aufgabe eines Innensenators und der Polizei, für Sicherheit und Ordnung zu sorgen, egal wer regiert. Da muss man nicht so viel psychologisieren.

Bild: dpa
Im Interview: Michael Neumann

43, seit 2011 Innen- und Sportsenator (SPD) von Hamburg. Der Diplom-Politologe war von 1997 bis 2011 Abgeordneter in der Hamburgischen Bürgerschaft, davon seit 2004 als Fraktionsvorsitzender. Er ist seit 2002 mit Aydan Özoguz, Staatsministerin für Integration im Bundeskanzleramt, verheiratet und hat eine Tochter.

Sie haben seit der Nacht zu Freitag die Gefahrengebiete in Hamburg räumlich und zeitlich eingeschränkt. Wegen Erfolglosigkeit oder aus Einsicht?

Die gesetzlichen Anforderungen an die Verhängung eines Gefahrengebiets lagen nicht mehr in dem Maße vor wie bei Beginn der Maßnahmen am Wochenende davor. Die Zahl festgestellter Verstöße ist deutlich zurückgegangen. Damit hat sich diese Maßnahme als Erfolgsgeschichte erwiesen. Ich hoffe, dass sich nun die Lage weiter stabilisiert, sodass wir die Maßnahme in absehbarer Zeit ganz einstellen können. Die Polizei überprüft die Situation täglich.

Aber die jüngsten Proteste haben Sie sich doch selbst herangezüchtet. Ohne Gefahrengebiet hätte es doch Proteste dagegen logischerweise gar nicht gegeben.

Es geht nicht um die friedlichen Proteste, sondern um Gewalttaten.

Sie sind kein Verwaltungsjurist, sondern Politologe. Da sollte Ihnen doch die Geschichte sozialer Bewegungen und gesellschaftlicher Aufmüpfigkeit gegen Obrigkeiten kein Buch mit sieben Siegeln sein?

Für einen politischen Diskurs bin ich immer zu haben. Aber Gewalt kann kein Teil des Diskurses sein. Keine politische Fragestellung, die es in Hamburg geben mag, kann als Begründung für Gewalttaten herangezogen werden.

Wenn aber die Polizei Demonstrationen sehr rasch oder – wie Kritiker sagen – schon vor deren Start stoppt, höhlt sie doch das Recht der friedlichen Demonstranten auf Versammlungsfreiheit aus?

Versammlungsfreiheit bedeutet, sich friedlich und ohne Waffen unter freiem Himmel zu versammeln. Deshalb höhlen die Gewaltbereiten und Gewalttätigen, die gar kein politisches Anliegen haben, die berechtigte und verfassungsrechtlich geschützte Demonstrationsfreiheit der Friedlichen aus, nicht die Polizei.

Sie sehen keine politische Dimension, sondern nur Straftäter?

Themen wie die Rote Flora oder die Arbeitsmigranten aus Westafrika werden da missbraucht von Menschen, die diesen Staat ablehnen. Zur friedlichen Lösung von Problemen trägt das nicht bei.

Sie werfen also einem Teil des linken oder autonomen Spektrums vor, gar nicht aus politischen Gründen zu agieren, sondern Themen wie Gentrifizierung, Rote Flora oder Lampedusa-Flüchtlinge zu instrumentalisieren?

Ja. Die Menschen aus Westafrika haben sich ja selbst sehr deutlich von jeder Form von Gewalt und von Gewalttätern distanziert. Darüber bin ich sehr froh. Damit wird deutlich, dass auch sie selbst den Eindruck haben, für andere Zwecke missbraucht zu werden.

Haben Sie eigentlich – im Rückblick betrachtet – im Umgang mit der Lampedusa-Gruppe Fehler gemacht?

Diese Menschen haben den Anspruch erhoben, ohne Nennung ihres Namens und Schilderung ihrer Fluchtgeschichte hier leben und arbeiten zu dürfen. Das ist gesetzlich nicht möglich und auch eine Ungleichbehandlung gegenüber Tausenden anderen Flüchtlingen, die sich hier in das vorgesehene ordnungsgemäße Verfahren begeben.

Sie argumentieren auch jetzt wieder nur ordnungspolitisch. Politische Sensibilität spüre ich bei Ihnen nicht

Recht und Gesetz gilt nun mal für alle gleich.

Die Debatte über die Lampedusa-Flüchtlinge hat über Monate eine Brisanz angenommen, die mit zu den jüngsten Krawallen geführt hat. Hätte man als verantwortungsvoller Politiker nicht viel mehr Fingerspitzengefühl bei der Auslegung von Gesetzen zeigen müssen?

Es gab sehr früh hinter den Kulissen sehr viele intensive Gespräche mit der Nordkirche. Sie hatte diese Menschen aufgenommen und kam dann in die Situation, dieses Problem auf Dauer nicht lösen zu können. Dabei haben wir dann geholfen und gemeinsam einen Weg gefunden. Aber auch hier muss klar sein: Recht und Gesetz gelten für alle. Der Staat darf sich nicht erpressen lassen.

Bei Ihrem Amtsantritt vor drei Jahren sagten Sie im taz-Interview, Sie wollten nicht „Abschiebeweltmeister“ werden. Finden Sie, dass Sie diesem Anspruch gerecht geworden sind?

Ja. Wir gehen da sehr sensibel vor. Und wir machen eine sehr fortschrittliche und innovative Integrationspolitik mit unserer Einbürgerungsinitiative, durch die allein im vorigen Jahr in Hamburg mehr als 7.000 Menschen die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten haben.

Führen Sie darüber Debatten mit der neuen Staatsministerin für Integration im Bundeskanzleramt, ihrer Ehefrau Aydan Özoguz?

Natürlich. Und insbesondere mit meiner Entscheidung, die doppelte Staatsbürgerschaft zuzulassen, auch wenn die bundesgesetzliche Regelung noch nicht steht. Hamburg ist das einzige Bundesland, dass diese Optionspflicht bereits faktisch nicht mehr anwendet. Die Staatsministerin unterstützt das voll und ganz.

Nochmal zurück: Welche Rolle hat aus Sicht Ihrer Behörde bei den jüngsten Auseinandersetzungen die Rote Flora gespielt?

Keine aggressive. Ich weiß aber nicht, wie sich die Szene genau positionieren wird. Es scheint dort eine neue Form der Nachdenklichkeit zu geben. Ich kann da nur appellieren, den Weg des politischen Dialogs unter Akzeptanz der gegenseitigen Existenz wieder zu beschreiten.

Vor etwa vier Jahren baten Sie als damaliger SPD-Fraktionschef und Oppositionsführer in der Hamburgischen Bürgerschaft die Hamburger taz-Redaktion, Ihnen direkte Gespräche mit der Roten Flora zu vermitteln. Die Rotfloristen lehnten damals dankend ab. Wäre jetzt wieder Zeit für Gespräche?

Voraussetzung für alle Gespräche, die ich gerne führe, ist das Bekenntnis zur Gewaltlosigkeit.

Von Ihnen oder von der Roten Flora?

Bei mir ist das fraglos der Fall, beim Gesprächspartner hoffentlich auch.

Dann übermitteln wir hiermit gerne Ihr Gesprächsangebot.

Danke. Gespräche sind immer besser als Gewalt.

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47 Kommentare

 / 
  • DA
    Der Aufklärer

    Ein Hauptmann der Reserve* als Innensenator halte ich für äußerst problematisch, denn: Die Polzei ist keine Kampfeinheit, eine Demonstration kein asymetrischer Krieg und Hamburg kein Krisengebiet. Wer 12 Jahre (oder länger) nur Befehl und Gehorsam kannte, scheint mir ungeeignet, die Verhältnismäßigkeit eines Polizeieinsatzes zu beurteilen. Das beschworene "Bekenntnis zur Gewaltlosigkeit" einer Person mit einem solchen Werdegang ist unglaubwürdig. Von den "Grundfesten der Demokratie" zu sprechen ist angesichts der Ereignisse der blanke Hohn. Treten sie einfach zurück, Herr Neumann!

    *Quelle: http://www.neumann-hamburg.de/zur-person/

  • D
    derschreiber

    „Michael Neumann: Voraussetzung für alle Gespräche, die ich gerne führe, ist das Bekenntnis zur Gewaltlosigkeit.

    taz: Von Ihnen oder von der Roten Flora?

    Michael Neumann: Bei mir ist das fraglos der Fall, beim Gesprächspartner hoffentlich auch.“

     

    Nein, Innensenator Neumann wendet keine Gewalt an, wohl aber die Polizisten die er schickt.

    Sind wir wieder in der Weimarer Republik gelandet und ihren Notstandsgesetzen?

    Leben wir wieder in einem Deutschland wo der Satz „Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten!“ aktuell ist?

    Aber sich dann wundern warum man Wahlen verliert…

    • S
      Steffen
      @derschreiber:

      http://d24w6bsrhbeh9d.cloudfront.net/photo/a09VYOd_700b.jpg

      Wenn der gute Herr "Innensenator" ein Problem mit der Gewalt hätte dann würde er die Rädelsführer der Krawallmacher anzeigen statt zu verteigen - und vom Dienst suspendieren.

  • Wenn Herr Neumann ein gutes Beispiel für die SPD von heute ist,dann gute Nacht SOZIAL Demokratie.Wenn unter dem Interview der Name Schill gestanden hätte,ich hätte mich besser gefühlt.

  • C
    cosmopol

    Dieser Brief wurde schon ganz unten gepostet, es ist aber denke ich gut wenn der gelesen wird. Also hier nochmal:

    http://urbanshit.de/?p=13620

  • Es geht hier weniger um Gewalttaten als vielmehr um den angesichts kommender Wahlen am Grundeis festgefrorenen Arsch der SPD. In Hamburg sagt man Tschüß, Herr Neumann und Herr Scholz!

  • "...dass ein Angriff auf die Polizei ein Angriff auf unsere ganze Gesellschaft ist."

     

    Lächerlich. Läuft der Rest der Gesellschaft etwa auch mit Schlagstöcken, Tränengas und Wasserwerfern durch die Gegend, stoppt mit fadenscheinigen Begründungen Demos oder knüppelt auf Demonstranten ein? Nein. Der Rest der Gesellschaft hat mit diesem Gewaltapparat nichts zu tun. Und ich spreche hier nicht nur von Hamburg sondern auch von Blockupy, S21, usw.

  • EF
    Eine Frage

    Eine einfache Frage: Was machen die taz-Leser, wenn sie morgens aus dem Haus gehen und ihr Auto abgefackelt vor der Haustür vorfinden? Ein Solidaritätsschreiben an die gewaltbereiten Demonstranten verfassen?

    • @Eine Frage:

      Eine einfache Antwort:

      Sie abonnieren das Abendblatt, lassen sich von der Polizei die Türen eintreten, zusammenschlagen und ohne Anklage, Richter und Strafverfahren in Gewahrsam nehmen, verzichten auf jeglichen Schadenersatz und werden ab sofort als "linker Gewalttäter" bei der Polizei geführt. Das Abstellen des nicht mehr verkehrstüchtigen Fahrzeugs auf öffentlichen Straßen während ihrer Ingewahrsamnahme zieht einen Bußgeldbescheid in Höhe von 5.000€ und die Rechnung eines polizeilichen Abschleppunternehmens in Höhe von 850€ nach sich. Da sie nicht bezahlen können, weil sie zwischenzeitlich auch ihre Arbeit verloren haben, ordnet ein Gericht die weitere Inhaftierung an. Protestieren sie dagegen, landen sie als "notorische Gewalttäter" für unbestimmte Zeit in der Psychiatrie, die inzwischen aus Kostengründen vom Innenministerium der Polizei angegliedert wurde. Hier warten dann mehrere ehemalige, zu Psychiatriepflegern umgeschulte Polizisten auf ihre Fluchtversuche. Sie können nun zwischen einer Zwangsmedikation, dem Beitritt zu einer der Parteien der Großen Koalition, oder sofortigem Selbstmord wählen. Noch Fragen?

    • G
      gast
      @Eine Frage:

      Car2GO (carsharing) Nutzer können die Autos nicht mehr in Altona abstellen weil zu viele beschädigt oder zerstört wurden bei den Demos. Tolle politische Leistung! Abfackeln von Autos ist wohl europaweit das dümmste aller Aktionsformen von leuten, die sich links nennen.

  • DB
    die behelmten herren im bild wirken doch sehr friedlich und freundlich!

    Fehlt nur, dass sie Kaugummi und Schokolade an die Kinder verteilen.

     

    Ein Tip aus Kreuzberg: die schußsicheren Westen über der Uniform zu tragen zeugt auch von großer Bürgernähe.

  • P
    politologe

    "Sie sehen keine politische Dimension, sondern nur Straftäter?

     

    Themen wie die Rote Flora oder die Arbeitsmigranten aus Westafrika werden da missbraucht von Menschen, die diesen Staat ablehnen."

     

    Aha. Und einen Staat abzulehnen, ist natürlich total krass unpolitisch. Vielleicht sollte er sein Politologie-Diplom (-Magister?) als Klopapier verwenden...

  • N
    noname

    Keule knöpf die Krawatte auf, damit mal wieder ein wenig Blut in dein Hirn fließen kann!

     

    Kein deutscher Politiker kann von Gewaltlosigkeit reden, wenn doch gleichzeitig der Staat auf sein Gewaltmonopol beharrt, ja sogar gar nicht ohne existieren kann - wohl deshalb weil er ohne nicht überzeugend genug ist!

    • AO
      Anne Onym
      @noname:

      Das Gewaltmonopol des Staates ist eine zivilisatorische Errungenschaft, Mann! Willst Du lieber Lynchjustiz? Zum Tode verurteilt vom Revolutionstribunal oder eiuner rechten Bürgerwehr oder so einem Scheiß?

       

      Bekommt mal Eure Begriffe klar, anstatt Parolen zu wiederholen.

      • C
        cosmopol
        @Anne Onym:

        Ist das staatliche Gewaltmonopol eigentlich auch dann noch eine Errungenschaft wenn es genutzt wird um Grundrechte auszuhebeln?

        Wenn der Staat verbrecherisch wird muss dann nicht auch sein Gewaltmonopol in Frage gestellt werden? In wie weit das hier passiert, wäre aber zu diskutieren.

        • AO
          Anne Onym
          @cosmopol:

          Bei der Frage halte ich ausnahmsweise mal zu Neumann. Es gibt keine Situation in Hamburg, die alternativlos gewalttätige Gegenwehr gegen den Staat erfordert.

          • C
            cosmopol
            @Anne Onym:

            Also das würde ich (generell, nicht für Hamburg, die Demos die ich da besucht habe waren bisher weitgehend konfliktfrei) bezweifeln. Ich habe schon mehrfach Situationen erlebt in denen (übrigens gewaltfreie, lediglich am "falschen Ort" befindliche) Menschen nur noch die Wahl hatten sich entweder zur Wehr zu setzen oder sich von Polizeiknüppeln die Knochen brechen zu lassen. Die haben sich in den meisten Fällen tatsächlich für gebrochene Knochen (und langes Warten auf den Notarzt der nicht durch die Absperrungen kam) entschieden, aber ob diese Handlungsweise rational ist, darüber ließe sich streiten.

  • was ist das für ein einseitiges Interview? Von einem TAZ Journalisten zu hören "mehr Herz für Flüchtlinge und weniger Einhaltung von Gesetz" und "mehr Gesetz und weniger Herz für den Einsatz von der Polizei" zu verlangen.

    Ist das hier ein Ponyhof? Sind die gewalttätigen Linken, die das Gefahrengebiet überhaupt als Grundlage verursacht haben, die armen Opfer und die böse böse böse Politik ist an allem schuld.

    Etwas weniger Schubladendenken, etwas differenzierter betrachten, die Ereignisse der latzten 3 Jahre linker Gewalt mal skeptisch betrachten und dann noch einmal einen neuen Text verfassen.

    Denn somit solidarisiert sich die TAZ, die Linke und die Grüne mit einer gewalttätigen Gruppe, die gegen PolitikerInnen, Beamten und BürgerInnen (vor allem Ladenbesitzer) sind

    • C
      cosmopol
      @ThoG:

      Und ich dachte schon die Polizei hätte das verursacht. So wie du das schreibst, klingt das ja nach einer Zwangsläufigkeit. Ist aber keine.

      • AO
        Anne Onym
        @cosmopol:

        Und wer z.B. sagt, daß die Polizei "allein schon durch ihre Anwesenheit Gewalt ausübt", der faselt nichts von Zwangsläufigkeit? Wer zu einer angeblich gaaaanz friedlichen Demo will, der hat Feuerwerkskörper in der Tasche und vermummt sich?

         

        Leute, hier wird ständig so getan, als wäre das eine völlig friedliche, gewaltlose Demo geworden, wenn dann nicht die böse Polizei den ach so friedlichen Demonstranten die Gewalt aufgezwungen hätte. Das wisst Ihr doch selber, daß das Quatsch ist!

         

        Und wenn Ihr wirklich eine friedliche Demo gewollt hättet, dann hättet ihr dem schwarzen Block halt die Teilnahme verboten. Wo wäre das Problem gewesen, verdammt?

        • C
          cosmopol
          @Anne Onym:

          Naja, Vermummung ist erstmal ein Schutz vor Identifikation. Was anhand der Praxis des ganzflächigen Abfilmens von Demonstrationen, Gesichtserkennungssoftware etc. und der Praxis der Polizei bereits Teilnehmer*innen(!) an linksradikalen Demos in diverse Karteien einzuordnen, was dann später handfeste Folgen hat, nur nachvollziehbar. Die Polizei vermummt sich ja auch, ist das ein Indikator für deren Gewaltgeilheit? Feuerwerkskörper machen in erster Linie Krach. Die können auf Menschen geworfen werden, aber auch einfach genutzt werden um eine Demo kraftvoller wirken zu lassen. Siehe Rufen lauter Slogans, Pfeifen, Trommeln whatever. In beidem einen zwangsläufigen Indikator für Gewaltbereitschaft zu sehen ist falsch. Kann sein, muss nicht.

           

          Bzgl. wäre eine friedliche Demo geworden - tatsächlich hat die Nichtpräsenz von Polizei auch schon bei sonst für Krawalle berüchtigten Events fir 1. Mai und Schanzenfest schwer deeskalierend gewirkt. Da waren im Übrigens auch Menschen mit Böllern und Tüchern vorm Gesicht. Ob das in diesem Fall so gewesen wäre kann niemand sagen, du aber auch nicht. Fakt ist, die Polizei hat die Demo von Anfang an, und zwar geplant, verhindert.

           

          Du kannst "den schwarzen Block" nicht verbieten, weil er lediglich eine Taktik und keine Organisation ist. Auch wenn immer etwas anderes behauptet wird. Und sobald angefangen wird Menschen anhand der Kleidung zu selektieren, bin mit ich der Erste der nur noch im schwarzen Kapuzenpulli/Windbreaker auf Demos geht.

  • L
    Lowandorder

    Bei diesem Vertreter des militärisch-polizeilichen Komplexes weiß man nicht so recht, wo anfangen.

     

    "…Die gesetzlichen Anforderungen an die Verhängung eines Gefahrengebiets lagen nicht mehr in dem Maße vor wie bei Beginn der Maßnahmen am Wochenende davor. Die Zahl festgestellter Verstöße ist deutlich zurückgegangen.…"

     

    Da denkt man "nicht mehr in dem Maße" - aha, der Mann hat schon mal gehört, daß gesetzliche Regelungen der flexiblen Handhabung zugänglich sind;

    daß der Polizei und damit auch einem Innensenator bei der Wahl der Handlungen/Maßnahmen ein Beurteilungsspielraum, gar ein Ermessen eingeräumt ist;

     

    was im Polizeirecht, dem Recht der Öffentlichen Sicherheit und Ordnung

     

    OPPURTUNITÄTSPRINZIP

    und zudem

    VERHÄLNISMÄSSIGKEITSGRUNDSATZ

     

    heißt;

     

    gut, daß ist nicht nur, jedenfalls zeitweilig bei Kurnaz unserem derzeitigen Außenminister, sondern auch sonst der Polizei gern mal weitgehend abhanden gekommen;

     

    nein, es dürfte für einen Ex-Berussoldaten in einer militärischen Einrichtung - der Bundeswehr"universität"

    mit dem prägnanten Namen eines Unbelehrbaren -

    nur schwer zu lernen gewesen sein;

    wie das Interview im übrigen eindrucksvoll zeigt.

    Sackgesicht.

     

    Zumal schon vor Schill der " Hamburger Kessel"

    schamlose Legende war und ist;

    und schon unter dem Innenesenazor le feldwebel - Schnauze! ehrbare Bürger ( der Arzt Prof. Dr. Kurt Gröbe) durch öh"Zivilpolizisten" diffamiert wurden;

    weil DFU-Kandidat!

    ( Harry Rowohlt Pooh's Corner S.106;

    was im übrigen gemäß $107 StGB als Wahlbehinderung strafbar war;

    also Helmut,

    lass die Neue schon mal packen;-))

  • C
    Carlchen

    Das Einzige, was an dem Mann rot ist, ist sein Kopf.

    • B
      Blassschnabel
      @Carlchen:

      Ja Gott sei Dank, das reicht ja wohl auch!!!

  • G
    Gast

    Gewalttaten? Was ist mit psychischer Gewalt (Manipulation, Einschüchterung, Indoktrination), struktureller Gewalt (Ausgrenzung, Erwerbsdruck, Stigmatisierung) und dem leider nicht seltenen, 'traditionell' institutionalisierten Missbrauch des staatlichen Gewaltmonopols für wirtschaftliche und machtpolitische Interessen? Das Augenmerk auf die eben leicht ersichtliche und medientaugliche Ausübung von körperlicher Gewalt zu richten, um damit einfache Erklärungsmuster für die Auseinandersetzung gefunden zu haben, greift zu kurz. Eine Debatte über den Gewaltbegriff muss her, damit der Status der Gewaltenteilung beurteilt werden kann - nur eine vollständige Sicht über die verschiedenen Formen der Gewalt wird ihre Ursachen und Verursacher sowie den Rahmen ihrer Notwendigkeit ausmachen können.

    • AD
      Auf den Punkt gebracht
      @Gast:

      Mir ist es lieber, jemand macht mit dem Zeigefinger "Du du du" (= symbolische Gewalt) als dass mich einer abwatscht.

      • C
        cosmopol
        @Auf den Punkt gebracht:

        Du hast den Post auf den du geantwortet hast offensichtlich nicht kapiert. Hier geht es nicht um Androhung von Gewalt sondern um kaputte Menschenleben.

  • U
    uiuiuitiffy

    von welchen waffen spricht er denn?

    die grundlage seiner diskussion ist die gewalt, die so gar nicht stattgefunden hat. vom 20.12. gibt es keine festnahmen, von daher können es nur vermutungen sein, woher die täter stammen...

    dass am 21.12. die polzei einen wesentlichen anteil an der gewalteskalation hat ist unbestritten und der angriff auf die davidwache vom 28.12. ist herbeiphantasiert.

     

    wieso darf dieser mensch übrhaupt noch ein politisches amt führen. er ist trägt die mitschuld an 700 verletzten menschen an nur einem tag, setzt grundrechte außer kraft, obwohl es keine nachvollziehbaren gründe gibt.

    er und die gesamte polzeiführung sollten schnellstmöglich den hut nehmen

  • C
    clara1337

    Soweit ich mitbekommen habe, wurden mal wieder ca 6500 Menschen angegriffen. Ob es dabei 50 oder sogar hundert Menschen gab, die gewaltbereit waren, ist erstmal unerheblich. Sich dann im Nachhinein aufregen, dass sich Menschen nicht einfach verprügeln lassen wollten, empfinde ich als schamlos. Sich beschweren, dass viele sich von der Politik nicht vertreten sehen und Gewalt ihnen als Weg ernst genommen zu werden erscheint, ebenfalls.

     

    Der Angriff auf die David Wache war wohl eher eine Pöbelei zwischen Betrunkenen und einer Streifenwagen Besatzung. Darauf wurden Tausende unter Generalverdacht gesetzt. Auch das ist in meinen Augen schamlos und unverhältnismässig.

     

    Ich hoffe es schlägt sich auch mal auf die Wahlergebnisse aus, denn das Einzige das den Herren und Damen was zählt ist ihr eigener Geldbeutel.

  • FD
    Für die echte soziale Demokratie

    "Recht und Gesetz gilt nun mal für alle gleich."

     

    Ja, z.B. für korrupte Politiker, reiche "Steuersünder" (Steuerkriminelle) oder gewalttätige Bereitschaftspolizisten sind Recht und Gesetz genau gleich wie für Verbrechen aufklärende Ehemänner (Mollath), hessische Steuerprüfer oder Demonstranten, die von Polizisten geschlagen wurden und zahlreiche Gegenanzeigen bekommen (Landfriedensbruch, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte etc.)

     

    "Aber auch hier muss klar sein: Recht und Gesetz gelten für alle. Der Staat darf sich nicht erpressen lassen."

     

    Zum Beispiel nicht vom Kapital, dem scheuen Reh...

     

    "Aber Gewalt kann kein Teil des Diskurses sein. Keine politische Fragestellung, die es in Hamburg geben mag, kann als Begründung für Gewalttaten herangezogen werden."

     

    Dann hören Sie verdammt noch einmal damit auf, soziale Anliegen mit Gewalt zu beantworten!

  • V
    volki

    es geht um Kapitalinteressen der feinen Hamburger Immobilien Haie......nur darum geht es....

     

    Notfalls operiert man auch mit agent Provokateurs....

     

    Wir leben schon längt in der Plutokratie ihr merkt es alle nur noch nicht, weil alles noch so schön bunt...und keiner muss hungern!

  • G
    Gast

    Da identifiziert sich aber jemand sehr stark mit "dem Gewaltmonopol".

  • SB
    Steve Brighton

    Selten so einen arroganten Interviewer erlebt. Wirft dem Innensenator Aktionismus statt Gespräche vor und poltert selbst nur inhaltslos herum.

    Schlechter Stil statt Scharfzüngigkeit!

  • F
    Franzi

    "... wenn PolizistInnen Opfer von massiven Gewalttaten werden, muss deutlich sein, dass ein Angriff auf die Polizei ein Angriff auf unsere ganze Gesellschaft ist."

     

    Das Problem ist doch, dass manchmal die Polizei selber diese Gewalt anfacht und sogar ausübt - sogar gerichtsnotorisch nachgewiesen. Deswegen kommt mir dieses Appellieren an die Gewaltfreiheit ein wenig schall daher, Neumann, die Politik und die Polizei haben keinen Heiligenschein - das sind keine Ghandhis!

     

    Und deswegen wird dieser Dialog möglicherweise einen Psyeudo-Charakter haben, bevor überhaupt ein Wort gesprochen ist.

     

    Was ich der SPD aber raten würde, ist, zu sehen, dass die soziale Lage versus der Wirtschaftsinteressen in vielen innerstädtischen Wohngegenden massiv zusammen prallen - die Wut steigt. Hartz-IV, Jobcenter und Mieterhöhungen treiben den Druck im Kessel enorm an - da könnte die SPD mehr tun. Will sie aber offenkundig nicht.

     

    Der Erhalt der Flora kostet Steuergeld, aber wer ist Florist und wer ist was? Da liegt mein Problem: Es gibt zu viel Manipulation und zu viele Leichen im Polizeikeller. Ob Neumman sich hier auch Druck von Scholz ein wenig liberalisierte?

  • "Ich persönlich fühle mich nicht angegriffen.

     

    Das ist Ihr Problem."

     

    Wer sich nicht angegriffen und bedroht fühlt hat ein Problem? Der Mann ist doch wirr!

  • F
    FranzK

    ich würde mir wünschen das die HH Polizei, mit genauso viel Manpower, den Kampf gegen Alltagsschläger, Wohnungseinbrecher, Kapitalverbrecher, Steuerhinterzieher, Wirtschaftskriminelle und der organisierten Kriminalität zu bekämpfen. Das hätte zwar nicht das Öffentlichen Empörungspotenzial, würde aber die Gesellschaft sicherer machen. Vor allem wäre dann Zeit, sich um die Probleme Gentrifizierung und Verdrängung ärmerer Bewohner zu kümmern.

  • der mann hat eindeutig die rosa klobürste am bande verdient.

  • C
    cosmopol

    Gewalt? Ja, Gewalt ist was ganz schlimmes und deshalb sind auch immer nur die anderen dafür verantwortlich.

    • @cosmopol:

      Irgendwie erinnert mich dieser lupenreine Demokrat, von dem hier die Rede ist, an einen noch viel bekannteren lupenreinen Demokrat aus Moskau.

      Jetzt wird mir auch etwas klarer, warum ex-Kanzler Schröder zu Gazprom ging. War es nicht auch Schröder, der alte SPDler, der Putin einen lupenreinen .. äh ...na, ihr wisst schon nannte ?

      • @T. Gas Yrrag:

        PS

        Sogar optisch, muss ich sagen ...

  • Unter Führung dieses Mannes ist die Situation in Hamburg eskaliert. Es scheint ihn nicht zu interessieren, warum seine Polizei demokratische Demonstrationen verhindert und Angriffe auf Polizeistationen herbei lügt. Er weiß, dass Recht und Gesetz in Hamburg vorwiegend von seinen Hütern verletzt wurde. Der Mann scheint in ekelhafter SPD -Noske Tradition zu stehen.

  • PO
    Peace of Mind

    Herr Neumann ist super, klar und engagiert gegen Gewalt.

    Wie oft will die taz diese Thema eigentlich noch hochschaukeln gegen den Sinn der friedliebenden BürgerInnen?

    • S
      Steffen
      @Peace of Mind:

      Herr Neumann ist super, klar und engagiert FÜR Gewalttätige. Er labert einen Haufen Müll über Gesprächsbereitschaft während er hemmungslos über die Vorgänge lügt (Videos die Du u.a. bei Youtube finden kannst beweisen, dass die Polizei angegriffen hat, nicht die Demonstranten - ok, vielleicht ist er auch nur der inkompetenteste Politiker der Republik, in jedem Falle ist er als Innensenator ungeeignet) und exakt *garnichts* tut um die Rädelsführer der Gewalt vor Gericht zu bringen und aus dem Polizeidienst zu entfernen. Stattdessen stand er jubelnd am Rand als die Polizi einfach so und ohne jedwede demokratische Kontrolle in ganzen Stadtteilen einen Ausnahmezustand deklarierte. Daher auch mein Bildlink weiter oben - der Innensenator sitzt auf dem Panzer und ruft "och Leute, ich will doch nur reden, wirklich, ihr braucht keine Angst zu haben..."

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    seit gefühlt drei Tagen befinden wir uns auf taz_hamburg.de

    ...

  • E
    emil

    der witz ist doch, ausser bla bla passiert in den gesprächen mit der politik ja gar nicht. sie sind frei zu entscheiden und genau das tun sie auch.

    entsprechend wählen andersdenkende auch andere wege um sich gehör zu verschaffen. dass das der herrschenden politik nicht bekömmlich ist muss auch klar sein, denn es untergräbt ihre autorität. eine vertrackte situation, die mit demokratie ist ja so toll geschwafel nicht aufzulösen ist.

  • L
    Ladida

    Das Bild sagt weit mehr als 1000 Worte

  • DI
    DangerZone Inhabitant

    Lieber Herr Neumann,

    zu Ihren gestrigen Interviews mit der Hamburger Mopo und dem Abendblatt gibt es einen sehr lesenswerten Brief, an Sie!

    http://urbanshit.de/?p=13620