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Grüner gegen Beschneidung„Religionen sollten sich unterordnen“

Der Grünen-Abgeordnete Memet Kilic hat gegen die Bundestags-Resolution gestimmt. Er findet, die Betroffenen sollten mit 14 Jahren selbst entscheiden, was mit ihrer Vorhaut geschieht.

Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Bild: dpa
Daniel Bax
Interview von Daniel Bax

taz: Herr Kilic, der Bundestag hat sich jüngst für ein Gesetz starkgemacht, das religiöse Beschneidungen regelt. Warum haben Sie dagegen gestimmt?

Memet Kilic: Ich war dagegen, weil eine notwendige Debatte damit abgewürgt wurde. Die muss es aber geben, bevor eine solche Entscheidung gefällt wird.

Viele Muslime und Juden betrachten die Beschneidung bei Jungen als religiöse Pflicht. Kann sich der deutsche Staat anmaßen, darüber zu urteilen?

Bis vor ein paar Wochen hätte ich dazu noch Nein gesagt. Aber das Kölner Urteil hat einen notwendigen Denkanstoß gegeben. Denn das, was in heiligen Büchern gepredigt wird, muss im Licht der Vernunft und des medizinischen Fortschritts neu interpretiert werden. Einem Staat allein kann es zwar nicht gelingen, die religiösen Riten und Gebräuche seiner Bürger zu ändern. Aber er kann sie in Frage stellen und in einen Dialog mit den Religionsgemeinschaften treten.

Hat das Kölner Urteil denn nicht ein schnelles Handeln der Politik erforderlich gemacht, weil es so viele Eltern und Mediziner verunsichert hat?

Durchaus. Aber wenn es triftige Gründe gibt, dann kann die Beschneidung im Islam wie im Judentum für eine Weile zurückgestellt werden. Das Kölner Urteil ist so ein triftiger Grund – und für die Religionsgemeinschaften gilt, dass sie den Rechtsstaat respektieren müssen.

Bild: dpa
Im Interview: MEMET KILIC

45, ist Jurist. In der Türkei aufgewachsen, sitzt er seit 2009 als integrationspolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag. Er lebt in Heidelberg und hat zwei Söhne.

Ein Verbot der religiösen Beschneidung könnte viele jüdische und muslimische Eltern dazu verleiten, ihre Söhne im Ausland beschneiden zu lassen. Droht dann nicht ein Beschneidungstourismus ins Ausland?

Den gibt es jetzt schon. Aus Kostengründen oder weil sie die Beschneidung im Kreis ihrer Familie feiern wollen, lassen viele diese Operation in der Heimat der Eltern durchführen. Ein Rechtsstaat hat aber nicht die Aufgabe, deshalb hierzulande die Handhabe zu vereinfachen, sondern muss verschiedene Rechtsgüter abwägen.

Ob die Beschneidung körperliche Nachteile mit sich bringt, ist umstritten. Warum soll sich der deutsche Staates in diese Frage einmischen?

Die medizinischen Vorteile sind nicht bewiesen. Und wenn es medizinisch notwendig ist, sollen Beschneidungen ja weiterhin erlaubt bleiben. Ich halte es aber für fragwürdig, gesundheitliche Argumente heranzuziehen, um religiöse Gebote zu legitimieren. Mit der Beschneidung markieren bestimmte Religionsgemeinschaften ihre Angehörigen. Ich bin dafür, dass die Betroffenen diese Entscheidung selbst fällen – mit 14, wenn sie religionsmündig sind.

Anders als für Muslime ist es für religiöse Juden nicht möglich, so lange zu warten, hier findet der Eingriff traditionell schon nach acht Tagen statt. Ist Ihr Vorschlag realistisch?

Für gläubige Juden ist das schwierig, das erkenne ich an. Aber manche jüdische Gemeinden in Großbritannien haben die Beschneidung schon auf einen symbolischen Akt reduziert und die Operation auf einen späteren Zeitpunkt vertagt. Mir erscheint das vorbildlich.

Sollte ausgerechnet Deutschland mit seiner Geschichte das erste Land sein, das eine jüdische Tradition einschränkt?

Mir ist schon klar, dass in so einer Debatte auch antijüdische oder antimuslimische Töne nach oben gespült werden. Nicht nur aufgrund des Holocaust sind wir in der Pflicht, bei solchen Themen sensibel zu sein. Aber Deutschland hat auch die Kinderrechtskonvention unterschrieben. Das Kölner Urteil ist überdies für eine säkulare Gesellschaft nur logisch – und es ist auch viel besser als sein Ruf, weil es viele Aspekte abwägt. Die großen Religionsgemeinschaften sollten deshalb nicht gleich mit der großen Keule kommen nach dem Motto: Ihr wollt uns nicht.

Rund 30 Prozent aller Männer weltweit sollen beschnitten sein, und bislang gab es darüber kaum Streit. Wird hier nicht künstlich ein Konflikt herbeigeredet, den es gar nicht gibt?

Nein, das sehe ich nicht so, und mit Statistiken zu argumentieren bringt uns da auch nicht weiter. Das Kölner Gericht hat anhand eines konkreten Falls geurteilt, und die Ärzte- und Kinderverbände haben sich in dieser Frage auch klar geäußert. Viele Betroffene dagegen handeln aufgrund von gesellschaftlichen Zwängen und Traditionen, die sie nicht richtig reflektieren. Und auch den Sinn der Beschneidungsindustrie, die in den USA entstanden ist, kann man durchaus in Frage stellen.

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93 Kommentare

 / 
  • P
    PeterWolf

    Warum kann man den aktuellen Artikel von Memet Kilic zum Thema bisher nur in der Schwesterzeitung FAZ lesen? (O.k., der ist ja auch erst vom 22.11.2012, da gibt's vermutlich eine Anstandsfrist)

    Den stellt er der TAZ sicher auch gratis zur Verfügung.

    Wäre nicht der erste Artikel, der in beiden Zeitungen erscheint.

    Persönlich finde ich seine Äußerungen außerordentlich sachlich und fundiert.

    Davon hätte ich gern mehr, gerade auch zu anderen Themen!

  • G
    Gunter

    Was geschehen kann, wenn ein Rechtsstaat nicht auf die Auswüchse von religiösen Gruppen achtet kann man in Russland erschreckenderweise erfahren:

     

    "Keine Sonne, keine Heizung, kein Ausgang: 70 Mitglieder einer islamischen Sekte lebten ungefähr zehn Jahre lang in einem Bunker in Russland. Behörden fanden in dem unterirdischen Gebäude auch mehr als zwanzig Kinder - einige von ihnen hatten noch nie Tageslicht gesehen..."

     

    Quelle: Spiegel online.

     

    Sicher das veröffentlicht die TAZ nicht, wäre zu entlarfend was aus falsch verstanderner Toleranz an menschlichen Katastrophen geschehen kann. Dann lieber wegschauen, Beschneidung nicht nur der Menschenrechte. Es ist eine Schande was Religiöse mit wehrlosen Menschen ob klein oder groß anrichten dürfen!

  • S
    Sascha

    Lieber Memet,

    als Du noch bei BZI gewesen bist, hattest Du ganz andere Ideale und Meinungsbilder. Auch für die Religionsfreiheit und gegen Diskriminierung hast Du dich eingesetzt.

    Uns ist es klar dass wir und jetzt schon im Wahlkampf um Platz bei den Deutschen Bundestag befinden, aber tue mir den Gefallen und überlasse die sarazinische Aussagen, Polarisierung und Populismus den Menschen und Parteien die das schon immer so gemacht haben.

    Falls Du den Rest der verlorenen CDU Wähler damit beeindrucken willst tust Du mir leid.

    Vor fast 80 Jahren hat man andere Bilder hier zu Lande plakatiert und das Schächten wurde verboten, Heute ist der Mann mit Vorhaut.

    Komme wieder auf den früheren Level

     

    Liebe Grüße Sascha

  • TA
    Teresa Arrieta

    „Es ist wie Vergewaltigung“

    Interview mit Beschneidungsopfer Ali Utlu

    Die Beschneidung erfolgte ohne Anästhesie und ohne Erklärung, ein Onkel zückte ein kleines Messer und Hose runter, dann war alles voller Blut und die Erwachsenen feierten. Der in Deutschland geborene Ali Utlu schildert das Trauma seiner Beschneidung in der Türkei. Als Jugendlicher schämte er sich, anders zu sein, als Erwachsener muss er reduziertes Lustempfinden in Kauf nehmen. Ali Utlu ruft Betroffene dazu auf, endlich das Tabu des Schweigens zu brechen. Religiöse Institutionen wollen ihre Macht nicht aufgeben, „aber bei der Debatte wird immer vergessen, dass es um Kinder geht. Was darf Religion legitimieren?“, fragt er im Gespräch mit der mehrfach ausgezeichneten Journalistin Teresa Arrieta.

    http://www.youtube.com/watch?v=52adYPfCFDo

  • GN
    Geht nix an

    Ihr habt ja keine Ahnung - Narren: http://mohammed.freehostyou.com/beschneidung/index.html

  • R
    rofelix

    @Wolfgang Banse, da haben wohl ganz andere den grünen geschadet, sicher nicht die stellungnahme gegen kindesmissbrauch für religiöse zwecke. Bei Ihnen klingt es so, als wären die grünen eine erzkonservative csu'ler partei und ich kann nur hoffen, das sie mit der partei nichts zu tun haben.

  • DB
    Dave Bryanson

    "Für gläubige Juden ist das schwierig, das erkenne ich an. Aber manche jüdische Gemeinden in Großbritannien haben die Beschneidung schon auf einen symbolischen Akt reduziert und die Operation auf einen späteren Zeitpunkt vertagt. Mir erscheint das vorbildlich."

     

    Falsch! In Grossbritannien befuerworten alle juedischen Gemeinden, sogar die liberalsten, rechtzeitige Beschneidung (bzw am achten Tag). Es gibt natuerlich einige Juden, die ihrer Religion nicht gehorchen, aber Gemeinden ohne Beschneidung gibt es sicherlich nicht. Keine Ahnung, wo das herkommt.

  • S
    schorse

    "Wenn es triftige Gründe gibt, dann kann die Beschneidung im Islam wie im Judentum für eine Weile zurückgestellt werden. Das Kölner Urteil ist so ein triftiger Grund – und für die Religionsgemeinschaften gilt, dass sie den Rechtsstaat respektieren müssen."

     

    Gilt dieser Satz aus Herrn Kilics Interview auch umgekehrt? Wenn es triftige Gründe gibt, dann gilt für den Rechtsstaat, dass er die Religionsgemeinschaften respektieren muss?

     

    Zum Beispiel wenn nach einem rechtsstaatlich einwandfreien Verfahren Asylbewerber abgeschoben werden sollen, obwohl eine Kirchengemeinde ihnen Kirchenasyl ermöglicht. Solche Fälle gibt es, sie sind nicht aus der Luft gegriffen, und nicht nur die Partei "Die Grünen" hat in solchen Fällen schon gemeinsam mit einer Religionsgemeinschaft, sich gegen das vom Rechtsstaat ausgesprochene Urteil stark gemacht.

     

    Aus Sicht der islamischen und jüdischen Religionsgemeinschaften ist ein faktisches Beschneidungsverbot, das Kilic fordert, ganz sicher ein triftiger Grund, den "Respekt des Rechtsstaates" einzufordern.

     

    Warum fällt es vielen, die sich an dieser Diskussion beteiligen, so schwer, sich zunächst einmal vorurteilsfrei in die Sichtweise von Islam und Judentum zur Beschneidungsdebatte zu versetzen?

     

    Kilic beispielsweise unterstellt dem Islam, er halte die Beschneidung deshalb für ausschlaggebend wichtig, weil es in "... heiligen Büchern gepredigt wird..." und er wirft dem Islam vor, dass er nicht in der Lage sei, die Beschneidung im "... Licht der Vernunft und des medizinischen Fortschritts ..." neu interpretieren zu können.

     

    Damit unterstellt Kilic, dass diejenigen die eine Beschneidung befürworten gegen die Vernunft und den medizinischen Fortschritt handelten und sich stattdessen auf das fixierten, was "heilige Bücher" predigten. Der Vorwurf, gegen den medizinischen Fortschritt zu handeln, wiegt dabei m. E. weniger schwer. Das haben beispielsweise Eltern, die vor rund 40 Jahren das Schlafmittel Contergan - das wurde damals als medizinisch fortschrittlich beurteilt - ablehnten auch getan und damit ihren Kindern etwas Gutes getan.

     

    Religionsgemeinschaften und ihren Mitgliedern jedoch zu unterstellen, sie handelten unvernünftig, ist m. E. ein populistischer Versuch, bei Atheisten zu punkten. Ich bin Christ, bei mir punktet Kilic damit nicht!

  • A
    Andreas

    @Gundogdu

     

    Mir scheint Sie haben meinen Kommentar nicht gelesen bzw. nur überflogen. Steht darin denn nicht explizit "medizinisch nicht indizierte Körperverletzung"?

     

    Impfungen haben im Allgemeinen just eine solche Indizierung, d. h. insb. ihr gesundheitlicher Nutzen überwiegt Risiken und Nebenwirkungen. Solche, bei denen letztere Abwägung das Gegenteil ergibt — etwa weil zugehörige Krankheiten hierzulande gar nicht vorkommen — dürfen auch nicht wahllos verabreicht werden. Selbiges gilt für andere Prävention, so dürfen Eltern ihre Kinder in Deutschland auch nicht mit medikamentöser Malariaprophylaxe vollstopfen.

     

    Überhaupt führen Impfungen nicht zu einem permanenten Substanzverlust, beabsichtigt wird das durch sie erst recht nicht!

     

    Es ist schon arg, wenn man diese Unterschiede wirklich nicht selbst erkennen will.

     

    "Eine Gefahr bei Beschneidung kann keiner nachweisen"

     

    Da liegen Sie sowas von falsch. Haben Sie erst einmal versucht, sich darüber zu informieren? ( http://bit.ly/O99dB4 , http://www.pflegewiki.de/wiki/Komplikationen_der_Beschneidung ) Was passierte denn im Fall des Jungen, den das Kölner Urteil zum Anlass hatte?

     

    Von den anderweitigen Folgen — etwa der Gefühlsverlust, oder die permanente Empfindung der Fremdbestimmung und Verletzung — ganz zu schweigen. Für einige Erfahrungsberichte müssen Sie nicht einmal die Seite wechseln, bloß ein paar Kommentare weiter unten lesen.

     

    "Liebe Leute, es sterben Kinder täglich in Deutschland, tote Babyleichen werden in Kühlschränken versteckt, vergraben oder weggeschmissen."

     

    Soll man sich also gegenüber anderen Verletzungen blind stellen? Will die Politik solche Kindstötung etwa gerade als religiöses Sonderrecht verankern? Nein, ablenken können Sie sich damit höchstens selbst.

     

    Schon krass wie viele Leute sich rein der Religion wegen als willige Apologeten der Körperverletzung von Kindern geben und somit körperliche Unversehrtheit freudig in die Tonne treten.

     

    Ebenso wie auch Sie bescheuerte Parallelen zu Nazis (oder, siehe preacher, SED) heranziehen, könnte ich Ihnen schlichten Männerhass unterstellen. Denn bei Mädchen ist Ihnen das totale Versümmelungsverbot — so auch der vergleichbaren "Milden Sunna" — stattdessen ja auffällig sakrosankt. Hoffentlich.

  • F
    Fairness

    "Liebe Leute, es sterben Kinder täglich in Deutschland, tote Babyleichen werden in Kühlschränken versteckt, vergraben oder weggeschmissen."

     

    Ich bin jedesmal verunsichert, ob ich solche Argumente von den Befürwortern des Gesetzes begrüßen oder ablehnen soll. Es ist schon ein wenig bedenklich, wenn es gerade von denjenigen, die beschneiden wollen, das Ritual mit solchen Dingen verglichen wird.

  • P
    preacher

    Jan Meier: Aus Gründen der Gleichberechtigung alle Initiationsriten der Religionen auf 14 festlegen? Das hat nun mit dem Kölner Urteil wenig zu tun, denn dort geht es entscheidend um den Tatbestand der körperlichen Veränderung, der in seiner Erheblichkeit festgestellt und bewertet wurde. Um eine Art "geistiger Verstümmelung", die Sie vielleicht als Atheist sehen, ging es nicht. Es wäre auch nicht Aufgabe des Staates, sich eine Bewertung dessen anzumaßen, es sei denn es würde ein anderer Staat - der Taufen von Kindern beispielsweise verbieten würde und Eltern und Pfarrer etwa bestrafen bei Zuwiderhandlung. Ein Kulturkampf dieser Art ist wohl kaum angesagt und förderlich, und selbstverständlich auch nicht durchsetzbar, selbst in der SED-Diktatur hätte man das niemals gewagt, vielmehr geht es nach unserer Verfassung - Gott sei Dank - um das konstruktive Zusammenleben Menschen unterschiedlicher Auffassungen vom guten Leben. Es ist nicht Aufgabe unseres Staates, Leuten welcher Religion auch immer den zeitlichen Ablauf ihrer Riten vorzuschreiben. Der Gedanke des Gerichts in Bezug auf den zeitlichen Ablauf ergibt sich ausschließlich aus der genannten erheblichen körperlichen Beeinträchtigung.

  • G
    Gundogdu

    @Andreas

    @runzbart

     

    Manche wollen es nicht wahrhaben. Eine Imfung ist auch eine Körperverletzung an Kindern. Durch Impfung können Kinder schwer geschädigt werden. Deshalb kommt keine auf die Idee die Impfung zu verbieten. Eine Gefahr bei Beschneidung kann keiner nachweisen.

     

    Liebe Leute, es sterben Kinder täglich in Deutschland, tote Babyleichen werden in Kühlschränken versteckt, vergraben oder weggeschmissen.

     

    Wo ist euer Aufschrei.

  • A
    ANARCHY

    @NEO... Das trifft den ANgel auf den Kopf:

     

    "Eine klassische sadistische Herrscherstrategie: mache einen Vorschlag, der den anderen dazu zwingt, auf etwas für ihn unverzichtbares zu verzichten. Hält der andere sich daran, so hat er verloren, tut er das nicht, hat er auch verloren. "

     

    und jetzt die wesentliche Frage:

     

    Wer herrscht hier in diesem Land und warum hat man dieses Urteil jetzt so gefällt, hochgespielt,...?

  • F
    Fairness

    Es ist mir nicht entgangen, dass das Links posten auf dieser nicht so angesagt ist, wie auf anderen. Aber es gibt da ein wirklich äußerst interessantes holländisches Video mit englischen Untertiteln auf Youtube. Es enthält praktisch nur Interviews zum Thema, ist also kein Schockvideo in irgendeiner Form. Ich denke, es ist eine TV Produktion. Man kann es finden unter "Mom, why did you circumcise me?"

     

    Oder Link, falls die Redaktion dies erlaubt: http://www.youtube.com/watch?v=U5kaEEckXmU

  • F
    Fairness

    Herr Sezer, so wie Sie schreiben, kann man davon ausgehen, dass Sie ein intelligenter und engagierter Mann sind. Zur Klärung meiner Person: Ich bin Katholik, ich bin beschnitten, ich wünschte, es wäre nicht so und ich bin kein Nazi - ich habe eine Menge türkische Freunde. Einige davon wurden im Laufe ihres Lebens Atheisten, im Gegensatz zu mir. Diese Marke tragen Sie aber noch immer. Mir ist klar, dass ich nicht grundsätzlich Ihre Meinung ändern werde. Aber vielleicht werden Sie irgendwann zumindest einmal darüber nachdenken, ob nach einer guten Erziehung, die ein Mann wie Sie dem Kind sicher zukommen lässt, das Kind nicht selbst entscheiden kann. Dieses Kind in Köln wäre beinahe gestorben. 10 Tage immer wieder Narkose. Stellen Sie sich vor, es wäre Ihr Kind. Was würden Sie fühlen? Es ist eine unnötige Operation. Ihr Kind kann auch ohne Beschneidung Gott nahe sein. Durch das Mitgefühl, dass Sie es lehren zum Beispiel. Ich bin übrigens gegen ein klares Verbot, aber auch gegen ein klares gesetzliches JA. Wie Herr Papier sagte, es brauchte kein neues Gesetz. Ich hoffe, dass die Eltern, irgendwann ihre Kinder nicht mehr diesem Risiko aussetzen. Einfach aus Liebe. Dass es ein Risiko bei Beschneidung gibt, das wissen nun alle Menschen!

  • A
    Andreas

    @Gundogdu:

     

    Behauptungen aufstellen kann jeder, und es ist erschreckend wenn selbst ein ehemaliger BVG-Präsident Papier sich im Focus dafür nicht nur billig genug zeigt, sondern gar seine Aufmerksamkeitsblindheit gegenüber der fundamentalen Einschränkung des Art. 4 GG vorführt:

     

    Religionsfreiheit deckt keine Straftat, insb. keine medizinisch nicht indizierte Körperverletzung.

     

    So steht klipp und klar im GG über Art. 140 in Art. 136.1 Weimar:

     

    "Die bürgerlichen und staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten werden durch die Ausübung der Religionsfreiheit weder

    bedingt noch beschränkt."

     

    Das macht kein (schlichtweg falscher, siehe die zahlreichen Einwendungen von Kinderärzten, Urologen, Betroffenen) Verweis auf deren angebliche "Harmlosigkeit" wett, genauso wenig auf eine "uralte Tradition", denn aus Sein folgt kein Sollen.

     

    Papiers "Elternwille" bleibt ebenso ungenügend, es sei denn man möchte der Willkür — religöser oder anderer Art — Tür und Tor öffnen, sowie anderweitig geltendes Gesetz wie das Recht auf gewaltfreie Erziehung oder Totalverbot der weiblichen Genitalverstümmelung ad absurdum führen.

     

    Bevor man sich mit schamlosen Nazi-Insinuationen in der eignen Ignoranz suhlt sollte man einmal die ausführliche Darlegung der Gesetzeslage durch Herzberg lesen, "Rechtliche Probleme der rituellen Beschneidung":

     

    http://www.mohr.de/fileadmin/user_upload/Zeitschriften/PDF-Probehefte/JZ_64_7_2009.pdf

  • GS
    Guy Sinden

    Abgrundtief vernünftig und vermittelnd, zwischen den verhärteten Fronten.

    Hut ab, vor dem Mut dieses Herrn!

  • MF
    Markus Freidenker

    Ihr Interview hat mir insbesondere wegen der sachlichen Sichtweise sehr gut gefallen.

    Gratulation an soviel Sachverstand und gesunden Menschenverstand von dem Bundestagsabgeordneten Memet Kilic.

     

    Der Titel „Religionen sollten sich unterordnen“ ist in meinen Augen aber missverständlich.

    Besser hätte mir gefallen „Religionen sollten deutschen Rechtsstaat akzeptieren“.

     

    Religiöses Leben ist doch in erster Linie die Kenntnis der heiligen Schriften.

    Bei einem Befolgen der Anweisungen in diesen Schiften sollte, wegen des Alters der Schriften, aber auch gesunder Menschenverstand eingesetzt werden.

    Leider wurden die heiligen Schriften nie überarbeitet, um neuere Erkenntnisse einfließen zu lassen (dies sollte jedem beim Studium der heiligen Schriften bewusst sein).

     

    Bei den Beschneidungs-Befürwortern (in Artikeln und Kommentaren) fehlt mir überwiegend eine sachliche Auseinandersetzung mit dem Urteil des Landgerichts Köln.

    Bei vielen Beschneidungs-Gegnern findet man aber diese sachliche Auseinandersetzung (was das Lesen der Artikel und Kommentare interessant macht).

     

    Meiner Meinung nach sollte eine Beschneidung auch erst im Alter von 18 Jahren erlaubt werden, weil für mich, bei einer Körperverletzung, keine Beziehung mit der Religionsmündigkeit besteht.

    Außerdem sollten sich die Betroffenen vor der Operation umfangreich über die Vor- und Nachteile einer Beschneidung informieren müssen, siehe z.B.:

    http://www.beschneidung-von-jungen.de/home/argumente-fuer-beschneidung/vorteile-der-beschneidung.html

    http://www.beschneidung-von-jungen.de/home/argumente-gegen-beschneidung/nachteile-der-beschneidung.html

     

    Interessant in diesem Zusammenhang ist auch die "Stellungnahme zum Kölner Beschneidungsurteil":

    http://manndat.de/geschlechterpolitik/stellungnahme-zum-kolner-beschneidungsurteil.html

     

    oder auch ein Artikel im Ärzteblatt: "Zirkumzision bei nicht einwilligungsfähigen Jungen: Strafrechtliche Konsequenzen auch bei religiöser Begründung" von 2008

    http://www.aerzteblatt.de/archiv/61273%20kwT

  • H
    Hansi

    Herr Kilic, vielen Dank für Ihre wohldurchdachten und ausgewogenen Erwägungen.

     

    Leider sind religionskritische Stimmen bei den Grünen kaum noch zu vernehmen. Besonders von Herrn Beck und Frau Künast bin ich enttäuscht, weil sie den Religionen einen Persilschein ausstellen wollen.

     

    Zum Glück gibt es immer mehr jüdische Eltern in aller Welt, die statt der Zwangsbeschneidung "Brit Milah" das unblutige Ritual "Brit Shalom" für ihre Söhne bevorzugen und auch im Islam gibt es Kritik an der Beschneidung kleiner Jungen.

  • R
    runzbart

    boah, krasse moräne gundogdu, starker tobak deine und herr papiers ansichten.

     

    nun könnte man ja meinen, dass zwei rechte ein recht schlagen und deshalb das recht auf körperliche unversehrtheit zurück stecken muss.

     

    das recht auf elterliche entscheidung mag zwar so heissen, sollte aber eher als pflicht zur elterlichen entscheidung angesehen werden. und zwar die pflicht FÜR das wohl des kindes zu entscheiden und nicht ÜBER das kind zu entscheiden, wie über persönliches eigentum. ihm körperteile irrversibel abzutrennen liegt wohl kaum im sinne des kindes oder droht im tausend jahre fegefeuer für jeden zusätzlichen tag mit vorhaut? das wäre natürlich was anderes...

     

    ich kann mich nur wiederholen, krasses ding die eigene religionsfreiheit über die körperliche unversehrtheit anderer zu stellen.

  • FF
    Friedrich Foerster, Kleve

    Meine ganz herzlichen Glückwünsche und ein riesengroßes Dankeschön an Memet Kilic!!!

    Er unterscheidet sich um Lichtjahre von diesem peinlichen "Zwischenruf" des Volker Beck samt Anhang.

    Danke! Danke! Danke!

  • M
    Marc

    Ein Kommentar/Ergänzung zu Fr. @Oetken:

     

    Das BVerfG kann machen, was es will. Die Einschätzung, was Kindeswohl ist, und was nicht, kann es nicht ändern, weil Kindeswohl nicht an Strafbarkeit gebunden ist.

     

    Entsprechend werden sich die Entscheidungen der Familiengerichte und Jugendämter zum Thema Kindeswohl auf die Debatte der Psychologen und Betroffenen beziehen. Da gibt es genügend Beiträge, so dass nur noch die Frage ist, wer wann zur Kenntnis genommen und zum Stand des Wissens erklärt wird.

     

    Da eine Kindeswohlgefährdung nicht aus zu schließen ist, ist schon nach dem jetzigen Urteil die Rechts- und Sachlage klar: Wenn jemand vor dem Familiengericht klagt, muss eine Beschneidung im Kindesalter verhindert werden.

     

    Auch wenn die Parteien gerne ihre Hände in Unschuld waschen wollen: Das Bundesverfassungsgericht ist auf der politischen und geselschaftlichen Ebene keine Lösung.

  • P
    polyphem

    Darf man eigentlich Frau Merkel latenten Antisemitismus vorwerfen, weil sie nicht möchte, dass Deutschland ein Komikerland wird? Die besten Komiker sind doch Juden. Sollen die jetzt nicht mehr nach D kommen?

  • E
    Erasmus

    Niemandem wird das Recht genommen sich beschneiden zu lassen jedoch selbstbestimmt als Herangewachsener.

    Jedoch wird die Religionsfreiheit des Kindes / Babys verletzt wenn es von den Eltern beschnitten wird.

    i

    Die Beschneidung ist ein Brandzeichen der Religion am Kind.

  • M
    m.n.

    jedem gehört seine vorhaut. keiner religion, keinem staat und auch nicht den eltern ihrer söhne.

    dies gilt es zu schützen; -keine religion. wenn religionen an archaischen amputationsritualen festhalten ist das mit keiner aufgeklärten modernen gesellschaft vereinbar. kein staat darf das tolerieren, wenn er das täte würde allen anderen menschenverachtenden traditionspraktiken wie klitoris, schamlippenbeschneidung oder zwangsheirat und "ehrenmorde" tür und tor geöffnet. warum sollte es erlaubt sein männlichen säuglingen die vorhaut ab zu säbeln, die klitoris oder die schamlippen werden aber geschützt?

    nur weil etwas aus religiöser sicht angeblich notwendig ist, kann sich ein staat dem nicht unterwerfen. jede religion hat sich dem gesetz unterzuordnen und nicht umgekehrt.

    und: natürlich kann die beschneidung woanders durchgeführt werden, mit rostiger klinge und muffligen verband. ebenso wie die zwangsheirat. sollten wir sie deshalb erlauben?

    außerdem:

    ornanieren mit vorhaut macht sehr vielen jungs und männer sehr viel spaß; darauf zu verzichten und sich für eine amputation zu entscheiden ist jedermanns eigene sexuelle selbstbestimmung und nicht die aufgabe unaufgeklärter eltern.

    das mit der hygiene will ich gar nicht mehr kommentieren, schneidet doch bitte den säuglingen die ohrmuscheln ab, dann brauchen sie sich nicht mehr zu waschen, diese kleinen schmutzfinken!

  • N
    noevil

    noch eins dazu:@Peter:

     

    Zu Ihrem 1.Punkt kann ich nur dagegen halten: Wenn die relativ(!!) folgenarme Entfernung der Vorhaut von Jungs mit der im wahrsten Sinne des Wortes furchtbaren und meist lebensgefährlichen weiblichen Beschneidung gleichzusetzen wäre, dann würde sich Ihnen so der Magen umdrehen, dass Sie nicht wüssten wohin Sie davonlaufen sollen. Mehr ist dazu nicht zu sagen.

  • N
    noevil

    @ Felix: Ich kanns nicht lassen und muss ein wenig :-) grammatikalisieren: geboren hat nichts mit bohren zu tun und wird ohne "h" geschrieben.

     

     

    Dann: Die Antifaltencremes wrden nicht aus den Vorhäuten beschnittener Jungs gemixt. Wie aus dem Namen der seit Jahrzehnten bekannten Gesichtscreme für reifere Semester "Hormocenta" hervorgeht, wird diese hormonhaltige Creme aus der Placenta, dem Mutterkuchen, hergestellt.

     

    Mittlerweile, davon bin ich überzeugt, lassen sich diese Cremes auch ohne Zuhilfenahme solcher Zutaten aus Zellkulturen ohne weiteres herstellen, sodass weder das eine noch die andere Zutat nötig ist, die sicherlich das eine oder andere faltenfördernde Stirnrunzeln hervorrufen könnte.

     

    Nix für ungut. Diese Argumente brauchen wir heuzutage nicht mehr. Ein paar sachliche Argumente tun es locker auch.

  • G
    Gongo

    @felix, ist die Nabelschnur nicht auch neonatales Gewebe?

  • PV
    peter vom berg

    auch kinder sind menschen, die in freiheit über ihren körper entscheiden können müssen, und über eine eventuelle religionszugehörigkeit, wenn sie lange genug ihren körper und geist trainiert haben, um verstehen zu können, auf welches eventuelle "opium" sie sich da einlassen würden.

  • K
    kto

    Werter Herr Sezer:

     

    "Stattdessen platziert er seine persönliche Überzeugung..." werfen Sie Herrn Kilic vor.

     

    Haben Sie schon mal ins Grundgesetz geschaut? Was lesen Sie dort?

     

    Art. 38, 1:

     

    "Die Abgeordneten... sind... an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen". Außerdem gilt für Kilic der Art. 5,1 (Recht der freien Meinungsäußerung).

     

    Kilics Legitimation ist die letzte Wahl zum Deutschen Bundestag, durch die der grüne Abgeordnete sein Mandat wahrnimmt.

     

    Sie, verehrter Herr Sezer, haben das selbstverständliche Recht, sich frei zu äußern und Herrn Kilics Meinung zu verdammen, weil Sie Ihnen und dem übrigen Scharia-Islam in die Quere kommt. Sie sollten einfach zugeben, dass Ihnen das Grundgesetz bis auf einen falsch verstandenen Art. 4 (sog. Religionsfreiheit) ziemlich egal ist.

     

    Von einem Abg. erwarte ich aber, dass er sich nicht nach der Schafia, sondern nach unseren im GG niedergelegten Werten richtet. Das hat Kilic getan. Er hat seinen Job nichts weniger als gut gemacht

  • KS
    Kamuran Sezer

    Ein Funktionsträger einer Partei, nämlich der integrationspolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion hat sich disqualifiziert - und nicht, weil er nicht meine Meinung teilt.

     

    Er hat sich disqualifiziert, weil er nicht erklären werden kann, wieso ein solcher Funktionsträger in einer Partei, die sich explizit für Inklusion einsetzt, Maßnahmen begrüßt und befürwortet, die religiöse Minderheiten exkludieren.

     

    Denn in einer diversitätskompetenten Gesellschaft haben die gläubigen Eltern eines Kinds ebenso das Recht, ihre Religion zu praktizieren und in ihre Religion zu sozialisieren, wie atheistische Eltern Wert das Recht haben, ihre Kinder nicht religiös zu erziehen. Es geht in einer diversitätsorientierten Gesellschaft nicht um Ausschließbarkeit von Lebenskonzepten - was aktuell in der Debatte stattfindet - sondern um gruppenübergreifende Vereinbarkeit.

     

    Im Übrigen ist es ein Mythos, dass die jüdische Gemeinde in GB die Beschneidung symbolisch durchführe. Hier hätte der integrationspolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion besser recherchiere müssen.

  • HH
    Hans Höfer

    Herr Kilic, vielen Dank für ihre sehr ausgewogene Einschätzung der Situation. Praktisch jedes Ihrer Worte unterschriebe ich!

     

    Schade, daß es bei den Grünen sonst kaum religionskritische Stimmen gibt. Besonders enttäuscht bin ich von Herrn Beck und Frau Künast, die ohne jede Empathie für die betroffenen Kinder den Religionen einen Persilschein erteilen wollen.

     

    Zum Glück gibt es weltweit immer mehr jüdische Eltern, die die Zwangsbeschneidung "Brit Milah" durch den symbolischen Ritus "Brit Shalom" für ihre kleinen Jungs ersetzen. Auch im Islam gibt es Gegner der Beschneidung von Kindern.

     

    Ich denke allerdings, daß 14 Jahre eine zu niedrige Altersgrenze sind. Bei Tattoos ist die Grenze z.B. derzeit 16 Jahre, bei vielen anderen Dingen 18 Jahre.

  • G
    Gundogdu

    Zwei Juristen zwei Meinungen, mehrere Juristen mehrere Meinungen

     

    Auch im Falle der Beschneidung bewahrheitet sich diese Weisheit. Herr Kilic ist aber nicht nur Jurist, sondern auch Politiker und zudem der integrationspolitischer Sprecher, zudem einer aus dem Kulturkreis der "Beschnittenen". Ich hätte von ihm mehr Sensibilität erwartet.

     

    Diese Sensibilät bringt ein anderer Jurist Hans-Jürgen Papier, früherer Präsident des Bundesverfassungsgerichts zu Tage. Er hält das Urteil des Kölner Landgerichts für verfehlt.Das Recht auf Religionsfreiheit und elterliche Entscheidung gilt für ihn in Fall der Beschneidung mehr als das Recht auf körperliche Unversehrtheit.

     

    Manche Politiker haben Anpassungsdrang. In der Deutschen Geschichte gab es die mit blauen Augen, blonden Haaren. Eine derartige Anpassung möchte ich nicht.

  • R
    ruhelos

    Herr Sezer, bitte lesen Sie den Artikel noch mal! Herr Kilic hat sehr wohl abgewogen und für seine vernünftigen Worte danke ich ihm.

     

    Im übrigen, wie kann man jemandem vorwerfen seine persönliche Überzeugung zu platzieren, wenn Religionsgemeinschaften mitten in unsere Gesellschaft Glaubensvorstellungen platzieren...

  • W
    willy

    Mehr wäre zu diesem Thema auch nicht zu sagen, die Worte Herrn Kilics könnten glatt als Grundlagenpapier in themenbezogenen Diskussionen gebraucht werden.

    Danke Herr Kilic, und danke Herr Bax!

  • SR
    Sepp Rothwangl

    Wenn sich jemand verstümmeln will, so soll er das selbstbestimmt tun! Aber ohne Einwilligung an unmündigen Kindern? NEIN!

    Wie die Gesetze von Staaten sich ändern, so ändern doch auch Religionen ihre Dogmen und Regeln. Steinigen und weibliche Beschneidung ist doch auch verschwunden (wenigstens in Europa).

    Die rituelle Beschneidung hatte ursprünglich absolut keinen gesundheitlichen oder medizinischen Aspekt, sondern diente einzig als Herrschaftsinstrument.

    Die jüdische und islamische Beschneidung hat in Wahrheit ihren Ursprung in der Opferung (Kastration) der Erstgeborenen an Gott, bzw. die Erstgeborenen wurden als Eunuchen zu Dienern Gottes. Diese Tradition der Genitalverstümmelung ist archaisch und schon lange vor Abraham im Alten Ägypten Praxis, wo Priester und auch Skalven kastriert wurden.

    Im Judentum wurde dann daraus abgemildert die Beschneidung als Bund mit Gott. Es ist dies ein schwerer Eingriff in das Recht der Selbstbestimmung und Unversehrtheit, nur um Menschen von Beginn an für Religionen zu vereinnahmen. Im Christentum ist dieser Griff ans Gemächt dann vollkommen pervertiert durch sexuelle Misshandlungen durch Kleriker. Aus Brauch wurde privilegierter Missbrauch, der straffrei ausgeübt werden konnte.

    Warum soll auf Kosten der Rekrutierung von Babies für eine einstige Hirten-Religion solch ein barbarischer Akt weiter aufrecht erhalten bleiben?

    Oder wollen strenggläubige Juden noch leben wie vor 5000 Jahren?

    Beschneidung kann auch als symbolische Handlung durchgeführt werden, wie dies mythisch einst Abraham an Stelle der Kastration durchführte.

    Juden und Moslems, bekennt Euch zu einer NEUEN ZEIT, in der sich die Menschen selbstbestimmt ihre Identität suchen und finden!

    Sepp Rothwangl

    Obmann der Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt. www.betroffen.at

  • M
    Marc

    Sehr sinnvoller Ansatz, aber es ist unlogisch, körperliche Gewalt an den Genitalien an der Religionsmündigkeit zu messen.

    Beschneidung ist nur dann keine Gewalt, wenn sie auf eigene Entscheidung geschieht, und die muss an den Genitalien natürlich an der Mündigkeit am Thema Sexualität gemessen werden. Beschneiden ist in Ordnung, Sex aber nicht?

     

    Die Fragen der Taz sind leider wenig kenntnisreich.

    Alle westlichen Hauptreligionen stammen aus der gleichen Gegend, und beziehen sich auf die gleiche Kultur. Die Propheten - oder in der religiösen Realität: die Götter - haben da nichts Neues erfunden, sondern nur gefordert, dass die bestehende Kultur eingehalten wird. Dazu gehörte auch, dass Mütter unehelicher Kinder gesteinigt werden, und alle Religionen haben dazu gesagt, dass dies in der heutigen Kultur nicht mehr läuft.

    Dass hier zum ersten Mal eine religiöse Tradition geändert wird, ist also Unsinn.

     

    Wie absurd Beschneidung als Zeichen der Religionsmitgliedschaft ist, ist wohl spätestens klar, wenn sich hier die LobbyistInnen und kritische Stimmen aus 2 Religionen melden, und dann auch noch auf die überwiegend christliche USA verwiesen wird.

    Es ist aber ein deutlicher Hinweis darauf, dass die LobbyistInnen aus Eigeninteresse handeln könnten. Auch der Aspekt der Installation einer Art kollektiven Helsinki-Syndroms gegenüber den Priestern gehört hierzu, ähnlich wie seinerzeit bei der Rohrstock-Debatte, und bei der Beschneidung von Mädchen in Zentral-Afrika.

    Ohne Rohrstock keine preussische Gehorsamskultur.

     

    Dass es einen Beschneidungstourismus geben wird, ist unwahrscheinlich. Wahrscheinlich wird es mehr korrupte Ärzte geben, die eine individuelle medizinische Notwendigkeit attestieren, die nebenbei auch die Kostenübernahme durch die Krankenkassen bewirkt, auch bei Komplikationen.

    Es geht aber nicht so sehr um die Hardliner, sondern um diejenigen, die aus Gewohnheit handeln.

     

    Und, damit es auch die TAZ begreift: Das Thema ist nicht die Beschneidung, sondern das Alter bei der Beschneidung.

    Und das Thema ist die aktive Gewährung von Religionsfreiheit durch die LobbyistInnen und Priester: Wie kann ein durch Beschneidung als Religionszugehöriger markierter Junge als Erwachsener aus der Religion austreten?

    Da sage bitte niemand, dieser Aspekt der Religionsfreiheit sei in der eigenen Religion aus göttlichem Beschluss leider nicht vorgesehen: Die Beschneidung von Jungen ist ganz offen als Beschneidung der Religionsfreiheit der späteren Erwachsenen gemeint.

  • WB
    Wolfgang Banse

    Interview schädigt Bündnis 90/Die Grünen

    Mit seinem Interview mit der Taz im Bezug auf das Beschneiden von muslimischen und jüdischen Jungen hat der Bundestagsabgeordnete von B90/Die Grünen Memet Kilic geschadet.

    Von sich aus sollte er das Amt des integrationspolitischen Sprechers zurück geben,bevor es ihm von der Fraktion entzogen wird.

    Gefordert ist hier die Bundestagsfraktionsgeschäftsführung um sich zu distanzieren von ihrem Abegordneten Memet Kilic.

  • F
    Fairness

    Herr Sezer, ein Mensch disqualifiziert sich in Sachen Integrationspolitik, weil er anderer Meinung ist, als Sie und jungen Menschen selbst das Entscheidungsrecht zubilligen will? Das ist interessant.

  • KS
    Kamuran Sezer

    Herr Kilic kommt seiner Aufgabe als integrationspolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion unzureichend nach. Als solcher erwarte ich von ihm Ausgewogenheit in der Betrachtung beider Seiten. Dies tut er nicht. Stattdessen platziert er seine persönliche Überzeugung.

     

    Dies ist fatal, da er nun dadurch seine Legitimation und besonders seine Glaubwürdigkeit verloren hat, für die muslimische und jüdische Community in Deutschland zu sprechen. Ein Verlust für die Grünen.

     

    Als integrationspolitischer Sprecher hat er sich damit disqualifiziert.

  • F
    Fairness

    Herr Kilic, ich verneige mich in Ehrfurcht vor Ihnen! Wahnsinns-Interview! Retter der Grünen!

  • L
    lowandorder

    So - geht das.

    Danke für die klaren, unaufgeregten Worte.

  • BI
    Bertram in Mainz

    Warum brauchen wir eigentlich "Rechtssicherheit" bei diesem Thema? Ich sehe das gerade umgekehrt. Keinesfalls darf ein solcher Brauch offiziell gebilligt werden. Andererseits wird man eine Machtprobe mit den Religionen nicht gewinnen können. Ausweg wäre nur irgend eine Form von Duldung.

     

    Juristen sind doch sonst so erfinderisch. Warum setzt man nicht die Strafbarkeit aus "bis zur juristischen Klärung", und diese "Klärung" dauert dann sehr, sehr lange bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag?

     

    Die Debatte muss weitergehen. Jede "Rechtssicherheit", die nach derzeitigem Kräfteverhältnis nur zu Gunsten der Religionen ausgehen kann, würde die Debatte beenden. Genau das sollten wir uns nicht wünschen!

     

    Meine eigentliche Befürchtung betrifft die furchtbare weibliche Beschneidung. Für uns ist das ein riesiger Unterschied. Für uns! In den betroffenen Ländern wird man Ärzten und Entwicklungshelfern vorhalten, dass seit Herbst 2012 die männliche Beschneidung in Deutschland ausdrücklich erlaubt ist. Man wird argumentieren: "Bei uns ist die weibliche Beschneidung Tradition."

     

    Ein interessantes Argument las ich in einem Leser-Kommentar irgendwo. Was ist, wenn wir die männliche Beschneidung freigeben. Und ein Europäisches Gericht urteilt irgendwann, dass es eine Gleichbehandlung der Geschlechter geben muss?

  • J
    JohnReed

    Die typische Bax-Interview-Semantik, wenn ihm das, was sein Gegenüber äußert, überhaupt nicht in den Kram passt. Der Bax'sche Subtext lautet: "Mensch Kilic, du gehörst doch eigentlich auf unsere, die richtige, Seite. Warum machst du dich mit den Rassisten gemein?".

    Das war in analoger Weise auch bei seinem Interview mit dem iranischen Rapper herauszuspüren.

  • G
    Groschen

    Herrn Kilic Ausführungen ist eigentlich nicht mehr hinzuzufügen.

    Vielleicht noch eine Anmerkung zu diesem Satz:

    "Mit der Beschneidung markieren bestimmte Religionsgemeinschaften ihre Angehörigen."

    Markieren! Das ist das Stichwort und dabei dachte ich an eine riesige Rinderfarm in den USA, wo den frisch geborenen Kälbern mit scharfen Messern die Ohren aufgeschlitzt werden, um sie zu dieser Farm als zugehörig zu markieren.

    G.

  • W
    webster

    Alle Achtung, mein größten Respekt zu dieser HAltung. Das hätte ich wahrlich nicht von Herrn Kilic gedacht, denn sonst kommen meist nur (unverschämte) Forderungen von ihm an uns Deutsche.

     

    Das er hier für die Kinder stimmt und deren Rechte und damit auch gleichzeitig gegen Kindesmißbrauch durch Genitalverstümmelung, von einem, der selber Opfer (vielleicht auch Täter?) ist. Wahrlich selten.

  • N
    noevil

    Memet Kilic ist ganz sicher nicht ein Einsamer unter denen, die ganz erhebliche Teile dessen, was seit Jahrhunderten unter dem Mantel Religion die Folgsamkeit der Gläubigen verlangt, zu ihrem gesundheitlichen Besten durchgesetzt haben. Bis zur Erfindung von Kühlgeräten und der Heranschaffung von fließendem Wasser und Hygieneeinrichtungen für Alle waren diese Vorschriften sehr sinnvoll und haben Gesundheit gefördert sowie möglicherweise Epidemien verhindert. Also bis dahin!

     

    Das Fatale an diesen "religiösen" Hygienevorschriften ist nur, dass sie für die Laien so gut wie gar nicht unterscheidbar sind von dem, was für die bedingunglose Verehrung Allahs/Gottes und das Seelenheil der Gläubigen gut ist.

     

    Da würde nur der Gedanke daran helfen, dass Gott dem Mann die Vorhaut zum Schutz seines Fortpflanzungsorgans mitgegeben hat. Dass es gereinigt und gepflegt werden muss erscheint jedermann logisch, stünden dem nicht heuchlerische lustfeindliche Verbote entgegen. Wer behauptet, dass nicht Gott dem Menschen auch die Lust geschenkt habe, der trägt letztendlich auch nur jenes christliche Gedankengut in sich, das Keuschheit und Buße als wahrhaftig Gutes verkündet.

     

    Wenn wir davon absehen, können wir als Christen und Muslime einander freundlich die Hände geben und den Betroffenen, nämlich den Kindern ab dem Alter der unabhängigen Selbstbestimmung ohne Beeinflussung selbst die Entscheidung überlassen.

     

    Ich finde: Herr Kilic hat recht!

  • O
    Odin

    endlich mal eine klare Haltung, schön, dass sie von einem Grünen eingenommen wird.Ob in Deutschland aber wirklich eine offene Debatte über die Vorhaut geführt wird bezweifele ich, denn mit vorurteilsfreien Debatten haben wir wenig Erfahrung. Na denn...

  • R
    rofelix

    Memet Kilic argumentiert sehr vernünftig, geht aber wenig auf das hauptargument ein. "Ob die Beschneidung körperliche Nachteile mit sich bringt, ist umstritten"

    Ist es ganz und gar nicht, weil den befürwortern jegliche argumentation dafür fehlt. Es kann keine auslegungsfrage sein, ob die anatomisch faktische abstumpfung sexueller reizbarkeit am geschlechtsteil ein nachteil darstellt. Nur weil man mit einem auge auch sehen kann, ist das zweite nicht überflüssig. Mit dem zweiten sieht man besser ;-)

    In "hinterzimmern" werden beschneidungen schon HEUTE praktiziert und nur in den seltensten fällen in kliniken und von ärzten. Ob dann weiter so, oder im ausland, machten diese eltern sich nach einem verbotsgesetz trotzdem strafbar. Wenn sie dadurch ihr erziehungsrecht auf's spiel setzten, überlegen auch die es sich drei mal.

    Es einem 14 jährigem, nach 14 jahren chance der eltern zu überzeugen, freizustellen, das er sich freiwillig bereit erklärt seinem gott ein stück sexueller empfindsamkeit zu opfern, finde ich umstritten. Mit 14 hat man noch keine sexuellen erfahrungen, soll aber für den rest seines lebens darüber entscheiden, ob die vorhaut wichtige sinnesfunktionen hat? Schwierig. Trotzdem ein gutes interview und ein pluspunkt richtung grün.

  • MS
    Madeleine Schütz

    Danke Herr Kilic für die kinder- und verfassungsfreundliche Einschätzung

  • M
    Mirjam

    Ein dummes Antwort von Herr Kilic. Glaubige Juden werden doch keinen symbolischen Akt durchführen. 0_O

  • C
    channah

    Gegen der Beschneidung sind doch nur die Atheisten.

  • SD
    Stefan Dewald

    Genau das.

     

    FSK14 für Religionen!

     

    Dafür bin ich auch.

  • A
    Atheist

    Hervorragend, endlich fühlt man sich wieder repräsentiert, nachdem man schon wörtliche Bibelzitate als Begründung anhören musste. Beschneidung mit 14 wäre ein guter Kompromiss und entspräche ja auch Taufe und Konfirmation bei den Protestanten (und Katholiken mit der Firmung).

  • A
    André

    Besser kann man es nicht formulieren...

  • N
    NEO

    "für die Religionsgemeinschaften gilt, dass sie den Rechtsstaat respektieren müssen."

     

    Hier offenbart sich dann die wahre Absicht: es geht darum religiöse Minderheiten zu kriminalisieren. Eine klassische sadistische Herrscherstrategie: mache einen Vorschlag, der den anderen dazu zwingt, auf etwas für ihn unverzichtbares zu verzichten. Hält der andere sich daran, so hat er verloren, tut er das nicht, hat er auch verloren.

     

    Am besten funktioniert die Demütigung, wenn du dann noch für deine eigene Gruppe großzügige Ausnahmeregelungen aufstellst - siehe Kruzifixe in Schulen, Kopftücher von Christlichen Nonnen in Schulen.

     

    Ich kann nur allen Betroffenen raten, sich nicht von so einem Quatsch provozieren zu lassen. Die Diktatur der Dummheit ist irgendwann mal vorbei.

  • D
    David

    Ich selber bin auch stark religiös und gerade auch deshalb teile ich die Meinung von Memet Kilic, dass sich die Religion unterordnen muss.

    Die Religion ist von ihrer Art her etwas sanftes, sensibles und persönliches.

    Wenn es einen Konflikt zwischen dem Recht des Kindes auf körperliche Unversehrtheit und dem Recht auf Religionsfreiheit gibt, dann wird sich jede aufrichtige Religion zurückziehen und dem Recht des Kindes den Vorschuss geben.

    Alles andere entlarvt sich als gesellschaftliches Machtkonstrukt.

  • D
    Daniel

    Warum seid ihr eigentlich das Parteiblatt der Grünen?

     

    Die KOMPLETTE Linksfraktion hat genau so abgestimmt. Aber ihr kümmert euch lieber um die Feigenblättchen wie Ströbele, um verzweifelt aufzuzeigen, dass es irgendwo unter den elenden Kriegstreiber*innen und Umweltfeind*innen noch einen oder zwei Menschen gibt, die nicht total scheiße sind. Warum?

  • EL
    Ernst Lehmann

    Ich stimme Herrn Kilic zu, sofern er sich auch dafür einsetzt, dass künftig auch alle ungeborenen Kinder, die von den Eltern abgetrieben werden sollen, sich mit 14 Jahren selbst entscheiden können, ob sie diesen Eingriff an sich machen lassen wollen oder nicht.

    Eine Gesellschaft, die Abtreibung bis z.T. kurz vor der Geburt akzeptiert, weil sie die Wünsche der Mutter faktisch als höherwertig sieht (auch wenn das BVG anders geurteilt hat), macht sich lächerlich, in Fragen der Vorhautbeschneidung das Kindeswohl über die Wünsche der Eltern zu stellen...

    Die Verhältnismässigkeit ist hier ausser Kraft gesetzt.

  • F
    Falmine

    Memet Kilic hat hier seine Parlamentskolleg/innen daran erinnert, dass das Grundgesetz der verbindliche Rechtsrahmen für alle ist, auch für die Religionsgemeinschaften. Eigentlich traurig, dass das überhaupt notwendig ist! Dabei sieht er durchaus die schwierige Situation für jüdische Gemeinschaften und empfiehlt Brit Shalom statt Brit Mila. Damit stößt er eine notwendige breite gesellschaftliche Debatte an, statt sie, wie Daniel Brax in seinem Kommentar, zu diskreditieren. Schade, dass im Bundestag Volker Beck für die Grünen gesprochen hat und nicht Memet Kilic! Solche Reden bleiben hängen - und in diesem Fall haben sie das Ansehen der Grünen gewiss nicht gehoben.

  • PP
    Papa P.

    Eine generelle Vorrangstellung des Staates erscheint mir als der blanke Horror. Schon jetzt leiden so viele unter der Überheblichkeitet derer, die als "Staat" einfach andere regieren und beherrschen.

    Im übrigen braucht sich der Schöpfer nicht seinen Geschöpfen und schon gar nicht deren Fantasiewelten von "Vernunft" und "Medizin" zu unterwerfen.

    Und "Religion" kann sehr wohl nicht nur krank, sondern auch gesund machen; sie gehört zum Menschen, mal mehr und mal weniger. Und wie sogar die Atheisten zeigen: Selbst in der Ablehnung ist doch Beschäftigung mit ihr.

    Die Menschheit ist bisher gut damit gefahren, Gott anzuerkennen und sich nach ihm zu richten, anstatt nur sich selbst wichtig zu nehmen und so unangemessen zu überhöhen - und damit sehr schnell und immer wieder anderen Menschen Leid zuzufügen.

  • JM
    Jan Meier

    Ich stimme Herrn Kilic weitgehend zu. Um sich jedoch nicht dem Vorwurf auszusetzen, manche Religionsgemeinschaften zu benachteiligen sollte konsequneterweise nicht mit der eschneidung argumentiert werden sondern mit sämtlichen Aufnahme- und Initiationsriten aller Religionen.

     

    Eine säkulare Gesellschaft sollte dafür Sorge tragen, dass junge Menschen sich frei für eine Religion entscheiden können, wenn sie 14 Jahre alt sind. Ob für die Zugehörigkeit zu dieser Gemeinschaft nun Beschneidung oder Taufe erforderlich sollte hier gleichgültig sein.

     

    Das Recht auf freie Wahl ob und welcher Religion man anhängt sollte nur von den betroffenen Personen selbst ausgeübt werden und nicht von ihren Eltern.

  • MS
    Max Schneider

    1. Es kommt natürlich auf den Default an. Ist das Häkchen automatisch bei "Beschneidung" gesetzt, dann ist die Vorhaut eben ab. Müsste man es dagegen selber setzen dann bleibt sie natürlich meistens dran.

     

    2. Welcher Mann lässt sich schon freiwillig am Schniedel rumschnibbeln? Mit 14? Hätte ich nie zugelassen, schon garnicht mit 14. Obwohl, wenn man es mit ganz vielen Geschenken koppelt (so wie bei der Konfirmation) vielleicht schon (Playstation gegen Vorhaut?).

  • AB
    Andreas Barlage

    ... ein echt heikles Thema, bei dem mir auch, wie Herrn Kilic zuerst in den Sinn kam, dass man doch die Religionsausübung auch in dieser Hinsicht einen Vorrang gegenüber den Kindsrechten geben sollte.

     

    Aber auch ich habe meine Meinung mittlerweile geändert. Das Recht eines (hierzulande säkularen Staates) muss vor jedem Religions- oder Konfessionsrecht gelten. Was spricht dagegen, dass erst bei einer Religionsmündigkeit auch die wesentlichen Schritte zu einer Religionszugehörigkeit gegangen werden sollen? Das sehe ich übrigens bei der Taufe zum Christen oder allen anderen vollzogenen Bekenntnissen ebenso. Die Kindstaufe bei Säuglingen, wie vielfach üblich, ist keineswegs ein Fest des Täuflings, sondern der Familie, die es "gottgefällig" oder wenigstens "richtig" machen möchten ... oder auch nur eine nette Feier feiern wollen. Wozu die Eile?

     

    Erweist sich das religiöse oder weltanschauliche Konzept für einen als lebenswert und hilfreich, ist doch die Zugehörigkeit dazu umso überzeugender, wenn der denkende Mensch sich aus freien Stücken dazu entscheidet. Menschen, die "Karteizugehörige" zu einer Glaubensgemeinschaft sind, haben wir mehr als genug. Mehr noch: Die Argumente und Qualitäten einer Religionsgemeinschaft werden endlich einmal generationenübergreifend stärker diskutiert und die Gefahr, in nicht reflektierten Konventionen zu erstarren wird geringer. Nur zu oft lenken Regeln und Riten vom Kern einer Glaubensbotschaft ab.

     

    Noch viel wichtiger: Wo fängt die Religion an, staatliches Recht zu brechen, wo hört sie auf? Ganz gleich, ob Islamisten die Scharia befürworten, professionelle Katholiken ihr Kirchenrecht ausüben oder Freikirchen "göttliches Recht" über irdisches Recht stellen. Hier muss es für alle eine einzige Grundlage geben. Ein Staat, ein Recht! Unter diesem Hintergrund wäre jede, noch so gut gemeinte Ausnahme, eine zuviel.

  • S
    Siegfried

    Der Mann hat recht.

     

    In erster Linie geht es um den Schutz der Kinder und die können sich bekanntlich gegen jeglichen Schwachsinn ihrer Familie nur schwer wehren. Egal ob der jetzt religiös ist oder nicht.

     

    Meiner Schwester wurde in jungen Jahren die Ohrläppchen durchstochen, obwohl sie das nicht wollte. Unsere Eltern taten es, weil es alle taten.

     

    Hat mal jemand hinterfragt, wie das mit diesen Beschneidungen abläuft? In dem Buch einer türkischen Autorin laß ich über ein Fest, an dem die kleinen Jungs wie Könige gekleidet und anschließend das Beschneidungsritual durchgeführt wurde. Die Kinder hätten geschrien wie am Spieß.

     

    Wenn so ein Erlebnis nicht mal ein Trauma hinterlässt...

  • TB
    The BigRedOne

    Soweit ,so gut-der Artikel des grünen Abgeordneten.

    Bis auf eines: Die Religionen müssen sich NICHT "unterordnen" - sie sollen nur einen klitzekleinen Punkt in ihrem, zudem mit Alternativen versehenem, jeweiligem Aufnahmeritus ändern. Mehr ist es nicht!

    Da muß man seitens der ,fraglos auf dem "falschem Fuß erwischten" (Fußballersprech bei Torwächtern) Religiösen nun nicht gleich instrumentalisierend und historisch falsch und bagetellisiserend bestimmte Vorwürfe auspacken-nur weil deutsches Mehrheitsvolk (die einen jener sind auch Deutsche, die anderen jener zu rd. 50 Prozent) glücklicherweise und überraschend humanistische grundsätzliche Rechtsinhalte vertritt. Das da natürlich auch paar Idioten dabei sind ,ist immer so -auch bei Mehrheitsentscheidungen , die AUCH von den Religiösen mitgetragen und favorisiert werden. Da kommt dann aber niemand aus jenen reihen, der solche Entscheidungen dann "nicht haben will", weil da eben auch ein paar Idioten mit in ihrem Sinne gestimmt haben.

    Also: Es geht nur um die Änderung eines einzigen kleinen Punktes im Aufnahmeritus bei Vorhandenseins von Alternativen bei den Religiösen. Niemand soll sich unterordnen und niemandes Rechte würden dann eingeschränkt. Um mehr geht es nicht.

     

    Nicht sein kann- Wahlrechtsabfuhr,ESM-Beschluß und vieles andere in den letzten 13 Jahren lassen grüßen-dass abermals grundlegendes Recht,grundlegende rechtliche Fixpunkte belastet werden ,verletzt werden durch "Sondergesetz" nach einem aus übergeordneten Gründen nicht hinnehmbaren und vom Souverän(zu dem wie erwähnt auch ein Großteil der Religiösen gehört,Entschuldigung!) nicht zu duldendem Verfahren eines "legal, illegal, sch...egal"! Okay?

  • W
    WaaFee

    Ein schlechter Kompromiss

     

    Die Minderheit der Kinder wird nicht geschützt vor vorsätzlicher Körperverletzung. Die Skandinavischen Länder und auch die Niederlande arbeiten ebenfalls an einem Verbot der Beschneidung an minderjährigen Jungen und Mädchen aus religösen Gründen. In Kalifornien wurde 2011 der erste offizielle Versuch gestartet Beschneidungen generell an Minderjährigen zu verbieten, etc.. Aiman Mazyek Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland, noch Dieter Graumann vom Zentralrat der Juden, und schon gar nicht Politiker, wie Reinhold Robbe (SPD), Jerzy Montag (Grüne), Guido Westerwelle (FDP) oder Norbert Lammert (CDU), die mit der deutschen Rechtsprechung offenbar ein Problem haben, können glaubhaft beanspruchen, für die Gesamtheit der Religionsangehörigen oder gar die Interessen von kleinen Jungen zu sprechen. Im Gegenteil, es ist schäbig, Jungen ihr Recht auf körperliche Unversehrtheit abzusprechen, nur weil diese sich nicht wehren können.

  • OH
    Ohne Hut

    Ich persönlich bezeichne mich als Atheist, bin aber aus medizinischen Gründen beschnitten worden. Ich habe an diese Zeit (3 oder 4) nur bruchstückhafte, aber mehr als schmerzhafte Erinnerungen. Deshalb sollte jeder Jude oder Muslim mit 14 selbst entscheiden können, ob er diesen Eingriff durchführen lässt. Und dieses dumme Gequatsche von Antisemitismus und Islamfeindlichkeit schadet besagten Gruppen sowieso mehr als es ihnen nützt. Denn wie soll man sagen... diese Begriffe sind etwas überstrapaziert.

  • H
    Horsti

    Warum braucht dieser Mann erst einen "Denkanstoß" eines OLG´s, um festzustellen, daß auch Jungs einen Rechtsanspruch auf körperliche Unversehrtheit haben?

    Und warum muß dazu die deutsche Geschichte herhalten?

     

    Immerhin taugt das Interview um aufzuzeigen wie rückständig es um die Rechte von männlichen Säuglingen und Kleinkindern in Deutschland bestellt ist.

  • IN
    ist nicht wichtig

    Liebe taz,

    warum muss ich auf ihrer Seite in den letzten Tagen immer wieder Penisse betrachten?

    Kann das Thema Beschneidung nicht auch ohne Abbildungen des männlichen Geschlechtsorgans behandelt werden?

    Besonders, wenn das Bild auf der Startseite komischerweise nicht einmal zum Artikel gehört...

     

    Zum Interview nur ein kleiner Kommentar:

     

    "eine säkulare Gesellschaft" - Welcher Traum wird denn hier geträumt Herr Kilic?

    Ein Staat der von ChristdemokratInnen regiert wird, die ganz öffentlich sagen, dass sie erst Christen und dann Demokraten sind hat nichts aber auch gar nichts mit einer säkularen Gesellschaft zu tun.

    Diese Gesellschaft ist weder tolerant noch frei noch säkular...

    Mann und Frau könnte es naiv oder "System blind" nennen...

  • A
    artemidor

    Saubere Argumentation. - Ich finde diese Frage nach dem "Beschneidungstourismus" (hier wie woanders) immer neben der Kapp. Er erinnert so an "Abtreibungstourismus". Aber warum soll man etwas, was man als falsch erkannt hat, deswegen erlauben, weil es andere Länder gibt, in denen anders geurteilt wird? Das gilt doch für viele Dinge, angefangen vom Verkehr für Menschen, Waren und Kapital (die in anderen Ländern andere Einsatzbedingungen finden), bis hin zur unterschiedlichen Bewertung von Drogen.

  • NM
    Niko Meier

    Sollte noch Hoffnung für die Grünen bestehen?

     

    Danke für diese Interview, vielleicht hat das auch bei Herrn Bax einen Denkprozess angestoßen, nachdem er unlängst sämtliche Beschneidungsgegner als fremdenfeindliche Islamphobiker dargestellt hat. Ich fand das persönlich ungerecht.

    Ich bin (schon immer) gegen Kopftuch- und Burkaverbote (wg. Grundgesetz und der Ablehnung von religiösen Sondergesetzen)

    Ich bin schon immer für Moscheebau (wg. Grundgesetz und der Ablehnung von religiösen Sondergesetzen)

    Und nun bin ich gegen die gesetzliche Erlaubnis von Beschneidungen (wg. Grundgesetz und der Ablehnung von religiösen Sondergesetzten).

    Man könnte sagen, ich glaube an das Grundgesetzt und hatte dies eigentlich auch von unseren poliischen Repräsentanten erwartet.

  • HD
    Hajdy Do Bajdy

    Die Religion braucht und soll sich nicht unterordnen

    Das Getöse hat auch nichts mit Religion zu tun, sondern mit der Altzeitlichkeit der Parteien in der BRD. An den Piraten sieht man, dass es auch kein Konzept für neue Parteien gibt. Welches ein Spiegel unserer Gesellschaft ist.

     

    Nun, der wasserwandelte Jesus hat seine Aufgabe. Dies widerspricht nicht der Erforschung, warum ein Stein sinkt.

    Wir haben ja gerade das Problem, dass die Religion immer herhalten muss für die Erklärung, warum ein Stein sinkt. Und dann gibt es die gegenteilige Erscheinung, dass Menschen, die sich von diesem Diktat angeblich befreit haben, plötzlich anfangen, mit der Wissenschaft über den sinkenden Stein, den wasserwandelnden Jesus zu erklären.

     

    Des Weiteren wird in der Diskussion nicht unterschieden zwischen Glaube und die Kirchen. Nun, in den USA hat die Katholische Kirche Milliarden Schadenersatz geleistet wegen Kindesmissbrauch. Dies hat nichts mit Glauben zu tun, sondern dass Kirchen selbstherrlich organisiert sind, also hierarchisch. Nun, eigentlich sind auch Betriebe und die Wirtschaft nicht unbedingt demokratisch organisiert. Dies könnte jedoch zusammenhängen, da Wirtschaftslehren oft wie GlaubensIDIOLOGIEN ausgelegt und praktiziert werden.

     

    Das Hauptproblem ist zuerst auch nicht der Glaube, wie dies in der Presse immer wieder ausgelegt wird, sondern der Einfluss des Reizes, welcher ein Mensch ausgesetzt wird an der Schnittstelle zweier Wertesysteme. Man beachtet zu wenig die Tatsache, dass der Übergang eines Menschen von einem Wertesystem zum anderen sehr gefährlich ist und oft die Loslösung von jeglichen Werten bedeutet, wie auch deren Pervertierung.

    Wir sollten auch beachten, dass unser Europa seine Existenz dem Zeitalter der Aufklärung verdankt. Wenn man in die heutigen Medien schaut, dann kann man dies kaum glauben und findet sich eher im alten Rom bei „Brot und Spiele“ wieder. Es ist klar, dass die Beschneidung der Aufklärung widerspricht. Es ist auch klar, dass erst die Aufklärung kam und daraus dann das Grundgesetz entstand.

  • RS
    Rolf Schneider

    Man höre nicht nur darauf, was jemand sagt, sondern auch wer es sagt ! Danke, Herr Kilic.

  • V
    viccy

    Wie stand unlängst so schön in der taz: "Es ist ein genitales Trauma".

     

    Wenn man wegen des Holocausts Kinder im Jahre 2012 nicht mehr vor Traumata schützen dürfte, welch schräge Logik wäre das.

  • I
    IbnRusd

    Herr Memet Kilic hat recht.

     

    Ich denke, es sollte in einer rechtsstaatlichen Demokratie möglich sein, auch relgiöse Riten rational und öffentlich zu diskutieren, um u.a. ihren rechltichen Status erwägen.

     

    Im Fall von Beschneidung sollte der Diskurs auch die Abwägung der Grundrechte der Körperlichen Unversehrtheit von Kindern und der Religionsausübung umfassen. Das insbesondere deshalb, weil der Beschneidungseingriff eine unrevidierbare körperliche Veränderung herbeiführt, und zwar ohne Zustimmung des Betroffenen.

     

    Mit Vulgär-Rationalismus, wie z.B. Navid Kermani meint, hat das alles nichts zu tun.

     

    Gott sei Dank argumentiert Herr Kilic äußerst rational, während Herrn Kermanis Argumentation sich eher im Reich seines von ihm gegeißelten Vulgär-Rationalismus ansiedeln ließe.

  • AR
    Antoninus Re

    Eine werte Worbildung:

    "Beschneidungsindustrie". - Wer Lust und Neven hat, sollte mal googeln: "Mohel". Er findet den "weltweit besten Mohel" usw.

     

    Wass für Mädchen pansexuell und supermondial gilt: Keine Pfuscherei an den Genitalien, sollte auch für Jungs gelten: Schluß mit dem Pfusch!

    Männleinss führen einverkorkstes Sexualleben, firmiert als Familienleben - und hat natierlich keinen Vergleich. Den muss er sich von Frauen erläutern lassen, wenn denn solch eine "Schweinerei" erlaubt ist.

     

    Lesen, bitte: Berhard Schlink: "Die Beschneidung", in "Liebesfluchten" (Zuerst 2000). Ich habe die Überschrift durchgestrichen: Nicht "Be-", sondern "Ver-schneidung".

     

    Ich vermute, das sich Schlink nicht interviewen läßt zu dieser Erzählung, geschweige von einer Verfilmung zu reden.

    Aber vielleicht hat der Jurist Schlink seit von dem anderen Juristen Rolf Dietrich Herzberg (dem Namen nach jüdisch; der beruflichen Intention nach der führende deutsche Strafrechtsprofessor gegen Circumcisio und Blutungen, Vernarbungen und Verschuppung eetc., gelesen und sich auf Trab gehalten.

    Bei der taz tut sich was.... - in Sachen Penis-Vermurksung..

  • I
    IbnRusd

    Herr Memet Kilic hat recht.

     

    Ich denke, es sollte in einer rechtsstaatlichen Demokratie möglich sein, auch relgiöse Riten rational und öffentlich zu diskutieren, um u.a. ihren rechltichen Status erwägen.

     

    Im Fall von Beschneidung sollte der Diskurs auch die Abwägung der Grundrechte der Körperlichen Unversehrtheit von Kindern und der Religionsausübung umfassen. Das insbesondere deshalb, weil der Beschneidungseingriff eine unrevidierbare körperliche Veränderung herbeiführt, und zwar ohne Zustimmung des Betroffenen.

     

    Mit Vulgär-Rationalismus, wie z.B. Navid Kermani meint, hat das alles nichts zu tun.

     

    Gott sei Dank argumentiert Herr Kilic äußerst rational, während Herrn Kermanis Argumentation sich eher im Reich seines von ihm gegeißelten Vulgär-Rationalismus ansiedeln ließe.

  • A
    ali

    ich freue mich, ein Arzt, also ein Experte sich für die Kinderrechte durchsetzt. was nicht erwähnt wird, ist das Trauma nach der Beschneidung, das lebenslang den Betroffener folgt. ich bin selbst einer davon. beschneidung in 18. Lebensjahr nach eigene Entscheidung ist am bestens.

  • P
    Philipp

    Recht hat er. Guter Mann!

     

    Wir sind glücklicherweise in einer weltlichen Gesellschaft zuhause und sollten uns dem Missionsterror der grossen Religionen entgegen stemmen.

  • PM
    P. Meyer

    Vielleicht ist es momentan die beste Loesung, die Beschneidung als Koerperverletzung gelten zu lassen und die Strafverfolgungsmoeglichkeit den Betroffenen zu ueberlassen.

    Wenn dann irgendwann Aerzte, Gemeinden und Eltern horrende Entschaedigungen zahlen muessen, wird sich die Bereitschaft zum sinnvollsten Kompromis erhoehen: Die Beschneidung auf einen symbolischen Akt zu reduzieren und Deffinitives dann erst im muendigen Alter zuzulassen.

    N.B: Etwas Statistikspass: Die Beschneidungsrate eines Landes scheint mit dem Gewaltpotenzial einherzugehen und kompensiert der Amerikaner seine Kastrations- und Verkleinerungsneurosen mit moeglicht grossen Kanonen?

  • S
    Schläfer

    Danke, Herr Kilic, ein wichtiger Beitrag zum Thema, gerade aus dem integrationspolitischen Bereich.

     

    Beschneidungsgegnern wir ja oft unterstellt, sie hätten antisemitische oder islamophobe Motive.

     

    Integration und Kinderschutz schließen sich nicht aus.

  • G
    Gorter

    So weit waren wir schon einmal: Spinoza "Tractatus Theologico-Politicus" (1670). Und auch damals schrieen die Theologien Zeter und Mordio.

  • H
    Hamburgerin

    Liebe TAZ,

     

    Danke für die Inteviews und Kommentare zu dem Thema. Interessant wäre vielleicht auch mal ein Interview mit einem oder mehreren Beteroffenen, vlt. so eine Art Gesprächskreis. Leider trauen sich die meisten Männer nicht, darüber zu reden.

     

    Ich persönlich gebe Hr. Kilic Recht: Die Kinder sollten selbst entscheiden dürfen. Das gilt auch für die Taufe.

     

    Und wir sollten nicht voreilig mit einem Gesetz daher kommen, sondern in Ruhe darüber reden.

    Wie die Kinderschutzverbände fordern: Ein runder Tisch an dem alle sitzen und vernünftig (!!) miteinander (!!) reden und sich nicht auf stur stellen.

     

    Und wenn jetzt wieder die Debatte los geht, ob richtig oder falsch: Erst durchatmen, nachdenken und dann schreiben. Hysterisches Aufschreien nützt niemandem.

  • AO
    Angelika Oetken

    Eine wohltuend sachliche, aber auch konsequente Stellungnahme, die Herr Kilic da abgegeben hat.

     

    Diese Debatte bietet die Chance, sich über zwei grundsätzliche Widersprüche Gedanken zu machen: den Sonderrechten, die monotheistischen Religionsgemeinschaften in unserem Staat eingeräumt werden und der Tatsache, dass die Kinderrechte mit den Möglichkeiten der Eltern sich darüber hinwegzusetzen kollidieren.

     

    Die juristische Klärung gehört vor das Bundesverfassungsgericht.

     

    Angelika Oetken, Berlin-Köpenick, Betroffene sexualisierter Misshandlung in der Kindheit

  • A
    antares56

    Ich kann Herrn Kilic nur zustimmen! Das verstümmeln von kleinsten Kindern ist absolut nicht mehr Zeitgemäss. Und es zeigt, wie Religionen mit dem Schutz der Kinder vor Gewalt von aussen umgehen.

  • VV
    Volke Vonssen

    An meinen Schwanz kommt kein messerbewaffneter Frömmler ran. Das ist Körperverletzung, nichts anderes und gehört verboten.

  • J
    JoBiro

    Wenigstens ein Abgeordneter, der nachgedenkt, der die Religion nicht über den Rechtsstaat hebt, was gerade bei Auswüchsen, wie Kindesmißhandlung selbstverständlich sein sollte. Wenn die Täter von ihrem Tun ablassen würden und es dem Opfer freistellten, bei Volljährigkeit selbst zu entscheiden, würden die Beschneidungen eine Randerscheinung sein. Es ist geradezu pervers, einem Neugeborenen solche Qualen anzutun. Doch was soll man von prinzipienlosen Gesellen in Berlin schon erwarten. Wenn man ihnen was zum Abstimmen vorlegt, produzieren sie Unvernunft.

    JoBiro

  • T
    Teermaschine

    Daniel Bax bei der Strafarbeit!

    Wie wohltuend sich doch die Position des Memet Kilic von dem hysterischen Geschnatter seiner Fraktionsvorleute abhebt; unaufgeregt, logisch und kaltblütig im besten Sinne. Sollte es doch ein jüdisches und muslemisches Leben nach und mit dem Beschneidungsurteil geben?

  • DD
    @ dem Bundestagsabg. der Grünen, Herrn Memet Kilic

    Sehr geehrter Herr Kilic,

    vielen Dank für das Interview (in diesem: Ihre Antworten). Ihren Ansichten vermag ich mich voll und ganz anschließen und schließe mich diesen voll und ganz an.

     

    Ich wünsche Ihnen, dass Ihre Argumente von VertreterInnen der oppsitionellen Parteien NICHT in die Tonne getreten werden.

     

    Mit freundlichen Grüßen,

    Anastasia D.

  • P
    Peter

    "Rund 30 Prozent aller Männer weltweit sollen beschnitten sein, und bislang gab es darüber kaum Streit. Wird hier nicht künstlich ein Konflikt herbeigeredet, den es gar nicht gibt?"

     

    Wenn man aus diesem Grund wichtige Themen der Gesellschaft gar nicht erst einer Diskussion aussetzt - mit Blick auf die Geschichte gäbe es unzählige Beispiele für grausame Taten, die dann wohl heute noch praktiziert werden würden (vor allem unter Schutz von Religion und Tradition). Es ist ja schon immer / lange so gewesen.

     

    Mir stellen sich bei dem Thema zwei Fragen;

     

    1. Die weibliche Genitalverstümmelung, "insbesondere von minderjährigen Frauen bzw. Mädchen" [wikipedia] ist im erhöhten Maße Strafbar. Wird das, was (meines Wissens von fast jedem hier in der westlichen Welt verabscheute) in teilen der Afrikanischen Kultur aus Tradition (Religion) Gang und Gebe ist, damit legitimiert?

    Oder ist das bei den Afrikanern etwas anders, weil keine große, etablierte Religion sondern "eingeborenen Ritus Wilder Völker"?

     

    2. Mal angenommen, Scientology 'verbaut' in jungen Anhängern "Empfängerchips zu Erleuchtung und Kommunikation mit Xenu", ist auch das dann erlaubt? Oder geht so etwas nur, wenn man es schon seit 2000 bis 3800 Jahren praktiziert?

  • DO
    der opa in der laube

    ach, bei den Grünen gibt es auch vernünftige Stimmen zu dem Thema?

    bisher hat man ja von denen eigentlich nur ländlich-religiös verbrämtes Toleranzgeschwafel gehört. Dank an Herrn Kilic für diese vernünftige Positionierung, aber seine Partei ist ja leider nicht nur wegen diesem Thema unwählbar...

  • F
    felix

    Wenn es keine religiös motivierten Beschneidungen von Neugebohrenen mehr gibt, muss die Beschneidung von Neugebohrenen gesetzlich verpflichtend werden. Denn die Medizin ist auf neonatales Zellmaterial dringend angewiesen. Neonatales Zellmaterial - also Zellen von Neugebohrenen haben besondere Heilungseigenschaften. Es werden z.B. Fibroblasten daraus gewonnen. Weiterhin werden daraus Hauttransplantate hergestellt, z.B. bei Verbrennungen, Hautkrebs usw. wird das benötigt.

    Auch die Forschung benötigt neonatales Zellmaterial.

     

    Zusätzlich wird solches Zellmaterial auch in der Pharma- und Kosmetikindustrie verwendet. Das Geschäft mit Antifaltencreme ist ein Milliardenmarkt - darauf wird die Kosmetikindustrie ungerne verzichten.

     

    Die Beschneidung von Vorhäuten ist die einzige Möglichkeit, um neonatales Zellmaterial zu gewinnen. Die Entnahme von Gewebespenden an anderen Körperstellen ist für Neugeborene nicht zumutbar und es dürfte kaum Eltern geben, die dem zustimmen.

     

    In den USA werden übrigens mehr als 70% aller Neugeborenen beschnitten. In öffentlichen Kliniken frägt man garnicht danach, die Beschneidung erfolgt automatisch, wenn Eltern sich nicht ausdrücklich dagegen erklären. So war es zumindest bei meinen Neffen.

     

    Historisch gesehen hatten Beschneidungen auch die Aufgabe der Geburtenkontrolle. Die Eichel wird durch Reibung an Textilien unempfindlicher. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Beschneidung das Onanieren erschwert. In der Vergangenheit war es auch in Europa üblich, übermäßig onanierende Jugendliche beschneiden zu lassen, besorgte Väter baten Ärzte dies wegen des lehrreichen Schmerzes ohne Betäubung durchzuführen. Zuletzt bietet die Beschneidung auch hygienische Vorteile.