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George Clooney und das KaffeekochenVom großen Erfolg eines Doubles

Die satirische Überzeichnung eines Nespresso-Werbespots setzt den weltweit bekannten Werbeträger gehörig unter Druck. Nun will auch Clooney fair gehandelten Kaffee.

Interessiert ihn jetzt doch - die Bohne: George Clooney möchte keinen Kaffee aus Kinderhänden. Bild: reu

GENF taz | Serge Kaspar, Verkäufer in einem Zürcher Gebrauchtwarenladen, ist ein Star. Zumindest in seiner Rolle als perfektes Double von George Clooney, bestbezahlter Hollywood-Schauspieler und - bislang noch - weltweit wichtigster Werbeträger für Nespresso-Kaffeekapseln.

Bereits über eine Million Menschen haben seit Ende August den bei YouTube geschalteten satirischen Werbespot gesehen, in dem ein herabfallendes Nespresso-Werbeschild Clooney unter sich begräbt. Dazu tönt eine Stimme aus dem Off: "Sorry, George, so fühlt es sich an, wenn man als Kaffeepflücker ausgebeutet wird. Nespresso ist einer der teuersten Kaffees der Welt, wird aber leider immer noch nicht fair gehandelt. George Clooney könnte das ändern. Schreiben Sie ihm eine E-Mail: Entweder fair gehandelter Kaffee oder kein George Clooney mehr in den Nespresso-Werbespots".

Dieser Aufforderung folgten inzwischen fast 20.000 Menschen. Produziert wurde der Werbespot von dem international ausgerichteten Schweizer Arbeiterhilfswerk "Solidar Suisse". Nach den Recherchen der Organisation werden die ArbeiterInnen auf den Plantagen, von denen der weltgrößte Nahrungsmittelkonzenr Nestlé den Kaffee für die Nespresso-Kapseln bezieht, ausgebeutet.

Gereizter Clooney

Zudem würden unter 14-jährige Kinder bei der Kaffeebohnenernte eingesetzt. Nestlé verstoße damit eindeutig gegen die Kinderrechtskonvention und andere Menschenrechtsbestimmungen, auf deren Einhaltung sich der Konzern als Partner des "Global Compact" mit der UNO ausdrücklich verpflichtet hat. Auf kritische Nachfragen nach seinem Werbeengagement für Nespresso reagierte der so souveräne (echte) Clooney bei einer Pressekonferenz erstaunlich gereizt: "Das ist eine dumme Frage", schnauzte er die Journalisten an und schaltete das Mikrofon ab.

Doch der von "Solidar Suise" mit dem YouTube-Spot ausgelöste öffentliche Druck hat bei dem Hollywoodstar offensichtlich ein Umdenken bewirkt. Nach Informationen aus der Nestlé-Zentrale in Vevey am Genfer See will Clooney seinen demnächst auslaufenden Werbevertrag für die Nespresso-Kapseln nur verlängern, wenn Nestlé ihm sowie gegenüber "Solidar Suisse" nachweist, dass die Arbeiter auf den Kaffeeplantagen nach den Kriterien des fairen Handels bezahlt und keine Kinder unter 18 Jahren beschäftigt werden.

Serge Kaspar will sich zu diesem politischen Erfolg seines YouTube-Auftritts nicht äußern. Er wird inzwischen überhäuft von Angeboten, als Clooney-Double aufzutreten, und könnte längst full-time als Model sein Geld verdienen. Doch Kaspar "will auf dem Boden bleiben", wie er beteuert, und seinen Verkäuferjob in dem Zürcher Gebrauchtwarenladen nicht aufgeben. Zu seiner täglichen Arbeit gehört dort auch das Kaffeekochen - allerdings nicht an einer Nespresso-Maschine.

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9 Kommentare

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  • MJ
    Michael J.

    Glückwunsch "Solidar Suisse" für die gelungene und effektive Aktion!

     

    Es gibt noch mehr zu tun:

    Kinderhandel und Kinderarbeit an der Elfenbeinküste für die Schokoladenwirtschaft:

     

    http://www.ardmediathek.de/das-erste/reportage-dokumentation/schmutzige-schokolade?documentId=8577084

  • F
    Fred

    Ihren KommentarJa wirklich gut! Ich hoffe Nestle denkt endlich um.

    Sogar Aldi/Hofer hat Fair tRade Kapseln. Und auch Lipton hat Rainforest Alliance zertifizierten Tee.

    Wir müssen alle weitermachen und an die Firmen, Konzerne, Supermarktketten schreiben. Es hat wirkt wirklich. Habe Dusche geschrieben und bald darauf gab es endlich auch fair trade Kaffee.

    Auch in der Bekleidungsindustrie muss sieche viel ändern!!!!!

    Ich wollte heut Vollkornflakes mit Früchten kaufen, aber verzichtete dann sehr gerne, da es sie nur von Nestle gab.

    Wenn ich es weiss kommt bei mir kein Nestle auf den Tisch!!!!

    Unilever will angeblich alles auf nachhaltige und biologische Rohstoffe umstellen. Schreiben wir doch dem Konzern und unterstützen wir ihn dabei! Wenn es stimmt währe dies eine Revolution. Fehlt dann nur mehr fair gehandelt.

    Hoffe Nestle denkt bald um!!!!!!!

    • @Fred:

      Naja also Fairtrade KAPSELN bringt jetzt auch nicht sonderlich viel. Ich verstehe überhaupt nicht, wieso man Kapslen verwendet, das ist so eine große Verschwendung. Stell dir doch nur mal den Müllberg vor, wenn jeder täglich 2 mal Kaffee trinkt und diese Kapseln verwendet. Wieso nicht einfach Filter-/Pulverkaffee.

  • M
    mela

    @ elke sommer

    Interessanter Ansatz, dieses "die anderen sind ja genauso schlimm". Na dann ists ja in Ordnung.

    Stimmt aber nicht ganz: es gibt auch rein fair handelnde Kaffeeanbieter, ebenso bei Scholade.

  • ES
    elke sommer

    an meine lieben vorkommentatoren.

     

    schön wenn man sich auf jemanden einschießen kann und diesen dann für aller ethischen verfehlungen der welt anprangern kann.

     

    nur mal zwei kleinigkeiten zum nachdenken:

     

    tchibo verkauft in deutschand ca. 17-mal zu viel kaffee vie nespresso. wo kommt dieser kaffee her? wer erntet diesen kaffee? glaubt ihr ernsthaft das tchibo auch nur einen deut ethischer handelt als nespresso? das gegenteil ist der fall. tchibo hat nur eine espressosorte aus dem fairtraide programm. diese sorte macht nicht mal 3 % des umsatzes von tchibo aus. nespresso hingegen hat zumindest das AAA-programm für nachhaltige landwirdschaft und ausbildung der kaffeebauern. außerdem werden von nespresso in den kaffeeregionen schulen gebaut usw. usw.

     

    kennt ihr ferrero? habt ihr euch schon mal gedanken darüber gemacht woher die haselnüsse in nutelle, küsschen etc. kommen, wo haselnüsse wachsen und wer sie pflückt? die größten haselnussplantagen der welt sind in der türkei. die nüsse werden in der regel von bauernfamilien geerntet wo auch kinder mitarbeiten. ich könnte jetzt noch über die schokolade (kakao) sprechen die von ferrero verarbeitet wird...aber das wollt ihr bestimmt nicht wissen

  • V
    vic

    Keines der zahlreichen Nestlé Produkte hat auch nur entfernt etwas mit Ethik zu tun.

    Mir kommt nichts davon in die Küche.

  • A
    Annelies

    Prima Werbespot. Mehr davon! - Seit den 70er Jahren kaufe ich keine Nestlé-Produkte mehr: wegen der damaligen Nestlé-Baby-Nahrungs-Werbung für afrikanische Mütter mit Neugeborenen.

     

    Ich verstehe soundso nicht, wieso Produkte gekauft werden, weil dafür "Promis" oder Models werben.

     

    Es ist doch klar, daß George Clooney keinen Nestlé-Kaffee mit Nestlé-Milch trinkt.

    Es ist doch klar, daß Heidi Klum etc. keine Burger und MacDonals futtert.

  • IB
    IEhrengard Becken-Landwehrs

    Nestlé beutet nicht nur Kinder auf Kaffeeplantagen aus, sondern auch Kinder für seine Kakaoplantagen in Afrika. Dazu gab es im Oktober einen sehr interessanten Beitrag im Fernsehen, der auch offenbarte, daß Nestlé nicht nur Kinder ausbeutet (sie arbeiten OHNE BEZAHLUNG UND BEI SCHLECHTER VERSORGUNG!!!!) auf den Kakaoplantagen, werden entführt = Kinderhandel oder Eltern abgekauft, was seltener der Fall ist. Das wurde schon vor 10 (!!!!) Jahren beanstandet und es wurde eine Änderung der Verhältnisse versprochen. ES HAT SICH INNERHALB DIESER 10 JAHRE NICHTS VERÄNDERT!

    BEI UNS SIND NESTLÉ PRODUKTE SCHON LANGE GESTRICHEN! Sie war auch die einzige bekannte Firma in Europa, die in den chinesischen Babynahrungskandal verwickelt war.

  • H
    haudegen

    Irgendwie stimmt der Link nicht zu dem yt-Video nicht. Hier das deutsche Video: http://www.youtube.com/watch?v=2G8QljHVn_A&feature=player_embedded