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FreitagscasinoDie Dialektik des Kapitals

Ulrike Herrmann
Kommentar von Ulrike Herrmann

Viel Kapital muss vernichtet werden, bevor sein Besitz wieder lohnt. Und es ist unklar, ob jemals bessere Zeiten anbrechen werden. Der Kapitalismus ist in seinem Kern getroffen.

Wie weiter mit dem Kapitalismus? Bild: Jacob Bøtter | CC-BY

W as ist bloß an den Finanzmärkten los? Nie entwickeln sie sich so, wie man es erwartet. Besonders bemerkenswert waren die Ereignisse rund um die Entscheidung der US-Ratingagentur Standard & Poor's, die Zahlungsfähigkeit der USA herabzustufen. Eigentlich hätte man damit rechnen müssen, dass die Besitzer von amerikanischen Staatsanleihen in Panik geraten. Schließlich bekamen sie amtlich bestätigt, dass sie ihr Geld eventuell nicht wiedersehen.

Doch eine Panik war nicht zu erkennen. Die Anleger schienen bestens zu schlafen. Jedenfalls verzichteten sie bereitwillig darauf, höhere Zinsen zu verlangen, um wenigstens einen Gegenwert für das gestiegene Risiko zu erhalten. Stattdessen warfen sie der der amerikanischen Regierung das Geld sogar noch hinterher. Kaum hatte Standard & Poor's seine Warnung hervorgestoßen, sanken die Renditen für 10-jährige US-Staatsanleihen – von 2,5 auf 2,3 Prozent.

Das ist seltsam. Noch seltsamer ist allerdings, dass die Investoren sogar bereit sind, Verluste hinzunehmen, damit sie ihr Geld in den USA parken können. Denn dort liegt die Inflation momentan bei 3,6 Prozent. Wer jetzt in zehnjährige US-Staatsanleihen investiert, macht also einen jährlichen Verlust von mehr als einem Prozent. So hatte man sich den Kapitalismus eigentlich nicht vorgestellt, dass die Kapitalisten freiwillig ihr Kapital vernichten.

Bild: taz
ULRIKE HERRMANN

ist wirtschaftspolitische Korrespondentin der taz. Im Jahr 2010 erschien ihr Buch "Hurra, wir dürfen zahlen" (Westend). Es handelt vom "Selbstbetrug der Mittelschicht", die sich fälschlich zur Elite zählt.

Drei Erklärungen

Drei Erklärungen für dieses Phänomen sind denkbar: Die Anleger spinnen, die Anleger spinnen nicht, der Kapitalismus hat ein systemisches Problem. Um es vorwegzunehmen: Die Investoren irren nicht. Sie folgen zwar gern dem Herdentrieb, aber rechnen können sie trotzdem. Ihnen ist nicht entgangen, dass sie mit US-Staatsanleihen momentan Verluste einfahren. Aber auch ein Verlust ist eben relativ – er könnte ja anderswo noch größer sein.

Und danach sieht es aus. Die Aktienmärkte oszillieren sich in die Tiefe, und auf den Rohstoffmärkten geht es ebenfalls nach unten, ein Ende ist nicht abzusehen. Bei den US-Staatsanleihen dagegen sind die Verluste wenigstens kalkulierbar.

Diese risikoscheue Verlustakzeptanz ist nicht nur bei Großinvestoren zu beobachten: Die Kleinsparer verhalten sich genauso. Ängstlich parken sie ihr Geld auf Festgeldkonten, die kaum Zinsen abwerfen, und warten auf bessere Zeiten.

Allerdings ist unklar, ob diese besseren Zeiten jemals anbrechen werden. Es stellt sich nämlich die "Systemfrage", wie es früher so schön hieß. Wobei sich eine interessante Umkehrung zeigt: In den 70er Jahren wurde ständig über die "Systemfrage" debattiert, ohne dass dies das System namens Kapitalismus jemals näher tangiert hätte. Doch jetzt, wo die Systemfrage längst aus dem Diskurs verschwunden ist, drängt plötzlich das System selbst diese Frage auf: Ist der Kapitalismus am Ende?

Wenn eine Superblase platzt

Auf jeden Fall scheint er in seinem Kern getroffen. Denn Kapitalismus meint ja die Idee, dass man Geld investiert, um hinterher mehr Geld zu haben. Doch neuerdings sind alle Renditen im Minus, so dass sich das Kapital nicht mehr akkumuliert - sondern selbst vernichtet.

Sogar Konservative glauben inzwischen nicht mehr, dass dies nur eine unglückliche Phase sei, die wie jede Konjunkturdelle in einem Aufschwung mündet. Einmal mehr scheint der legendäre Hedgefonds-Manager George Soros Recht zu behalten. Er prognostizierte schon vor Jahren, dass sich eine "Superblase" aufgepumpt habe, die nun in mehreren Schüben platzt.

Aber was ist eine "Blase" oder gar eine Superblase? Diese Metapher erklärt sich ja keineswegs von selbst, obwohl sie inflationär verwendet wird. Beschrieben wird damit immer die dramatische Vermehrung von Vermögen. Beim Gold ist momentan besonders eindrucksvoll zu sehen, wie sich eine Blase bildet: Vor einem Jahr kostete die Unze etwa 1.200 Dollar, jetzt sind es rund 1.800 Dollar. Dieser Anstieg wird gern als "Wertsteigerung" tituliert. Doch tatsächlich handelt es sich um eine versteckte Inflation.

Dieser Gedanke mag stolzen Goldbesitzern nicht auf Anhieb einleuchten. Man stelle sich aber die gleiche Entwicklung bei Nahrungsmitteln vor: Wenn ein Brot erst 1,20 Euro pro Kilo kostet und ein Jahr später schon 1,80 Euro verlangt werden, dann würde niemand von Wertsteigerung sprechen - sondern eine Hyperinflation von 50 Prozent erkennen.

Übrigens ist der Run aufs Gold ein weiteres Indiz, dass der Kapitalismus in der Krise steckt. Denn bekanntlich ist Gold kein Produktionsmittel und wirft daher auch keine Zinsen oder Dividenden ab. Wer Gold kauft, "investiert" nicht, obwohl dies immer wieder gern behauptet wird - sondern verhält sich wie ein Fürst im Feudalismus, der eine Schatzkammer anlegt.

Es ist zu viel Vermögen da

Doch nicht nur beim Gold gibt es eine Blase, auch Immobilien und Aktien sind überbewertet. Überall hat eine Inflationierung des Vermögens stattgefunden, die sich als "Wertsteigerung" maskiert. Diese heimliche Inflation lässt sich auch messen. Im Jahr 1992 hatten die Deutschen ein Vermögen von 7,26 Billionen Euro, wie sich beim Statistischen Bundesamt nachlesen lässt. 2008 waren es schon 15,07 Billionen: Macht ein stattliches Plus von nominal 107,6 Prozent.

In der gleichen Zeit legte die Wirtschaft aber nominal nur um 51 Prozent zu. Das Vermögen wuchs also doppelt so schnell wie die Produktion. Das kann nicht funktionieren, sondern bedeutet langfristig: Die Renditen müssen sinken - oder das Vermögen. Diese Kapitalvernichtung läuft, wie die fallenden Aktienkurse und die Verluste bei den Staatsanleihen zeigen. Aus der "Superblase" wird Luft abgelassen.

Der Ausgang ist ungewiss. Bisher hat der Kapitalismus noch jedes Mal überlebt, wenn sein Ende nah schien. Doch der Trend ist klar: Es wird noch viel Kapital vernichtet werden müssen, bevor es sich wieder rentiert, Kapital zu besitzen. Das ist Dialektik – noch eines dieser Worte, die früher so populär waren.

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Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
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34 Kommentare

 / 
  • H
    hto

    "Die Dialektik des Kapitals" - ist Konfusion durch Überproduktion von systemrationalem Kommunikationsmüll, damit es viele / multischizophrene Wahrheiten gibt, für eine gutbürgerlich-gebildete Suppenkaspermentalität auf Sündenbocksuche.

  • K
    Koarl

    "Je akuter und häufiger die Wertrevolutionen werden, desto mehr macht sich die automatische, mit der Gewalt eines elementaren Naturprozesses wirkende bewegung des verselbständigten Werts gelten gegenüber der Voraussicht und Berechnung des einzelnen Kapitalisten, desto mehr wird der Lauf der normalen Produktion untertan der anormalen Spekulation, desto größer wird die Gefahr für die Existenz der Einzelkapitale. Diese periodischen Wertrevolutionen bestätigen also, was sie angeblich widerlegen sollen : die verselbständigung, die der Wert als Kapital erfährt und durch seine Bewegung forterhält und verschärft." Mew 24, S.109

  • AV
    Arnold Vier

    Kapitalismus hat sich erledigt, weil 'Gewinnmaximierung' ein monetärer Krieg ist. Die Folge von Krieg ist immer verheerung, aus dem Erneuerung folgt. Je schneller desto besser.

  • FC
    Felix Coeln

    Mich irritiert die immer gleichbleibende Nomenklatur. Ist es nicht endlich an der Zeit, die Dinge anders zu bennenen?

     

    Vermögen steigt nicht - es bleibt immer gleich! Es ist lediglich so, daß Vermögen in den Händen Weniger kummuliert und der Großteil der Menschheit ganz ohne Vermögen dasteht.

     

    Es gibt die Geldmenge M1. Sie ist definiert als alle Bar- und Giralgelder, die im Umlauf sind. In Deutschland beläuft sich diese Menge auf [durchschnittliches Einkommen] x Einwohner x [1/2 Jahr]. In Zahlen: 1.500 € x 82 Mio x 6 = 738 Bio

     

    Es ist also an der Zeit dieses Vermögen wieder in den Kreislauf zu bringen, dann geht es auch nicht verloren, sondern durch die Dynamik des Umlaufs erhöht sich sogar der Nutzen für alle.

     

    Mir fehlt bei dieser Diskussion die Einbeziehung einer Idee, die sich Bedingungsloses Grundeinkommen nennt.

     

    Man kann natürlich auch weiterhin so tun, als gäbe es diese Idee nicht - oder, wie so viele es tun - davon ausgehen, daß mit einem BGE alles zusammenbräche, weil keiner mehr arbeiten ginge oder weil es dafür keine Mittel gäbe. Dann wird es eben irgendwann doch wieder zu einer Abwertung kommen zur Abwendung von In-flation (Auf-blähung). Welch ein Schachsinn.

     

    Aus Angst davor, man könne irgendwann sein "sauer verdientes" Geld verlieren, verlieren alle. Anstatt zu erkennen, daß die Menschheit als Ganzes enorme Fortschritte gemacht hat, die allen zu Gute kommen können. Wenn man nur bereit wäre, alle anderen ebenfalls am Wohlstand teilhaben zu lassen.

     

    Geld ist nicht beliebig ausgebbar, weil Konsum eben wie alles andere auch begrenzt ist (wenn man den ersten Ferrari hat, kann man sich zwar noch einen weiteren kaufen - FAHREN kann man aber eben doch immer NUR EINEN!).

     

    Sorgt man aber dafür, daß jene die wenig oder nichts haben auch eingebunden sind an den Geldfluß, dann stehen die Errungenschaften moderne Ökonomie allen zur Verfügung!

  • JR
    Jan Reyberg

    Man muss nachhaltig mit dem Kapialismus umgehen, sonst hält er nicht.

     

    Kapital ist nicht Geld. Geld kann man infaltionieren, Produktionsmittel nicht. Mit Inflation macht man den Glauben an das Geld kaputt. Geld ist ein effizientes Tauschmittel. Der Verlust effizienter Tauschmittel stört das Wirtschaftsgefüge.

     

    Das Problem jeder Blase ist die vorherige Vermögensinflation. Geldmenge wächst schneller als Kapital. Man kann das wunderbar an allen möglichen Krisen der letzten 400 Jahre nachvollziehen:

     

    http://www.amazon.de/Manias-Panics-Crashes-Financial-Investment/dp/0471467146/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1313213842&sr=8-1

     

    Aus orndungspolitischer Sicht sind ein Haufen Fehler erkannt worden, die innerhalb der großen Linien der Wirtschaftsordnung geändert werden könnnen.

    - Niedrigzinspolitik (Fed)

    - Staatliche Anreizprogramme für Schrottkredite (Fanny und Feddie, nicht haftenden Kreditmakler)

    - übertriebene Staatsschulden

    - übertriebene Privatschulden

    - fragwürdig hoch gehebelte Banken

    - Währungsunion um die Deutsche Einheit politisch zu erkaufe, obwohl es aus Sicht der Optimalen Währungsraumtheorie MINDESTENS fragwürdig ist, ob der Euroraum ein geeigneter Währungsraum ist

    etc.

     

    Das sind alles lösbare Probleme aber keine Systemfragen

  • R
    Ribemont

    Intersessant das solche inhaltlichen Artikel immer häufiger zu lesen sind.

     

    Der schweizer Artikel/Kommentar ist schon wie eine Bombe in der Community eingeschlagen

    http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/amerika/Der-rechte-Abschied-von-der-Politik/story/22710602

     

    Wo sich sogar Erzkonversative an ihrem Weltbild "Freier Markt" zweifeln Zitat:

     

    "offizielle Biograf von Margaret Thatcher. Vorletzte Woche schrieb Moore eine Kolumne, die sein ganzes Leben in Frage stellt. Ihr Titel lautet: «Ich fange an zu denken, dass die Linke vielleicht doch Recht hat»."

     

    Also ihr Bionadebiedermeier wo seit ihr?? Oder habt ihr es euch schon zu bequem gemacht? Auf auf wenn nicht jetzt wann dann!

  • R
    Renegade

    @Jonathan: Zentralbanken (und durch sie der Staat) kontrollieren sehr wohl die Geldmenge, durch Deckungsregelungen, Offenmarktgeschäfte, Staatskredite, Quantitative Easing, etc. pp. Hätten wir ein System mit mehr oder weniger gedecktem Geld, würde auch die Geldmenge nicht unbegrenzt wachsen können und wir hätten nicht sinnlose Geschäfte mit Geld, welches keinen Gegenwert hat, wie wir sie momentan im Finanzmarkt beobachten können.

     

    @Winfried Schneider: Ah ja..

     

    @Marx-Freunde: Die Kritik von Marx ist polemisch und unsachlich und teilweise schlicht und einfach falsch und war damals genau so unsinnig, wie sie heute ist. Der Sozialismus, wie ihn Marx haben wollte, kann schon theoretisch nicht funktionieren und dass es praktisch zu einer Katastrophe mit überwiegend negativen folgen kommt, hat sich auch gezeigt. Außerdem sind die theoretischen Grundlagen wie bspw. die Arbeitswertlehre einerseits nicht wirklich praktikabel und dazu auch noch nicht einmal richtig, wie es auch Karl Marx selbst eingesehen hat, soweit ich weiß.

  • DB
    Daniel Bertram

    Ich möchte mal auf die Auswirkungen des Kapitalismus auf den menschlichen Charakter aufmerksam machen. Wenn es das Ziel des K. ist Rendite zu erlangen, möglichst noch durch den Druck geliehenen Geldes, führt das idealtypisch gedacht zu individuellen Handlungsformen die Gift für eine Gesellschaft und Umwelt sind, oder? Die Menschen sind das, was sie tagtäglich machen! Ich weiß, die Menschen sind von Natur aus egoistisch, aber muss man das noch fördern? Muss Materialismus gefördert werden? Glück oder Zufriedenheit hat damit nichts zu tun. Es zerstört nur die Menschheit und die Umwelt gleich mit. :(

  • W
    Westberliner

    Die Demokratie, falls es diese jemals in Deutschland gab, ist schon seit langer Zeit durch die Plutokratie ersetzt worden.

  • V
    Volksverdummung

    .

    Bei der Betrachtung des Finanzsystem kommt es auf die PERSPEKTIVE an. Mir fehlt ein wenig der Focus auf die Bürger, die dem STAAT und den BANKEN noch die Stange halten, die brav ihre Abgaben entrichten und am Wochenende die Straße vor der Tür kehren. :-)

     

    1. Leider beschreibt die Autorin Ulrike Herrmann NUR das PHÄNOMEN.

    2. Die Ursachen für das "Auftreten" der diversen so genannten "Superblasen" werden ausgeblendet.

    3. Die Aussage im Text, "Es ist zu viel Vermögen da", ist grob IRREFÜHREND!

     

    zu 3. Das "Statistische Bundesamt" erfasst das "Vermögen" nicht, indem es die Silberlöffel, Aktien und Häuser einzeln nachzählt, sondern indem es Ihren Kapitalwert quantifiziert.

    Die Vermögensstatistik sagt nichts darüber aus, inwieweit die ZAHLEN auf einem Zuwachs von "Silberlöffeln" beruhen, oder ob Sie überwiegend den "Inflationspreis" für die Güter "Löffel" und "Silber" wiedergeben.

    .

    Preissteigerungen können aus bereits vorhandenen kalkulatorischen Erwartungen resultieren (Beispiel: ein höherer Rohölpreis wirkt sich unmittelbar entlang der gesamten Wertschöpfungskette aus!)..

    Superblasen sind das kumulierte Ergebnis von Zukunftserwartungen.

    .

    Entgegen der Ansicht der Autorin sind WEICHWÄHRUNGEN, wie der Dollar und jetzt auch der EURO, mehr als ungeeignet, um damit eine VERMÖGENSRESERVE zu erhalten. Das Problem liegt in der GELDSCHÖPFUNG dieses Tauschmittels.

    Geldschöpfung: Die ERZEUGUNG von "Geld" erfolgt über das Gewähren von Krediten, die die "KREDITBANKEN" derzeit quasi in unbegrenzter Höhe bei den ZENTRALBANKEN billigst bis umsonst refinanzieren können!

    Die gewährten "Kredite" fließen jedoch nicht mehr -wie früher- direkt in die REALWIRTSCHAFT, sondern werden überwiegend zur REFINANZIERUNG von SPEKULATIONSGESCHÄFTEN verwandt, sei es durch die selbst spekulierenden Banken, oder durch "Grenzgänger" wie Herrn Soros!

    .

    FEHLENDE GELDWERTSTABILITÄT!

    Der Wunsch nach "Rückkehr der D-Mark" reflektiert den Wunsch der Bevölkerung nach stabilen Preisen!

    Der Wunsch nach Preisstabilität ist angesichts sinkender REALLÖHNE nicht nur berechtigt, sondern auch eine Frage der EXISTENZSICHERUNG!

     

    Das VERSCHLEPPEN der Finanzkrise durch Inflationierung seitens der Zentralbanken (Ankauf von Staatsanleihen gegen CASH) sichert zwar das Weiterbestehen der "eierlegenden Wollmichsau" für Wenige, führt aber um so sicherer zum Kollaps der Solidargesellschaft!

  • K
    Kai

    Die Frage ob der Kapitalismus tot ist oder nicht, wurde schon an anderer Stelle gestellt. (Und um gleich die Frage zum Sozialismus zu beantworten: Nein, Sozialismus ist sicher keine Alternative zu einem System das den halben Erdball in Diktaturen hält, das von einer maximalen Rohstoffausbeutung zu egal welchem Preis ausgeht, Umweltzerstörung nicht in der Bilanz auftaucht, in dem Menschen an Hungersnöten sterben, wieder (wie vor 1000 Jahren) Kriege um Ressourcen geführt werden etc.)

     

    Helmut Schmidt wurde mal ein Satz unterstellt (ich weiss nicht ob er ihn wirklich gesagt hat), "Der Kapitalismus ist eine Bestie die gezähmt werden muss". Dieses ist in den letzten Jahren nicht gemacht worden, im Gegenteil, der Bestie wurden mehr und mehr Fesseln gelöst, besonders die in seinem Kopf und Herzen, der Börse und den Banken. Leerverkäufe gab es früher in diesem Ausmass nicht (erst recht keine nackten Leerverkäufe), die Warenterminbörsen waren eher unbekannt, Hedgefonds eher unbedeutend.

     

    Das ein kleiner Angestellter der Wertpapierabteilung eine Bank fast in den Ruin treibt (einige male geschehen) war vorher ehr undenkbar. Vorher brauchte es schon einen Vorstand dazu...

     

    Wenn ein Mensch an einem Tag eine Milliarde Dollar verdienen kann, indem er Papiere (oder in diesem Fall Währung) verkauft, die er garnicht besitzt und so einen Kurssturz auslöst, um dann die vorher verkauften Papiere günstig zurück zu kaufen, dann läuft etwas falsch. Hier wurden nie Riegel vorgeschoben, nie reguliert, riesige Vermögen gemacht um damit noch mehr Geld zu verdienen. Wir schauten alle auf die gloreichen Volkswirtschaften denen es besser ging, wo Imobilienpreise bis ins unendliche stiegen, Löhne hoch gingen, alle von den Brotkrumen dieser Entwicklung profitierten. Bis die ersten Blasen platzten...

     

    Nun ist es an uns diese Fesseln wieder anzulegen. Das wird langwierig und schmerzhaft, wird einige Kurskorrekturen an der Börse zur Folge haben, aber die Bestie wird überleben, immer!

     

    Die Antwort auf obige Frage lautete an anderer Stellt, ja, wir brauchen mehr Sozialdemokratie. Ich würde eher sagen, wir brauchen mehr Marktdemokratie, mehr Kontrolle und mehr Einfluss des Staates in die Wirtschaft, besonders in den Kopf und das Herz der Bestie, die Börsen und die Baken.

  • J
    Jonathan

    @Normalo:

     

     

    "Im Übrigen noch eine leise Frage: Als der Sozialismus sich als gescheitert - bzw. undurchführbar - herausstellte, war klar, wodurch er zu ersetzten war. Wenn nun aber der Kapitalismus angeblich auch "am Ende" sein soll, worin mündet bitteschön er?"

     

    Von Sozialismus als Alternative steht in diesem Text nichtmal etwas. Das macht ihn ja so ansprechend, er verbleibt auf der wissenschaftlichen Ebene der Analyse. Zu deiner Frage: Er mündet wohl erneut im Kapitalismus, vielleicht in einem Kapitalismus mit neuer Form (mehr Regulationen etc., vielleicht zurück zum Keynesianismus), aber der Inhalt wird sich nicht ändern. Ich sehe nämlich -leider- weit und breit keine Kommunistische Partei, die den Kapitalismus durch den Sozialismus ersetzen könnte.

     

    @Claudia:

    "Das Wesen des Kapitalismus wurde verkannt. Es besteht darin, Kapital in eine Unternehmung zu investieren, aus deren Gewinn dann eine Rendite für das eingesetzte Kapital entspringt. Kurzfristiges hin und her an den Börsen ist dabei für den Kapitalisten irrelevant. Die Mehrzahl der kapitalistischen Unternehmen sind nicht einmal börsennotierte Aktiengesellschaften."

     

    Die Autorin schreibt eigentlich ziemlich eindeutig, dass das Wesen des Kapitals seine Verwertung ist und trifft den Kapitalismus somit ziemlich gut. Kurzfristiges hin und her ist vielleicht für das Kapital insgesamt sinnlos, da dies nur Wert verschiebt, aber nicht erzeugt. Für den Bourgeois A, der durch den Tausch gegenüber Bourgeois B gewinnt, ist dies aber keineswegs sinnlos. Im Übrigen ist vielleicht nicht die Mehrheit der Unternehmen, aber gewiss die Mehrheit des Kapitals an der Börse.

     

    @Frank Beckenhauer:

     

    Wenn du hinter deiner antikommunistischen Phraserei demnächst etwas Inhalt reinpacken könntest, wäre ich Dir sehr dankbar.

  • V
    vic

    Natürlich.

    Kein Beitrag ohne Kommentare der Kommunismusfresser, auch wenn der Beitrag nichts mit KOmmunismus zu tun hat.

    Schade, dass die taz so verseucht ist.

     

    Zum Thema:

    Finanzmarktregulierung und Vermögenssteuer. JETZT.

  • A
    Abydos

    @ruediger rauls

     

    wenn sie sich den kommentar noch einmal durchlesen, also ich meine wirklich lesen, nicht nur ueberfliegen und auf reizwoerter hin scannen, dann wird hoffentlich sogar ihnen auffallen, dass genau das von ihnen beschriebene kernproblem sehr anschaulich dargestellt wird, denn sie schreiben, wohin die anleger denn mit all der liquiditaet hinsollen. und die kommentatorin hat genau dies als das problem dargestellt, es ist zuviel liquiditaet im markt, aber eben liquiditaet, die nicht von realen gegenwerten gespeist wurde, sondern von casinokapitalismus, also wo geld geld produziert. auch hier hilft ein blick in die statistiken von weltbank und bis, die alle dokumentieren, dass die schere zwischen realer, reale werte produzierender weltwirtschaft und der vagabundierenden, in kapitalstroemen versteckten virtuellen liquiditaet regelrecht explodiert ist. man kann dieses phaenomen sogar erstaunlich gut grafisch darstellen und zeitlich eingrenzen. die explosion von virtuellem geld beginnt mit dem machtantritt von reagan und thatcher und ihrer neoliberalen gesundbeterei, die aus der guten, alten kapitalistischen boerse, ein schnoedes casino gemacht hat. koennen sie uebrigens heute jeden tag auch im deutschen fernsehen und radio und den zeitungen sehen, hoeren und lesen, denn die boersenberichterstatter beten inzwischen regelrecht herunter, dass die marktteilnehmer "wetten" wuerden. fuer wetten aber gibt es wettbueros. die boerse ist dafuer nicht gedacht.

  • A
    Abydos

    fuer alle, die hier rummeckern, die autorin wuerde den kapitalismus falsch und den kommunismus relativierend darstellen, und ueberhaupt wuerde man die selbstheilungskraefte des marktes unterschaetzen und eigentlich sei das ja gar kein kapitalismus was wir hier haben und man wolle wohl den kommunismus oder was und wem es nicht passt, der koenne ja ins nordkoreanische paradies....also die ueblichen pawlowschen reflexe...

     

    jeder moege sich bitte die zahlen zu rate ziehen.

    die bank für internationalen zahlungsausgleich in basel rechnete schon 2008 vor:

    summe des so genannten otc-derivate-handels (otc=over the counter): rund 863 billionen us-dollar. summe der weltwirtschaft: rund 57 billionen us-dollar.

     

    noch jemand ohne fahrschein?

     

    ps: genau wegen einiger der hier stehenden kommentare ist dieser kommentar so immens wichtig, weil er endlich mit der neoliberalen dummschwaetzerei schluss macht. deshalb noch einmal DANKE!

  • J
    Jonathan

    @Renegade: Staat und Zentralbanken kontrollieren mitnichten die Geldmenge. In der Tat hat der freie Finanzmarkt schon immer versagt, da er Spekulationen fördert, die nix zum Wirtschaftswachstum, sondern lediglichzu einer Umverteilung beitragen.

     

    In der Tat sollte der Kapitalismus nicht abgeschafft, aber von Grund auf umgekrempelt werden.

     

    Höchst empfehlenswerte Lektüre: http://www.boerse-online.de/aktie/nachrichten/deutschland/:Interview-mit-Richard-Werner--Ein-untragbares-System/514469.html

  • C
    claudia

    Hier mal ein kleiner Faktencheck zu diesem "klugen" Text:

     

    Ein AA+ Rating bedeutet, dass Investoren ihr "Geld eventuell nicht wieder sehen"? Es wäre seriös gewesen, die entsprechende Ausfallwahrscheinlichkeit zu nennen.

     

    3,6% Inflation: Es wäre seriös gewesen zu schreiben, dass es sich um einen Monatswert handelt und der langjährige Durchschnitt deutlich darunter liegt. Den Langfristinvestoren interessiert keine Momentaufnahme. Den Kurzzeitparker noch viel weniger. Und der Japanische Investor, bei dem jahrelang Deflation herrschte kalkuliert auch nicht mit der US-Inflation.

     

    Es wäre auch seriös gewesen, zu erwähnen, dass sinkende Renditen mit sinkenden Inflationserwartungen einhergehen (Stichwort: drohender Rückfall in die Rezession).

     

    Das Wesen des Kapitalismus wurde verkannt. Es besteht darin, Kapital in eine Unternehmung zu investieren, aus deren Gewinn dann eine Rendite für das eingesetzte Kapital entspringt. Kurzfristiges hin und her an den Börsen ist dabei für den Kapitalisten irrelevant. Die Mehrzahl der kapitalistischen Unternehmen sind nicht einmal börsennotierte Aktiengesellschaften.

     

    Eine Wertsteigerung von 7,26 auf 15 in 16 Jahren wird als Vermögensinflationierung dargestellt. Seriös wäre zu erwähnen, dass dies einer jährlichen Wachstumsrate von 4,7% entspricht. Also in etwa dem langjährigen Durchschnitt von z.B. Renditen auf Staatsanleihen - eben nicht übermäßig viel aber ein wenig mehr als die Inflation.

     

    Wenigstens wurde richtig erkannt, dass Blasen Teil des Systems und nicht systembedrohend sind. Es gab sie schon vor hunderten von Jahren und wird sie auch in Zukunft geben.

  • WS
    Winfried Schneider

    P.S. Nanu, wo kommt denn DER BLÖDSINN plötzlich her? Ich sah zuerst und meinte natürlich „stoeps“!

  • FB
    Frank Beckenhauer

    Da freut sich der durchschnittliche Taz leser. der Kaptalismus ist gescheitert, dann versuchen wir es doch wieder mal mit dem Kommunismus, der war ja ziemlich erfolgreich. Mit über 70 Mio Toten und der Verwüstung des gesamten Ostblocks, und zwar in moralicher und wirtschaftlicher Hinsicht.

  • WS
    Winfried Schneider

    Schließe mich gern dem Erstkommentator an: Danke für den klugen, witzigen Text.

  • L
    Lenz

    Leben wir denn im Kapitalismus? Wenn Staaten ihre Schulden nicht bezahlen müssen, wenn Rettungspakete für Länder, Banken, Unternehmen gepackt werden, wenn die Staatsquote, also der Anteil des Staates an der Wirtschaft, bei 50 Prozent liegt, wenn Staatsbanken Staatsanleihen kaufen, dann klingt das für mich wie... Sozialismus.

    Und deshalb wird gerade so viel staatlich gedrucktes Papiergeld wertlos, während das außerhalb des Staates gehandelten Goldes an Vertrauen (=Wert) gewinnt.

  • C
    Chris

    "Noch seltsamer ist allerdings, dass die Investoren sogar bereit sind, Verluste hinzunehmen, damit sie ihr Geld in den USA parken können. Denn dort liegt die Inflation momentan bei 3,6 Prozent. Wer jetzt in zehnjährige US-Staatsanleihen investiert, macht also einen jährlichen Verlust von mehr als einem Prozent. So hatte man sich den Kapitalismus eigentlich nicht vorgestellt, dass die Kapitalisten freiwillig ihr Kapital vernichten."

     

    Kleiner Denkfehler: Auch wenn die Inflation dieses Jahr bei 3,6% liegt, heißt das nicht, dass sie in Zukunft auch so hoch sein muss. Vielleicht rechnen die Anleger ja damit, dass die Inflationsrate in Zukunft wieder unter 2,3% liegt, und dann würden sie Gewinne erzielen.

  • DR
    Dr. rer. Nat. Harald Wenk

    Der Grundansatz der selbstvwerkennenden Mittelschiht, die sich fälschlicherweis zur Elite zählt und dhaer de fürseiungünstigen Verhaltensweisen in der Wirtschaft und Politik mitmacht udnunterstützt ist extrem erhellend.

     

    Dadurch finfden aucg dort Entignsumprozesse von der Mitte nach oben statt, Ressentiments anch unten ergebend.

     

     

    Nietzsche machte schon darauf aufmerksam, das Fehler beeim Erkenne oder der Wahl seiner Feidne in de rFRegel "tödlich" sind. Also, liebe Mittelschicht: Oben ist der Feind, nicht unten!!

     

    Die US Inflation entwertet auch die hohen Bestände an US Anleihen von Staaten wie China und Russland sowie allen andern, die nur mit Devisen noch an Technik kommenn.

     

    Der Anstieg von 7 Billionen auf 15 Billionen seit 1992 hat wohl auch mit der nach un nach "Einverleibung" der Werte udn Vermögen aller Art der Ex-DDR zu tun.

     

     

    Tatsächlich geht also der technische Fortschritt fast auschliesslich in größeren Besitz der oligarischen Großreichen über.

     

    Da aber Massenkonsumm die Grundalge der Geldflüsse ist, muss es extrem Schwierigkeiten fast überall geben - bei tendenziell sinkender Profitrate, die der technische Forstschrit auch mit sich bringt.

     

    Wie jeder weiss, tut es da seit längerm auch.

     

    Marx und Nachfolger gelten immer noch.

  • RR
    Rüdiger Rauls

    Es gibt noch andere Erklärungen:

    1. Vielleicht versteht die werte Schreiberin den Kapitalismus nicht.

    2. Welche Anlagealternative haben die Investoren denn sonst? Der Anleihemarkt der US-Bonds ist der einzige Markt der Welt, der die Mengen an Liqidität aufnehmen kann, die nach Anlage suchen. Die meisten US-Anleihen werden von institutionellen Anlegern und Staaten gehalten. Und die haben schon im eigenen Interesse kein Interesse daran, US-Bonds in den Keller zu schicken, ohne zu wissen, was sie danach mit dem Geld machen sollen und evt. eine noch viel stärkere Krise auszulösen als nur die ökonomische. Denn bisher sind diese ökonomischen Krise nicht umgeschlagen in politische und waren meistens nach kurzer Zeit auch wieder ausgestanden.

    Zudem sind die USA nicht aufgrund ihrer wirtschaftlichen Leistungskraft sondern aufgrund ihrer militärischen Macht der sichere Hafen. Als die USA den Goldstandard kündigten und damit ihre Verpflichtung, jederzeit ihren Dollar gegen Gold zu tauschen, hatten sie sich bereichert an den Investoren, die dieser Zusage der USA vertraut hatten. Aber wer hätte die USA daran hindern können? Bei Monaco wäre das kein Problem gewesen. Die US-Flotte hätte Flagge gezeigt und die Monegassen hätten gewusst, woher der Wind weht. Das geht bei den USA nicht. Und deshalb flüchten die Anleger in unsicheren Zeiten in den Schoß der Mutter des Kapitalismus. Denn wenn das Geld in den USA nicht mehr sicher ist, wo soll es dann sonst noch sicher sein?

  • BK
    Bernd Kudanek

    @Jonathan

     

    JA, zum Glück gibt es bei der taz eine Ulrike Herrmann, deren Artikel und Kolumnen ich seit Jahren gerne lese, weil sie mit hohem Sachverstand geschrieben sind und nicht der political correctness hinterher hecheln. Ganz anders als Stefan Reinecke, der sich mit dem unsäglichen Machwerk "Nur Feinde und Verräter" wieder einmal mehr als ernstzunehmender Journalist selbst unmöglich gemacht hat.

  • T
    tageslicht

    Ich muss Jonathan beipflichten: Guter Artikel, würde ich so unterschreiben. Bringt mehr davon.

  • S
    Sunny

    Leider wird der summarische Vermögenszuwachs mit Staatsschulden und -Bürgschaften gegenfinanziert. Derzeit wachsen zwar die Schutzschirme, für mich sieht das aber nicht aus, als könnten illiquide Staaten wie Griechenland Luft aus der Blase ablassen. Der Schutzschirm sorgt nur dafür, dass die Liquiditätsunterschiede zwischen den Staaten ausgeglichen werden. Finanziert wir der Ausgleich durch Steuergelder bzw. zukünftige beizubringende Steuergelder. Mithin weitere Kredite, für die weitere Zinsen zu zahlen sind, weil die Staaten nicht per Steuern an die Vermögen rangehen, sondern über Kredite.

     

    Zinseszins, ein langsames aber sehr wirkungsvolles Schneeballsystem.

  • N
    Normalo

    Vielleicht bin ich ja zu doof, aber war da draußen, hinter den undurchsichtigen Grenzen der deutschen Volkswirtschaft nicht mal so etwas namens "Welt", wo man auch Vermögen haben und erwerben kann, ohne dass dadurch automatisch das deutsche BIP steigt?

     

    Ist möglicherweise dieser ganze Artikel nur deshalb scheinbar ansatzweise schlüssig, weil er voll auf gnadenloser Vereinfachung der Marktvorgänge und selektiver Verengung der Blickperspektive basiert?

     

    Man kann ja gegen die - Fachchargon gern hinter dem Wort "technisch" versteckte - realitätsferne Eigendynamik der Finanzmärkte zu Felde ziehen (ich persönlich wäre dabei), aber dieser Artikel tut das allenfalls mit stumpfen Waffen. So simpel sind die Märkte nicht. Und solange ihre Gegner mit so naiven Fehlvorstellungen herumdilettieren, die Zweifel daran aufkommen lassen, dass ihnen überhaupt klar ist, was Geld ist, wird dieser Kampf eine Farce bleiben. Nur zur Info: Dem Kapitalismus geht es hervorragend. Die verschiedenen Staatsapparate kommen nur gerade nicht so richtig mit dieser Tatsache zurecht.

     

    Im Übrigen noch eine leise Frage: Als der Sozialismus sich als gescheitert - bzw. undurchführbar - herausstellte, war klar, wodurch er zu ersetzten war. Wenn nun aber der Kapitalismus angeblich auch "am Ende" sein soll, worin mündet bitteschön er?

  • RD
    Richard Detzer

    Tut gut, wenn Leute noch bei Sinnen bleiben.

  • J
    Jonathan

    Ich muss zugeben, dass sich meine Vorurteile gegenüber der taz seit gestern derartig gesteigert haben (ich erinnere an "Nur Feinde und Verräter", wofür sich nichtmal die Anschaffung eines Feuerzeugs gelohnt hätte), dass mein erster Gedanke zu diesem Artikel war: "Ich hasse es, wenn bürgerliche Autoren auf marxistische Begriffe für ihre Artikel zurückgreifen".

    Zu meiner eigenen Verblüffung musste ich beim Lesen aber feststellen, dass ich diesen Artikel so unterschreiben könnte.

    Ökonomische Analyse des Kapitalismus, vermischt mit einem leicht sarkastischen Unterton - herzallerliebst, einer der wenigen Artikel, für die es sich lohnt zu spenden!

  • T
    tom

    Wer genau verstehen will, wieso dieses Schweinesystem zusammenbruch, hier ein Text von 2009, der das alles erklärt:

     

    http://www.streifzuege.org/2009/kapitalismus-am-abgrund

  • A
    Abydos

    danke! ich hoffe, ihre dummschwaetzenden bzw. nachplappernden kollegen in den anderen redaktionen der republik lesen und lernen.

    ich hoffte, an irgendeiner stelle den namen marx lesen zu koennen, denn von ihm stammt ja eigentlich diese nach wie vor so simple wie zutreffende kurzdefinition des krisenzyklus im kapitalismus.

    aber ich begnuege mich mit der zufriedenheit, dass ich diesen wohltuenden kommentar bei euch lesen durfte.

    mfg abydos

  • S
    stoeps

    Danke für diesen klugen Text.

  • R
    Renegade

    Bla bla bla, man muss ja hier nichtmal weiter als die Überschrift lesen.

     

    Der Kapitalismus hat überhaupt kein systematisches Problem, das Problem liegt bei inkompetenten Wirtschaftswissenschaftlern und opportunistischen und noch inkompetenteren Politikern und einer Bevölkerung, die immer noch fest daran glaubt, dass man ohne Einschnitte und Verluste eine jahrzehntelange wirtschaftspolitische Fehlleitung mal eben so wieder gut machen kann.

     

    Von Kapitalismus in Anbetracht der Finanzmärkte und Zinsangelegenheiten zu sprechen zeugt davon, nichts von Kapitalismus verstanden zu haben. Denn da Zentralbanken Geld und Zinsen kontrollieren, wo ist denn da der freie Markt, das freie Preissystem, Frau Herrmann? Gibt es nicht. Und weil Zentralbanken und Politik so gerne mit unserem Geld rumpfuschen, gibt es Blasen, Krisen und so absurde Geschehnisse, wie man sie jetzt beobachten kann. Der Markt versucht zwar, das wieder ins Reine zu bringen, darf er aber nicht, denn das würde ja zu einer Reallokation von Kapital und Arbeitskräften führen, und das ist politisch ja eher immer ungünstig.

     

    Die einzige Systemfrage, die sich hier stellt, ist die, wieviel Einfluss der Staat nach einer jahrhundertelangen Misserfolgsgeschichte weiterhin auf die Wirtschaft haben sollte. Früher waren ja wenigsten noch wirkliche Wirtschaftswissenschaftler am Werk, aber heutzutage sind diese ja auch durch staatliches Bildungsmonopol weitgehend auf die staatliche Linie getrimmt, sodass man von ihnen auch nichts sinnvolles mehr erwarten kann. Und Leuten, die nichteinmal das Preissystem als Grundlage des Marktes verstehen, so viel Einfluss zu geben wie ihn unsere Politiker haben, kann ja nur in einer Katastrophe enden.