Flüchtlinge in Griechenland und Bulgarien: Kampf gegen die Zustände im Lager
Auf Lesbos legten Flüchtlinge Feuer, nachdem zwei Menschen bei einer Explosion ums Leben kamen. In Bulgarien begehrten sie gegen eine Ausgangssperre auf.
Bulgariens Ministerpräsident Boiko Borissow sprach nach einem Besuch in dem Lager in der Nacht zu Freitag von 24 verletzten Polizisten und zwei verletzten Migranten. Von den rund 300 Festgenommenen würden sechs als „Bedrohung für die nationale Sicherheit“ eingestuft, sagte der Regierungschef dem Rundfunksender BNR. Die Polizei habe die Lage in der Nacht unter Kontrolle gebracht.
Die gewaltsamen Proteste von rund 1.500 Flüchtlingen, die meisten von ihnen Afghanen, hatten am Donnerstagnachmittag begonnen. Grund war nach Behördenangaben ein kürzlich verhängtes Verbot zum Verlassen des Lagergeländes gewesen. Nach kurzer Ruhepause gingen die Zusammenstöße in der Nacht weiter.
Die Protestierenden zündeten nach Polizeiangaben Reifen an und bewarfen die rund 250 Polizeibeamten mit Steinen. Die Polizei setzte am Abend zwei Wasserwerfer ein, um die Flüchtlinge am Verlassen des Lagers zu hindern.
Reaktion auf Gasexplosion
Bereits im Oktober hatte es in dem bulgarischen Lager, in dem rund 3.000 Migranten untergebracht sind, Proteste mehrerer hundert afghanischer Flüchtlinge gegeben. Sie forderten, ihren Weg nach Westeuropa fortsetzen zu dürfen. Rund 13.000 Flüchtlinge, die meisten aus Afghanistan, sitzen derzeit in dem ärmsten EU-Mitgliedsland fest.
Im griechischen Lager Moria auf der Insel Lesbos richtete derweil ein von Bewohnern gelegte Feuer erhebliche Schäden an, wie die Polizei in der Nacht zu Freitag mitteilte. Bei Zusammenstößen mit der Polizei wurden sechs Migranten leicht verletzt, wie es weiter hieß.
Zuvor waren eine 66 Jahre alte Frau und ein sechsjähriges Kind ums Leben gekommen, als beim Kochen in einem Zelt eine Gasflasche explodierte. Die Mutter des getöteten Kindes und zwei weitere Kinder seien mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht worden, teilte die Polizei mit. Offenbar habe der Unfall die Flüchtlinge aufgebracht, die dann Feuer legten. In der Nacht zu Freitag habe sich die Lage wieder beruhigt.
In Moria und anderen Zentren auf den griechischen Inseln in der Ägäis gab es schon wiederholt Proteste. Im September waren Teile des Lagers Moria nach einem Brand für mehrere Tage unbewohnbar. Dort sind mehr als 5.000 Migranten untergebracht, ausgelegt ist das Lager aber nur für rund 3.500 Menschen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Spiegel-Kolumnist über Zukunft
„Langfristig ist doch alles super“
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Krieg in der Ukraine
„Weihnachtsgrüße“ aus Moskau