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Extra3 persifliert AfD-WahlspotAlles nur gespielt

Die AfD hatte Schauspieler für ihren Wahlspot gekauft. Die Satiresendung Extra3 engagiert dieselben Darsteller und produziert mit ihnen ein Remake.

Freiwillig hätten sie das reaktionäre Gefasel nicht mitgemacht. Für ihren Part musste die AfD die Schauspieler ordentlich bezahlen Screenshot: www.youtube.com/watch?v=7ZqgzW4EZF4#t=66

Politiker im Wahlkampf machen die kuriosesten Sachen. Die Republikaner plakatierten bunte Ärsche an Laternenpfählen, die CDU warb in Ahus mit einer Kuh die Verbrechen verhindert und die CSU nutzte den Slogan: „Chabos wissen wer der Babo ist“.

Weniger willkürlich, dafür aber genauso irre ist der Spot der AfD für die Bundestagswahl 2013. Doch nicht die abgedroschenen Stammtisparolen sind das Problem. Das Video zeigt angeblich Bürger, die sich über Missstände in Deutschland aufregen. Die waren aber gar keine Wähler, ja nicht mal Sympathisanten der AfD, sondern bezahlte Schauspieler einer Agentur.

Die Satiresendung Extra3 hat sie jetzt noch einmal gebucht und einen neuen Spot mit ihnen aufgenommen. Darin liest man: „Wir haben leider niemanden gefunden, der freiwillig so einen Stuss in die Kamera labert. Darum mussten wir Schauspieler engagieren.“ Vor denselben Kulissen wie damals klären diese nun die hohlen Parolen aus dem Original-Video auf.

So heißt es: „Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum Ihnen ein falscher Arzt mit Migrationshintergrund den Unterschied zwischen guten und schlechten Ausländern erklärt?“ Vielleicht, weil die AfD nicht offen gegen Ausländer hetzt, „das lassen wir lieber von einem Ausländer machen“.

Zwei ältere Menschen enthüllen „warum Menschen sich für so ein Schmierentheater wie diesen Wahlwerbespot hergeben“ - „Wir sind Schauspieler.“ Für ihren erneuten Einsatz im Satire-Video bekamen die Darsteller 300 Euro (Entschuldigung, 600 D-Mark), verrät Extra3.

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Und die junge Frau, die im Original noch die Zockerei der Banken kritisierte, fragt nun „warum eine moderne Frau vor einem modernen Bürogebäude die rückständigen Ansichten der AfD teilen sollte.“ Die AfD sei natürlich bemüht, liberal und modern rüberzukommen, dafür ist ihr auch kein „Taschenspielertrick zu billig“, löst der Satire-Spot auf.

Doch trotz ambitionierten Werbespots, der nun rückblickend noch schlechter rüberkommt, war die AfD bei der Bundestagswahl 2013 an der 5-Prozent-Hürde gescheitert. Vielleicht sollte sie das nächste Mal lieber direkt Wähler statt Schauspieler kaufen.

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38 Kommentare

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  • Ganz, ganz früher haben Schauspieler auch noch aus Überzeugung für Parteien Wahlwerbung gemacht. Ich entsinne mich an SPD-Werbung mit Inge Meysel oder Dieter Hildebrandt.

    Aber die sind wie die meisten SPD-Wähler weggestorben.

    Wen haben die denn heute noch, der sich öffentlich zu einer von den Parteien bekennen möchte?

    Ich glaube, die CDU hat noch diesen Huber, der früher mal in "Der Alte" mitspielte. Den nimmt sie aber wohl wegen der Hautfarbe nicht für die Werbespots.

     

    Und wen soll die AfD nehmen als Promi? Bushido ist ja ganz begeistert von denen.

    Dann wählt die aber kein Heino-Hörer mehr.

  • Is doch üblich oder glaubt ihr dass das in den anderen Werbespots anders is??

     

    FDP hat mal in einem Werbespot die gleiche Famlie verwendet wie im NPD Werbespot.

  • Ich finde es nicht anständig von den Schauspielern. Wenn ich für einen Auftraggeber arbeite, dann fühle ich auch Loyalität. Schade. Andererseits arbeiten so doch alle Parteien und nicht nur die AfD - oder täusche ich mich? Die Weichspüler-Spots der CDU sind doch nicht etwa unter kostebloser Mitwirkung von JU-,CDU- und Senioren-Union-Mitgliedern entstanden....

    • @Mineralwasser:

      Lesen Sie mal, was manche Schauspieler nach dem Drehschluß über den Regisseur sagen.

       

      Die haben ja keine Festanstellung bei der AfD, sondern nur einen kurzfristige Auftragsarbeit zu erledigen. Als Handwerker können Sie auch über ihren Auftraggeber sagen, was Sie wollen. Unter Umständen nimmt der dann zukünftig dann eben jemand anderen, aber das ist in keinster Weise unfair, wenn sich ein Selbstständiger über seine Kunden äußert.

    • @Mineralwasser:

      Wenn Ihr Arbeitgeber ein Arschloch ist, dann müssen Sie das doch auch sagen dürfen!

  • Anständig ist das nicht, einen Job anzunehmen und dann gegen den Auftraggeber zu stänkern.

    • @DerKommentator:

      Stimmt. Wäre mal interessant zu wissen, was extra3 den Schauspielern gezahlt hat. Und vielleicht noch ganz am Rande, was diese Leute wirklich denken, also für ganz ohne Geld.

  • Die eigentliche Botschaft daraus ist gar nicht die Vorführung der AfD, sondern die offenbarende Absurdität des Doppelspiels der Schauspieler. Ekelhaft !

    • @lions:

      So ist es. Huren der Propaganda. Widerlich. Aber kein Wunder in einer Gesellschaft, die ALLES vermarktet.

      • @Dudel Karl:

        da ist die AfD natürlich voll dagegen.

    • @lions:

      Danke Anamolie.

      Die meisten Foristen hier scheinen das gut zu finden, nur weil es die AfD trifft.

    • @lions:

      Exakt. Käuflichkeit als oberstes Prinzip. Hilft bestimmt gegen die AfD und andere Populisten.

      Haben sich die von Extra3 gedacht.

  • Eine der großartigsten Satire-Ideen des Jahres

  • Haha, wahrscheinlich bezahlt die AFD auch ihre Wähler. Es wird doch sicher niemand ohne Bezahlung für solchen reaktionären Unfug stimmen...

    • @Dhimitry:

      Leider doch, das ist ja das schlimme.

    • @Dhimitry:

      Es soll Leute geben, die das Wahlprogramm der AfD lesen und dann für sie stimmen...

      • @Tupaq:

        Ja, solche soll es geben. Gibt ja auch Leute, die glauben, bei Kaffeefahrten würde man sie nicht zu bescheißen versuchen.

      • @Tupaq:

        Sie meine die drei Seiten Stichpunkte? Für ein echtes Programm hat es ja noch nicht gereicht...

  • Klarer Fall von #FAIL.

     

    Warum sollte es besser sein, wenn der NDR Stimmen kauft? Weil die Aussagen uns besser gefallen? Beide produzieren Weltanschauungen und präsentieren sie dem Zuschauer/Wähler. Die Partei und der öffentlich rechtliche Rundfunk.

  • Wenn diese Schauspieler ihre Gesichter und Stimmen für den AfD-Spot verkauft haben, warum sollen sie nicht ihre Gesichter und Stimmen für den Spot von Extra3 verkaufen?

     

    Will sagen: warum soll man ihnen jetzt auf einmal glauben, dass sie hinter dem stehen, was sie sagen?

    • @Huck :

      Glauben sollte man denen bessergar nichts, denn es sind halt Schauspieler.

      • @JensF:

        Einfach pragmatisch sehen - die machen für Geld ihren Job, wie jeder andere Arbeitnehmer auch.

  • Nun ja - vielleicht nicht gerade glücklich gewählt, Schauspieler für Parteienwerbung einzusetzen.

     

    Vielleicht lag es aber auch daran, dass es in der AfD nicht so viele Politiker wie in den etablierten Parteien gibt, die von Haus aus schon perfekte Schauspieler sind?

  • Trotzdem witzig.

     

    Das nächste Mal werden sich doch aber Lügner aus den eigenen Reihen finden, die einem das AfD-Blaue vom Himmel versprechen? Nur bei denen ist ja meist das Problem: Wenn man ihre Biografie lange genug zurückverfolgt, verfärbt sich das Matrosenblaue ins Kotbraune.

  • 1G
    13180 (Profil gelöscht)

    Das einzig wirklich peinliche an der Aktion ist die Tatsache, dass die Schauspieler für 600 Euro den AfD-Clown spielen und im Nachhinein aufdecken, dass sie das ja alles nicht ernst meinen, weil sie eben Schauspieler sind. Man entscheidet sich als Mensch mit Gewissen für einen Schauspieljob. Wenn man diese Partei so abstoßend findet, dann sollte man nicht für 600 Euro sein Gesicht an sie verkaufen.

    • @13180 (Profil gelöscht):

      Das wirklich peinliche ist, dass es Schauspieler so schwer haben, wegen schlechter Bezahlung, schlechten Arbeitsbedingungen etc. dass sie wirklich jeden Scheißjob annehmen müssen um klar zu kommen. Sogar so einen Scheiß. Aber an dem Spot konnten sie wenigsten mal doppelt verdienen. Liebe Parteien, macht das doch alle so.

  • Extra3 ist ja eine Sendung des NDR, merke ich gerade. Interessant, wofür man das aus Gebührenzahlungen stammende Geld bei einem öffentlich-rechtlichen Sender so ausgibt.

  • "Freiwillig hätten sie das reaktionäre Gefasel nicht mitgemacht"

     

    Seltsame Formulierung, die AfD wird die Schauspieler ja wohl mit vorgehaltener Waffe zur Teilnahme an dem Spot gezwungen haben.

  • Wenn die schon dafür bezahlen, dass man für die Politik macht, kann es vielleicht sein, dass auch deren Wähler Geld bekommen, schließlich gibt es bei AfD einen eigenen Gold-Shop.

     

    http://www.stern.de/politik/deutschland/kundendaten-gestohlen-afd-goldshop-gehackt-2146820.html

  • Die AfD hatte Schauspieler für ihren Wahlspot gekauft.

     

    Können die Politiker der AfD etwa nicht selber erklären, warum man die wählen sollte? Wahrscheinlich gibt es gar keinen objektiven Grund dafür.

  • Schauspieler werden überall eingesetzt, auch bei den anderen Parteien, sogar in der Werbung. Oder glaubt jemand im ernst daß das "richtige" Leute sind ? Insofern: Klasse AfD-Werbung in der TAZ. Vermutlich würden sich viele den Werbespot sonst nicht anschauen.

  • Für 300€ der AfD Gesicht und Stimme leihen? Dann doch lieber bei GZSZ den Hundekot mimen o.ä.

    • @friedjoch:

      Besser kann ich es auch nicht sagen, danke das Sie es getan haben.

      • @pablo:

        danke auch :)

      • 9G
        970 (Profil gelöscht)
        @pablo:

        Das waren keine Schauspieler, das waren Schauspielhuren. Dazu wurden sie in dem Moment, in dem ihre Würde ihnen so egal war, dass sie sogar für die AfD gespielt haben.

         

        Ekelhaft, dass das jetzt durch Satire wieder "gutgemacht" werden soll...

  • Die mainstream Parteien setzen jetzt das öffentlich-rechtliche Fernsehen ein, um ihre Macht zu erhalten und nicht genehme Parteien zu diffamieren.

    • @Franz Vege:

      Nazis müssen leider draußen bleiben. Gut so!