Ende des Weltwirtschaftsforums: Davos for Future
Beim Weltwirtschaftsforum in Davos dominierte das Klima-Thema. Soziale Gerechtigkeit wurde kaum debattiert. Dabei gehört beides zusammen.
D as Weltwirtschaftsforum hätte dieses Jahr auch „Klimaforum“ heißen können. In den vier Tagen des Kongresses von Davos stand das Thema ganz oben auf der Aufmerksamkeitsskala. Geschuldet war das der Wucht der Fridays-for-Future-Bewegung 2019, dem persönlichen Davos-Auftritt ihrer Protagonistin Greta Thunberg und dem gut zu dramatisierenden Gegensatz zu Donald Trump, dem ebenfalls anwesenden Präsidenten der Fossilen Staaten von Amerika. Kehrseite des Ganzen: Die wichtige Debatte über soziale Ungerechtigkeit, die beim Weltwirtschaftsforum (WEF) vor Jahren noch breiten Raum einnahm, kam diesmal zu kurz.
Noch beim WEF 2017 wurde viel über die sozialen Ursachen des Brexits und der Wahl Trumps diskutiert. Von 2018 bis 2020 schoben sich dann die Sorgen um das Nicht-mehr-Funktionieren der internationalen Ordnung und den Klimawandel in den Vordergrund. Ablesen lässt sich das auch an den Reden, die Kanzlerin Angela Merkel in diesen Jahren in Davos hielt: Immer ging es um Multilateralismus, dieses Jahr war das Klima Hauptthema.
Nun führt jede Schwerpunktsetzung dazu, dass andere Themen zu kurz kommen. Und das Klima-Problem war in Davos einfach dran, weil es in den globalen gesellschaftlichen Debatten eine große Rolle spielt. Allerdings darf die Debatte über die teils wachsenden Unterschiede zwischen Arm und Reich nicht beiseitegeschoben werden. Die Enttäuschung über die ungerechte Globalisierung ist in manchen Ländern schließlich nicht nur eine Ursache des Rechtspopulismus. Sie erschwert auch die Zusammenarbeit zwischen Europa einerseits und den Regierungen der USA und Großbritanniens andererseits. Das wiederum macht es komplizierter, international etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen.
Daraus ableiten lässt sich ein Auftrag an die nächsten Weltwirtschaftsforen: Der Zusammenhang von Ökologie und sozialen Fragen muss auf die Agenda. Auch weil die Klimapolitik zur Verteuerung mancher Produkte und Lebensweisen führt – was sich nicht alle leisten können.
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