Elektroauto-Boom in Norwegen: Mit bis zu 70.000 Euro subventioniert
Das schafft kein anderes Land: Zum zweiten Mal in Folge steht in Norwegen ein Elektroauto an der Spitze der Pkw-Neuzulassungen. Wie machen die das?
STOCKHOLM taz | Die Premiere war im September. Da war Norwegen das weltweit erste Land, in dem ein Elektroauto auf Platz eins der monatlichen Pkw-Neuzulassungen landete. Und das war keine Eintagsfliege. Am Freitag meldete die Statistikbehörde OFV für den Monat Oktober wiederum ein Elektromodell an der Spitze: den Nissan Leaf mit einem Marktanteil von 5,6 Prozent. Im September hatte das Luxusmodell Tesla S 5,1 Prozent der Neuzulassungen ausgemacht.
Zwischen 6 und 9 Prozent bewegte sich in den letzten Monaten der Anteil aller Pkw-Modelle mit Elektroantrieb an den Neuzulassungen. Der Markt hat sich in einem Jahr verdoppelt. Fast 14.000 Elektroautos fahren jetzt in Norwegen, prozentual so viel wie in keinem anderen europäischen Land. Bis 2016 sollen es 50.000 sein. Sie würden dann für rund 2 Prozent des norwegischen Autobestands stehen.
„Noch kein Grund, schon den Champagner aufzumachen“, meint Snorre Sletvold, Vorsitzender der norwegischen Elektroautovereinigung Elbilforening, „aber immerhin".
Es gibt keine einheimischen Autobauer, die bremsen
Hinter dem Neuzulassungsboom steckt eine massive staatliche Förderung. Oslo muss auf einheimische Autoproduzenten keine Rücksicht nehmen, denn die gibt es nicht. So kann die Regierung das Förderprogramm relativ ungestört als Puzzleteil nutzen, die nationalen Klimaziele zu erreichen. Beim Kauf eines Elektroautos verzichtet der Staat auf die 25-prozentige Mehrwertsteuer, auf Zulassungsgebühren, Import- und Zollabgaben – und gewährt bei der Einkommensteuer eine höhere Kilometerpauschale. Und mindestens bis 2017 gilt freie Fahrt an allen Mautstationen.
In der Hauptstadt und anderen größeren Orten dürfen in der Innenstadt die Busspuren benutzt werden; freies Parken auf öffentlichen Parkplätzen ist garantiert. Außerdem haben mehr als 1.500 Ladestationen Staatszuschüsse erhalten. In zwei Jahren soll das Netz dieser Stromtankstellen auf den Fernverkehrsstraßen so engmaschig sein, dass es niemals mehr als 50 Kilometer bis zur nächsten sind.
Der Strommix spricht für den E-Antrieb
Und „grün“ dürfen sich Elektroautos in Norwegen angesichts der dortigen Quellen der Stromproduktion tatsächlich nennen: Sie beruht zu fast 100 Prozent auf Wasserkraft. In der offiziellen CO2-Statistik werden Tesla, Nissan Leaf & Co deshalb mit einem Ausstoß von null Gramm pro Kilometer geführt. Das hat dazu beigetragen, dass der durchschnittliche CO2-Ausstoß bei neu zugelassenen Pkw auf 118 Gramm pro Kilometer sank.
Berechnungen, wonach die Staatskasse den Käufer eines Luxus-Elektroautos wie des Tesla S mit umgerechnet 60.000 bis 70.000 Euro subventioniert, haben nun zu einer Debatte geführt, ob die staatliche Förderung nicht übertrieben sei. Das brauche man nicht zu diskutieren, solange der Elektroautoanteil insgesamt so verschwindend klein ist, meint Sletvold. Im Moment liege der Anteil von Autos, deren Kennzeichen mit der Buchstabenkombination „EL“ beginnt, immer noch bei gerade einmal 0,6 Prozent.
REINHARD WOLFF
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