Ebola-Erkrankter in den USA: Bestimmt nur ein Schnupfen
Der erkrankte Mann war schon vor einer Woche im Krankenhaus – und wurde heimgeschickt. Dass er aus dem Ebola-Gebiet kommt, wurde nicht richtig kommuniziert.
ATLANTA/DALLAS ap/dpa | Trotz Hinweisen auf eine mögliche Infektion ist der Ebola-Patient in den USA von einem Krankenhaus in Dallas letzte Woche erst einmal mit Antibiotika wieder nach Hause geschickt worden. Der kranke Mann habe am 25. September einer Pflegekraft erzählt, dass er aus der liberianischen Hauptstadt Monrovia gekommen sei, sagte Mark Lester, der für die Muttergesellschaft des Texas Health Presbyterian Hospitals arbeitet. „Bedauerlicherweise wurde diese Information nicht vollkommen kommuniziert.“
Stattdessen sei bei dem Mann eine weniger ernste Infektion diagnostiziert worden und er sei nach Hause geschickt worden, sagte Lester. Die Schwester des Patienten, Mai Wureh, sagte, ihrem Bruder seien Antibiotika verschrieben worden. Am 28. September kehrte der Infizierte dann in einem Rettungswagens in das Texas Health Presbyterian Hospital zurück. Am 30. September ergaben Tests, dass er an Ebola erkrankt ist. Zum ersten Mal wurde damit in den USA bei einem Patienten eine solche Diagnose gestellt. Sein Zustand soll ernst, aber stabil sein.
Die Sprecherin des Krankenhauses, Candace White, sagte, das Hospital überprüfe nun, wie mit der Situation umgegangen worden wäre, wenn das gesamte Personal von den Umständen erfahren hätte. Der Epidemiologe des Krankenhauses, Edward Goodman, sagte, der Patient habe bei seinem ersten Besuch im Krankenhaus Fieber und Bauchschmerzen gehabt, er habe aber weder Durchfall gehabt noch sich erbrechen müssen – Symptome für Ebola.
Die texanische Schulbehörde teilte am Mittwoch mit, fünf Kinder aus vier verschiedenen Schulen seien mit dem Infizierten vor dessen Einweisung auf eine Isolierstation in Kontakt gekommen. Die Kinder seien unter Beobachtung gestellt worden, zeigten bislang aber keine Symptome.
Der Mann kam aus der liberianischen Hauptstadt Monrovia nach Dallas, wo er zu einem Familienbesuch erwartet wurde. Er hatte Monrovia bereits am 19. September verlassen. Ebola-Symptome bemerkte er erst am 24. September, also fünf Tage nach dem Abflug.
Keine Ansteckungsgefahr im Flugzeug
Im Flugzeug ist von dem Patienten nach Einschätzung des Hamburger Virusexperten Jonas Schmidt-Chanasit noch keine Ansteckungsgefahr ausgegangen. „Der Mann war nicht erkrankt, als er im Flieger war. Da ist das Risiko null“, sagte der Leiter der Virusdiagnostik des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin. Mitreisende könnten sich nur bei erkrankten Personen infizieren, die Fieber haben oder andere Beschwerden zeigten.
Durch den internationalen Flugverkehr sei es möglich, dass mal so ein Fall nach Deutschland importiert wird. „Es wird aber niemals bei uns zu so einem Ausbruch kommen wie in Westafrika. Unser Gesundheitssystem und unsere kulturellen Voraussetzungen sind ganz andere.“
Mindestens 1.500 Dosen eines experimentellen Ebola-Impfstoffes sollen Anfang 2015 für medizinisches Personal und andere Helfer in Westafrika eingesetzt werden. Kanada spendete der Weltgesundheitsorganisation die Substanz, die erstmals in den nächsten Tagen in den USA an gesunden Probanden getestet werden soll. Tests mit einem zweiten erfolgversprechenden Impfstoff laufen bereits seit September in den USA und Großbritannien.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Spiegel-Kolumnist über Zukunft
„Langfristig ist doch alles super“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Krieg in der Ukraine
„Weihnachtsgrüße“ aus Moskau