Die Wahrheit: Thilo Sarrazin frei!

Bestsellerautor entführt ++++++ Befreiung durch GSG 9 +++++ Kanzlerin erleichtert +++++++ Sein Verlag plant jetzt Buch zur Entführung +++++

Bei der Befreiung des entführten Thilo Sarrazin durch die GSG 9 war sicher ein Heckenschütze beteiligt. Bild: AP

Thilo Sarrazin ist wieder frei. Der Bestsellerautor wurde in der Nacht zu Freitag von einem Einsatzkommando der Antiterroreinheit GSG9 aus den Händen von Entführern befreit.

Eine internationale Terrorgruppe hatte den Provokateur vom Dienst am vergangenen Montag entführt. Sarrazin gehe es den Umständen entsprechend gut, teilte sein Verlag mit. Die Kanzlerin und weite politische Kreise der Hauptstadt zeigten sich erleichtert. Selbst die SPD verurteilte das Verbrechen und gratulierte ihrem umstrittensten Mitglied zum glücklichen Ausgang der Entführung.

Beobachter hatten sich zuvor bereits gewundert, dass nach all den Schlagzeilen, Titelblättern und Talkshow-Auftritten plötzlich nichts mehr von Sarrazin zu hören und zu sehen war.

Inzwischen weiß man, dass die Bundesregierung von Montagabend an eine Nachrichtensperre verhängt hatte. Offenbar war Sarrazin am selben Tag in seinem Berliner Haus von einem vierköpfigen Liechtensteiner Terrorkommando gekidnappt worden, das sich „Movimento Vaduz“ (MV) nannte – eine selbst Experten bislang völlig unbekannte Gruppierung.

Aus diesem Grund wurde auch das erste Bekennerschreiben, das Dienstag im Bundeskanzleramt einging, nicht ernst genommen, forderten die Topterroristen doch „die Freilassung sämtlicher politischer Gefangenen in Liechtenstein“. Erst als man in einem zweiten Brief den Schnurrbart Sarrazins erhalten habe, sei man sich des Ernstes der Lage bewusst geworden, heißt es.

Wie die Süddeutsche Zeitung unter Berufung auf regierungsnahe Quellen berichtet, habe man allerdings im Kanzleramt einen Moment gezögert, ob man das Problem Sarrazin nicht auf diesem Wege elegant loswerden könne, doch nach zwei Stunden habe Kanzleramtsminister Roland Pofalla die Kanzlerin überzeugen können, auf die Forderungen des „Movimento Vaduz“ einzugehen.

Angesichts des katastrophalen Meinungstiefs, in dem Angela Merkel derzeit stecke, würde sie sehr davon profitieren, wenn sie sich für den Liebling der Massen publikumswirksam einsetze, lautete die Analyse des Chefdenkers Pofalla.

Daraufhin habe man Verhandlungen mit dem Fürstentum Liechtenstein und den Terroristen aufgenommen und zugleich grünes Licht für einen Einsatz der Grenzschutzgruppe 9 gegeben. Mit modernsten kriminaltechnischen Mitteln hätten die Spezialisten der Bundespolizei schließlich das Versteck Sarrazins in Brandenburg aufgespürt und umzingelt. Das Entführungsopfer sei in einem „Keller mit Aussicht“ festgehalten worden, wie Sarrazins Verlag unmittelbar nach Ende der Geiselnahme mitteilte – das werde übrigens der Titel seines nächsten Buchs.

Entrüstet wies der Verlag Verdächtigungen zurück, dass die Entführung nur Werbezwecken gedient habe. Wie Spiegel Online zuvor berichtet hatte, seien beim Bundeskriminalamt erhebliche Zweifel aufgetreten über die Aktivitäten der Liechtensteiner Terrorgruppe, die tatsächlich zum allerersten Mal in Erscheinung getreten ist.

„Was haben ausgerechnet Liechtensteiner mit Sarrazin zu tun? Da würde man ja eher vermuten, dass eine griechisch-türkisch-arabische Gruppierung hinter ihm her sei“, wird ein hoher Beamter im BKA zitiert. Dass die vier Liechtensteiner Terroristen der hochgerüsteten Spezialtruppe GSG 9 entkommen konnten und momentan noch flüchtig seien, verstärke nur die „unguten Gefühle“ bei den Behördenvertretern.

Der Verlag verweist hingegen darauf, dass Thilo Sarrazin in seinem Brandenburger Gefängnis auf unmenschliche Art und Weise gequält worden sei. Die Wände wären von oben bis unten tapeziert gewesen mit sämtlichen Covern deutscher Magazine, die Sarrazin zeigten.

Tag und Nacht wäre auf einem Bildschirm eine Endlosschleife mit allen Fernsehauftritten Sarrazins gelaufen. Diese grausame Folter, so ein Verlagssprecher, habe dazu geführt, dass Sarrazin einen Syntaxsturz erlitten habe und seine Thesen nun völlig ungeordnet von sich gäbe.

Tatsächlich wirkte Thilo Sarrazin am Freitag bei seinem ersten öffentlichen Auftritt vor dem Berliner Bundeswehrkrankenhaus schwer verwirrt: „Ich mich freue über Befreiung meine“, sagte er in die Mikrofone der Weltpresse, um sich dann mit einem seiner bekanntesten Bonmots selbst zu zitieren: „Wir durchschnittlich auf natürlichem Wege dümmer werden.“

Ob Thilo Sarrazin sich von diesem verheerenden Syntaxsturz jemals erholen wird, ist fraglich. Den Verlag wird es jedenfalls viel Geld kosten, wenn Korrektoren und Lektoren künftig seine wirren Sätze in die rechte Ordnung bringen wollen.

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