piwik no script img

Debatte JobwunderDie Lüge von der Arbeit

Ulrike Herrmann
Kommentar von Ulrike Herrmann

Die Realität ist unerfreulich: Die Hartz-Reformen haben keine neue Arbeit geschaffen. Doch die Politik druckt fleißig Propaganda-Plakate, die das Gegenteil behaupten.

Viele in Deutschland hätten gern mehr zu tun. Bild: kallejipp / photocase.com

D ieses Plakat hängt an allen großen Bahnhöfen: "Danke, Deutschland", heißt es darauf in großen Lettern. Wer da dankt, steht gleich darüber: "So viele Menschen in Arbeit wie nie zuvor". Dann folgt noch die Alliteration: "Wirtschaft. Wachstum. Wohlstand." Die Botschaft soll also nach Hause gehämmert werden.

Fragt sich nur noch: Wer ist das Deutschland, dem da gedankt wird? Auch das bleibt nicht geheim. Links unten in der Ecke findet sich der entscheidende Hinweis. Da prangt das Logo des "Bundesministeriums für Wirtschaft und Technik". Wenig subtil schwingt sich FDP-Wirtschaftsminister Philipp Rösler zum Brötchengeber der Nation auf.

So viele Plakate sind natürlich nicht umsonst zu haben. Rund 330.000 Euro hat die "Danke, Deutschland"-Kampagne gekostet, teilt das Ministerium auf Anfrage mit. Das ist viel Geld für eine Lüge.

Bild: taz
ULRIKE HERRMANN

ist wirtschaftspolitische Korrespondentin der taz.

330.000 Euro für eine Lüge

Natürlich ist es keine direkte, krasse Lüge, dass "so viele Menschen in Arbeit wie nie zuvor" seien. Aber man kann ja auch durch Unterlassung lügen. So stimmt es zwar, dass jetzt 41,47 Millionen Menschen in Deutschland erwerbstätig sind - und damit so viele wie noch nie. Doch dieser Rekord ist bedeutungslos. Denn obwohl so viele Menschen arbeiten, gibt es nicht mehr entlohnte Arbeit.

Stattdessen arbeiten mehr Menschen weniger, wie sich zeigt, sobald man nicht auf die Zahl der Erwerbstätigen starrt - sondern auf die geleisteten Arbeitsstunden. Dann stellt sich heraus: Im Jahr 2000 wurden insgesamt 57,7 Milliarden Arbeitsstunden absolviert, 2010 waren es 57,43 Milliarden. Wo ist da der Fortschritt? Es ist etwas übertrieben, dafür zu "danken", dass in zehn Jahren das Arbeitsvolumen leicht geschrumpft ist.

Der "Rekord" bei den Erwerbstätigken lässt sich äußerst banal erklären: Vor allem die Teilzeit nimmt zu. Um auf diese Erkenntnis zu stoßen, ist übrigens keine investigative Recherche nötig. Man muss nur im Statistischen Jahrbuch nachsehen, was auch einem Bundeswirtschaftsministerium zuzumuten wäre.

Zudem muss noch eine zweite Zahl stutzig machen, die das Statistische Bundesamt regelmäßig veröffentlicht: Momentan sind 8,4 Millionen Menschen in Deutschland "unterbeschäftigt", womit gemeint ist, dass sie sich mehr Arbeit wünschen. Dazu zählen 2,9 Millionen Erwerbslose, 1,2 Millionen in der stillen Reserve sowie 2,2 Millionen Menschen, die gern ihre Teilzeit aufstocken würden. Besonders alarmierend: Auch 2,1 Millionen Vollzeitbeschäftigte würden gern ihre Arbeitszeit ausdehnen, woraus zu schließen ist, dass bei vielen der Verdienst nicht reicht.

Schweigen beim Fachreferat

"Unterbeschäftigte" Millionen passen jedoch nicht zu der Saga, dass die Erwerbstätigkeit in Deutschland boomt. Das Bundeswirtschaftsministerium muss also wissen, dass die "Danke, Deutschland"-Plakate die Wirklichkeit entschieden schönen. Doch Genaues weiß man nicht. Zur Unterbeschäftigung will sich im Wirtschaftsministerium nämlich niemand äußern. Die Pressestelle kann nur übermitteln, dass "vom Fachreferat dazu nichts zu bekommen" sei.

Es ist kein Zufall, dass das Wirtschaftsministerium so dringend behaupten will, dass in Deutschland ein Paradies der Erwerbstätigkeit eröffnet hat. Die "Danke, Deutschland"-Plakate sind Teil einer größeren Erzählung, die da lautet: "Hartz IV" war notwendig. Es war die Rettung der Bundesrepublik, dass damit ein Niedriglohnsektor geschaffen wurde. Ohne die "Agenda 2010" hätte es 2010 niemals so viele Beschäftigte gegeben.

Diese Groß-Erzählung wird nicht nur von der schwarz-gelben Regierung betrieben. Sie ist genauso beliebt bei vielen Sozialdemokraten und Grünen, die ja unter SPD-Kanzler Gerhard Schröder die Hartz-Reformen erfunden haben. Gegen dieses parteiübergreifende Kartell der Schönfärberei ist schwer anzukommen. Deswegen sei es - noch einmal - gesagt: Nein, Hartz IV hat gar nichts gebracht. Die Zahl der Arbeitsstunden ist nicht gestiegen; es wurde keine neue Beschäftigung geschaffen.

Es war eben schon immer ein Trugschluss zu glauben, man könnte Arbeit erzeugen, indem man den Arbeitsmarkt reformiert. Stattdessen wurden nur die Arbeitnehmer enteignet. Die Hartz-Reformen haben keine Beschäftigung geschaffen, dafür aber die Verhandlungsmacht der Beschäftigten beschnitten. Nirgends lässt sich dies besser sehen als bei den Reallöhnen, die zwischen 2000 und 2010 nur um insgesamt 4,4 Prozent gestiegen sind. Die Wirtschaft hingegen wuchs gleichzeitig um 9,7 Prozent, so dass also der größte Teil des Zugewinns an die Kapitaleigner gegangen ist, an die Unternehmer und Aktionäre.

Die Reichen werden reicher in Deutschland, während für die Masse wenig bleibt. Diese Diskrepanz fällt auch dem Ausland auf. Erst kürzlich hat die OECD erneut festgestellt, dass in kaum einem anderen Industrieland Arm und Reich so schnell auseinanderdriften wie in der Bundesrepublik.

Ängstlicher Nationalismus

Die Deutschen befinden sich auf einem seltsamen Sonderweg. In keinem anderen EU-Staat sind die Löhne seit 2000 so schleppend gestiegen, wie ein europaweiter Vergleich des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) jüngst ermittelt hat.

In Deutschland selbst wird gern behauptet, dass die Löhne nicht stark zulegen dürften, weil sonst die Exporte gefährdet seien. Dieser ängstliche Nationalismus ist abwegig, wie der Blick auf andere Exportnationen zeigt: In Finnland, Dänemark, Frankreich oder den Niederlanden stiegen die Arbeitskosten doppelt so stark wie in Deutschland, ohne dass dort die Wirtschaft zusammengebrochen wäre. Im Gegenteil. Das Wachstum war höher als hierzulande. "Danke, Deutschland" - darauf kann nur kommen, wer nicht über die Grenzen guckt.

Wirtschaft, Wachstum, Wohlstand? Diese Alliteration wird weiterhin eine geschönte Behauptung auf Plakaten bleiben, wenn sich die Bundesregierung nicht der Realität stellt: Es schafft keine Arbeit, sondern nur Armut, die Löhne zu drücken.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
Mehr zum Thema

45 Kommentare

 / 
  • H
    Hausmann

    Liebe Frau Herrmann,

     

    Arbeitsstunden als Basis zu nehmen, klasse Idee. Tolle Arbeit. Kuss und Danke für diese Darstellung.

     

    Interessant wäre auch die Darstellung der Zahl, wer ist gemeldet bei der Rentenkasse, und zahlt NICHT ein? Eine Vergleichzahl wäre hier nicht schlecht.

     

    Ich bin doch wohl nicht der einzige, der nun aus der Liebe das Geld holt. Ich fühle mich so miserabel. Aber meine Frau streichelt mich und lässt mich in Ruhe schlafen. Sie verdiene zuviel als dass ich Hartz IV beantragen dürfe.

    Hier wird auch eine Rechnung gemacht, die ich nicht verstehen kann, aber akzeptiere.

     

    3 Jahre putze und koche ich nun. Damit erhöht sich meine Chance nicht. Parallel zeigen mir die Bewerbungen, dass es zuviele in meinem Bereich gibt. D.h. ich muss mir keine Sorgen machen, dass ein Arbeitgeber leidet.

     

    Auf der anderen Seite aber, kann ich keine Vorsorge betreiben, was die Rente angeht. Hier verliere ich ansprüche und erfülle nicht das Mindestmass. Die Konsequenzen sind mir nicht klar. Selbst wenn Sie mir klar wären, würde es an meiner Situation nichts ändern. Ich muss mich offensichtlich neu erfinden, um eine Existenzfähigkeit zu erhalten. Mit 50 gar nicht so einfach.

     

    Ihnen und Ihren Kolleginnen und Kollegen noch viel Spass bei der Arbeit und ...

     

    ...mit lieben Gruß

     

    der dahin Taumelnde

  • HW
    Henrik Wittenberg

    Der aktuelle Beschäftigungsoptimismus in historischer Perspektive

     

    Angesichts der gegenwärtig zu beobachtenden, geradezu demonstrativen Feier der neuen Beschäftigungsstatistiken und daraus abgeleiteter angeblicher Vollbeschäftigungsperspektiven liegt es nahe, folgende Zahlen in Erinnerung zu rufen, die für Deutschland einen historischen Trend belegen, wonach die Arbeitsstundenproduktivität Jahr für Jahr in der Regel stärker wächst als das Wirtschaftswachstum, was ein Sinken des gesamtwirtschaftlichen Arbeitsvolumens zur Kehrseite hat:

     

    http://grundeinkommensblog.blogspot.com/2010/11/der-aktuelle-beschaftigungsoptimismus.html

  • I
    Izmir Übuel

    Als jemand, der persönlich von der Niedriglohnproblematik betroffen ist - arbeite trotz guter Ausbildung und angeblichem Fachkräftemangel in einem Call Center - möchte ich mal darauf hinweisen, dass nicht nur die bösen Arbeitgeber und Turbokapitalisten von diesem perfiden System profitieren, sondern auch der vergleichsweise gutsituierte Schnäppchenjäger aus dem bürgerlichen Mittelstand, der sich über niedrige Preise für Waren & Dienstleistungen freut und sich seine Internetbestellungen von einem miserabel bezahlten Paketzusteller liefern lässt, weil das ja so schön bequem ist (im globalen Maßstab gehören natürlich sogar Leute wie ich zu den Ausbeutern).

     

    Es ist genau so, wie Volker Pispers sagt: Ein Drittel der Bevölkerung arbeitet für Kost & Logis, damit der große Rest – und eben nicht nur die oberen Zehntausend – seinen Lebensstandard mit Auto, Häuschen und Fernurlaub aufrecht erhalten kann. Daran denkt der Grünen-wählende Gymnasialstudienrat, der bei ihm oder Georg Schramm im Publikum sitzt und frenetisch applaudiert, wenn gegen Banker & FDP-Politiker geschossen wird, sicherlich nicht.en

  • ES
    E. Stopp

    Herr Oberhuber hat es auf eine einfach Formel gebracht, die ich nur ergänzen möchte. Der Arbeitnehmer hat nur seine Arbeitskraft, sonst nichts. Diese muss er nun unter verschärften Bedingungen ( Dumpinglöhne) anbieten und wenn er unsoziale Arbeits-und Entgelbedingunegn nicht annimmt, wird ihm auch noch HartzIV gestrichen. Wo Herr Fuentes seit 2005 eine deutlich positive Entwicklung sieht, erschließt sich mir nicht. Es sei denn er meint die Ackermänner, Funke, Wulf, Schröder, Rürup, Riester, Mascheyers ..dieser Welt? Aber mit Blinden über den Unterschied von Rot und Grün zu streiten ist auch schwer. Als Versicherungsmakler weiss ich: Die Leute werden seit mindestens 2005 ( Deregulierung seit 1995) voll verarscht, egal ob es mit Rürup-oder Riester R Enten oder mit anderen Privatisierungen ist. Es geht letztlich um Enteignung des Volkes. Es geht um die Verschiebung des Vermögens in Richtung USA, es geht um die Macht der internationalen Konzerne,an die uns diese Regierung gerade verkauft. Und es wird bald um die Frage gehen: Krieg oder Frieden.

    Eine Demokratie gibt es in diesem Land schon lange nicht mehr, die da Oben machen was sie wollen. Und wenn Sie einmal in 4 Jahren fragen -bei Wahlen- dann nur zum Schein. Denn die gewählt wurden haben keine Macht mehr und die die Macht haben, wurden nie gewählt. Ein Zitat von Seehofer aus einer Kaberettsendung.

    Herr Fuentes muss in einem ganz anderen Land leben, oder?

  • ES
    E. Stopp

    Herr Oberhuber hat es auf eine einfach Formel gebracht, die ich nur ergänzen möchte. Der Arbeitnehmer hat nur seine Arbeitskraft, sonst nichts. Diese muss er nun unter verschärften Bedingungen ( Dumpinglöhne) anbieten und wenn er unsoziale Arbeits-und Entgelbedingunegn nicht annimmt, wird ihm auch noch HartzIV gestrichen. Wo Herr Fuentes seit 2005 eine deutlich positive Entwicklung sieht, erschließt sich mir nicht. Es sei denn er meint die Ackermänner, Funke, Wulf, Schröder, Rürup, Riester, Mascheyers ..dieser Welt? Aber mit Blinden über den Unterschied von Rot und Grün zu streiten ist auch schwer. Als Versicherungsmakler weiss ich: Die Leute werden seit mindestens 2005 ( Deregulierung seit 1995) voll verarscht, egal ob es mit Rürup-oder Riester R Enten oder mit anderen Privatisierungen ist. Es geht letztlich um Enteignung des Volkes. Es geht um die Verschiebung des Vermögens in Richtung USA, es geht um die Macht der internationalen Konzerne,an die uns diese Regierung gerade verkauft. Und es wird bald um die Frage gehen: Krieg oder Frieden.

    Eine Demokratie gibt es in diesem Land schon lange nicht mehr, die da Oben machen was sie wollen. Und wenn Sie einmal in 4 Jahren fragen -bei Wahlen- dann nur zum Schein. Denn die gewählt wurden haben keine Macht mehr und die die Macht haben, wurden nie gewählt. Ein Zitat von Seehofer aus einer Kaberettsendung.

    Herr Fuentes muss in einem ganz anderen Land leben, oder?

  • AO
    Alexander Oberhuber

    Richtig: Wir sind technologisch total fortschrittlich: 20% der Weltbevölkerung reichen, um alles zu produzieren, was 100% der Weltbevölkerung zum Leben benötigt. Frage: Was machen wir mit den anderen 80%, die NICHT für die Produktion benötigt werden. Wegsperren?

     

    WEM kommt der technologische Fortschritt in der Produktion zugute? Ganz einfach: Nur demjenigen, der auch etwas produziert - also: Dem Fabriksinhaber.

     

    Der normale Hartz4-Empfänger hat vom technologischen Fortschritt in der Produktion GARNIX, außer einem billigen Fernseher oder Computer, weil er keinerlei Möglichkeiten hat, sich das selbst zu produzieren, was er zum Leben benötigt. Er ist auf Gedeih und Verderb den Preisen des Marktes ausgesetzt.

     

    Womit bewiesen wäre, daß die Reichen reicher und die Armen ärmer werden.

  • TF
    Tobias Fuentes

    insb. zu den Comments von Carola und E. Stopp

     

    Die Reformen beinhalteten vielfache Maßnahmen in vielen Bereichen. Nicht alle waren sinnvoll und manches hätte man sich sparen können, wie Ein-Euro-Jobs, manche Schikanei, Aktive Arbeitsmarktpolitik, da wird man sich auch konkret und im Einzelnen streiten können. Auch den Regelsatz für Singles hätte man höher setzen können (wie es Peter Hartz eigentlich auch vorsah), der liegt im internationalen Vergleich auf tieferem Niveau als für Familien. Die Manipulation der AL-Statistik ist altbekannt und skandalös, ja unbestritten (und das machen iü auch andere Länder massiv wie Schweden). Aber bitte, wir müssen bei den Fakten bleiben, und hier ist Frau Herrmanns Darstellung nicht korrekt. Zu behaupten die Reformen hätten keinen, oder gar einen negativen, Effekt auf Beschäftigung und Arbeitsvolumen gehabt, ist nun mal grotesk falsch.

     

    Seit 2005 gab es eine deutlich positive Entwicklung. Meinetwegen kann man das auf andere Gründe schieben als die Agenda, wenn man so unehrlich sein will, aber es ist wie es ist. Seit 2005 steigt die Zahl der Vollzeitstellen und mittlerweile mehr als die der Teilzeit, seit 2005 nimmt das Arbeitsvolumen wieder zu, von 55,7 Mrd auf 57,4. Neue Teilzeitstellen, die ohnehin nicht mehr so rasant wachsen wie vor der Agenda, kommen eben nicht aus Vollzeitstellen, so wie man es vor den Reformen vielleicht hätte behaupten können. Auch die Unterbeschäftigung sinkt stetig. Die Zahl der Leistungsempfänger nimmt ab, deutlich, siehe unten. Trotz Verfälschung der AL-Statistik sinkt die Zahl der Arbeitslosen. Die Herausnahme der Ein-Euro-Jobber gibt es seit 2004. Man kann sich nicht einfach mit dem Manipulationseinwand darauf zurückziehen zu behaupten alles sei sowieso manipuliert. Und innerhalb der sinkenden Zahl (!) von Leistungsempfänger stieg die Zahl der Aufstocker, während die der Arbeitslosen zurückging - das war ein Erfolg, das war beabsichtigt, um Menschen in Arbeit zu bringen und insgesamt eine positive Beschäftigungsentwicklung in Gang zu setzen. Es hat geklappt. Dass das lange noch nicht genug ist, ja. Und dass wir heute noch lange nicht die Zahl der Normal-AVs aus 2000 erreicht haben (als wir bei aller Freude insofern aber hohe Arbeitslosigkeit hatten), ja. Dass Politiker das wohl nicht gern deutlich sagen und eher einen anderen Anschein erwecken wollen, das mag sein. Das rechtfertigt aber auch nicht die Entstellungen und Tricks von Frau Herrmann. Alles ergibt sich aus den gleichen Quellen, derer auch sie sich bedient. Dass ausgerechnet sie sich dann sogar erdreistet zu betonen: "Aber man kann ja auch durch Unterlassung lügen", ist der Gipfel.

     

    Anzahl sämtlicher Leistungsempfänger von ALG I+II (inkl. Aufstocker), in Mio

    hier kann man nicht mit dem Einwand kommen es sei getrickst und verfälscht, hier steckt alles drin (außer Sozialgeld, aber auch die Zahl dieser Leistungsempfänger ist deutlich gesunken)

    2006: 6.837

    2007: 6.356

    2008: 5.926

    2009: 6.048

    2010: 5.922

    2011: 5.447

     

    (@Momo Da würd ich auch gern drauf eingehen, aber da fehlt mir der Platz und ist wohl der falsche Rahmen. Die generelle deutsche Lohnzurückhaltung war nicht der Ausgangspunkt, war kein lobenswerter Selbstzweck, sondern zwingende Entwicklung des Euro. Ein isolierte Anhebung des deutschen Lohnniveaus würde kaum was bringen, die Leistungsbilanzunterschiede nicht anbauen, sondern nur das Niveau aller absenken, keinem wäre geholfen. Dass sehen Flassbeck und co als nachfrageorientierte Puristen anders, da lässt sich kein Kompromiss finden.)

  • W
    W.w.

    Teilzeitarbeit darf nicht nur negativ bewertet werden. Ich persönlich arbeitet Teilzeit, weil ich zwar Vollzeit arbeiten könnte, aber die Stelle Vollzeit gar nicht hergibt -- effektiv würde man dann 8 Std. auf der Arbeit sein, aber nur 4 Std. arbeiten.

     

    Das Arbeitsvolumen sinkt eben seit den 1960er Jahren kontinuierlich und wird weiter sinken. Deshalb ist die Demographiedebatte auch so scheinheilig, denn wir werden künftig eben weniger Arbeitnehmer brauchen.

     

    wenn in Supermärkten die Vollelektronischen neuen Kassensysteme kommen, wird dort ebenfalls wieder weniger Personal benötigt werden.

     

    Technischen Fortschritt kann man auch durch Niedriglöhne nicht aufhalten. Des weiteren ist es gelogen, dass schlechte Arbeit besser als gar keine ist. Wir müssen die Menschen vom Arbeitszwang befreien - es kann niht mehr jeder Arbeit finden.

     

    die Niederlande sind ein gutes Modell: die höchste Teilzeitquote bei Mann und Frau, Armutsfestes Rentensystem, dass sich darauf eingestellt hat. Es ist keine Schande, dass nicht alle Vollzeit arbeiten. Nur 400EURJobs etc. müssen ausgedünnt werden und dürfen eben nicht subventioniert werden.

  • I
    Izmir Übuel

    Ihren Kommentar hier eingebAls jemand, der persönlich von der Niedriglohnproblematik betroffen ist - arbeite trotz guter Ausbildung und angeblichem Fachkräftemangel in einem Call Center - möchte ich mal darauf hinweisen, dass nicht nur die bösen Arbeitgeber und Turbokapitalisten von diesem perfiden System profitieren, sondern auch der vergleichsweise gutsituierte Schnäppchenjäger aus dem bürgerlichen Mittelstand, der sich über niedrige Preise für Waren & Dienstleistungen freut und sich seine Internetbestellungen von einem miserabel bezahlten Paketzusteller liefern lässt, weil das ja so schön bequem ist (im globalen Maßstab gehören natürlich sogar Leute wie ich zu den Ausbeutern).

     

    Es ist genau so, wie Volker Pispers sagt: Ein Drittel der Bevölkerung arbeitet für Kost & Logis, damit der große Rest – und eben nicht nur die oberen Zehntausend – seinen Lebensstandard mit Auto, Häuschen und Fernurlaub aufrecht erhalten kann. Daran denkt der Grünen-wählende Gymnasialstudienrat, der bei ihm oder Georg Schramm im Publikum sitzt und frenetisch applaudiert, wenn gegen Banker & FDP-Politiker geschossen wird, sicherlich nicht.en

  • M
    Momo

    @Tobias Fuentes

     

    Ulrike Herrmann sprach in ihrem Kommentar nicht nur von Hartz IV, sondern auch von der "Agenda 2010", und diese wurde bekanntlich bereits ab dem Jahre 2003 umgesetzt. Das neoliberal inspirierte Elend mit der Prekarisierung der Arbeit in Deutschland und den negativen Folgen des deutschen Lohn-, Sozial- und Unternehmenssteuerdumping in Deutschland und die daraus resultierenden negativen Folgen für die Eurozone (sprich: die schrittweise Zunahme der ökonomischen Schieflagen inneralb der Eurozone) begann jedoch schon im Jahre 1999 (jenem Jahr, in welchem die Umtauschkurse der ehemals eigenständigen europäischen Währungen in Euro festgelegt wurden).

     

    In meinen nachfolgenden Ausführungen lehne ich mich sehr stark an den Friederike Spieckers Beitrag in den NachDenkSeiten "Welche Verantwortung kommt der Lohnpolitik bei der Lösung der Euro-Krise zu?" an.

     

    http://www.nachdenkseiten.de/?p=11454

     

    Wie war diese Entwicklung möglich? Mit der von den Arbeitgebern eingeforderten Lohnmoderation unter dem Stichwort „Produktivität für Beschäftigung reservieren“, mit massiver politischer Einflussnahme auf die Tarifautonomie in den vergangenen knapp 15 Jahren, mit der nicht zuletzt dadurch erzeugten Erosion des Flächentarifvertragssystems sowie mit dem politisch gewollten Aufbau eines Niedriglohnsektors wurde die sogenannte Flexibilisierung des Arbeitsmarktes erzwungen. Die Gewerkschaften standen durch die seit über 15 Jahren vehement vorgetragenen Forderungen von Unternehmerseite, Wirtschaftspolitikern und vor allem auch von Wirtschaftswissenschaftlern, assistiert von zum großen Teil willfährigen Medien, unter gewaltigem Druck. Verstärkend wirkten die Hartz-IV-Gesetzgebung und das Fehlen eines flächendeckenden Mindestlohns, weil beides die Standhaftigkeit der Arbeitnehmer, sich nicht gegeneinander ausspielen und in Grund und Boden konkurrieren zu lassen, sondern für eine volle Beteiligung am Produktivitätszuwachs zu kämpfen, brach und die Ausdehnung des Niedriglohnsektors beförderte.

     

    Vor diesem politischen Hintergrund hat in den vergangenen zehn Jahren eine in der Geschichte der Bundesrepublik beispiellose Verrohung des Arbeitsmarktes eingesetzt, begleitet vom Niedergang der entsprechenden Arbeitseinkommen. So sank das reale Nettoerwerbseinkommen der am wenigsten verdienenden 10% der abhängig Beschäftigten laut einer Untersuchung des Sozioökonomischen Panels zwischen 2000 und 2010 um über 20%. Parallel zur stagnierenden Einkommensentwicklung der arbeitenden Bevölkerung lahmte im gleichen Zeitraum der private Verbrauch in Deutschland.

     

    Für die deutsche (Lohn-)Politik ist die mit Abstand wichtigste Aufgabe das Zurückdrängen des Niedriglohnsektors – seine Schaffung ist das Grundübel der Fehlentwicklungen der vergangen Jahre. Vom flächendeckenden Mindestlohn über das Zurückdrängen von Zeit- und Leiharbeit bis hin zu Allgemeinverbindlichkeitserklärungen von Tarifverträgen gibt es ein breites Spektrum der Verbesserungsmöglichkeiten. Der Einwand, die Politik dürfe sich mit Rücksicht auf die Tarifautonomie nicht in das Lohnthema einmischen, führt in die Irre. Denn mit dem gleichen Argument hätte es die massive politische Unterstützung etwa für die Aufweichung des Flächentarifvertrags oder die Bekämpfung von Mindestlöhnen niemals geben dürfen.

     

    Das durchschnittliche reale Nettoerwerbseinkommen (im Monat) aller abhängig Beschäftigten ist laut DIW zwischen 2000 und 2010 um 1,8 Prozent gesunken. Nimmt man das statistische Ausreißer beseitigende Medianeinkommen bzw. mittlere Einkommen (50% verdienen mehr, 50% weniger) ist das Einkommen um 2,2 Prozent gesunken. Beachtenswert ist vor allem die Tendenz: “In der ersten Hälfte des letzten Jahrzehnts waren die Bezieher geringer Monatslöhne die Verlierer, denn ihre Bruttoverdienste nahmen real ab, die Vergütungen derjenigen Personen dagegen, die relativ hoch entlohnt waren, nahmen zu. In den letzten fünf Jahren mussten aber fast alle Arbeitnehmer real sinkende Monatsverdienste hinnehmen, nur die Höchstverdiener nicht.

     

    http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.388567.de/11-45-1.pdf

     

    Die Junge Welt in ihrem gestrigen Beitrag "Soziale Heldenoper: Hartz ist super, sagt die Obrigkeit" die deutsche Dumpingpolitik und das Hochwachsen des deutschen Niedriglohnsektors in einen umfassenderen Rahmen ein:

    http://www.jungewelt.de/2012/01-04/052.php

     

    "Dabei war vielen von Beginn an klar, wohin Herr Kannegiesser von der »Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft« und seinesgleichen den Michel auf die Reise schicken wollten – ins Billiglohn-Deutschland. Und das hat auch prima funktioniert. Ein SPD-Kanzler aus Hannover und sein grüner Kompagnon machten die »Jahrhundertreform«, benannt nach dem Arbeitsdirektor des VW-Konzerns Peter Hartz, perfekt, und seitdem rollte die deutsche Wirtschaft Europa auf – Manipulationen der heimischen Arbeitsmarktstatistiken inbegriffen. Lohndumping in der größten europäischen Ökonomie ermöglichte es dem langjährigen Exportweltmeister BRD, die anderen auf dem Kontinent gnadenlos niederzukonkurrieren. In Verbindung mit der Gemeinschaftswährung Euro gelang es dem deutschen Kapital, seine dominierende Stellung in Konzern­europa weiter auszubauen.

    Ein großer Teil der abhängig Beschäftigten und vor allem Menschen ohne Erwerbsarbeit bezahlten die Zeche. Die Profite aus unternehmerischer Tätigkeit steigen seit Jahren deutlich schneller als die Arbeitseinkommen, die Reichen wurden immer wohlhabender, die Armen mußten immer mehr knappsen."

  • ES
    E. Stopp

    Ein guter Beitrag von Frau Herrmann,deren Inhalt und Richtigkeit man auch auf den NachDenkSeiten feststellen kann. Auch wenn man offen durchs Leben geht, zuhört und mit vielen Leuten spricht, erhärtet sich diese Feststellung. Die offiziellen Zahlen der Arbeitslosen sind geschönt und die Menschn in Arbeit können immer weniger davon leben. Es gibt natürlich auch Blinde unter uns, wie Herr Tobias Fuente, der scheint in einem anderen Land zu leben oder wird er gar bezahlt?

    Es ist immer das gleiche Spiel:

    Beeinflussung, Bestechung, Lobbyistenarbeit: Privatisierung ! Mit der Folge des Lohndumping, Minijobs, Zeitarbeit, Aufstocker, immer weniger Nettoeinkommen, Arbeitslose die nicht als Arbeitslose gezählt werden, Arbeitgeber klinken sich Schritt für Schritt aus der paritätisch finanzierten Kranken-und Altersvorsorge aus, Arbeitnehmer sollen selbst zahlen, die Leistungen der Sozialkassen nehmen ab und das nutzt man das als Argument, zur Privatisierung der Vorsorge mit dem eingangs beschriebenen Effekt.

     

    Dieses Land steht am Scheideweg: Totaler Killerkapitalismus nach dem USA - Vorbild (damit 51. Bundesstaat der USA) oder einen eigenständigen Weg innerhalb der EU, unter gleichberechtigten Staaten.

    Die CDU/CSU/ FDP und Teile der SPD und Grünen hat sich schon entschieden:

    Ausverkauf der Bundesrepublik an die Konzerne und an US - Interessen!

  • K
    Karola

    Der Artikel ist prima, alle Kommentare nachzulsen - keine schöne Sache.

    Darum kurz zu dem 1. Kommentar von Tobias Fuentes, der Fr.Herrmann angreift und der Lügen/Propaganda bezichtigt.

    Ich verzichte auf den Vergleich mit Zahlen, weil damit genauso manipuliert werden kann wie mit Worten.

    Hartz 4 war die "Erweiterung" des Haushaltssanierungsgesetzes von Ende Dez.1999, welches ab 01.01.2000 eingeführt wurde.

     

    Es wurde als Abbau der Arbeitslosigkeit verkauft und war auch Thema im Wahlkampf 2002.

     

    Eine dazu eingeführte Kommission stellte in 2002 das Konzept vor. Es sollte die:

    1. Arbeitsmarktpolitik effizienter machen.

    2. staatl. Arbeitsvermittlung reformiert werden.

     

    Anlass: geschönte Statistiken der BA

    Arbeitslosenzahl von 4 Millionen in 4 Jahren zu halbieren, was nicht gelungen ist.

    Hartz 1,2,3 und 4 traten zwischen 2003 und 2005 in Kraft. Entscheidende Veränderungen in 2006

     

    Nach engl. Vorbild Jobcenter (Toni Blair neoliberal bis auf die Knochen)

    dieses übernahm neben Beratung und Betreuung die Arbeit der Sozial-,Jugend-, Wohnungsämter sowie die Sucht- und Schuldenberatung.

     

    DAs Jobcenter war nun die Schnittstelle zur Personal-Servece-Agentur= Arbeitnehmerüberlassung oder Leiharbeiter- oder Sklavenhalteragentur.

     

    Also, die ganze Aufzählerei von Zahlen kann einen Statistiker beglücken, aber keinen, der sieht, wie der Arbeitsmarkt heute aussieht und welche radikalen Einschränkungen er erlebt hat unter SPD und Grüne und mit Hilfe der Gewerkschaften.

     

    heute werden Firmen über Leiharbeiter subventioniert, die Leiharbeiter müssen weiter in die Ämter und sich Geld holen und demütigen lassen, die Leihrbeiterfirmen trixen und betrügen die Agenturen, diese sind unfähig, diese Betrüger auszuschalten. Das mieseste Geschäft seit dem Mittelalter - moderne Sklavenrei in D - geht weiter

    und die Verschönung der Statistiken auch.

  • A
    Andreas

    @Ludwig Staab: Ein großer Denkfehler! Die Arbeit muß verteilt werden, durch Verkürzung der Arbeitszeiten bei vollem Lohnausgleich!

     

    @Bernhard: Wozu wird das BGE wohl führen? -> Es wäre der Kombilohn für alle und damit mehr Ausbeutung!

     

    @Tobias Fuentes: Aha, also entstehen Arbeitsplätze alleine dadurch, dass mehr Druck auf die bösen, faulen Arbeitslosen ausgeübt wird, oder wie!? Es sind 2 Zahlen entscheidend: die (echte) Anzahl der Arbeitslosen und die der offenen Stellen.

  • TF
    Tobias Fuentes

    Frau Herrmann,

    Ihre Darstellung ist irreführend, unseriös und inakzeptabel. Das Arbeitsvolumen war 2005 auf dem tiefsten Stand (55,7), erst dann kam Hartz IV. Den Trend von sinkendem Arbeitsvolumen und sinkender Vollzeit gab es VOR den Reformen, einhergehend mit steigender Arbeitslosigkeit. Dieser Trend war der Anlass der Reformen. Seit Hartz IV STEIGT das Arbeitsvolumen, sogar während der Krise und trotz Kurzarbeit. Seit Hartz IV STEIGT die Zahl der Vollzeitstellen wieder. Die Reformen haben den Abbau de facto aufgehalten und den Trend umgekehrt. Aufbau von Teilzeit gab es VOR Hartz IV (+ 1,7 Mio bis 2006), die Teilzeitquote hatte sich VOR Hartz IV drastisch erhöht. Seit Hartz IV kam im gleichen 5-Jahres-Zeitraum weniger Teilzeit hinzu (1,2) als vorher, während sich die Teilzeitquote weit weniger erhöhte als vor Hartz IV. Diese Zahlen dürften Sie auch kennen, sie stammen aus der IAB-Statistik, aus der auch Ihre (richtigen) Zahlen zum Arbeitsvolumen kommen. Sieht man die ganze Entwicklung an, ist Ihre Darstellung schlicht nicht haltbar! Sie führen die Leser in die Irre.

  • H
    Hasso

    Propaganda ist da immer am nötigsten, wo das Versagen am größten ist. Unsere Politiker zeichnen sich ja stets am besten in "Reklame" aus. Man tritt stets den"Kleinen" auf die Füße. ,,Kommunismus für die "untere Kaste"-, oben unbeschränktes Wachstum!"

  • KN
    Kolia N. Ohmann

    Also war es nicht schon immer ein (linker) Traum weniger arbeiten zu müssen ...

     

    http://www.linksnet.de/de/artikel/20384

     

    Und das letztendlich die Arbeitsstunden insgesamt sinken, liegt unter anderem am technischen Fortschritt...

     

    Ist nur ärgerlich wenn eine der linke Traum unter eine konservativ-liberalen Regierung Gestallt annimmt, oder !?

     

    Und wer zu viel Langweile haben sollte, der kann gerne auch ehrenamtlich arbeiten (DRK, DLRG, etc.)...

  • HM
    Holger M

    danke11111 Frau herrmann, für diese darstellung.

    es ist die ausnahme in deutschen gazetten, den deutschen jobmarkt mal objektiv zu durchleuchten.

  • B
    Bernhard

    Ich warte immer noch auf den ausführlichen, gut recherchierten Artikel von Frau Hermann zu der Idee des Bedingungslosen Grundeinkommens, zu den verschiedenen Modellen des Bedingungslosen Grundeinkommens sowie zu den wichtigsten Pro- und Contraargumenten zum Bedingungslosen Grundeinkommen.

     

    Aber da kann ich wohl noch lange warten. Kriegt die nicht hin.

  • G
    Gallier

    Die Hartz-"Reform" ist ein Flop. Nicht das Gehartze, sondern der Exportboom haben Technikern, Ingenieuren und Aussenhandelskaufleuten ihre Jobs erhalten und neue geschaffen. Politiker schmücken sich gerne mit fremden Federn, das ist bekannt.

    Die Arbeitgeber sind natürlich dankbar für Lohndumping, Teilzeit und unsichere Arbeitsverhältnisse, und die Angst vor der Hartz4-Falle, die seit der rot-grünen Regenschaft zum Alltag gehören.

  • T
    tunichtgut

    Glückwunsch an die Autorin, eine tolle Analyse über den bedenkenswerten Zustand unserer Post Arbeitsgesellschaft und die immer ungleichere Verteilung von Chancen und Resourcen. Die periodisch auftretenden Jubelarien der Agentur für Arbeit mit ihren geklonten Statistiken auf dem Weg zur Vollbeschäftigung und dem korrupten Steuerungsorgan Bundesregierung ist auch immer wieder ein besonderes Schmankerl. Deswegen fordere ich: Freibier für Alle im Steuer- und Beschäftigungsparadies als Nabel in der Euro Welt!

  • LS
    Ludwig Staab

    Selbst wenn keine einzige Stunde mehr gearbeitet wurde: Denken Sie nicht, daß es einen Fortschritt darstellt, wenn die vorhandene Arbeit gerechter verteilt ist???

    So steuern die einen nicht mehr auf einen Burn-out zu und die anderen haben endlich eine Beschäftigung- aus meiner Sicht ein großer Fortschritt!

  • M
    Momo

    Folgende Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes vom 10. November 2011 zeigt, wie schönfärberisch die offiziell von der Bundesagentur für Arbeit berichtete Arbeitslosigkeit in Höhe von ca. 2,9 Millionen Menschen ist:

     

    "Ungenutztes Arbeitskräftepotenzial: 8,4 Millionen Personen wünschen sich (mehr) Arbeit".

    http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Presse/pm/2011/11/PD11__416__132.psml

     

    In dieser Pressemitteilung heißt es:

     

    "Im Jahr 2010 wünschten sich nach Ergebnissen der Arbeitskräfteerhebung rund 8,4 Millionen Menschen im Alter von 15 bis 74 Jahren Arbeit oder mehr Arbeitsstunden. (...) Trotz der günstigen Entwicklung am Arbeitsmarkt bleibt somit weiterhin ein erhebliches Potenzial an Arbeitskräften ungenutzt. Neben 2,9 Millionen Erwerbslosen setzte sich das ungenutzte Arbeitskräftepotenzial im Jahr 2010 aus 2,2 Millionen Unterbeschäftigten in Teilzeit, 2,1 Millionen Unterbeschäftigten in Vollzeit und 1,2 Millionen Personen in der Stillen Reserve zusammen."

  • M
    Momo

    Unsere Medien warteten gestern mit folgender Jubelmeldung auf: "Erstmals seit der deutschen Einheit springt die Zahl der Erwerbstätigen über die Rekord-Marke von 41 Millionen." Diese Jubelberichterstattung reiht sich nahtlos ein in die allmonatlichen Medienberichte (so auch am heutigen Tag) von "Jobboom" und vom "Jobwunder".

     

    Jedoch: Der Vergleich der heutigen Erwerbstätigenzahl mit jener zur Zeit der Wiedervereinigung ist ein völlig unseriöser Vergleich von Äpfeln mit Birnen, denn dieser Vergleich verschweigt, daß sich seit dem Jahre 1990 der Anteil der Nicht-Vollzeitarbeitsplätze massiv erhöht hat: Gegenüber 1991 hat sich die Zahl der Minijobs und Midijobs, der Teilzeitarbeitsplätze und der Ein-Euro-Jobs (diese gab es 1990 überhaupt nicht) drastisch ausgeweitet.

     

    Der Blick in die offizielle Erbwebstätigenstatistik zeigt: Der Anteil der vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmer hat sich seit der Wiedervereinigung (1. Volljahr: 1991, d.h. jenes Jahr, auf das unsere Medien-Jubelberichte gerne verweisen) von 29.443 Millionen auf nur noch 23.926 Millionen reduziert. Zusätzlich zu berücksichtigen ist, daß sich auch die Qulität der Vollzeit-Arbeitsplätze in den vergangenen 20 Jahren verschlechtert hat. So ist der Anteil der Leiharbeit sowie der zeitlich befristeten Arbeitsverträge deutlich angestiegen.

     

    Wandelt man beispielsweise einen Vollzeit-Arbeitsplatz in 2 Teilzeit-Arbeitsplätze oder in 3 Minijobs um, dann hat sich auf dem Papier die Anzahl der Beschäftigten von 1 auf 2 oder 3 erhöht, ohne daß sich jedoch das effektive Arbeitsvolumen erhöht hätte. Der gleiche Effekt tritt bei der Arbeitslosenstatistik ein: Durch das Aufspalten von Vollzeit-Arbeitsplätzen in Teilzeitarbeitsplätze sowie in Minijobs und Midijobs hat sich die offizielle Arbeitslosigkeit vermindert, ohne daß sich das effektive Arbeitsvolumen erhöht hätte.

     

    Es ist zum Haare raufen, wenn unsere Medien allmonatlich hinausposaunen, die Arbeitslosigkeit sei auf dem "niedrigsten Stand seit 1991". Neben der hier beschriebenen Umwandlung von Vollzeit-Arbeitsplätzen in prekäre Beschäftigungsverhältnisse wurde die offiziell vermeldete Arbeitslosigkeit durch zahlreiche statistische Tricks bewerkstelligt. Im Jahre 1991 waren beispielsweise alle über 58-jährigen Arbeitslose, kranke Arbeitslose oder die heute von privaten Arbeitsvermittlern betreuten Arbeitslosen in der offiziellen Arbeitslosenstatistik enthalten. In den vergangenen Jahren wurden diese Arbeitslosen aus der offiziellen Arbeitslosenstatistik entfernt.

     

    Das Fazit lautet somit: Sowohl die offzielle Erwerbstätigenstatistik als auch die offizielle Arbeitslosenstatistik wurden in den vergangenen 20 Jahren in zunehmendem Maße aufgehübscht. Ein Vergleich der heutigen Statistikdaten mit jenen zu Beginn der 90er Jahre ist ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen. Die Bevölkerung hätte eigentlich einen Anspruch darauf, daß unsere Medien sich nicht in die Propaganda der Bundesregierung einspannen lassen und - ihrer Informationspflicht nachkolmmend - über diese statistischen Tricks aufklären. Leider gefallen sich die allermeisten Medien darin, die Jubelmeldungen der schwarz-gelben Bundesregierung unkritsch nachzuplappern.

  • M
    Momo

    @Steve Wolter

     

    Sie schreiben: "Bei aller Zustimmung zum Rest des Artikels: Ich sehe bei einer Steigerung der Reallöhne bei gleichzeitig gesunkener Arbeitszeit einen ziemlich großen Fortschritt."

     

    Beim Lesen des Beitrags von Ulrike Herrmann kamen mir bereits Zweifel, ob der dort angegebene Anstieg der Reallöhne im 10-Jahreszeitraum 2000 bis 2010 um 4,4 Prozent stimmig ist. Doch selbst für den Fall, daß diese Zahl korrekt wäre: Das Arbeitsvolumen hat sich in diesem Zeitraum um lediglich 0,5% vermindert. Der Produktivitätsanstieg fiel in dem Zehnjahreszeitraum deutlich stärker aus als 4,9% (= 4,4% +0,5%). Das Volkseinkommen wurde mithin in sehr starkem Maße von den Löhnen und Gehältern hin zu den Gewinn- und Vermögenseinkommen umverteilt.

     

    Ein Blick in den vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) veröffentlichten Report "Deutsche Arbeitskosten kaum gestiegen - Platz im europäischen Mittelfeld" zeigt:

    http://www.boeckler.de/pdf/p_imk_report_68_2011.pdf

     

    Die Arbeitskosten je Arbeitsstunde in der deutschen Privatwirtschaft sind im Zeitraum 2000 bis 2010 nominal um jahresdurchschnittlich 1.7 Prozent gestiegen. Im öffentlichen Dienstleistungssektor betrug der jahresdurchschnittliche Anstieg je Arbeitsstunde 1,1%. Diese Zahlen basieren auf Daten der europäischen Statistikbehörde Eurostat. Die jahresdurchschnittliche Inflationsrate betrug im Zeitraum 2000 bis 2010 1,6 Prozent. Inflationsbereinigt sind die Arbeitskosten je Arbeitsstunde in der Privatwirtschaft somit um insgesamt nur 1,0 Prozent (= 10 Jahre x (1,7% ./. 1,6%)) gestiegen. Im öffentlichen Dienstleistungssektor sind die Arbeitskosten je Arbeitsstunde inflationsbereinigt sogar um 5,0 Prozent (=10 Jahre x (1,1% ./. 1,6%)) gesunken!

     

    Bei den Arbeitskosten der deutschen Privatwirtschaft ist darüber hinaus zu berücksichtigen, daß der nominale Anstieg um 1,7 Prozent auch die Gehaltsentwicklung von Ackermann und Co. beinhaltet. Für die Durchschnitts- und Geringverdiener dürften die Arbeitskosten je Arbeitsstunde inflationsbereinigt somit ebenfalls gesunken sein.

     

    Der Umverteilungseffekt bei den Bruttoeinkommen wurde in den vergangenen 10 Jahren durch die staatliche Steuerpolitik noch verstärkt: Während die Mehrwertsteuer (welche überpoportional stark Durchschnitts- und v.a. Geringverdiener belastet) in diesem Zeitraum um 3 Prozentpunkte angehoben wurde, wurden jene Steuern, die insbesondere die Spitzenverdiener belasten, gesenkt: Einkommensteuer (v.a. Spitzensteuersatz), Erbschaftsteuer, Unternehmenssteuern.

  • WN
    wf nrw

    Guter Artikel. Allerdings steckt ein Fehler darin. Die Reallöhne sind nicht um 4,4 Prozent gestiegen in den letzten 10 Jahren, sondern um 4,2 Prozent gesunken (Quelle: DIW) Dadurch wurde den Arbeitnehmer nicht nur ihr kompletter Anteil an der Wirtschaftsentwicklung vorenthalten, es wurde ihnen sogar noch ziemlich viel vom Besitzstand genommen. Diese Situation ist derartig dramatisch, dass es wirklich verwunderlich ist, dass weder die Parteien noch die wichtigsten Medien (z.B. die öffentlich-rechtlichen) auf diese gigantische Enteignung aufmerksam machen.

     

    Quelle: http://www.diw.de/sixcms/detail.php?id=diw_01.c.388614.de

  • E
    emil

    hurra, unsere steuern für den müll.

  • S
    S.N.

    Danke Ulrike Herrmann und einen langen Atem wünsche ich, denn leider muss man allerorten und auch noch von Plakatwänden erfahren, wie toll doch unsere Arbeitswelt aussieht. Ich kann nur vom Gegenteil berichten. In der Weiterbildungsbranche habe ich vor 20 Jahren tatsächlich mehr Geld verdient, aber auf Bewerbungen zu einem festen Job bekomme ich mit über 50 Jahren nur Absagen. Nun muss ich mit prekären Stundenhonoraren auskommen und meiner Altersarmut entgegensehen.

  • FM
    F. Müller

    So sehr ich dem Tenor dieses Artikels zustimme, die Schlussfolgerung:

     

    "Deswegen sei es - noch einmal - gesagt: Nein, Hartz IV hat gar nichts gebracht. Die Zahl der Arbeitsstunden ist nicht gestiegen; es wurde keine neue Beschäftigung geschaffen. "

     

    Kann man so doch auch nicht schließen. Wer weiß wie die Situation aussehen würde wenn die reform nicht statgefunden hätte? Niemand! Nur weil Ziel X,Y,Z, verfehlt wurden war HartzIV ja nicht folgenlos. Eine solch unsaubere Argumentation schadet dem sonst sehr treffendem Komentar.

  • DP
    Daniel Preissler

    "Im Jahr 2000 wurden insgesamt 57,7 Milliarden Arbeitsstunden absolviert, 2010 waren es 57,43 Milliarden. Wo ist da der Fortschritt?"

     

    Ich stimme Steve W. zu: Eine bessere Verteilung der vorhandenen Arbeit ist ein immenser Fortschritt, Frau Herrmann! Es ist genau die Art von Fortschritt, die wir brauchen (statt "Wachstum")! Sie haben in diesem einen Moment die FDP-Denkweise ein kleines bisschen übernommen.

    Ansonsten haben Sie mit dem Artikel natürlich völlig Recht!

    Freundliche Grüße,

    DP

  • M
    Martin

    Danke Herr Wolter für Ihren Hinweis!

     

    Ansonsten verstehe ich nicht, wieso hier weiterhin gegen die Agenda 2010 gewettert wird, obwohl diese sachlich gesehen, gerade die Jobs geschaffen hat, die heute viele in der Statistik als Arbeitnehmer auftauchen lassen. Auch wenn Herr Rößler versucht sich zu gut zu stellen, unrecht hat er nicht und gelogen wird statistisch im "normalen" Rahmen.

    Die Lohnentwicklungen vor 2001 waren im übrigen bei weitem nicht besser. Nicht das hier der Eindruck entstünde, seit 1998 geht die Welt den Bach runter...

    (http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,670474,00.html)

     

    Es geht um die Art der Jobs. Da sind sich hier alle einig.

     

    Mich würde auch interessieren, wie die Reallohnentwicklung aussähe, wenn wir noch die D-Mark hätten ;)

     

    DIe Agenda 2010 war schlicht zu naiv gedacht und bedarf vor allem der Korrektur durch Mindestlöhne und der Anpassung der Leiharbeiterregelungen an das französische Modell.

     

    Das größte Problem liegt aber an den ganzen Institutionen, die sich mit der mangelhaft ausgearbeiteten Agenda 2010 / Hartz-Reformen angefreundet haben und die Fehler zu ihrem Vorteil nutzen. Diese haben mittlerweile ein große Lobby, so dass Korrekturen schwer durchzuführen sein werden.

  • S
    Skyjellyfetty

    3 Hartz4-Empfäger hätten davon 12Jahre leben können.

  • N
    Nordwind

    Wow, endlich einmal zu diesem Thema ein kritischer Artikel in der Mainstreampresse.

     

    Hat die Taz die Nachdenkseiten als Recherchegrundlage entdeckt? Da kann man das inkl. der Manipulationsstrategien schon seit Jahren gut belegt nachlesen.

     

    Naja, besser spät aufgewacht als nie. Und nicht gleich wieder einschlafen sondern dran bleiben.

  • C
    Celsus

    Es ist doppelplusgut, wenn ich mal in Orwells Worten ausdrücken darf, wie gut sich die Arbeitslosenstatistik entwickelt hat. Nur eine ganze Kleinigkeit noch:

     

    Vor 20 Jahren gab es noch keine 1-Euro-Jobber, die heute aus der Statistik rausfallen. Auch 58-Jährige mit Leistungsbezug galten als arbeitslos. Neu ist, dass nicht gemeldete Arbeitslose gar nicht mehr gezählt werden, weil sie zum Beispiel keinen Anspruch mehr auf Leistungen haben (1,2 Mio.!).

     

    Wenn wir all die Kleingikeiten einbezogen, hätten wir fast 4 Mio. Arbeitslose. Genau kann das nach der statistischen Einflussnahme der Regierung aber auch kaum noch jemand sagen.

  • L
    lorenz

    @uli och, der uli hat's noch immer nicht gemerkt! Uli du, ich sach dir mal was. Du, hör mir mal gut zu. Die Medien sind so gut wie gleichgeschaltet! Das sagt dir hoffentlich etwas!?

  • T
    Tom

    Man kann doch nicht behaupten, dass die Aussage falsch ist. Die ist doch faktisch richtig. Nur hat Frau Herrmann andere Kriterien.

     

    Wir jammern echt auf hohem Niveau.

    Man sollte sich mal fragen, wieviele aus anderen Ländern gerne unsere Verhältnisse hätten.

     

    Das ärmste EU-Land hat eine Armutsquote von über 20%!

    Wollen wir die Arbeitslosenquote von Spanien oder Griechenland haben?

     

    Aber gut, nur bei uns wird natürlich mit den Zahlen getrickst. Griechenland und Co. tricksen nur bei anderen Zahlen. Woanders ist man bis unter die Hutkrempe korrupt, aber die Arbeitslosenzahlen schön rechnen kommt denen sicher nicht in den Sinn.. Da sind die ja sicher ehrlich...

  • B
    Branko

    Das ist Journalismus.

     

    Danke, taz.

  • L
    Lars

    Zustimmung zum Beitrag von "Steve Wolter" und Ergänzung: es wäre sicher sinnvol, Statistiken anzufertigen, die den technologischen Fortschritt miteinbeziehen. wenn man dann die Arbeitszeit für übermäßige Bürokratie, Marketing und durch geplante Obsoleszenz überproduzierte Güter abzieht, sollte man auf eine stetig fallende Gesamtarbeitszeit-Tendenz stoßen..

    Wichtig wäre in jedem Fall der angesprochene Index der "unterbeschäftigten" Menschen. hier wäre eine genauere Betrachtung von Vorteil. Letztlich kommt es auf einen Grenzwert des Monatslohnes an, durch den ein Mensch (bei mitzuversorgenden Familienangehörigen entsprechend angepasst) an der Gesellschaft teilhaben und Gesundheitsvorsorge betreiben kann sowie die Sicherheit empfindet, diesen Standard morgen nicht zu verlieren.

  • V
    vic

    "Danke Deutschland" Kampagne.

    Wofür denn?

  • T
    T.V.

    Der nette Herr Rösler bedankt sich doch nur bei uns Deutschen für sein immer voller werdendes Konto. Dafür darf er doch wohl die paar läpschen Euros ausgeben!

  • O
    Oli

    Als ich dieses Plakat gesehen habe, dachte ich das Gleiche: Es ist eine idiotische Lüge, eine, die zwar nicht ganz falsch ist, aber eben auch nicht richtig.

     

    Das größte Problem ist m.M., dass die Politiker gar nicht für mehr Beschäftigung arbeiten, sondern sie setzen die Parameter so, dass die Leute immer schlechter bezahlt arbeiten, denn Teilzeit und Minijobs sind häufig nicht freiwillig, sondern aus der Not heraus angenommen. Davon steht natürlich nichts auf diesem Plakatt, genauso wenig davon, dass der Staat sogar miese Arbeit aktiv fördert, in dem besonders schlechte Arbeitsverhältnisse aufgestockt werden.

  • S
    sonja

    In dieser Sache wäre es auch nicht schlecht, mal so etwas wie die durchschnittliche Produktivität pro Arbeitnehmer zu ermitteln. Denn meine Eindruck nach (bin als Leiharbeiterin in verschiedenen Firmen tätig) wird die Arbeit immer mehr intensiviert, das heißt simpel, die Arbeitnehmer müssen einfach mehr leisten. Und es gibt diese Spaltung zwischen den Festangestellten mit gutem Stundenlohn und erträglichen Arbeitsbedingungen und den "Zeitsklaven", die immer wieder neue Verträge machen müssen (mit der entsprechenden Probezeit) und natürlich die niedrigsten Löhne akzeptieren. Und dieser Zeitarbeitsektor hat nach meiner Beobachtung immense Ausmaße angenommen. In vielen Firmen hatte ich den Eindruck, dass die Anzahl der Leiharbeiter den der festen Kräfte übersteigt.

  • P
    P.Haller

    "Danke ihr Dödels" sollte auf den Plakaten stehen.

    Das würde die momentane Situation wohl besser beschreiben.

    Jedenfalls denken hier viele Unternehmer so oder so ähnlich, denn nirgendwo in Europa kann man Arbeitnehmer so auslutschen wie in Deutschland !

    Da ändert auch der ganze Occupy-Scheiss nichts dran.

  • SW
    Steve Wolter

    "Im Jahr 2000 wurden insgesamt 57,7 Milliarden Arbeitsstunden absolviert, 2010 waren es 57,43 Milliarden. Wo ist da der Fortschritt?"

     

    Bei aller Zustimmung zum Rest des Artikels: Ich sehe bei einer Steigerung der Reallöhne bei gleichzeitig gesunkener Arbeitszeit einen ziemlich großen Fortschritt. Mehr Geld für weniger Zeit. Mehr Teilzeit ist ein Fortschritt. Es gibt niemanden, der sich einfach nur mehr Arbeitszeit wünscht (denn die kriegt man ziemlich einfach, unbezahlte Überstunden bieten viele Betriebe) - die meisten wünschen sich mehr Einkommen. Und das sollte man differenzieren, sonst schaut man wie genau ein Rösler auf die falschen Zahlen.

  • L
    L.M.

    Danke für diesen guten Artikel. Verstehe aber nicht ganz warum die taz am gleichen Tag völlig unkritisch die Mär vom Jobwunder abdruckt. Ist die taz schizophren? Weiss hier keiner was der andere tut? Oder sollen einfach möglichst säntliche Meinungen abgebildet werden? Irgendwie merkwürdig konturlos das Ganze...

  • U
    uli

    Danke fuer diesen Artikel.

    Man muss sich aber doch wundern, wieso soviele Medien diese Propaganda kommentarlos nachplappern. Selbst die TAZ titelt : "Arbeitslosigkeit auf Rekordtief"

     

    Warum?

     

    Gruss,

    Uli