piwik no script img

Das SchlaglochFahnensucht und Volks-TV

Kommentar von Georg Seesslen

Der neue deutsche Konsum- und Unterhaltungsnationalismus lehrt das Fürchten. Die Fahnen sind kein Spaß, sondern die Lizenz zur Regression als Lebenshaltung.

Der Partypatriotismus verursacht Arbeit und Kosten: Ein Konsumnationalist hat sein Haus geschmückt. Bild: dpa

E s ist ja nicht so, dass man jemandem die mehr oder weniger kontrollierte Form von nationaler Regression anlässlich großer Sportereignisse nicht gönnen würde. Es gibt sonst so wenig, woran man sich halten kann.

Es gilt, die Krise zu vergessen, nicht wahr, und ein Fußballstadion von national Berauschten führt doch nicht automatisch zum nächsten Einmarsch, oder?

Doch der Konsum- und Unterhaltungsnationalismus ist auf Dauer gewiss nicht so harmlos und menschenfreundlich, wie er karnevalisiert und freizeitlich daherkommt. Würden wir noch wagen, unsere Gesellschaft genauer anzusehen, so würden wir einen semantischen Befall des deutschen Mainstream erblicken, vor dem einem nur grauen kann.

privat
Georg Seesslen

ist Publizist, Filmkritiker und Autor von mehr als zwanzig Büchern über das Kino. Zuletzt erschien von ihm und Markus Metz: „Bürger erhebt euch!“ (Laika Verlag).

Seit geraumer Zeit können wir beobachten, dass sich hierzulande eine Verbindung von Nationalismus und „Volkstümlichkeit“, kurz vor dem Umschlag ins „Völkische“, mit der Pop- und Freizeitindustrie entwickelt, die es anderswo nicht gibt. Das Nationale (gern mit Sport) und das Volkhafte (gern mit Dumdideldei und Dschingdarassa) sind zur Massenzeichenware geworden, die ihre Anlässe, Sportevent und Volksfest, weit überdauert. Man will sich von den Fähnchen gar nicht mehr trennen, man hätte am liebsten jeden Tag „Volksfest“. Wo kommt das her, und wo will das hin?

Reaktion des Kleinbürgers

Eine Ursache dafür ist wohl die paradoxe Reaktion des deutschen Kleinbürgertums auf die Krise. Es ist ja weder „der rechte Rand“, noch sind es unbedingt besonders Fußball-affine Menschen, die sich dem neuen deutschen Fahnenrausch hingeben, als vielmehr die Angehörigen jener in Auflösung begriffenen Mitte, die ökonomisch und kulturell zersprengte Mehrheit, die um ihren sozialen, politischen und kulturellen Status nicht mehr weiß. Man versucht zugleich, möglichst viel Wirgefühl und kollektive Wärme zu erzeugen und sich trotzdem persönlich hervorzutun, immer noch größer, besser, mehr als die anderen zu sein.

Das nationale Zeichen verspricht, das Zerbrochene zusammenzuführen, das Private und das Soziale; nur in diesem Zeichen ist es nicht konträr. Und diese blitzrasche Heilung kann nur als Rausch empfunden werden, denn es handelt sich ja um eine Illusion: Nach der EM ist man von Politik und Gesellschaft genauso alleingelassen wie vorher, und man ist, umgekehrt, genauso auf seine Fähigkeit zur sozialen Rücksichtslosigkeit angewiesen. Eine solche widersprüchliche Haltung führt entweder in die Neurose oder aber in die eine oder andere Lightversion von Faschismus.

Erbärmliche Volkskonjunktur

Übrigens hat auch dieses „Volks“-Warenhafte erbärmliche Konjunktur, nach der Volksmusik und dem Volkswagen werden Volkscomputer, Volksversicherungen und nun endlich ein Volks-TV angeboten.

Diesen „Volksprodukten“ mit ihrem signifikanten Schwarz-Weiß-Rot ist mittlerweile so schwer zu entgehen wie den Nationalfähnchen im Straßenverkehr. Der von Prekarisierung bedrohte Mittelstand möchte sich durch den Konsum nicht nur in die Deutschheit, sondern auch in die Volkstümlichkeit einkaufen und absentiert in beidem alte bürgerliche Werte wie, nur zum Beispiel, Zurückhaltung, Mäßigung, Vernunft, Geschmack und Würde.

Die Lizenz zur Regression

Das Nationale und das Volkstümliche, in das man sich einkauft, scheint die Lizenz zur Regression als Lebenshaltung mit zu versprechen. Dabei kann die hedonistisch-politische Masse sich jeweils perfekt herausreden: Das Hedonistische darf sich im Nationalen verbergen und das Nationale im Hedonistischen. Es ist eine „heilige Sache“, und es ist doch nur ein Spiel. Jede Kritik ist daher Blasphemie oder Spaßverderberei.

Irgendwann kommt auch der schiere Opportunismus dazu. Die Nachbarn haben eine so schöne Deutschlandfahne – und wir? Ein anderer Teil der deutschen Fahnensucht, derzeit, ist wohl eine direkte Spiegelung der rücksichtslosen ökonomischen Nationalisierung der Politik im Merkelismus: Die Zeichen der Deutschheit nehmen die hegemonialen Tendenzen der offiziellen Politik ebenso auf wie die reale oder imaginierte Kritik daran. Jetzt erst recht! So werden Fahnensucht und Volksprodukt zu einer paradoxen Reaktion auf die Austerität als politisches Dogma: zugleich ihr Ausdruck und eine Masche, ihr zu entkommen.

Von den transnationalen Verbrüderungen (und Verschwesterungen), die man bei anderen Sportveranstaltungen beobachten konnte, ist nur noch wenig zu spüren. Stattdessen werden andere Fahnen mit Hohn oder Aggression bedacht. Und wenn anderswo die Fahnen nach dem Event eingerollt werden, weigern sich in Deutschland die Automobil- und Fensterbesitzer seit Langem beharrlich, ihre Stoff gewordene „nationale Identität“ in den Schrank zu legen. Die Fußballmatches vergehen, die Fahnen bleiben.

Absturz nach jedem Rausch

Das ist keine Sache, die ein paar national berauschte Dumpfbacken oder Natural Born Fähnchenhänger angeht; es ist eine innere Rekonstruktion dessen, was in der nächsten Politikerrede „Leitkultur“ genannt wird. Ein Phänomen der jeden von uns betreffenden öffentlichen Diskurskorrektur.

Nationalismus und Volkstümelei als Waren- und Eventsprache dienen zweifellos der Hegemonialisierung und der „Einschüchterung“ und werden als solche genossen. Mitmachen? Cool bleiben? Den ahnungsvollen Ärger herunterschlucken? Sich keinesfalls als Spiel- und Spaßverderber outen? Doch bitte nicht so empfindlich sein?

So leben wir von Event zu Event, von Konsumwelle zu Konsumwelle, von Zeichensturm zu Zeichensturm. Und erleben nach jedem Rausch Absturz und Ernüchterung. Denn am Ende ist noch stets diese Reintegration der Masse in die Krisen- und Finanzwirtschaftsgesellschaft gescheitert.

Morgen also brauchen wir wieder etwas anderes, um Hedonismus und „Identität“, Ich und Wir, neoliberale Wirklichkeit und nationale Träume unter ein Tuch zu bekommen. Den nächsten Anlass zur Fahnensucht, das nächste Produkt für unsere Volksempfänglichkeit. Man gewöhnt sich daran, oder?

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

89 Kommentare

 / 
  • V
    vic

    Ein Glück, dass der Scheiß jetzt vorüber ist.

    Pech, dass es in zwei Jahren schon wieder losgeht.

    Ich hab mit Fahnen nichts am Hut, und es ist mir völlig egal wer Europa oder Weltmeister wird.

  • T
    tsitra

    So war/ist es. Die italienische Nationalelf war klar überlegen und hat nebenbei (HOFFENTLICH!)die national berauschten Deutschen auf den Boden der Tatsachen geführt:

    In etlichen anderen Ländern wird eben besser Fussball gespielt.

     

    Dass ein Spieler mit offenbar afrikanischen Vorfahren die beiden Tore gegen die deutsche N.-elf

    erzielte, scheint mir ein symbolischer Repräsentant für die in meinem untenstehenden Beitrag erwähnten gehinderten SportlerInnen der materiell ärmeren Länder unserer Erde zu sein.

     

    Ich finde das Spielergebnis erfreulich, gerade weil ich das beklemmdende Gefühl habe,dass ein Sportler mit schwarzer Hautfarbe kaum eine Chance hat in der teutschen Nationalelf zu spielen, EGAL wie gut er ist.

  • S
    Stefan

    Der Artikel liest sich wie eine Kabarettnummer über spießige Altlinke, die sich selbsternannt moralisch und intelektuell weit über dem dummen Kleinbürgertum ansiedeln. Dem Autor ist die herrliche Selbstironie der schwarz-rot- goldenen Hasenohren, Spiegelpuschen, Pappnasen, Ganzkörperkondome usw entgangen und er wird auch niemals das herrlich, herzliche Erlebnis haben gemeinsam beim Italiener Fussi zu feiern. Wie sagte unser Wirt: Wir sind 90 Min Konkurrenten aber wir lieben uns! Dann gab es Tiramisu für alle. Für unsere Altlinke ist das Fahnensucht, Lightversion von Faschismus...irgendwie können sie einem auch leid tun...andererseits sind sie kabarettreif.

  • C
    club|debil

    Meine Fresse, haben die alle Probleme hier. Fussball EM ist bald vorbei und dann gibt's wieder richtige Probleme zu lösen. Anti-Deutsch ist genauso bescheuert wie Nationalismus. Ich bin Deutscher, na und?!

  • S
    Slobo

    "Ein Konsumnationalist hat sein Haus geschmückt."

     

    Sehr schöne Bildunterschrift :-) Und ich habe wirklich das Gefühl, dass in meiner Umgebung eine Menge Konsumnationalisten rumlaufen. Leider.

  • K
    Klaus

    Wie kann man eigentlich den Unterschied zwischen Regression und Debilität erkennen? Personen aus der ersten Gruppe haben Deutschland-Fahnen an ihren Autos befestigt, Personen aus der zweiten Gruppe dürfen schon kein Auto mehr fahren.

  • J
    Jörg

    @Stefan

    Was ist denn eine "geile" Wirtschaftsmacht und wen penetriert sie ?

  • WD
    Wolperting der Schreckliche

    Georg Seesslen hat zwar recht, daß das jetzt schwarz-rot-goldene Wir-Gefühl durchaus karnevaleske Züge trägt. Offensichtlich ärgert er sich als humorloser alter Linker zutiefst darüber, daß es in diesem Lande so leichtfüßig und teilweise lustvoll daher kommt.

    Mit seinem "Das schönste an Deutschland sind die Autobahnen" entlarvt Seesslen u.a. seinen fast schon blinden Selbsthaß auf Deutsches und unterstellt dem Durchschnittsdeutschen Stupidität und Blödheit.

    Bevor Seesslen nur auf den derzeitigen schwarz-rot-goldenen Karneval fixiert ist, sollte er sich was Stupidität und angeblicher "Regression" angeht gerade jetzt mal nach England, Dänemark oder Italien begeben.

  • NO
    Nicht-Selbstflagellant, obwohl links

    Die Selbstflagellation mag bei manchen Menschen Lustgefühle und das Gefühl der Erhabenheit erzeugen. Diesen Menschen sei das dann auch gegönnt.

     

    Es aber zwingend vorschreiben zu wollen, weil man sich selber nicht traut und dieses Misstrauen der moralischen und geistigen Unreife daher auch auf alle Anderen überträgt, schiesst weit über das Ziel hinaus.

     

    Reaktion erzeugt immer Gegenaktion. Somit dürften Artikel wie dieser den Rechten ein willkommenes Rekrutierungswerkzeug sein.

  • S
    Stefan

    Deutschland ist eine geile Wirtschaftsmacht in Europa. Und dazu gehört auch eine geile Fußballmannschaft, die den anderen Nationen - auf dem Fußballplatz - zeigt, dass wir es drauf haben.

     

    Der Autor ist ein peinlicher linke Spießer. Widerlicher Spaßverderber!

  • J
    Jörg

    @Volksvertreter

    "...traut dem Durchschnittsdeutschen mal bitte etwas mehr zu..." Genau das ist das Problem, dass ich dem Durchnittsdeutschen so einiges zutraue. Zum Beispiel aufgehetzt von BILD und NPD einen schon verurteilten Straftäter zu lynchen.

  • V
    vic

    Ihr seid ja wohl nicht ganz dicht- und damit meine ich nicht die taz.

  • A
    Arne

    Einige der hier anzutreffenden Kommentare zeigen eigentlich schon, dass Seeßen Recht hat. Auf einmal spielt "Deutschland" in einer Spitzenliga, obwohl jeder Niederländer über unsere Löhne und sozialen Leistungen lacht und jeder Däne oder Schwede das Kotzen bekommen müsste, wäre die Schuldenquote des Staates, in dem er lebt, so schlecht wie in der BRD.

    Aber dafür können die Deutschen eben Fußball spielen. Da gleichen wir uns an die bösen Schuldenländer wie Italien oder Spanien an.

    Wirklich nur da?

    Mir fehlen in dem Aerikwl leider noch zwei Punkte, die ich gerne betrachtet sehen würde. Ist es wirklich nur die untergehende Mittelschicht, die in Fußball einen Ausgleich sieht? Ich entsinne mich noch gut daran, wie 1974 oder 1990 von der DFB-Mannschaft die Weltmeisterschaft geholt wurde. Ich kann mich nicht an hupende, lautstarke Korsos erinnern, die nahm ich das erste Mal war, als die Türkei 2002 ihre Spiele gewann. Komischerweise sind die ganzen "PI"-Quatschköppe noch nie auf die Assimilierung durch Türken eingegangen, was die Darstellung von Nationalstolz anbelangt und bei dem sich viele Deutsche am schnellsten unseren Migranten angepasst hat.

    Desweiteren tritt hier in Deutschland bei Spielen etwas auf, dass insbesondere von Menschen gepflegt wird, die ansonsten wohl kaum irgendeine Ahnung von Fußball haben. Es wird gegen die Gegner gehetzt. Ein Sieg wird mit einer widerlichen Schadenfreude aufgenommen. Ich habe die WM 2010 zum Teil in den Niederlande erlebt, als Oranje dort bis ins Endspiel gelangt. Nirgendwo wurde irgendeine Schadenfreude gezeigt, als Deutschland gegen Spanien auf Platz drei verdammt wurde. Beim Brasilenspiel gab es gemeinsames Public-Viewing (wenn es das gab, eher selten in NL) mit dem Gegner. Okay, die Rivallität zwischen NL und D ist für die Niederländer nicht mehr so vorhanden seit der deutschen Vereinigung, weil Deutschland wirtschaftlich kein ernstzunehmender Konkurrent beim Lebensstandard mehr ist, aber dass in Deutschland der Gegner immer mit einem Kübel chauvinistischen Spotts überschüttet werden muss, sollte auch mal untersucht werden.

  • EB
    Eric Blair

    Dieser Artikel spricht mir aus dem Herzen. Nach langem Auslandsaufenthalt bin ich nach `good old Germany` zurückgekehrt und musste während der Fussball-EM mit entsetzen feststellen, welcher Fahnenkultgeist sich hier austobt, Nichts gegen Fussballspiel und Fankult, andere Länder haben während der Spiele auch ihren kleinen `Fahnenkult-Tick` für die Zeit des Spiels oder der EM, das mag jedem offenstehen, nur nach dem Spiel werden die Fahnen eingerollt und der Alltag lehrt zurück. Nur in Deutschland scheint sich eine unheilige Allianz zwischen Fussballbegeisterung, Fahnenkult und Nationalismus aufzubegehren die mir bedenklich erscheint und an die Dokus von National Geographic über das dritte Reich mit all seinen Fahnenkult erinnert. Leider scheint sich in Deutschland, so befürchte ich, Geschichte zu wiederholen und aus einem harmlosen Fahnenkult gespeist vom `Eurohass` und Eurokrise entwickelt sich ein bösartiger Kult. Um ehrlich zu sein, jedesmal wenn ich auf der Strasse spazieren gehe und diese Fahnen sehe, kann ich nicht soviel essen wie ich kotzen könnte! Aus `good old Germany` wird ein `bad brown Germany` und ich überlege mir wieder für sehr lange Zeit ins Ausland zu gehen, vielleicht für immer

  • RE
    Rudolf Eglhofer

    Wie wäre es, Georg, wenn ich Dir ein Schwarz-Rot-Goldenes Winkelement mit Hammer und Zirkel schenke? Dann darfst auch Du, ohne später tagelang Selbstkritik von dem Badezimmerspiegel üben zu Müssen, mitmachen beim ideologielosen Fußballpatriotismus und musst nicht die morsche Nazikeule schwingen oder das 4. Reich damoklesschwertartig über unsere Köpfe hängen.

    Geh' doch mal chillen!

    Die Fahne auf meiner Kühlerhaube erfüllt ihren Zweck übrigens hervorragend:

    Meine antideutschen Kollegen schäumen vor Wut!

    Und deren stupides Geschwafel ist amüsanter als jede Finalteilnahme.

  • U
    Uschi

    Lieber Herr Seesslen,

    herzlichen Dank für den schönen Kommentar. Er hat mir meinen ruhigen Balkonabend versüßt. So schön formuliert, wird die stete Volksverdummung durch Konsum und Spiele selten beschrieben. Schade, dass es morgen Abend nicht so ruhig werden wird. Spätestens nach dem "Spiel der Spiele", diesem einen unter vielen, das mindestens alle zwei Jahre das bedeutendste aller Zeiten (bis zum nächsten Spiel) sein wird, wird wieder geböllert und gehupt. Wie gut, dass wir sonst keine Probleme haben.

  • T
    tsitra

    Eine Analyse mit Scharfsinn UND Einfühlungsvermögen,

    also gleichermaßen intelektuell und emotional intelligent wird hier die Befindlichkeit dieser vielen Deutschen beschrieben, die sich am Erfolg der deutschen Fußballnationalelf "ergötzt".

    Wenn sie nur ahnen könnten, wie wenig sie sich etwas darauf einbilden können, dass montan die deutsche Fußballnationalelf wohl recht gut spielt.

     

    Nur ein kleiner Hinweis:

    Die feiste Beteiligung Deutschlands am Kolonialismus und Imperialismus HINDERT weltweit Millionen ebenso begabter Sportlerinnen und Sportler daran, ebenso gute sportliche Leistungen zu bringen.

    Ist das noch sporliche Fairness? Mitnichten!

     

    In wohl keinem Land ist Fußball so wenig Spiel(!) und so viel Verbissenheit und aggressiver Siegeswille

    wie in Deutschland und dennoch gibt es gemäß der Weltrangliste seit Jahrzehnten

    ca. acht bis zehn bessere Nationalmannschaften.

     

    Ich finde die Masse von diesen Fahnen mit der geschmacksverirrten aggressiven Farbkombination

    einfach nur beklemmend und kopflos, HerdenTRIEB eben.

     

    Übrigens bin ich deutsch mit nur deutschen Vorfahren, fühle mich aber eher als "Mensch dieser Erde" als deutsch.

  • L
    Laubeiter

    Danke.

     

    Einmal, noch bessser 2x im Monat Seesslen lesen zu können scheint mir meinen Kopf besser durchzulüften als 4 x Joggen oder Yogaabend.

     

    Wie recht Seesslen hat, scheint mir daran erkennbar zu werden, dass jede Menge Kommentatoren sich beschweren, ihnen doch bitte nicht mit Denken zu kommen, dass schlägt wohl manchen auf die Laune.

  • P
    pecas

    Klasse, Georg Seesslen!

     

    Mehr möcht' ich angesichts der zahlreichen - und im Sinne des Artikels bezeichnenden, nämlich von der dort genau analysierten Depravation gekennzeichneten - Negativ-Kommentare hier gar nicht sagen.

     

    -p-

  • M
    menschenfreund

    Sie, verehrter Verfasser, Sie haben 20 Bücher geschrieben. Nachdem ich Ihre Abhandlung gelesen habe, darf ich mich bedanken, daß Sie mich vor dem Kauf dieser Kunstwerke eindringlich gewarnt haben, eine Warnung, die ich als ein etwas (quer-) denkender diesmal wirklich beherzigen werde.

    Deutschland, wer oder was ist das?

    Fahren Sie einmal in den Ruhrpott und lassen Sie einmal alle, die aus Polen nach Deutschland kamen zur Seite treten. Das wird für Sie sicherlich sehr einsam werden. Ebenso könnten Sie nach Rheinland-Pfalz/Saarland gehen und nach französischer Herkunft fragen. Auch um Berlin herum werden Sie holländische Zuwanderer finden, die prägend selbst an der Landschaft mitgewirkt haben. Schließlich und nicht zuletzt, die unzähligen Verdienste unser jüdischen Menschen, die dieses braune Verbrechergesindel größtenteils ermordet und Schande über Deutschland gebracht hat.

    Man würde dem braunen Pack zuviel Ehre antun, würde man Deutschland ausschließlich oder überwiegend aus diesem Blickwinkel betrachten.

    Alles in Allem: Deutschland hat seit jeher "Multikulti" gepflegt und ist hervorragend damit gefahren.

    Wenn wir uns also alle gemeinsam unter der demokratischen Flagge zusammenfinden und friedlich und freundlich ein Fußballfest feiern, seien Sie bitte so nett: lassen Sie's mit Genuß geschehen.

  • A
    Alex

    @Hans

     

    Lies den Artikel nochmal. Er war offenbar zu "pseudointellektuell" für dich. Generell Probleme beim Textverständnis?

  • C
    Chesterfield

    Ein Dumpfbackennationalismus,der sich in diesen Tagen breit macht.Es ist schon widerlich.Man sollte diese Proleten nochmal in den Geschichtsunterricht schicken,dami sie die Bedeutung der Farben schwarz-weiss-rot einmal erklärt bekommen.Es ist eine widerliche Deutschtümelei,die wahrscheinlich ein schnelles Ende findet,wenn die Deutsche National Mannschaft ins Aus befördert wird.Dann fliegen Fernseher aus den Fenstern,und die vielen Fähnchen werden eigerollt.Und schuld waren dann natürlich die anderen Mannschaften.

    Ich finde das alles zum kotzen.

  • R
    Rückspiegelschutzsocke

    Für Dich, Luise, immer noch "Herr Seeßlen". Wir sind hier nicht bei Waldi Hartmann. Und dieses mitunter verbitterte "Recht erst recht!" bricht sich hier in einigen Kommentaren auch wie geradezu prophezeit Bahn.

    Mit "Lasst uns doch unseren Spaß" ha das nicht mehr viel zu tun. In diesem Sinne: Die Fähnchen hoch, Viererkette dicht geschlossen. ;-)

  • F
    Francisco

    "Deutschland? Nie wieder...!"

     

    -Marlene Dietrich-

     

    Wieso sind Menschen stolz auf eine Nation? Auf Deutschland? Also auch stolz auf Hartz IV? Stolz auf Leiharbeit? Stolz auf mordende Nazis, als Teil der nationalen Identität?

     

    Ist das auch Deutschland?

     

    Naja, hauptsache Fussball, vllt auch ein bisschen Wagner, Goethe, die großen Kaiser und Könige der Vergangenheit und die Gewissheit wieder ein Volk zu sein.

  • F
    futurista

    Die gewaltigsten Fahnenmeere habe ich bisher im kommunistischen Kuba gesehen - und eine extrem militarisierte Gesellschaft mit ständiger polizeilicher Überwachung erlebt. Leider versteht der Autor nicht, dass Sport wichtig für die Völkerverständigung ist, eine Übung in Fairness sein kann und dass dabei eben einer gewinnt und der andere verliert. Der Nachbar hierzulande hat bei dieser EM übrigens oft eine italienische, griechische oder spanische Fahne am Fenster - kein Problem! Offenbar versteht der Autor genau so wenig, wie schön Sportevents sein können, wie die tumben DDR-Machthaber, die ihre Sportler mit Drogen vollgepumpt haben, um sich als bessere deutsche Nation zu beweisen. Spießer gibt es eben links wie rechts! Und "Faschismus" im Sinne des Autors eben auch auf der linken Seite - leider nicht immer "light"!

  • D
    dielendieb

    @Dieter Manschureck: Habe selten stumpferen Sinn gelesen, als Ihren Beitrag. Ich würde auch gern keine Steuern zahlen, mit denen eine Armee und die Ungleichheit der Menschen finanziert wird. Freiheit ist so ein nichtssagender, weil ungerichteter Begriff.

     

    Danke, taz, für diesen Beitrag. Im Interesse Eurer inneren Kohärenz solltet ihr Euch jedoch in Zukunft vielleicht eindeutiger positionieren (siehe "@taz").

  • S
    SaintHuck

    Zuerst einmal Danke für einen sehr guten Artikel, der weder, entgegen einiger Aussagen hier, Rechtfertigungen provozieren soll noch will. Das gleiche eigentümliche Gefühl befängt mich, wenn ich durch die Straßen laufe, Autos und Fenster behängt mit Schwarz-Rot-Gold sehe und von befreundeten (!) Zeitgenossen Beiträge zur ewig leidigen Diskussion nach "Deutsch" oder "Nichtdeutsch" anhöre ("ist der Özil nun deutsch?" "Boateng, das soll ein Deutscher sein?" Dies wird übrigens an gleicher Stelle genauso leidenschaftlich diskutiert wie das Singen der Nationalhymne durch die Protagonisten auf dem Platz.

     

    Ich liebe Fußball, könnte spannende Spiele jeden Tag schauen und freue mich auch, wenn Deutschland gewinnt. Genauso freue ich mich aber über die Erfolge von Polen und Spaniern, jubele bei Toren von Shevchenko und Rooney, kurz, ich freue mich über schönen Fußball und tolle Tore. Gern auch gegen die deutsche Mannschaft, gern natürlich mit gutem Ausgang für die Letzere.

     

    Die Diskussion über Nationalgefühl, das Singen der Hymne und sonstige Parameter zum Feststellen des Deutschseins anhand von Verhalten oder Herkunft sind mir fremd wie genau wie der offentsichtlich mittlerweile zum guten Ton dazugehörige Nationalstolz, der zu solchen Events rausgehangen wird, verbal oder aus dem (Auto)Fenster. Wenn ich an einer Kreismeisterschaft teilnehme, singe ich auch nicht die "Kreishymne", sollte es sowas überhaupt geben. Drum verlange ich auch nicht von einem Spieler mit deutschem Pass und türkischer Herkunft das Singen der Hymne.

     

    Die Nationalmannschaft ist für mich lediglich die Auswahl von Spielern, die aufgrund des Namens des Landes, der in ihrem Pass steht, in eine Auswahl berufen werden. Deutschsein kapier ich nicht, will ich auch nicht kapieren, ich will schöne Spiele ohne das Abgrenzen des "Einem" vom "Anderen", was vielen so wichtig zu sein scheint.

     

    Das nur so als Gedanke dazu, dass man Fan der deutschen Mannschaft und deren (wirklich) schönem Spiel sein kann, ohne ein überhobenes Patriotismusgefühl zu entwickeln, für dessen Kritik man tatsächlich als Spielverderber hingestellt wird. Drum halt ich meistens die Klappe und grins in mich hinein. Wie beim Ausgleichstor der Griechen und ob der Reaktionen um mich herum. Aber zum Glück gings ja gut. Schaler Beigeschmack ist nur der Gedanke daran, dass "Deutsche" wieder Fahnen aus den Fenstern hängen wollen. Nicht so schön.

     

    Wir essen übrigens heute Abend passend zum Anlass Tortilla und trinken Portwein. Morgen gibts wieder Bier. Prost.

  • DT
    Das tut weh wa ?

    Man soll völlig blind und in agressiver moralischer Selbstüberhöhung Bilder großer Massenmörder a la Mao, Stalin oder Pol-Pot durch die Gegend tragen. Dann erst würde der Altlinke aufatmen. Mir doch egal. Die Fahne hoch.....hahahahaha....voller ungebremsten Nationalwahns und Ausbrüchen wilder Volksgemeinschaftlichkeit. Jetzt alle 2 Jahre.

  • E
    expat

    Patriotismus/Nationalismus ist m.E. immer scheiße - egal wo!

  • CD
    Christian Diekhoff

    Auch bei dem Deutschen im gehobenen Mittelklassemercedes, der mit schwarz-rot-goldenen Sockenüberziehern auf den Außenspiegeln durch die Gegend fährt, handelt es sich um einen Kleinbürger. Häufig noch schlimmer, handelt es sich um einen Vertreter des reich gewordenen Proletariats. Bei dem zugehörigen Antiintellektualismus, Feindlichkeit gegenüber allem Politischen, Zerstörung des öffentlichen Raumes, bei der gefaketen Herdengemütlichkeit machen alle mit. Alle. Es liegen Neid, Missgunst und sogar Hass in der Luft.

  • R
    Rixl

    Aha, hier lernt man ja einiges:

    Wer eine Fahne am Auto hat, ist Nationalist, wer Wohneigentum hat, hat es im Leben zu etwas gebracht.

    Und dumm und undifferenziert sind nur die Fußballfans.

    Jeder erhebt sich eben über andere, beim einen ist es Nationalismus, beim anderen Arroganz.

  • T
    T.V.

    Danke. Schade, daß die Herde zwangsläufig auch hier wieder Einzug hält. Es ist eben nicht wunderschöne Freiheit, wenn man schief angeschaut wird und diverse Abende allein oder abgeschottet verbringt, weil da ein paar Sport treiben, die "wir" genannt werden, zumindest solang sie gewinnen, die ideale Projektionsfläche für Kapitalträume bilden und nicht zuletzt alle für unsere Nation "kämpfen", nicht so wie der kiffende und hurende Quotenmigrant von nebenan. Der darf weiter gehasst werden.

     

    Auf die Nationenkonstrukte! Damit an jeder Grenze ein Feind lauert, den man verachten kann.

  • K
    kilian

    Vielen Dank für diesen schönen Artikel in einem fast schon todgeglaubten Stil eines Baudrillard oder so. Es freut mich sehr, dass dieses Thema endlich von (linken) Medien angesporchen wird, auch hier z.b.

    http://www.zeit.de/sport/2012-06/fans-deutschland-nationalismus-stolz

  • S
    sf2000

    @castorp

     

    "...ja, man spürt die angst die in den zeilen mitschwingen, da klar wird, dass sich ein großteil der bevölkerung von der faschismus-keule nicht mehr beeindrucken lässt..."

     

    Deswegen ist es für Leute wie Sie ja so tragisch, dass der Spuk immer genau so schnell vorbei ist, wie er angefangen hat. Und die Leute vor allem keinen Faschismus wollen;)

  • A
    André

    Kommt zwar zeitweise was hochrabend daher, aber ich glaube, der Kern der Botschaft ist nicht falsch.

     

    Klar hab ich auch total Spass an der EM und freu mich, wenn die deutsche Elf gewinnt, aber es geht für mich nicht die Welt unter, wenn sie verlieren.

     

    Und es stimmt, dass immer mehr Menschen aus der sog. "Mittelschicht" Angst haben vor der Zukunft. Von denen "da unten" (finanziell) möchte ich gar nicht reden. Meine Eltern erleben das gerade hautnah was es heute heisst finanziell nicht mehr mithalten zu können.GGf. rausfliegen aus der Wohnung.Aber dann wohin ?

     

    Die Politik und mit ihr einhergehend die Finanzwirtschaft hat D und andere Länder in eine Sackgasse geführt. Die Kontrolle über die Ereignisse ist doch längst verloren gegangen.Die Politik scheint nur noch blind zu steuern: Geradeaus und durch.Heute stehen wir am Abgrund, morgen sind wir schon einen Schritt weiter.

     

    Die Menschen spüren das,die Angst sickert langsam aber sicher in die Gemüter und ins Unterbewusstsein: "Morgen bist vielleicht Du dran. Umgestellt auf Zeitvertrag.Oder arbeitslos und nach paar Jahren Hartz IV. Kleine Wohnung.Kein Geld.Kein Leben mehr.Besser nur nicht aufmucken." Für manche ist das heute noch kein Thema, aber für immer mehr Menschen.

     

    Und Angst lässt sich abgrenzen zu anderen. Einwanderer werden auf einmal nicht immer mehr als Bereicherung angesehen, sondern als Bedrohung des Besitzstandes. Man überhöht sich gegenüber den Anderen.

     

    Bei Angst kauert man sich zusammen, sucht zusammenhalt bei gleichartigen. Ich denke, dass kommt teilweise wirklich dazu.

     

    Deutschland braucht nicht nur Generationenverträge, sondern auch einen "Vertrag" zwischen den sozialen "Schichten". Erst wenn alle akzeptieren, dass jeder einen gerechten Lohn empfangen muss, dass Geldverschwendung durch den Staat am Ende alle trifft, wenn Top-Verdiener verstehen, dass sie nicht 50, 60, 70 oder ein vielfaches mehr als die einfachen Arbeiter verdienen sollten und realisieren, dass es dann allen besser geht und wenn die Bürger endlich vieles selber entscheiden dürfen (Direkte Demokratie), dann kann es wieder anders werden.

  • M
    maddes

    selten so was dummes gelesen...ich weiß nicht, wo sich der autor aufhält, aber wann ist er das letzte mal durch eine große stadt gefahren, wie berlin, köln, stuttgart oder mannheim? also ich sehe mindestens genausoviele fahnen anderer nationen wie deutsche...

    augen auf bevor man sich seinen hass von der seele schreibt!

  • V
    viccy

    Zu diesem Artikel fällt mir ein:

     

    "Du redest laut, doch Du sagst ... gaar nix" (Fanta 4)

     

    Alles spekulative Luftblasen, diffuse Unheimlichkeit ohne jede Kontur (und ohne Grund).

     

    Heute saufen die Leute und gröhlen über Özil, Khedira und Boateng und in 6 Wochen ist das alles wieder vergessen.

     

    Life is too short....

  • N
    Nordwind

    Brot und Spiele halt.

     

    Ich hab letzt mit so einem Putzlappen mein Fahrrad gesäubert.

     

    Wirklich schlimm ist aber dat allohohlmotivierte Schlandgesinge. Zumindest wenn man seine Ohren zum hören benutzt.

     

    Olympia ist eh viel cooler, weil abwechslungsreicher, als dieser überbewertete Weicheiersport.

  • O
    Ole

    Wow, Konsumnationalist...

    dass ist fast so gut wie Nazikommunisten

     

    Oder wenn wir bei eindeutigen Feindbildkombinationen bleiben wollen Atomimperialist, Klimasünderbanken, Genwilderer,...

  • O
    Olaf

    Ja schon, recht gelungener Aufsatz zum Thema: Herr Seesslein analysiert treffend und gibt mit seinen Folgerungen gute Anstoesse zur Diskussion - nur leider wohl im falschen Medium! Wie sonst muss ich verstehen, dass die meisten Beitraege in diesem Forum sich dieser Diskussion konsequent verweigern? Warum eigentlich dann die Muehe einen "Beitrag" zum Besten zu geben? Ist das zu vermutende Motiv ein diffuser Verteidigungsreflex? Was wird verdeidigt? Wer fuehlt sich angegriffen?

    Offenbar besteht die verbreitete Ansicht, dass das ostentative Bekenntnis zur Nationalfarbe eigentlich

    1. nichts bedeutet

    2. Spass macht (Anmerkung: wie kann es das, wenn es nichts bedeutet?)

    2.b den Genuss beim Fussballgucken steigert

    3. Ein Ausdruck der "Normalwerdung" der BRD im Vergleich zu anderen Staaten sei

    4. Gemeinschsftsstiftend wirkt

    5. ein Ventil zur Vermeidung von Fehlentwicklung ist

     

    All diese angefuehrten Beweggruende vermeiden konsequent die eigentlich diskutierte Frage: Warum greift es um sich, was also ist anders als frueher, was sind die (kollektiven) Ursachen, gibt es strukturierte Interessen, was leitet sich daraus ggf. ab?

     

    Was ist die Normalwerdung, wann hat sie begonnen? Wer ist denn das Wir, gegen wen grenzt es sich ab? Was kann Patriotismus positiv bezwecken - gbt es Beispiele? Kann ich durch Anbieten einer Form den darin artikulierten Inhalt konstruktiv umdeuten oder entfessele ich erst recht seine eigene Dynamik?

     

    Die hier mit Vehemenz dargebrachte, eher diffuse Wut ueber den Angriff auf das "Heilige" gibt Seesslein in seinem Pessimismus leider recht:

     

    Waere es nur der (alberne, karnevaleske) Spass, so waere die Ereiferung wohl ausgeblieben;

    Wuerde nicht das eigene Ego am Nationalen aufgerichtet, gaebe es keine Verletzung, wenn diese Kruecke faellt!

    In den ueblichen Schemen des gekraenkten Egos wird die Reflektion des Sujets vermieden:

    Inkriminierung nicht des Argumentes sondern der Person: "die Linken..."; Auseinandersetzung mit der eigenen (ins groteske gedehnten) Assoziation statt dem vorgebrachten Argument, willkuerliche Relativierung durch Vergleiche auf rein phaenomenologischer Ebene.

     

    Im Uebrigen an alle Sportsfreunde: Habe gerade mal nachgesehen - im Stadion beim Finale 1974 (Muenchen) kaum bis keine Fahnen - aber Spass gemacht hat es auch und die Stimmung soll auch ganz gut gewesen sein!

  • HG
    Harry Grunwald

    Macht euch doch bitte nicht in die politisch korrekten Hosen wegen der Fahnenschwenkerei. Blickt doch mal über den Zaun in unsere Nachbarländer, wie schnell man dort manchmal die Fahne hisst. Wenn in Dänemark ein Kind geboren wird, kann es passieren, dass der Nachbar als Gratulation den Danebrog hochzieht.Kein Mensch kommt deshalb auf die Idee, die Dänen als nationalistische Spinner und Neurotiker zu verdächtigen. Natürlich ist die Fahnenschwenkerei ein Zeichen von Nationalismus. Aber was ist schlimm daran, wenn man mit der Fahne am Auto seine Begeisterung für die deutsche National-Elf und seinen Patriotismus ausdrückt und die Nachbarn jenseits der deutschen Grenzen in Ruhe lässt? Ich bin Jahrgang 1938 und habe die Meere von Hakenkreuzfahnen optisch noch gut in Erinnerung. Wollt ihr etwa alle Fahnen schwenkenden Fußballfans in diesen braunen Topf werfen? Das wäre nun politisch überhaupt nicht korrekt, weil völlig unzutreffend. Einen Nazi-Bodensatz wird es immer geben, gibt es in allen anderen Ländern auch. Aber es ist in meinen Augen eine Sauerei, jeden Fußballfan mit Schwarz-Rot-Gold am Auto auf eine Stufe mit diesem Pack zu stellen.

  • VB
    völkischer Beobachtärr

    .....uuuuaaahhhh. Gähn. Nichts für ungut. Die Analyse ist fein geschrieben. Danke dafür. Aber eben nur intellektuell durchleuchtet.

     

    Schon mal nachgedacht wieviel Spieler mit "Migrationshintergrund" in der Nationalmannschaft mitspielen ? Und darf man die, wohlgemerkt, republikanische Fahne schwingen (Märzrevolution 1848) und auch noch fröhlich sein ?

     

    Was ist dabei mit Bierbauch Mercedes zu fahren und schwarz-rot-gelbe Strümpfe über die Aussenspiegel zu zu ziehen ? Vielleicht ist man etwas spiessig und bekloppt, hat aber eben auch Spass am Leben (Auto und Fussball). Müssen wir uns denn jede Doofheit verkneifen und können nicht mal herrlich blöd feiern, albern sein und laut furzen ?

     

    Wer ein Fähnchen schwingt muss noch lange kein Nazi-Zombie sein. Deutschtümelei kann auch sein, ewig den Zeigefinger zu heben. Und das ist dann echt spiessig.

  • J
    Jörn

    Schon seltsam, dass sich dieses "Unbehagen" ausschließlich beim Anblick deutscher Nationalflaggen zeigt, aber seltsamerweise nicht, wenn Griechen- oder Italienfahnen zu sehen sind.

    Alleine schon aus diesem Grunde kann man mir keine Angst vor einem Nationalismus einreden. Es geht um den Hass gegen Deutsche, mehr nicht.

    Ohne mich.

  • K
    kiz
  • W
    willy

    "Konsumnationalisten" heißen sie also, die Schweine!

  • T
    Tina

    Ich bin hoch erfreut!! Sehr guter Artikel!

  • C
    chili

    Solange zu beobachten ist, das die deutsche Nationalhymne beim Public Viewing weder mitgesungen, noch dafür aufgestanden wird - sondern im Gegenteil die Menschen weiter ihre Burger oder Pizzen essen und schnell noch ein Bier bestellen - kann beim kollektiven Fahnentaumel noch lange nicht von falschem Nationalismus geredet werden. Selbst gelungene Aktionen der Gegner werden beklatscht, und die anwesenden gegnerischen Fans anstandslos in die Party integriert - und am Ende getröstet;-) Alles so gesehen auf großen Public Viewings im konservativen Bayern . . Also: wachsam sein und sich im Zweifelsfall persönlich einsetzen, aber auch die Kirche im Dorf lassen!!!

  • KK
    Karl K

    Ach, es ist schon ein Kreuz mit dem Georg Seeßlen.

    Weil - er durchweg so verdammt auf den Punkt ist und schreibt; und so saugut beobachtet

    Aan Hund - halt.

     

    Auch wenn's weh tut. Weichfraß ist nicht angesagt.

    Am Bapst seine Schua - aufblasen, ist halt nicht jeden Tag. - oder nur anders.

  • M
    Martin

    Schöner Artikel. Schade, dass die meisten die Ihn kommentieren Ihn nur halb verstehen, weil sie sobald sie sich in ihrem Schwarz, Rot, Gelb gewonnenem Partiotismus angegriffen fühlen die Frage vergessen, wozu Nationalstolz überhaupt jemandem dienlich ist, ausser um uns durch eine Konsumwelle nach der anderen auszunehmen.

  • J
    Jens

    Für 2 Billionen Euro Schulden, die uns bald allen auf die Füße fallen, für gesetzgegebene Ausbeutung, für Produkte made in China, für schlampig ausgeführte Bauprojekte trage ich keine Flagge zur Schau. Dazu brauche ich Stolz auf dass, was Symbol der Flagge ist. Den kann ich derzeit nicht haben.

  • H
    hö?

    TAZ Artikel werden immer schlechter !

  • S
    Smygel

    So kompliziert wie hier das Fahnenproblem beschrieben wird, sieht es der normale Bürger gar nicht. Man hat den Eindruck, daß sich der Schreiber gern profilieren möchte. Schaut mal in die USA, dort hängt in jeder Schulklasse die Nationalflagge, in jedem Vorgarten und bei jeder Behörde. Und zum Schulbeginn wird die Nationalhymne gesungen. Ebenso in vielen anderen Ländern der Welt, wie Neuseeland oder in Afrika.

    Nur hier in Deutschland macht man das zum Thema.

    Typisch, wenn man keine anderen Probleme hat.

  • R
    reblek

    Vielleicht gibt sich das ja, wenn auch die taz begriffen hat und berichtet, dass es nicht um "Deutschland" etc. geht, sondern um eine Veranstaltung der sehr privaten Uefa, an der der sehr private DFB mit einer sehr privaten Auswahldreiundzwanzig teilnimmt und auf die "Deutschland" ganz und gar keinen Einfluss hat.

  • JC
    Jürgen C.

    Die 68'er Antideutschen siechen biologisch bedingt ihrem nahen Ende, inklusive ihrer von Selbsthass zerfressenen Ideologie, entgegen und das ist gut so. Viel zu lange wurden die Menschen in diesem Land von einer dominanten Minderheit gegängelt und bevormundet.

     

    Im Übrigen konnte schonmal jemand die schwarz-rot-goldene Fahne der Freiheit und Brüdelichkeit nicht ertragen und ließ sie 1933 als erste Amtshandlung unter Strafe verbieten.

  • Z
    Zaunreiter

    *schmunzel*

    Der Artikel hat durchaus seine Berechtigung.

    Letzten Samstag war ich Trikot der Equipe Tricolore noch einkaufen gewesen, bevor ich mir dann das Spiel gegen die Spanier gönnte. Ich bin Deutscher und lebe im Hessischen, bin aber francophil. Ich muß sagen, daß ich zuweilen schon komisch angeschaut wurde. Nicht von jungen AusländerInnen, sondern von Lieschen Müller und Otto Normalverbraucher um die 50.

     

    Für morgen, da wünsch ich mir dann einen italienischen Sieg. Damit die ganze Huperei endlich aufhört. Jawohl, so ungönnerhaft bin ich. Weil es diese Auto-Corsi und das Drumherum früher nur zu Finalzeiten gegeben hat. Ich weiß noch 1990: Da gab es keine Corsi. Weder im Viertel- noch im Halbfinale. Nach dem Finale ging es erst rund. Aber der "homo teutonicus partiensis" muß ja schon nach dem ersten Gruppenspiel den Abend durchhupen, als gäbs kein morgen.

  • HM
    Hamann mit Hut

    Danke Dir, Georg, für diesen gelungenen Kommentar. Auch mir gruselt es vor dieser deutschen "Identitätssuche" mit ihren immer alltäglicheren völkischen Selbstverständlichkeiten.

  • L
    lorenz

    Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass hier etwas herbeigeredet werden soll, was Menschen wie Herr Seesslen als Feindbild offensichtlich brauchen. Fähnchenschwenkende deutsche Fans als potentielle Nazis? Als ob irgend einer der rechten Wirrköpfe sich mit den schwarz-rot-goldenen Farben der deutschen Demokratie identifizieren könnte...

     

    Was als angeblicher "Konsum- und Unterhaltungsnationalismus" bezeichnet wird ist nicht mehr und nicht weniger ein für den Rest der Welt völlig selbstverständliches "Wir"-Gefühl. Ich habe fast in jedem bislang besuchten Land mehr Nationalflaggen an privaten Häusern gesehen als hier - auch ohne EM oder WM. Nur in Deutschland wird wieder versucht, krampfhaft ein Problem daraus zu machen.

  • M
    marv_k

    Schöner Artikel, allerdings gibt mit der Artikel auch das Gefühl, dass in Deutschland gerade ein Rechtsruck stattfindet bzw. stattgefunden hat.

  • A
    atalaya

    Regression als Lebenshaltung! Das ist es, was der Autor behauptet und nicht etwa, dass WIR irgendwo irgendwie irgendwann auch schon mal multikulti und weltoffen sind oder sogar im Ausland arbeiten gehen. Die oberflächlichen Reaktionen auf diesen Artikel zeigen, ob sie nun der Abwehr geschuldet sind oder der Unbedarftheit, wie Recht der Autor hat: man darf den Fahnenschwenkern nicht kritisieren, sonst werden die nämlich ganz ganz ungemütlich. Denn den Spaß an der Freud lassen sie sich nicht nehmen, der ist ihnen heilig. Und just diese kollektive Selbstvergessenheit, aus der man am liebsten nicht mehr erwachen würde, der Traum der Vernunft, zeugt und gebiert letztlich die Monster.

  • D
    D.J.

    Ich habe auch meine infantil-opportunistische Seite: Letzte Woche das erste Mal in meinem Leben ein Fähnchen geschwenkt, weil ich weiß, dass das manch Verhärmt-Linke ärgert ;)

  • X
    xonra

    Die Verblödung durch die Blödmaschinen (Radio & TV)hat den Zenit erreicht. Während Politik zum Dauerskandal geriert, feiern die Deutschen fähnchenschwenkend den eignen Untergang und den ihrer Kinder gleich mit.

  • I
    ichzahlnichtfürdieTAZ

    Der Autor ist ein typischer Vertreter des Linksspiessertums, der Artikel atmet förmlich kleingeistigen Mief.

     

    Eine gesunde Einstellung zur den eingenen Wurzeln rundet einen Menschen ab und ermöglicht es so sich dem auch mit anderen Kulturen auch sinnhaft auseinanderzusetzten. Dazu gehören auch Fahnen und das Singen der eigenen Nationalhymne. Gerade auch in einer sich beschleunigenden Welt ist etwas Nabelschau ganz heilsam.

     

     

    SchwarzRotGold sind mit nichten die Farben der (National)sozialistischen Terrorherrschaft, sondern der patriotischen Revolution für Demokratie. Erkennen Sie das mal an.

     

    Achja Volkscomputer? war das nicht der VC20 und der VC64 aus dem Hause Commodore?

  • K
    Karl-August

    Ich habe mir nur die ersten fünf Absätze dieses grausamen, pseudointellektuellen Geschwurbels angetan. Mehr wollte ich von meiner kostenbaren Zeit dafür nicht opfern.

     

    Der Autor scheint mir etwas unausgeglichen zu sein, kann das sein? Es muss für den gemeinen Linken wirklich frustrierend sein, dass die Deutschen zurzeit mehr Lust auf Fußball haben, als auf Revolution.

  • M
    Marcel

    Hallo,

    schön das ihr über den auch mir unheimlichen, zunehmenden Patriotismus in Deutschland berichtet.

     

    Ich denke das auch fast 70 Jahre nach der NS-Zeit viel mehr Deutsche als sich deutsche Medien trauen darüber zu berichten, intolerant nicht nur gegen vermeintlich anders Denkende sind, sondern auch rassistisch und national denken und fühlen.

     

    Diese Gefühle von Antipathie und Hass werden ja regelmäßig in der BILD-Zeitung artikuliert, wenn mal wieder gegen schmarotzende Ausländer, faule Arbeitslose, gewalttätige Moslems gehetzt wird.

     

    Auch ein großer Teil der Beamten, vor allem in der Polizei denkt rechts oder sogar rechtsradikal.

     

    Ich vermute das eine gezielte Hass-Kampagne der Medien, speziell von BILD gemacht, genau wie 1938 als Funken zünden und Deutsche wieder gegen Deutsche oder Ausländer gewalttätig werden könnten.

     

    Da kann man froh sein das Deutschland wenigstens militärisch nicht mehr in der Lage ist Nachbarländer anzugreifen, aber intern könnte ich mir da einiges vorstellen.

     

    Seltsam das anderen Medien das nicht auffällt, denn ich brauche mich nur mit Leuten auf der Straße oder Nachbarschaft unterhalten und bin dann schon über viele dieser Meinungen und Ansichten besorgt.

     

    Ich schreibe das als Deutscher, und gehöre sicher schon zur älteren Generation.

     

    Marcel

  • MT
    Miaowara Tomokato

    Dummschwätzerei.

  • MB
    Mahus B.

    Schwarz Rot Gold

  • S
    Smynt

    "Regression" musste ich erstmal googlen.

     

    Den Rest habe ich gelesen. Vieles nicht verstanden. Vor allen Dingen verstehe ich nicht, was mir der Autor sagen will. Klar werden viele Fans von der Stimmung im Land mitgerissen. Na und?

     

    Wenn bei der Meisterfeier im Mai ganz Dortmund tagelang Gelb-Schwarz geschmückt und vom Fußball beseelt war, war das dann auch völkisch?

  • R
    Racket

    "...Lizenz zur Regression als Lebenshaltung."

     

    Gute Formulierung. Man könnte aber auch von kollektiver Debilität sprechen...

  • DI
    Durchschnittlich Intelligenter

    Der Inhalt erscheint mir interessant, jedoch fehlt mir leider das geistige Handwerkszeug, ihn vollständig zu erfassen...

  • KP
    Karsten Pedersen

    Wie der Italiener sagt: "Ma vivi sereno!" Leb doch einfach mal entspannt, lieber Autor. Du hast Dein Leben damit verbracht, so viele schöne Fremdwörter zu lernen, aber ich schlage Dir eine neue Vokabel vor "discernere": unterscheiden zu wissen, was es wert ist, sich sein hochgebildetes Maul zu zerreißen und was nicht. Das hier ist ein Fußballfest, da hängen in Nation X nunmal die Fahnen von Nation X. Das ist in jeder Nation X (Element Europa) so. Dass nicht alle mit dem Nationenbegriff angemessen umgehen, war auch vor der EM so. Gibt es denn tatsächlich nichts anderes in Deinem Gesichtsfeld, was Dich mehr anhebt? Hab mal wieder Spaß! Und fühl Dich nicht zu überlegen.

  • C
    castorp

    was muss diese europameisterschaft für eine horrorshow für

    die linke szene sein. fast jeden tag ein soziologisches essay,

    welches von paranoia, panik und moralisch überheblicher spießigkeit nur so trieft. ja, man spürt die angst die in den zeilen mitschwingen, da klar wird, dass sich ein großteil der bevölkerung von der faschismus-keule nicht mehr beeindrucken lässt. die zeiten sind vorbei, als linke moral-großmeister den menschen ihren patriotismus und ihre gute laune verbieten konnten. gott sei dank!

  • UR
    Uwe Roos

    Fahnenschwenkende und johlende Deutsche, hinterlassen

    bei mir einen schalen und auch beklemmenden Eindruck.

    Zu schnell schlägt Patriotismus in Nationalismus um.

    Wenn in diesen EM-Tagen das Fansein und die Begeisterung als Party-Patriotismus verkauft wird und die Politik die Patriotenkeule schwingt, sollte nicht übersehen werden, das diese Art der Identifizierung einem neuen deutschen Größenwahn geschuldet ist. Die Deutschen sind Wirtschaftsmacht,

    bestimmen Europas Politik wesentlich und sind zumindest in öffentlichen Verlautbarungen Vorbild vieler Staaten in Disziplin und Arbeitsleistung. Ich treffe viele Deutsche, die obwohl unter einer neoliberalen Arbeitswelt leiden, eine neuen Nationalstolz repräsentieren der nicht rational erklärbar, aber emotional stark present ist. Es ist wieder der Stolz ein Deutscher zu sein, mit allen greifbaren Verdrängungsmechanismen. Ein Stolz der auf Gewinner und Verlierer setzt und der letztendlich

    alle negativen Begleiterscheinungen ausblendet.

  • V
    Volksempfangender

    Danke für den guten Artikel. Mit Schaudern weigere ich mich, ihn in die Zukunft zu denken. Weiter so!

  • DM
    Dieter Manschureck

    Also ich haben selten so einen Stumpf- Dumpfsinn gelesen. Es heißt doch: Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern darin, dass er nicht tun muss, was er nicht will. Also Fahnen hoch für die, die es möchten. Und sonst nüscht.

  • A
    audax

    Entweder verstehe ich gar nichts oder überhaupt nichts mehr. Es mag sein, dass die Spekulationen des Autors für eine - wie auch immer große - Gruppe von Mitbürgern zutreffen. Bei der Beobachtung meiner Nachbarn im durchaus kleinbürgerlichen Milieu sehe ich jedoch so viele verschiedene Fahnen-Facetten, dass ich die verallgemeinerung in diesem Artikel nur als gewagt begreifen kann. Viele fahren beispielsweise Fähnchen spazieren, weil es ihre Kinder so wollen. Und wer sagt denn eigentlich, dass die Fahnen hinterher nicht abgeräumt werden? Bisher sind sie nach jedem Sommermärchen noch verschwunden, allein schon deshalb, weil die meisten viel zu oft und gerne schnell Autobahn fahren. Und was ist mit den Leuten, die italienische, kroatische, portugiesische und deutsche Flagge auf einmal zeigen? Was ist mit den Balkonen, die ständig mit Geranien dekoriert sind? Was ist mit der neuesten Ausstattungs-Mode der Solarzellen, die die Dächer überziehen wie früher die Flechten? Rätsel über Rätsel. Ich habe Spaß am Fußball. Wenn ich das aber schreibe muss ich mir im Sinne dieses Autors für jede Vokabel einzeln Rechenschaft ablegen. Ich - ist das nicht asoziale? Habe - ist das nicht ökonomistisch? Spaß - ist das nicht irgendein verborgen-verklemmter Furor? Fußball - ist das nicht die reinste Brot-und-Spiele-Täuschungsmaschinerie? Was bleibt mir dann für heute abend, wenn Portugal gegen Spanien antritt. Darf ich wenigstens Portugiesen und Spanier um ihre Fähnchen beneiden?

  • JM
    Justus M.

    Dem Deutschen im gehobenen Mittelklassemercedes ist es inzwischen nicht mehr peinlich, mit Schwarz-Rot-Goldenen Sockenüberziehern auf den Außenspiegeln durch die Gegend zu fahren. Man pflegt nicht mehr den guten Stil sondern gröhlt lieber mit den Massen.

  • WD
    Walther Döring

    Für die Linken ist einer ja schon stramm national, wenn er pünktlich zur Arbeit geht. Dabei hatten die Linken ja auch mal so was, wie einen Nationalismus. Da muss man sich ja nur mal die Sportförderungen im Arbeiter und Bauernparadies ansehen. Aber mit Deutschland hatte das nicht viel zu tun. Das waren Gesinnungsrussen, wie Kurt Schumacher das schon trefflich beschrieben hat. Alles was Deutsch war, wurde unterdrückt. Der "Erfolg" dieser Negierung, dieser steten Verneinung, dieses Anhimmelns der Russischen Nation, all dies führt direkt zum hell entflammten Nationalsozialismus in den neuen Ländern. Da würde ich mal hinfahren, nach Riesa zum Beispiel. An einigen Ecken hat man irgendwie das Gefühl, das Lied "Die Fahnen hoch, die Reihen fest geschlossen ..." (von Horst W.) zu hören. Mit ein paar Gesprächstherapien kommt man nicht mehr weiter. Das geht tiefer rein.

     

    Unsere Linken ärgert es, dass wir absolut in den Spitzenligen mitspielen, ob in der Wissenschaft, in der Wirtschaft und natürlich auch im Sport, zumindest was Fußball angeht. Und all dies machen wir nicht mit Tschingderassabumm, "toitschen" Tugenden und Ackern, sondern mit Cleverness, Ideen, Feinfühligkeit und mit Leichtigkeit. Der deutsche "Kleinbürger" spricht i.d.R. auch Englisch und etwas Französisch. Er liebt die internationale Küche. Also zusammengefasst mal etwas mehr mit Mittelmeer und Sonne.

     

    Deutschland und die Deutschen werden gemocht. Ja, das war nicht immer so. Und egal wo ich hinkomme, ob Südafrika oder Vereinigte Arabische Emirate, die Menschen wollen vor allem eines, sie wollen nach Deutschland kommen. Sie wollen uns ihre Kinder schicken. Warum wollen die das wohl?

  • H
    HamburgerX

    Die allermeisten sehen und empfinden die Deutschlandfahnen als Bekenntnis zur deutschen Mannschaft wie eben in der anderen Zeit zu ihrem Bundesligaverein. Die Leute WOLLEN den Spaß an der EM. Ansonsten wird weiter rumgenörgelt in und an Deutschland. Die Mitte erodiert auch nicht, sondern hat sich verjüngt und nimmt Fußball-Patriotismus genau so selbstverständlich wie ihre europäischen Freunde. Ansonsten wird gerne mal ausgewandert, z.B. in die Schweiz, um mehr Geld zu verdienen, oder heimgekehrt von der Weltreise. Um (aktuelle und langfristige) Probleme der erfolgten Massenmigration nach Deutschland scheren sich eher wenige.

     

    Wirkliche Nationalismusgefahr lauert derzeit nur vom fehlkonstruierten Eurosystem. Freundschaft und Abhängigkeit sollte eben nicht erzwungend werden. Bei Geld hört der Spaß nämlich schnell auf. Darum: Keinen Euro um jeden Preis.

  • T
    @taz

    in der vorrunde hat die taz doch voll mitgemacht bei diesem nationalimuserleben.da wurde so getan als ob es auschwitz nicht gegeben hätte,doch jetzt wo die uefa gegen den dfb wegen antisemitismus und rassismus ermittelt,da fällt euren reportern ein das neben ihm jemand mit deutschen gruß im stadion stand.das u-bahnlied und die erste stophe waren für jederman im stadion vernehmbar wurden aber konsequent von ard und zdf und auch der TAZ ausgeblendet,genauso wie die rassistischen transparente der DEUTSCHEN fans.

  • MF
    Manfred Fehrmann

    Der Artikel über die vermeintlichen Pop-Nationalisten hat bei mir echtes Stirnrunzeln hervorgerufen – wahrscheinlich nicht zuletzt der echauffiert intellektuell daherkommenden Ausdrucksform geschuldet.

    Zugegeben – dieses volkstümelnde „Wir“, das mit drei statt mit einer Fahne daherkommt, alles mit schwarz-rot-gold zukleistert – schön ist das nicht immer…

    Aber gefährlich oder nicht-harmlos, ich weiß nicht, diese Einschätzung teile ich so einfach nicht. Zumal „unsere“ Man(n)schaft eine wirklich europäisch geprägte ist und auch sonst mit schnittigen Hemden und coolen neuen Trikots – schade, dass das grün so selten zum Einsatz kommt ;) – recht sympathisch rüberkommt.

    Und zumindest für mich hat „deutsch“ sein inzwischen weniger mit dem zu tun hat, was lange Jahre über Blut und Boden definiert wurde. Für mich ist deutsch plural, offen und tolerant – nicht zuletzt dank jahrzehntelanger Zuwanderung – auch wenn der Status „Einwanderungsland“ gerade von konservativen Politikern fast ebenso lange negiert wurde.

     

    Zu dieser vielfältigen Landschaft gehören auch altbacken-bürgerliche und konservativ-rückwärtsgewandte Elemente, die viel zu lange ihre eigene Sicht der Dinge zum Maßstab, zur Richtschnur erhoben haben – wir erinnern uns an die Debatten um die „Leitkultur“ gegen Ende der 90er Jahre…

    Heute, 2012, sind eben diese Personenkreise nur noch ein Teil von dem, was „deutsch“ sein bedeutet und von Deutschland sind sie einer der eher peinlichen und unangenehmen Teile. Und damit will ich jetzt sicherlich nicht die Gefahr rechtsextremer Gruppen kleinreden.

     

    Trotzdem denke ich: Pluralität und Diversität sind in Deutschland der letzten Jahre zum Glück und endlich (überfällig) Realität geworden. Und dann habe ich auch nicht mehr ein Problem mit der deutschen Fahne – von der Verkitschung und dem Wegwerfgedöns mal abgesehen. Das stete Suchen nach Helden und Identifikationen sehe ich zwar auch als merkwürdiges Phänomen, aber was soll’s, oder?

    Ein uniformierter Schützenfestumzug löst da schon eher meine Bedenken aus als ein vorübergehendes EM- oder WM-Mitfiebern, das bei diesem Mal hoffentlich nicht vergebens ist ;)

  • TS
    Thomas Sch.

    Du, meine Güte. Da hat doch einer Angst, daß das Schwingen von Deutschlandfähnchen gleich wieder einhergeht mit Hitler, Hakenkreuz und Holocaust. Hallo !? Sollten etwa die Amerikaner mit ihrer Fähnchenliebe da irgendwie gefährdet sein ? Und ist etwa jemand, der sich Hansi Hinterseer (oder wie der heißt) anschaut oder gern Volksstadelmusik (oder wie man das nennt) guckt, etwa automatisch sofort auch für die Errichtung von KZs oder die Einführung der Todesstrafe ? Du, meine Güte. Ist einer, nur weil er sich etwas patriotisch fühlt, denn automatisch auch gleich dafür, alle Ausländer zu erschießen, oder was ? Also wer das gleichsetzt, hat doch nicht mehr alle Tassen im Schrank. "Lizenz zur Regression", also bitte, Herr Seesslen. Sie übertreiben maßlos. Das Anziehen von Uniformen wie beispielsweise in der Feuerwehr oder -ganz aktuell- im Fußball, bedeutet doch auch nicht, daß hier gleich wieder die Reichswehr nach Polen einmarschiert. Ich habe zwei Augen im Kopf genau wie Adolf H., zwei Beine, genau wie er und ich trinke, dritte Übereinstimmung, morgens gerne eine Tasse Kaffee. Auf die Art und Weise kann man sich tausend Ähnlichkeiten und Übereinstimmungen zusammenbasteln und trotzdem ist keine einzige wesentlich für gefärliches Nazitum. Nazitum zeigt sich nicht im Fähnchenschwingen. Und wer Deuschlllllaaaaaand ruft, meint auch sicherlich nicht Sieg Heil oder sowas, sondern ist -genau wie Dänen, Engländer oder Franzosen- einfach froh, wenn "wir" gewinnen. Und gegen ein "Wir-Gefühl" ist doch prinzipiell auch nichts einzuwenden. Wenn wir gemeinsam etwas machen, heißt das doch auch nicht, daß wir gleich ein Land besetzen wollen und die Bevölkerung versklaven. Herr Seesslen, Ihre Vorsicht in allen Ehren, aber nur weil Sie verspüren, daß da noch ein zu aktivierender, geheimer Nazi in Ihrer Seele auf Auferstehung wartet, so heißt das doch nicht, daß das bei anderen genauso sein muß. OK ?

  • C
    Carsten

    Ach, Ihr mit Eurer ewiggestrigen Germanophobie...

  • C
    Chapiya

    Bei einer Fahrradtour durch unseren Ort ist mir aufgefallen, dass sich Miethäuser seit Beginn der EM durch die intensive Beflagung mancher Wohnungen von Eigentumshäusern unterscheiden. Wer es selbst zu nichts gebracht hat, braucht eine Projektionsfäche für sein Selbstwertgefühl, und da bietet sich das Nationale leider wieder verstärkt an.

  • A
    Auwei

    Nein, daran werde und will ich mich nicht gewöhnen. Volkstümelndes Tschingderasse mit Fähnchen schwenken, Grillparty und Trikot sind einfach unsexy!

  • L
    Luise

    Georg, solchen Leuten wie Dir werden wir es zu verdanken haben, wenn sich eines Tages der selbstverständliche, aber unterdrückte Wunsch zur Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit zu einer Nation unkalkulierbar und berstend Bahn bricht. Solchen Leuten wie Dir, die anderen unbegründbar schlechte Gewissen einhämmern, folgen leider oft Menschen, die mit einfachen Parolen für Erleichterung sorgen. Unterlass also bitte diese Hetze und Gespensterjagd.

  • M
    marigold

    Thanks.

  • H
    Hans

    Selten soviel "Pseudointerlektuelles" Geschafel über nix gelesen. Wo der Autor die völkischen Tendenzen hernimmt weiß er ja nicht mal selbst.

  • V
    Volksversteher

    Alle zwei Jahre glauben die Linken, dass Weltkrieg und Auschwitz kurz bevor stehen!

    Hört bitte mit der Bevormundung auf, traut dem Durchschnittsdeutschen mal bitte etwas mehr zu...

  • M
    Mat

    Also ich finde es lustig. Ärgere immer meine Freunde und sage ich bin für Niederlande oder Italien.

    Im übrigen ich kenne viele, die gerne Fahnen tragen, um ihre Identität auszudrücken.

    Ob es deutsche Fussballspieler sind.

    Ob es Grüne oder ob es Linke sind bei ihren Demos

    Ist doch kein Unterschied.^^