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Bunte Demonstration in DresdenNazifrei, aber reich an Protesten

Bei schönstem Demo-Wetter protestieren in Dresden bis zu 10.000 Menschen friedlich gegen nicht anwesende Nazis – aber auch gegen sächsische Repressionen.

Alles so schön bunt hier: In Dresden demonstrierten Christen neben Antifas neben Veganern neben Marxisten. Bild: dpa

DRESDEN taz | Dresden erlebte an diesem Sonnabend tatsächliche einen nazifreien Tag. Auch von einer angeblich für 15 Uhr am Hauptbahnhof angekündigten braunen Aktion war nichts zu sehen. Dort hing um diese Zeit nur noch eine symbolisch versteckte Pappkamera in einem Baum.

Nur eines von zahllosen Objekten, die neben Transparenten und Fahnen den Auftakt eines Marsches von Nazigegnern durch die ganze Stadt begleitet hatten. Auch ohne direkte Herausforderung durch den inzwischen abgesagten zweiten Nazi-"Trauermarsch" nach dem 13.Februar fanden sich 11 Uhr mindestens 6.000 Antifaschisten aus der ganzen Bundesrepublik am Bahnhofsvorplatz ein.

Das Bündnis "Dresden Nazifrei" spricht sogar von 10.000 Teilnehmern am anschließenden Demonstrationszug. "Sächsische Verhältnisse kippen", lautete der häufigste Slogan. Er entspricht den Intentionen der Veranstalter vom Nazifrei-Bündnis.

Sie hatten ungeachtet der voraussichtlich ausbleibenden Nazis zum Protesttag gegen die Kriminalisierung friedlicher Demonstranten und Blockierer der vergangenen beiden Jahre aufgerufen. Mandatsträger der Oppositionsparteien, aber auch einfache Bürger werden immer noch wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz verfolgt. Am 19.Februar 2011 erfasste die Polizei außerdem mehr als ein Million Handy-Verbindungsdaten.

Christen- und Kapuzenblock

Dagegen empörten sich auch ältere Dresdner, die man auf einer solchen Demonstration nicht erwartet hätte. Auch ein überregionaler christlicher Aufruf "Nächstenliebe verlangt Klarheit" hatte zuvor für Dresden mobilisiert. Deren Marschblock führte die Präsidenten der EKD-Synode Katrin Göring-Eckhardt von den Grünen an. Sehr leise mahnte ein Plakat mit dem christlichen Fisch-Symbol zur Versöhnung.

Daneben liefen starke Blöcke aus Berlin und Brandenburg, Mecklenburg oder Jena. Vermummt zeigten sich mehrere "Kapuzenblöcke" von Autonomen. In der an Buntheit kaum noch zu überbietenden Demonstration standen oder liefen Linke und MLPD, Gewerkschaften und Occupy-Bewergung, Ausländerbeiräte oder sogar Veganer solidarisch nebeneinander. Die Vielzahl sich gegenseitig übertönender Lautsprecherwagen oder Straßenbands beim Auftakt am Hauptbahnhof erinnerte an die Londoner Speaker's Corner. Junge Welt, Rote Fahne und ungezählte Flugblätter wurden verteilt.

Der bekannte Jenaer Jugendpfarrer Lothar König erschien diesmal nicht im schwarzen Talar wie am Montag, sondern in sehr schlichtem Obdachlosenzivil. Einige Demonstranten trugen Faschingskostüme und warfen Konfetti. Auf der Demonstrationsroute erschollen unter der Brücke am Neustädter Bahnhof nicht nur die Rufe "Alerta Antifascista!" wegen des Echos besonders laut. Dort zündeten auch einige Böller.

Erfolgreiches Deeskalationskonzept

Die Polizei beeindruckte das nicht. Sie blieb ihrem am Montag bereits mit Erfolg praktizierten Deeskalationskonzept treu und begleitete den Zug unauffällig. Vereinzelt winkten Demonstranten den Polizei beamten sogar zu. Auch die heiklen und bewusst gewählten Stationen am Innen- und danach am Justizministerium verließ der Zug friedlich.

Enttäuschend blieb dagegen die Resonanz auf den erstmals im Konsens der "Arbeitsgruppe 13. Februar" verfassten Aufruf zu einer städtischen Kundgebung auf dem Schlossplatz. Sie sollte sich ursprünglich in Hör- und Sichtweite eines möglichen Nazi-Aufmarsches bewegen. Nur etwa 2.000 Bürger hielten es für wichtig, dennoch ein Zeichen gegen Rechts zu setzen. Dass es solcher Zeichen bedarf, räumte der amtierende Oberbürgermeister Dirk Hilber (FDP) nochmals ein. "Stillles Gedenken reicht nicht", bekräftigte er den Erkenntnis- und Findungsprozess in der Stadt.

Die Ansprachen wurden von musikalischen Beiträgen und einem Schülerprojekt aus Pirna umrahmt. Neben Nora Lang, Überlebende des Bombenangriffs auf Dresden 1945, sprach ihr Leidensgenosse Eugeniusz Kolodziejczyk aus dem polnischen Wielun. In dieser Stadt starben am ersten Tag des Überfalls auf Polen 1.200 Menschen durch deutsche Bomben.

Als Hauptredner war der ehemalige Bundesminister, SPD-Kanzlerkandidat und frühere Oberbürgermeister von München und Berlin Hans-Jochen Vogel eingeladen worden. Argumenten, die Bombardierung Dresdens ein Vierteljahr vor Kriegsende sei ein sinnloser Terrorakt gewesen, begegnete er mit dem Hinweis, nach dem Stauffenberg-Attentat 1944 seien noch mehr als zweieinhalb Millionen deutsche Soldaten gestorben. "Das Regime setzte den Krieg noch fort, als er längst entschieden war!"

Als Warnung müsse heute die Tatsache dienen, dass 1933 nicht genug Deutsche für die Demokratie engagiert waren, um Hitler zu verhindern. Aus dem rechten NSU-Terror müsse der Staat heute "ernste und konkrete Konsequenzen" ziehen und zum Beispiel engagierte gesellschaftliche Gruppen fördern. Vogel verlangte entschieden ein NPD-Verbot. Auch diese Kundgebung formierte sich zu einem Zug durch die Innenstadt, der an der Synagoge endete.

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24 Kommentare

 / 
  • BJ
    Blue J.

    Also ich finde es einigermaßen widerlich wie sich hier über linksradikale Gruppen ausgelassen wird. Die Rede ist jetzt nicht von Parteilinken oder irgendwelchen MLPDlern. Hier pochen Leute auf eine Demokratie, die es de facto gar nicht gibt.

    Demokratie= die Herrschaft des Volkes über das Volk. Nun soll doch mal einer der radikalen Demokraten sagen, wann er das letzte Mal außerhalb einer Bundes-, Landtags- oder Kommunalwahl zu irgenetwas befragt wurde?!

     

    "Möchtes Sie, das Stuttgart 21 gebaut wird?"

    "Was halten Sie von Gorleben als Endlager?"

    "Soll Deutschland den Euro annehmen?"

    "Was halten Sie von der "Aufrechterhaltung der Sicherheit in Afghanistan?"

     

    All diese Fragen sind nie gestellt wurden. Es geht nicht um die Demokratie, wie sie heute geschimpft wird, mit einem Grundgesetz, das eigentlich nur notdürftig daher geschrieben wurde, bis es eine Verfassung geben würde.

    Es geht in der Radikalen Linken um Basisdemokratie, Entscheidungen nach Mehrheitsgebahren auf unterster ebene (Wobei die Selektion nach Ebenen jetzt nur zur Veranschaulichung dienen soll). Die Leute die es betrifft entscheiden über die Sache die sie betrifft.

    Im Übrigen ist Basisdemokratie neben echter Freiheit, Gleichheit, Emanzipation, Antikapitalismus und Herrschaftsfreiheit einer der Grundpfeiler der anarchistischen und/oder kommunistischen (kein Parteikommunismus, kein Stalinismus)Gesellschaftsideologie und muss sich nicht ausschließen. Oder um das ganz böse extremistische Wort zu verwenden: Anarcho-Kommunismus.

    Und wenn man in unserer ach so freien Demokratie das Wort Anarchismus und/oder Kommunismus in den Mund nimmt, gehen im allgemeinen sofort alle Schotten zu und man wird als Steinewerfer aus dem schwarzen Block diffamiert.

    Das aber nicht selten Zivilpolizisten die Steinewerfer sind, um die Bilder für die Medien zu schaffen, und Linke zu diskreditieren, wird völlig ausgeblendet. Ich habe selbst schon erlebt, das aus einem Polizeibus 6 Zivilbeamte raussprangen, sich vermummten und mit den Worten "Macht mal 'n bisschen Stimmung" in die Demo geschickt wurden, die im übrigen bis dahin friedlich war.

     

    Also sollte sich jeder Nörgler hier mal überlegen, ob "die Antifa" wirklich NUR aus steinewerfenden Provokateuren besteht, oder ob die Provokation von dort ausgeht, wo die Eskalation gewünscht wird.

     

    Die Revolution ist kein Deckchenhäkeln!

  • D
    Dresdener

    Die Demonstration war großartig und das vertretene Spektrum deutlich breiter als "Antifa, Ausländerbeiräte und Veganer". Für mich war es toll, dort so viele DresdenerInnen zu treffen - u.a. viele Menschen, die vor zwei Jahren "Dresden nazifrei" noch ablehnend gegenüberstanden. Die mutigen Blockaden haben die Stimmung in Dresden nachhaltig beeinflusst! Ein paar Silvesterknaller sind vor diesem Hintergrund völlig egal.

  • W
    Webmarxist

    @Mein Name ist Mensch

     

    Das ist ja schön, dass bei dieser DEmo mal keine Gewaltorgie vom schwarzen Block ausging. Für viele Linke gehört diese Gewalt ja schon zur Normalität, was zeigt, wie weit man sich von demokratischen Verhältnissen entfernt hat.

     

    Aber "eine Schwalbe macht noch keinen Frühling" und eine Demo ohne Gewalt macht die Antifa noch lange nicht harmlos und demokratisch. Und das Teile der Linkspartei ideologisch hinter diesen roten Faschisten stehen, macht beide gefährlich.

  • MN
    Mein Name ist Mensch

    @Ein Mensch

     

    Kapitalismus als Rechtfertigung zu verwenden für irgendetwas schlechtes, ist wie zu sagen, wir mussten ja den Krieg gegen den Iran führen, denn wir hatten ja die Panzer rumstehen...

     

    @Webmarxist

     

    Die "Antifa-Schläger" aus Berlin und co. sind wie üblich im schwarzen Block unterwegs gewesen und haben gestern annähernd keine Gewalt gezeigt. Wie gesagt: Informiere dich doch bitte erst, bevor du deine haltlosen Phrasen publizierst...

  • BA
    But Alive

    War wirkliche eine schöne Demo, besonders der "Antisächsische Extremist_innen"-Block hat viele wichtige inhaltliche Akzente zu den sächsischen Verhältnissen gesetzt und dem LKA Sachsen seinen wohlverdienten Preis überreicht ( http://www.youtube.com/watch?v=jRmqwm3Gl5o ).

     

    Natürlich waren auch wieder viele Polit-Sekten und allerlei andere zurückgebliebene Spinner unterwegs.

     

    Alles in allem ein würdiges Ende für den größten Naziaufmarsch Europas!

  • S
    spin

    @Kommentator: "Aber warum man nicht gleich auch gegen die MLPD - sondern MIT ihr - auf die Straße gegangen ist, ist mir unbegreiflich."

    ich weiß nicht viel über diesen verein, aber in den neunzigern traten sie mit der solidarischen forderung "6-stunden-arbeitstag durchsetzen -- weltweit" an. ick find det jut und kann zumindest daran nur eine forderung nach klassenärmerer weltgesellschaft finden. nichts faschistisches o.ä.

    wer sie nicht mag, soll konkreter werden in der kritik oder einfach schweigen.

  • M
    marsquake

    Die Antifa zum Gralshüter von Toleranz und Gerechtigkeit zu auszurufen, zeigt ein bitteres Verständnis von einer besseren Gesellschaft. Der "antifaschistische" Konsens äußert sich eher in einer Vorliebe für Intoleranz und Abschottung gegenüber allen Andersdenkenden. Hass und tendenzielle Gewaltbereitschaft sind keine befriedigenden Eigenschaften, die man Neonazis und überwachugsstaatlichen Tendenzen entgegenhalten sollte, um die freie, offene Diskursgesellschaft zu verteidigen.

    In Anbetracht der Tatsache, dass diese Art von "Antifaschismus" eher an eine Art Faschismus in anderem Farbgewand errinnert, ist die "Kriminalisierung" von radikalem Linken Engagament nicht völlig unberechtigt...

  • EM
    Ein Mensch

    Mal noch einen zum Nachdenken:

     

    Wer glaubt, dass es einen ideologischen Krieg oder besser eine Auseinandersetzung in Deutschland zwischen Rechts und Links gibt, der glaubt auch, dass Hitler, Goebbels und Co. einen Krieg geführt und viele Menschen umgebracht haben.

     

    Oder besser die Symbolik: Millionen stehen hinter mir.

     

    Links hat kein Kapital und Rechts auch nicht. Gelingt es, das Kapital auf die eine oder andere Seite zu ziehen, dann gibt es wieder Diktatur. Das Kapital ist daraninteressiert, sich so schnell wie möglich zu vermehren. Da kann man auch schon mal das Parteibuch wechseln. Wenn ich mit den Linken meine Firma bereichern kann, gut. Mit den Rechten gehts genauso.

     

    Ob ich oder andere auf die Straße gehen... egal... Politik wird wo ganz anders gemacht. Du kannst heute sagen, was du willst, das interessiert keinen.

     

    Es ist vielleicht nur eine Frage der Zeit, bis ein Linksextremisten-Trio in Deutschland Morde begeht und sich das Blatt wieder wendet.

  • R
    Ronja

    Vor kurzem konnte man ja lesen, dass sich mutige Antifaschisten in Berlin von einer türkisch-arabischgen gang tyrannisieren lassen und das einfach mit sich geschehen lassen.

    Ich frag mich, ob das die gleichen Typen sind, die "mutig" gegen nazis demosntrieren, wenn diese nicht da sind?

  • W
    Webmarxist

    @Mein Name ist Mensch. ;D:

    Es war an diesem Tag an fast keiner Stelle der Demonstration etwas von Gewalt zu spüren und wenn die Polizei heute blaue Flecken davongetragen hat, dann höchstens weil sie beim aussteigen aus dem Auto gestolpert sind.

     

    Ach was? Waren die Antifa-Schläger etwa auch Fußball gucken? Tun sie nicht so dämlich, wo die Antifa ist ist Gewalt gegen Polizei und Andersdenkene an der Tagesordnung. Die sind schlimmer, als jede NPD-Demo, wo normal keine Gewalt stattfindet.

  • VB
    Voll bunt

    Es fehlten noch Scientology, die Taliban, die Hisbollah und der Kanibale von Rothenburg. Dann hätte die taz noch mehr Grund zu "bunten" Jubeln wenn Stalin-Fans und Massenmordbejubler der MLPD, SED und sonstiger sozialistischer Gruppen zusammen mit Hitler-Bewunderern von Der Hisbollah und natürlich mit Ulla Jepke von der SED fröhlich "Hamas, Hamas Juden ins Gas" wahlweise ergänzt durch "...Manager ins Gas" oder einfach "...Schweinesystemanhänger ins Gas" rufen würden um gegen diese verdammten Nazis zu demonstrieren. Dazu dann veganes Essen, Rote Fahne und Jungleworld verteilen. Voll cool und bunt sowieso.

  • H
    HInzundKunz

    Und wieder wird in diesem und anderen Foren hinter der Maske der "Kämpfer für Meinungsfreiheit und Demokratie" relativiert was das Zeug hält. Die Methode ist offensichtlich, das Ziel klar: Verharmlosen und ablenken.

    Danke an alle die in DD gegen rassistische und faschistische Umtriebe auf die Straße gegangen sind.

  • QR
    qwe rtz

    Wir brauchen die Antifa dringender denn je, denn nur diese übernimmt die unangenehme Aufgabe, Körperstrafen und Versammlungsverbot gegen politische Abweichler_innen und sonstige Gedankenverbrecher_innen durchzusetzen.

     

    Was wir zusätzlich noch brauchen ist ein rot-grün-feministisch-anarchistisch besetztes Gremium, welches entscheidet wer in diesem Land demonstrieren darf und wer nicht.

     

    Schließlich müssen Toleranz und Meinungsvielfalt dort aufhören, wo andere Meinungen beginnen.

  • MN
    Mein Name ist Mensch. ;D

    @Webmarxist

     

    Es wurden bei über 10.000 Demonstranten insgesamt 3 Leute während der Demonstration festgenommen, von denen eine® nach Personalienfeststellung sofort wieder freigelassen wurde. Ich weiß nicht, wo du dich heute aufgehalten hast, aber in Dresden in keinem Fall, sonst würdest du nicht so blind und ohne jeden Sinn von "menschen[...]verachten[dem] [Faschismus]" sprechen. Es war an diesem Tag an fast keiner Stelle der Demonstration etwas von Gewalt zu spüren und wenn die Polizei heute blaue Flecken davongetragen hat, dann höchstens weil sie beim aussteigen aus dem Auto gestolpert sind.

     

    @ Ein Mensch

     

    Die FDGO sieht ein freies Versammlungsrecht sowie eine Meinungsfreiheit vor. Dies jedoch wird eingeschränkt im Grundgesetz der BRD, wenn sich die propagierte Meinung klar gegen die Verfassung richtet (deswegen brüllt der braune Block auch "nationaler Sozialismus" und nicht "Nationalsozialismus".. macht nämlich den entscheidenden Unterschied für die Staats'schützer')... Genau wie Klar gegen die deutsche Verfassung gerichtete rechte Musik verboten wird, wird auch linke Musik (oder Versammlungen, Filme,......) verboten. Was jeder einzelne davon hält, sei nun mal dahingestellt, aber Fakt ist, dass das so im Grundgesetz verankert ist. Demnach werde ich doch schon an diesem Punkt klar in meiner Meinungsfreiheit eingeschränkt.

     

    Im Übrigen: Wer hat behauptet, dass jeder Linksextremist auch automatisch für Toleranz kämpft? Um mit noch mehr Parolen um mich zu werfen: Faschismus ist keine Meinung, Faschismus ist ein Verbrechen. Und du akzeptierst doch auch keinen Mörder in deiner Nachbarschaft ohne mal ganz ernsthaft nachzudenken oder? Oder schaust du nur zu, wenn jemand auf der Straße eine ältere Frau überfällt? Jeder der die Zivilcourage besitzt, hier zu helfen, sollte auch die Courage besitzen offen gegen Faschismus und Rassismus in jeder Form zu sprechen und zu agieren.

     

    Freundliche Grüße ;)

  • G
    gritto

    Dresden war heute schön.nazifrei.für mich als Normalbürger schade, dass die Antifa die Änderung der Haltung am 13.02. zum Teil nicht sehen will. Vielleicht war das sehr breite Bündnis der anwesenden Einwohner und Freunde am Montag, dass Eingeständnis eines Teils der Institutionen, da mitmachen zu wollen, noch viel wichtiger, als jedes "alerta antifaschista". Die Debatte ist - im noch kleineren Teil- der Mitte angekommen.

     

    Stinknormale Menschen wollen nicht nur am Wahltag ein Kreuzchen machen, sondern sind einfach auch mal nicht nur zum Shoppen in der Innenstadt. Vielleicht löst das auch mal den Krampf bei der Polizei, die Menschen nicht nur als gemeingefährliche Störer zu sehen. Heute hatten sie zumindest überwiegend ein gutes Beispiel dafür.

  • K
    Kommentator

    @Mein Name:

     

    Ich verstehe Deine Intention absolut und war gar nicht der Meinung, dass die reine Lehre irgendeiner Gruppe das Ziel sein soll (mit dem Effekt einer 2- bis 50-Personen-Demo).

     

    Aber:

    1. Kann mensch nicht glaubwürdig gegen "Rassismus", totalitäre Systeme, "Repression und Überwachung" demonstrieren und zugleich so einem Verein Unterschlupf bieten.

     

    Wer Stalin huldigt, huldigt Repression, Überwachungswahn, Antisemitismus und vieles verdammt Üble mehr.

     

    2. Ergeben sich daraus massive Überschneidungen zu den Nazis - in der Ideologie und besonders im historischen Handeln.

     

    Ich rate dennoch NIEMANDEM ab, auch weiterhin in DD präsent zu sein.

     

    Wollte das nur kritisch anmerken...

  • MN
    Mein Name

    @Kommentartor:

    >Aber warum man nicht gleich auch gegen die MLPD - sondern

    > MIT ihr - auf die Straße gegangen ist, ist mir unbegreiflich.

     

    >Man braucht keine Extremismustheorie, um sich klar gegen >reaktionäre Stalin-Fanboys zu positionieren.

     

    Und dann geht am besten jeder gegen alles was ihn an den anderen ankotzt oder was er für schlimm hält gleich zusätzlich auf die Straße. Das war eine Anti-Neonazi-Demo. Das war der Fokus. Wie weit willst du das treiben? Und egal wie weit, dein Argument würde ja immer wieder anwendbar sein, egal bei welcher Abgrenzung. Nein, ich denke ein Spektrum à la gegen Neonazis, Rassismus, Faschismus, und Repression und Überwachung zu demonstrieren, ist ausreichend und deutlich zielführender an dieser Stelle. Und ich will damit auch Stalin nicht runter reden -- ein sehr schlimmer Diktator war das. Damit würde man ja auch schon wieder unfreiwillig Anknüpfungspunkte zu den Neonazis schaffen.

     

    > Man geht ja auch nicht mit Scientology, Juche-Kultisten und KPdSU-Zombies demonstrieren, oder?

     

    Würde mir zumindest schwer fallen bzw. würde ich vermutlich auch nicht mit machen. Das ist insofern ein demokratischer Prozess -- wir entscheiden das ja alle selbst. Wir würden z.B. beide nicht auf eine Demo gehen wo die Scientology mitdemonstriert. Damit ist die Demo eben kleiner und manchmal eben so klein, dass die Scientologen alleine da stehen. (Oder wie eben: die Neonazis).

  • D
    Demian

    Super, dass die Leute da waren. Und auch in so großer Zahl. Wenn sich das Ganze in Dresden noch weiter etabliert, ist der einst größte Nazi-Aufmarsch Geschichte. Respekt und Dank allen Organisatoren und Beteiligten!!!

    Ärgerlich nur, dass die Halbstarken des Schwarzen Blocks Ärger mit der Polizei gesucht und damit auch andere Demo-Teilnehmer gefährdet haben. Auch als sich die Demo auföste, sind einige noch mit suchendem Blick durch die Gegend gerannt, um bloß keine Prügelei zu verpassen. Ich werde das Gefühl nicht los, dass hier politisches Bewusstsein hinter Erlebnisgeilheit weit zurück bleibt. Diese Kerle würden, so kam es mir vor, sich auch bei jedem Fußballspiel und Schützenfest kloppen.

    Hierbei tritt für einige wohl völlig in den Hintergrund (so es denn je im Vordergrund stand), für was die Sache in Dresden stand: sich friedlich den Nazis entgegenstellen!

    Allen anderen, die zum Teil von weit her anreisten, gilt meine Bewunderung! Ihr seid die, mit denen ich auch weiter auf die Straße gehen will!

  • CB
    Chris B.

    Schlimm genug, dass überhaupt noch Menschen über die Stöckchen springen, die ihnen die maßgeblichen Machthaber hinhalten.

     

    Weit davon entfernt, Neo-Nazi-Aufmärsche zu unterstützen, wird mir als Beobachter dieser Phantomjagd ziemlich komisch zu Mute. Gegen die tatsächlichen Verbrechen unserer Tage bspw. der NATO in Libyen, die Kriegspropaganda gegen Syrien und Iran erhebt sich natürlich nicht eine Stimme dieser zivilgesellschaftlichen Helden.

    Die taz war auch schon mal kritischer!

  • T
    Thomas

    Denkt eigentlich noch jemand daran, dass es eigentlich darum ging, der Bombenopfer vom 13.2. zu gedenken. Ich finde es einfach abstoßend, wie dieser Tag von rechts und links instrumentalisiert wird.

  • EM
    Ein Mensch

    Zunächst: Ich habe weder etwas mit den Rechten geschweige denn mit den Linken zu tun. Ich fühle mich dem demokratischen Rechtsstaat verpflichtet. Was mir bei der ganzen Sache insbesondere auffällt: Man redet von Toleranz und "gegen" und Demokratie. Allerdings demonstriert man gegen "andersdenkende", ist gegen sie und verbietet deren Meinung. Obwohl im Grundgesetz Versammlungs- und Meinungsfreiheit klar geregelt ist. Mancheiner hältsogar Wort zur Diskussion für überflüssig und greift gleich zur Gewalt.

     

    Es ging also nicht um die goldene Mitte, in der sich jeder bewegen will, sondern um ein klares Verbot von Meinung und Diskussion. Es gibt soziale Missstände in diesem unserem Land, denen sind weder Linke noch Rechte gewachsen, geschweige denn den Mafia- und Korruptionsgespenst. Für mich sind sowohl die einen als die anderen ewig gestrige, die sich an der Vergangheit hoch ziehen und die Gegenwart aus den Augen verlieren. Von der Zukunft ganz zu schweigen. Aber die geht für Politiker bis zur nächsten Wahl und für den Rest? Trauriges Deutschland.

  • T
    Tabea

    @Kommentator

    Zitat: "Man geht ja auch nicht mit Scientology, Juche-Kultisten und KPdSU-Zombies demonstrieren, oder?"

     

    Doch, genau das ist gerade in DD geschehen. Alles was links von der SPD ist bis hin zu Extremisten, Antifa, Kommunisten und Stalinisten war alles dabei, und hat sich unter dem Motto "Gegen Rechts" auf ein "Deutschland verrecke!" eingegestimmt.

     

    Mit anderen Worten: Die Pest hat gegen die Cholera demonstriert, das Penicillin war dagegen Fußball gucken und einkaufen.

  • K
    Kommentator

    Toll, dass es soviele Nazigegner nach DD geschafft haben.

     

    Aber warum man nicht gleich auch gegen die MLPD - sondern MIT ihr - auf die Straße gegangen ist, ist mir unbegreiflich.

     

    Man braucht keine Extremismustheorie, um sich klar gegen reaktionäre Stalin-Fanboys zu positionieren.

     

    Man geht ja auch nicht mit Scientology, Juche-Kultisten und KPdSU-Zombies demonstrieren, oder?

  • W
    Webmarxist

    "In der an Buntheit kaum noch zu überbietenden Demonstration standen oder liefen Linke und MLPD, Gewerkschaften und Occupy-Bewergung, Ausländerbeiräte oder sogar Veganer solidarisch nebeneinander."

     

    Bunt? Das klingt nach der üblichen linksradikalen und antidemokratischen Mono(un)kultur. Bunt sind höchstens die Hämatome der Polizisten, nachdem sie wie üblich von den Linksextremisten und Antifas angegriffen wurden. Das ist roter Faschismus in Reinkultur, menschen- und demokratieverachtend!