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Berliner KulturlegendeTacheles steht vor Räumung

Polizei und Wachschützer sperren das weltweit bekannte Kunsthaus im Auftrag des Zwangsverwalters für die Öffentlichkeit. Die Künstler geben noch nicht auf.

Bald wirklich am Ende? Das Tacheles in Berlin. Bild: dapd

BERLIN taz | Das Ende des Tacheles naht: Erste Ateliers wurden versiegelt. Etwa 30 Polizeibeamte und ebenso viele Securitys einer privaten Sicherheitsfirma sperrten am Donnerstag das Haus in der Oranienburger Straße in Mitte. Dabei kam es auch zu Rangeleien, einzelne Künstler wurden nach Angaben von Augenzeugen aus dem Gebäude getragen. Vor dem verschlossenen Tor standen am Donnerstagnachmittag finster dreinblickende Securitys, auf dem Bürgersteig protestierten KünstlerInnen und etwa 100 UnterstützerInnen mit Vuvuzelas und Gesang.

Nach einem Gerichtsbeschluss zur Feststellung der Mietverhältnisse waren Polizei und Gerichtsvollzieher angerückt, um „Vollzugshilfe“ für den Zwangsverwalter des Tacheles zu leisten und die Personalien der KünstlerInnen zu kontrollieren. Dadurch will der Zwangsverwalter herausfinden, wer tatsächlich in den Räumen des Kunsthauses arbeitet. An den undurchsichtigen Mietverhältnissen nämlich war die Räumung einzelner Räume in der Vergangenheit gescheitert.

Drei Räume, in denen keine KünstlerInnen angetroffen wurden, seien durch einen Gerichtsvollzieher versiegelt worden, so ein Gerichtssprecher. Bei den anderen Räumen hätten die Räumungstitel nicht mit den dort arbeitenden NutzerInnen übereingestimmt. Nach der Kontrolle konnten einzelne KünstlerInnen, die einen Mietvertrag vorweisen konnten, das Gebäude wieder betreten.

Für die Öffentlichkeit blieb das Kunsthaus vorerst gesperrt. „Die Nutzer sind zur Herausgabe der Flächen aufgefordert und werden auf Räumung verklagt“, steht in einer „Information von Zwangsverwalter Titz“, angeschlagen an den Toren des Tacheles. Wie es nun weitergeht, ist unklar.

„Das ist das neue Berlin: Die kalte Räumung“, protestierte Künstlersprecher Martin Reiter. „Wir versuchen, noch heute eine einstweilige Verfügung zu erwirken.“ Vor zwei Tagen noch hatte Reiter zusammen mit UnterstützerInnen vor dem Roten Rathaus für den Erhalt des Tacheles demonstriert.

„Das ist vielleicht das T-Shirt des Tages“, sagt die 23 Jahre alte Catia, eine Künstlerin aus dem portugiesischen Porto, die seit letztem Jahr im Tacheles-Kunstladen arbeitet. Sie hält ein von ihr entworfenes T-Shirt hoch – es zeigt mehre Polizisten in Kampfmontur und die Aufschrift „No Peace“.

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12 Kommentare

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  • W
    waldzwerg

    wo ist der aktuelle bericht über das tacheles ,werte taz ! ?

  • A
    anonymous

    @von typ_! :

     

    Halten wir doch mal fest: Abgesehen von nem kleinen Distinktionsgewinn, den sie sich über meine Rechtschreibschwäche besorgen, haben sie meinem Beitrag ausser einer diffarmierenden Mutmaßung inhaltich nicht entgegen zu setzen.

     

    Das tragische daran ist, dass sie mit dem Niveau, dass sie damit anschlagen weitaus nicht der einzige sind:

    Auch das meinte ich mit "unreflektierter pseudo-Solidarität".

  • K
    klaus

    künstler?

    weltberühmt?

    eher ne Lachnummer und Skurrilitätenkabinett

  • R
    rocker_bln

    "Die Party ist bald vorbei".... anstatt einer dpa-meldung im berlin-teil eurer heutigen Ausgabe hätte ich mir von eurer berlin-redaktion mal nen Artikel gewünscht der zusammenhänge her- und darstellt. die party ist nämlich nicht vorbei, sondern geht gerade erst los... per einstweiliger Verfügung von gestern ist das t acheles nämlich wieder öffentlich zugänglich usw. usf.... das hätte auch in eurer Zeitung stehen können, aber da hat der zuständige Redakteur wohl gerade geschlafen. so wird das wohl nichts mit einer aktuellen und kritischen Bericht Erstattung. ihr schliesst euch damit leider unseren wortlosen Politikern an die unsere Stadt verscherbeln und Kulturpolitik als Marktpolitik verstehen und da sie sonst nichts mehr zu verkaufen haben, verkaufen sie jetzt eben den öffentlichen Raum und machen Werbung für irgendwelche Konzerne. schade eigentlich das ihr davon nichts schreibt...

     

    und im übrigen bin ich für den erhalt des Tacheles, selbst wenn es bis oben hin voll scheisse wär: die möglichkeiten eines öffentlichen raumes, wie auch immer die aussehen könnten, find ich besser als privatisierten raum für 4000€/m². wer nicht begreift dass das Tacheles auch eine chance für jeden einzelnen ist, solltemal drüber nachdenken wieviel ihm oder ihr der öffentlich Raum eigentlich wert ist. ich ihn nicht von wessen Gnaden auch immer gesponsert sondern als Selbstverständlichkeit des gesellschaftlichen Lebens.

  • L
    logo

    So wie das Tacheles jetzt ist, kann es nicht bleiben. Ich fände ein Kunstatelierhaus auch wunderbar, aber doch nicht mit diesen Schrotthändlern. Die ganze Straße braucht nen Schub - irgendwohin.

  • T
    typ_!

    @anonymous

     

    haben sie vermutlich schon in 10 anderen foren unter 10 anderen profilen geschrieben. auf tagesspiegel.de dürfen sie ihren müll dann sogar noch selbst bewerten. na, wie wär´s?

     

    bar23, (gemeint ist wahrscheinlich die bar25) dalai lama? bisschen waiwai (gemeint ist wahrscheinlich ai weiwei) in der birne.

     

    mensch, deine unreflektierte regression kotzt mich an!

  • A
    anonymous

    Endlich! Endlich wird der Saustall geräumt!

     

    Das ganze war weder ein 'linkes' Projekt, noch sonstwie 'alterntiv' veranlagt, sondern einfach nur ein Hort peinlicher, extrem selbstbezogener Gestalten, von denen nicht ein Fünkchen Energie in die alternative Szene gegeben wurde und die aber auch wirklich alle Möglichkeiten ausließen, sich politisch aktiv resp. überhaupt interessiert zu zeigen.

    Eine Ansammlung von geldgeilen Billigheimern, die gerne Trash an Touristen verhökerten. Und nun dieses Gejaule von ein paar Nasen, die sich ohnehin mit jedem Mit 'solidarisieren' ohne nachzudenken:

    Wie wär's denn mal wieder mit dem Dalai Lama oder Ai WaiWai? Das sind noch größere Egomanen, als es die paar Tahceless-Freaks waren. Oder wie wär's mit einer Gedenkstunde für die Leute von der Bar23? Vermutlich haben nicht genug Geld geschäffelt!

     

    Mensch, Eure unreflektierte Pseudo-Solidarität kotzt mich an!!!

  • D
    diney

    Guten Morgen Berlin, du kannst so schon häßlich sein. Was wird aus dieser Stadt... Kalt grau auch im Sommer....

  • WI
    wolf im wolfsfell

    Hier einige Tipps für die kommende Tacheles Generation:

    Gebt euch eine demokratische Struktur, dann klappt´s auch mit den Nachbarn,

    verzichtet auf zuviele Dr. Motte Soli Parties. Die sind so sexy, wie 90er Parties,

    findet Menschen, die es verstehen, eine breite Lobby aufzubauen. Menschen, die sich leidenschaftlich aber nicht egozentrisch mit Kunst, Künstlern und Kunstinteressierten auseinander setzen und

    verzichtet bewusst auf eine viele Jahre währende "One-man-show", wo eine Person Vermieter, Gastronom, Kurator, Künstler und Politiker zu sein versucht.

    Das Tacheles Projekt ist wie das Gleichnis vom toten Pferd, von dem der Reiter nicht absteigen möchte.

  • MI
    Metallwerkstatt im Kunsthaus Tacheles

    Wir sind vor Ort und werden uns nicht einschüchtern lassen...

    Seit nunmehr 12 Monaten versuchen die Zwangsverwalter Schwemmer Tietz und Trallalla und ein Herr Schulz ( im Auftrag eines tollen und superwillkommenen Investor (mutmasslich ein gewisser Herr Harms Müller Spreer) die Künstler einzuschüchtern, um das Kunsthaus kalt zu räumen...

    Sie werden keinen Erfolg haben...

    Doch das Tacheles braucht die Unterstützung der Berliner/Innen...

    Zeigt uns eure Unterstützung, damit wir diese Show wieder ins Leere laufen lassen können...

    Das Tacheles ist euer Haus.... !!

  • L
    Ludowika

    Schande über Berlin. Wer heute die Investoren mit ihrem feist-dreisten Lächeln vorm linksalternativen Kunsthaus hat stehen sehen, der macht sich unwillkürlich Sorgen um die Zukunft dieser Stadt. Wo ist Wowereit ? Ist er nicht Kultursenator ?

  • V
    vorschlag

    vielleicht könnte man das bmw guggenheim dort hin packen? das wäre doch was, oder?