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Auskunftsrecht bei PolizeibehördenWeg mit dem Datenschmutz

Der Auskunftsgenerator der „Roten Hilfe“ hilft Aktivisten, polizeiliche Datenbanken einzusehen. Das Ziel: den Datenbank-Sumpf der Behörden trocken legen.

Die Daten werden gesammelt und dann gespeichert, aber wo, wissen die Betroffen kaum. Bild: dpa

BERLIN taz | Wer bei einer Sitzblockade festgenommen wurde oder eine Demonstration angemeldet hat, wird möglicherweise jahrelang in Polizeiakten geführt. Gerade linke Aktivisten landen oft ohne hinreichende Rechtsgrundlage in der PMK-links-Z, in der Zentraldatei „Politisch motivierte Kriminalität – links“ des Bundeskriminalamtes.

Solch unerlaubte Speicherung beanstandet selbst der Datenschutzbeauftragte des Bundes, Peter Schaar, in dem im März veröffentlichten Tätigkeitsbericht seiner Behörde: „Bei meiner Kontrolle fiel mir auf, dass bei vielen als Beschuldigte bzw. Verdächtige gespeicherten Personen zweifelhaft ist, ob diese überhaupt an einer strafbaren Handlung beteiligt waren“. Selbst bei friedlich verlaufenden Protestaktionen nimmt das BKA Aktivisten als „sonstige Personen“ oder als „Prüffälle“ in ihre Kartei auf.

Gegen so eine Verdachtsspeicherung kann man sein Recht auf „informationelle Selbstbestimmung“ wahrnehmen und Auskunft über Einträge in polizeiliche Datenbanken beantragen. Dabei hilft der „Auskunftsgenerator“, der online Musterschreiben für eine Vielzahl an Behörden erstellt, unter anderem die 16 Landeskriminal- und verfassungsschutzämter, das Bundeskriminalamt oder die Bundespolizei.

Einfach Felder ausfüllen und die gewünschte Behörde auswählen – der Generator erstellt einen paragrafensicheren Brief, den man nur auszudrucken, zu unterschreiben und zu versenden braucht. Der Generator ist Teil der Überwachungs- und Datenschutz-Plattform datenschmutz.de, ein Wiki, das die „Rote Hilfe Heidelberg“ 2003 ins Leben rief, um „ein wenig Transparenz in den Sumpf von Datenbanken zu bringen“.

Polizeibehörden bekommen Wind von der Datenschutzgruppe

Martin Demleitner, der die Plattform aufgebaut hat, erhebt zwar heute keine Statistik mehr über die generierten Briefe, der Umfang der Rückmeldungen ließe aber auf eine deutlich höhere Zahl als die anfänglich 500 bis 1.000 Stück pro Jahr schließen. Die gleich lautenden Anfragen sind auch den Behörden nicht verborgen geblieben: Einige teilten der Roten Hilfe sogar von sich aus ihre neue Adresse mit.

Weisen BKA & Co dennoch ein Auskunftsersuchen zurück, hilft die Beschwerde beim zuständigen Datenschutzbeauftragten. Oft räumen die Behörden aber schon beim ersten Auskunftsersuchen ein, dass eine jahrelange Speicherung nicht verhältnismäßig war. Dann kann man die Löschung der Daten beantragen. Wie viele Auskunftsersuchen etwa beim BKA eingehen und wie lange dort Daten in der PMK-links-Z gespeichert werden, wollte die Behörde der taz bisher aber nicht beantworten.

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3 Kommentare

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  • ES
    Ein Schuh für Schäuble

    Denkt daran: Handschuhe anziehen und Briefe am besten nochmal braten oder über Klobrillen ziehen. Kein Mensch weiß, ob die nicht direkt DNA und Fingerabdrücke suchen...

  • BH
    blauäugige Hilfe

    Da wird garnichts gelöscht. So plöde sind sie nun auch wieder nicht, deshalb so kooperativ mit vorauseilender Adress-Meldung und Antworttreue.

  • L
    lowandorder

    Gut, daß die Plattform versucht, mit der Stange

    im Nebel rumzustochern.

    Ein wichtiger Schritt.

     

    Aber - darauf zu vertrauen, daß am Ende auch gelöscht wird,

    ist - mit Verlaub - naiv.

    Gilt doch der alte Behördengrundsatz:

    " Vorgang kann vernichtet werden - nach Fertigung

    einer Abschrift!" ( …außer bei NSU naturellemente)

     

    Oder mit Old-Lenin: " Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!"

    Ein Ombuds-Gremium wäre hier der richtige Schritt.

    ( Hab immer noch das breite Grinsen vor Augen, als wir

    als Refis wg illegaler AnalogDemo-Fotos nach Vernichtungskontrolle

    fragten - " tja, da müssen Sie uns schon vertrauen!")

     

    Und nochens: die sog. Polizeiakte fällt - weil noch analog! -

    nicht unter die Datenschutzbestimmungen!

    Und wer son Ding - wenig bekannt - mal dienstlich

    in die Finger bekommen hat, glaubt, er sei falschen Film.

    Salopp: da steht, über Jahrzehnte! der letzte Scheiß

    ( immer noch) drin - aber eben nicht nur!

    bis hin zu plumpen Verdächtigungen/Anwürfen

    blöder/mißgünstiger Nachbarn usw.

     

    Fragt man nach - wird's einsilbig und die Luft sehr, sehr dünn.

    In die Karten gucken lassen sich die HerrundFrauschaften nur ungern.