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Studie zu Klimawandel in den StädtenNoch heißer als die Umgebung

Städte sind voller Beton und Asphalt. Keine Frage, dass die globale Erwärmung dort noch stärker zu spüren sein wird. Aber wie stark genau?

Zur Kühlung, gegen Feinstaub und als Insektenlandeplatz: begrünte Bushaltestelle in Utrecht Foto: dpa

Berlin taz | Im Hochsommer verwandeln sich überzeugte Großstadtmenschen ganz plötzlich in überschwängliche Landeier. Die Sonne treibt Scharen in die Parks oder besser noch an die Seen im Umland. Da ist die Luft frischer, und die Hitze drückt nicht ganz so schlimm. Wie wird das erst, wenn der Klimawandel die globalen Temperaturen noch weiter in die Höhe schießen lässt?

Diese Frage hat ein US-amerikanisch-kanadisches Team von Umweltingenieuren umgetrieben. Sie haben deshalb die Klimamodelle, die das globale Bild zeigen, speziell auf Städte angewandt. Das Fazit: Urbane Räume werden noch deutlich stärker unter Hitze und Trockenheit leiden als ihr ländliches Umfeld, wenn die Treibhausgas-Emissionen weiter steigen. Die Ergebnisse der Studie sind im Fachmagazin Nature Climate Change erschienen.

„Städte sind voll mit Beton und Asphalt, die mehr Hitze absorbieren als natürliche Flächen und auch andere biophysikalischen Prozesse auf lokaler Ebene stören“, sagt Leitautor Lei Zhao, Wissenschaftler an der University of Illinois. „Diese kleinteiligen Variablen in Klimamodelle zu integrieren ist entscheidend, um die Zukunft des städtischen Klimas zu verstehen.“

Die Berechnungen beziehen sich auf ein mittleres und ein dramatischeres Szenario zur Entwicklung der globalen Treibhausgas-Emissionen. Eins, in dem die Welt die Begrenzung der Erderhitzung wie im Paris-Abkommen versprochen unter 2 Grad wahrscheinlich macht, ist wie bei vielen Klimastudien nicht dabei – vielleicht weil der Praxiswert angesichts der bisherigen politischen Performance gering erscheint.

Neben Hitze droht auch Trockenheit

Die Untersuchung zeigt, dass die Temperaturen in Städten im Schnitt noch 1,9 bis 4,4 Grad höher liegen dürften als in ihrer Umgebung. Außerdem prognostizieren die Wissenschaftler, dass die urbanen Räume auch mehr mit Trockenheit kämpfen müssen.

„Unsere Ergebnisse stellen den großen Bedarf an Projektionen für das lokale städtische Klima heraus“, sagt Zhao. „Das könnte Stadtplaner:innen die Unterstützung geben, die sie brauchen, um grüne Infrastruktur zur Reduktion von urbanem Hitze­­stress großflächig anzustoßen.“

Außer der Senkung des Treibhausgasausstoßes brauche es auch Anpassungsmaßnahmen in den Städten, mahnen die Wissenschaftler. Dazu könnten mehr Kaltluftschneisen und Begrünung zählen. Letzteres ist auch wegen anderer typischen Folgen des Klimawandels hilfreich: Parks oder bepflanzte Dächer helfen, den vielerorts häufiger zu erwartenden Starkregen versickern zu lassen, sodass er seltener die zugepflasterten Böden überschwemmt. (scz)

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9 Kommentare

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  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    "Urbane Räume werden noch deutlich stärker unter Hitze und Trockenheit leiden als ihr ländliches Umfeld, wenn die Treibhausgas-Emissionen weiter steigen. "

    Ja und draußen ist es weiter als drinnen! Wie kommt es wohl, dass es im Hochsommer in Zehlendorf 2-4 °C kühler ist als in Mitte?



    Bäume sind natürlich die Ursache!

  • wie wäre es dafür zu sorgen das nicht alle in die Städte wollen ?



    Heißt ja nicht das jeder gleich seinen eigenen Bauernhof hat.



    Klein und Mittelstädte können die Grundversorgung auch herstellen wenn dann noch gute Verkehrsverbindung in die Metropolen vorhanden sind ist es auch für die Metropolen Bewohner besser die Mieten stehen nicht so unter druck und es besteht nicht mehr so der Nachverdichtungzwang.



    Wer natürlich im Berliner S-Bahn Ring billiegere Mieten fordert als in Bitterfeld aber dann fordert das der ICE bis nach München durchfährt anstatt in Bitterfeld zu halten ist eher teil des Problems als der Lösung.



    Bitterfeld-Wolfen hat seit der Wende 35k Einwohner verlohren die Infrastruktur für min 20k mehr Einwohner wäre da ohne im beengten Raum zu leben.



    Arbeitsplätze auch bei 14k mehr Einpendler als Auspendler + praktisch alle Firmen suchen + 3 neue grüne Giga Fabriken alleine 2021 Farasis Meyer Burger Nexwave.



    Aber es wird lieber in Halle Leipzig z.t. Berlin gewohnt.

    • @Sinulog:

      Verkehrspolitik ist der falsche Ansatz. Der geht der Bau von Gewerbeflächen in den Metropolen voraus, also die Schaffung von Arbeitsplätzen dort und da,it einhergehend der Wegfall von Arbeitsplätzen in ländlichen Regionen. Die Folgen sind die gleichen: Binnenmigration mit den Folgen Wohnungsleerstand map01.landatlas.de...TEMPLATE=leerstand und Arbeitslosigkeit in ländlichen Räumen sowie Wohnungsmange und Verdichtung in den Metropolen. Hinzu kommt die tägliche Blechlawine der Pendler.

      Der richtige Ansatz ist eine regionale Steuerung der Wirtschafts- und Raumordnungspolitik, die die Binnenmigration stopt bzw. umkehrt.

  • @FLY, @HEINER PETERSEN

    Jetzt aber. Der hiesige Artikel hat einen direkten Link auf den Nature-Artikel. Leider for-pay, that's life. Machen wir halt mehr Lärm für Open Access!

    Aber immerhin sind die Quellen der Modelle (R) veröffentlicht -- Sie können selber spielen!

    • @tomás zerolo:

      Danke!

  • Die Parks, Kleingartenflächen und Grünanlagen wollen mittlerweile selbst die Grünen (zusammen mit Linkspartei und SPD) bebauen. Sieh Bremen "Gallopprennbahn" de.wikipedia.org/w...opprennbahn_Bremen

    Die Wachstumsideologie macht auch vor den Städten nicht halt. Immer mehr Gewerbeflächen, Wohnflächen, immer größere unwohnliche Städte. Und keine Antworten auf die Entvölkerung ganzer Regionen in DE

    Eine ökologische Stadtplanung braucht neue politische Bewegungen.

  • Wenn das alles war, was in dem Artikel steht, dann ist das Journal, Nature Climate Change, auch nicht mehr das, was es verspricht.



    Das Städte wärmer sind als die Umgebung schreibt ja schon die Autorin. Und es gibt auch jetzt schon Städte in warmen Gebieten. Die kann man fragen. Da braucht man kein Modelle.



    Und das Wasser bekommen die Städte heute schon aus dem Umfeld, über hunderte Kilometer.



    Zu guter Letzt, die Lösungsvorschläge werden schon seit zig Jahren im Studium behandelt.

    • @fly:

      Ich suchte auch gerade verzweifelt nach einer neuen Information ;-)