Runter mit der Tampon-Tax

Steuern Hygieneartikel für Frauen sind oft teurer. Eine Petition fordert den ermäßigten Steuersatz

BERLIN taz | Nicht nur, dass Frauen einmal im Monat Bauchschmerzen bekommen, keine weißen Hosen tragen können und im Schwimmbad ständig panisch an sich herunterschauen müssen. Sie werden für die nervige Monatsblutung auch noch finanziell betraft. Drei bis vier Euro kostet eine Packung Tampons. Und damit ist es nicht getan: Für die leichten Tage kauft frau die „Minis“, für die stärkeren die extra saugfähigen.

„Senken sie die Tampon­steuer“, fordert deshalb eine Onlinepetition. 19 Prozent Mehrwertsteuer zahlen Frauen beim Kauf der Hygieneartikel, den normalen Satz also. Für lebensnotwenige Produkte gibt es in Deutschland aber auch den ermäßigten Umsatzsteuersatz von 7 Prozent. Der soll dafür sorgen, dass gerade Menschen mit niedrigem Einkommen durch den Kauf von alltäglichen Produkten nicht überproportional belastet werden. Die Auswahl dieser „alltäglichen Produkte“ ist allerdings rätselhaft. Auf der Liste fehlen nicht nur Tampons, sondern beispielsweise auch Windeln. Für Kaviar und Schnittblumen gilt dagegen der verminderte Steuersatz.

Das Problem der männerfreundlichen Preispolitik beschränkt sich nicht nur auf die Periode. Bei einer ganzen Reihe von Artikeln zahlen Frauen drauf. Und das, obwohl sie durchschnittlich 20 Prozent weniger verdienen als Männer. „Pink tax“ nennen Feministinnen dieses Phänomen. Die Hamburger Verbraucherzentrale fand heraus, dass Frauen beispielsweise für Rasierer, Haarschnitte und Textilreinigung rund 40 Prozent mehr bezahlen.

Ebenfalls auf change.org findet sich die Petition eines französischen Feministinnenkollektivs gegen die Supermarktkette Monoprix. Frauen zahlten dort für fünf Einwegrasierer 1,80 Euro, die Herren kostete dasselbe Modell aber mit doppelter Stückzahl 1,72 Euro. Die französische Petition wurde bereits von 47.000 Personen unterzeichnet.

Die Ungleichheit auf dem Kassenbon mag hierzulande noch nicht jedem aufgefallen sein, andernorts bedeutet die doppelte Diskriminierung von Frauen deren Ausschluss aus der Gesellschaft. Laut einer Unicef-Studie gehen zehn Prozent der Mädchen in Afrika während ihrer Periode nicht zur Schule, weil sie sich Hygieneartikel nicht leisten können. Jyoti Sanghera von den Vereinten Nationen bezeichnete die verbreitete Stigmatisierung von Menstruation und Damenhygiene als Verletzung der Menschenwürde. Stigmatisierung dürfte auch in Deutschland ein Grund dafür sein, dass die „Pink tax“ kein politisches Top-Thema ist. Bei ­Diskussionen über Blut und Tampons vergeht vielen Männern die gute Laune.

Josephine Schulz