Anti-Putin-Lied wird zum Netz-Hit: "Du bist kein Zar und kein Gott"

Mit einem Protestsong hat eine Band russischer Elitesoldaten Wladimir Putin zum Rückzug aufgefordert. Der Clip breitete sich in Windeseile im Netz aus.

Elitesoldaten gegen Putin: Die Musiker im Partnerlook. Bild: Screenshot youtube.com

MOSKAU dpa/taz | Rock gegen Putin: Mit einem scharfen Protestsong hat eine Band ehemaliger Elitesoldaten den russischen Regierungschef Wladimir Putin zum Rückzug aufgefordert. "Du bist ein gewöhnlicher Beamter, kein Zar und kein Gott", singen frühere Fallschirmjäger in dem gut vierminütigen Lied, das sich in Windeseile im Internet ausbreitet.

Die vier Musiker wollten bei der Großkundgebung für faire Wahlen am 4. Februar in Moskau auftreten, hieß es am Sonntag. In der Stadt Jekaterinburg am Ural hatten tags zuvor Tausende für einen Sieg des Regierungschefs und Kandidaten Putin bei der Präsidentenwahl am 4. März demonstriert.

Dem Blog der New York Times "The Lede" zufolge waren die Sänger in den 80er Jahren beim Militär. Ein russischer Blogger habe einen der Männer identifizieren können. Am Freitag trat die Band auch bei einem russischen Privatsender auf.

Friedensnobelpreisträger Michail Gorbatschow (80) rief unterdessen zu einem Ende der Alleinherrschaft des Präsidenten auf. In einem Beitrag für die regierungskritische Zeitung Nowaja Gaseta sprach sich der Ex-Kremlchef für eine stärkere Regierung und eine Verteilung der Vollmachten aus. Gorbatschow schlug eine Volksbefragung über eine Verfassungsreform vor. In den vergangenen Wochen hatten allein in Moskau mehr als 100.000 Menschen für faire Wahlen demonstriert.

Putin-Gegner fuhren am Sonntag in einem Autokorso rund um das Zentrum der Hauptstadt. An den Wagen hingen bunte Ballons sowie Schleifen in Weiß, der Farbe der Opposition. Am Vortag waren bei der Pro-Putin-Kundgebung in Jekaterinburg rund 1.700 Kilometer östlich von Moskau Transparente mit Parolen wie "Für einen starken Präsidenten und ein starkes Russland" zu sehen. Die Veranstalter sprachen von rund 16.000 Teilnehmern, Medien von etwa 6.000 Demonstranten.

Putin saß bereits von 2000 bis 2008 im Kreml. "Acht Jahre Präsident, jetzt wieder Kandidat, schau uns in die Augen: Gib es auf, dein Mandat", fordern die Musiker aber in dem Clip. Hinter ihnen hängen Flaggen der russischen Luftlandetruppen, deren Wahlspruch "Niemand außer uns" (Nikto, krome nas) die Band ergänzt hat mit den Worten: "Niemand außer uns - sagt die Wahrheit laut."

Comments

[Za Putina]

Das ist unser Land, und wir werden selbst bitte entscheiden ob Putin gut oder schlecht ist! Mit Jelzin wars gut für Westen, Arschloch hat alles verkauft und vernichtet, und das Land war total im Arsch, jetzt das Land ist wieder stark! Respekt an Putin!

[Denis]

Es kann nur besser werden. Putin ist der Anti-Westler schlechthin, wenn man einmal von seinem Hofnarren Schirinowski absieht, aber der wäre dann auch mit in der Versenkung verschwunden.

[nastrovje]

In Russland regieren korrupte und kriminelle Eliten ein alkoholkrankes Volk. Daran wird sich vielleicht nie was ändern. Aber wenn dieses Volk zumindest seinen chauvinismus, seine Obrigkeitshörigkeit und diesen ungeheuren Putinkult aufgäbe und wenigstens den Wunsch nach Demokratie entwickelte, wäre das allein schon eine Lokalrude wert.

[anonymous]

Super, ein weiterer Schachzug der Anti-Putin-Kampagne.

Nur, sobald Putin weggeputscht ist, kommen die Hyper-Nationalisten an die Macht.. und ob die sich dann nach ein paar Jahren noch an den nun geschlossenen Pakt mit der Anti-Putin-Fraktion aus dem Westen erinnern können, ist die Frage..