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90elf sendet nicht mehrDas Spiel ist aus

Das Online-Fußballradio 90elf wird eingestellt. Ohne die Bundesligarechte fehlt den Machern die „Geschäftsgrundlage“.

Hoffenheim konnte am letzten Spieltag nochmal aufstehen, 90elf nicht Bild: reuters

BERLIN taz | Das digitale Fußballradio 90elf stellt mit der ablaufenden Saison 2012/2013 auch die eigene Arbeit ein. Doch anders als die Fußballklubs wird das Onlineradio nicht zur nächsten Spielzeit wieder auf dem Platz stehen. Die letzte offizielle Übertragung des Senders wird das DFB-Pokalfinale am 1. Juni zwischen dem FC Bayern und dem VfB Stuttgart sein.

90elf hatte im März die Rechte zur Hörfunkübertragung der Bundesligaspiele verloren. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hatte dem Fernsehsender und Onlineportal Sport1 den Zuschlag erteilt, ab kommender Saison die Spiele im Internet kommentieren zu dürfen. Damit fehlt 90elf „die Geschäftsgrundlage für einen wirtschaftlichen Weiterbetrieb“, ließ der 90elf-Betreiber Regiocast Digital mitteilen.

Dabei hatte das Leipziger Fußballradio, das seit 2008 auf Sendung ist, zuvor so sehr dafür gekämpft, dass neben den Fernsehrechten auch die Rechte für die Audioübertragungen ordentlich ausgeschrieben werden. Auf den Münchener Medientagen im vergangenen Jahr hatte Regiocast-Digital-Geschäftsführer Florian Fritsche noch betont, wie wichtig diese Ausschreibung für sein Unternehmen sei.

Er brauche endlich Rechtssichereit, damit nicht jeder einfach die Bundesligaspiele im Netz kommentieren dürfe. Und die Rechteverteiler von der DFL waren nimmermüde, die tolle Zusammenarbeit mit 90elf zu betonen. Schließlich wurden auch auf der offiziellen Bundesliga-Seite die Übertragungen von 90elf gestreamt.

90elf hatte mit seinem Beharren auf die Rechtevergabe am Ende alles verloren. Dass es so kommen könnte, hatte auch Florian Fritsche damals in München schon zu bedenken gegeben: Wenn wir die Rechte verlieren, bin ich meinen Job los, sagte er. Und lachte anschließend. Dass die DFL sich bei der Vergabe wirklich gegen 90elf entscheiden würde, hielten wohl nicht nur die meisten Beobachter für nahezu unmöglich.

Jetzt ist „die Enttäuschung natürlich riesengroß“, sagte Fritsche. „Das ist ganz bitter für uns alle. Insbesondere für unser engagiertes Team, das in den vergangenen Jahren einen Riesenjob gemacht hat.“

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7 Kommentare

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  • GS
    Gerhard Schiwek

    Dieser Sender, war so speziell, dass es in dieser Hinsicht nichts vergleichbares gibt, denn welcher Sender kann schon Zeitgleich, mehrere Begegnungen mit seinen Digitalprogrammen (1-5) übertragen ?, keiner !!! . Es ist nicht nur eine Rückschritt, für den Fußballfan, sondern auch ein Rückschritt, für den Absatz, der Digitalradio´s (DAB+), denn viele haben sich diese Anschaffung gemacht, weil es eben, so ein Sender, wie 90elf, gegeben hat ! P.S.: Was ich nicht so ganz verstehe ist, dass meiner Meinung nach 90elf, mit Sky zusammengearbeitet hat, weshalb haben sie dann, von ihnen keine Lizenz erhalten ?, bleibt nur zu hoffen, dass sich andere Lizenznehmer erbarmen und ihnen ein tragfähiges Angebot machen, wie z.B. Sport1 !!!

  • J
    Jürgen

    Verlierer ist nicht nur 90elf, auch die Fans die via DAB+ hörten, 90elf war nicht nur online sondern auch in digitalen Radio zu empfangen. Ich denke da wird noch der ein oder andre die Vergabe der Rechte an Sport1 zum Teufel wünschen, wer soll sich denn jetzt noch ein DAB+ Radio kaufen?

  • KG
    Kevin G.

    @ Jo H: Dann dürftest du auch jeden vom TV aufgenommenen Spielfilm bei youtube einstellen o.ä.

     

    Nee, nee, irgendwo müssen die vielen Millionen, die den Fußballern und ihren Funktionären in den A.... geblasen werden ja herkommen. Also passen die Vereine genau auf, daß auch nur die Medien über die Spiele berichten, die vorher ordentlich Knete abgedrückt haben. Okay? Und um die Preise hoch zu halten, vergibt man nur ganz wenige Lizenzen, um die sich dann viele kloppen. Willkommen in der realen Welt.....

     

    90elf hätte aber wissen müssen, daß ihre Geschäftsgrundlage so was von dünn ist.... oder kann man jetzt die schwarzen Geldköfferchen nicht mehr richtig platzieren, seit der Hoeneß Probleme mit dem Finanzamt hat? ;-))

  • JH
    Jo H

    Versteh ich nicht ganz. Welche Übertragungsrechte sollen das denn bitte sein? Warum braucht irgendjemand eine Lizenz, um über ein Fußballspiel zu reden? Die Stadionbesitzer/-betreiber dürfen natürlich den 90elf-Leuten den Zutritt verweigern und das Senden aus dem Stadion verbieten, aber das Spiel live zu gucken und drüber zu reden kann ja wohl nicht ernsthaft eine Lizenz erfordern, oder?

  • P
    palomino

    @ mAx :

     

    Welcher Schicht darf ich denn Ihr Gebrüll zurechnen ?

    Halten Sie das Radio tatsächlich für ein eher der Mittel- und Oberschicht verpflichtetes Medium ?

    Mein Tip: Befassen Sie sich doch mal mit der Geschichte des Radios und seiner Funkhäuser !

  • M
    mAx

    Ich bin dafür, Fußball nur noch im Internet zu übertragen, damit die richtigen Rundfunksender endlich frei von diesem dämlichen Fußball-Unterschichtengebrüll werden.

  • TG
    Tobias G.

    Ein tolles Konzept für die Fußballfans wurde von der DFL auf dem Altar der Gier und des Profits geopfert.

    Ich hoffe nur, Sport1 floppt gewaltig