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Kirchenskandal in FinnlandFlucht der Liberalen

In einer Talkshow stellen finnische Kirchenfunktionäre klar, dass Homosexualität eine Sünde sei. Als Reaktion erlebt die Kirche eine nie dagewesene Austrittswelle.

Warten auf das Ende? Die finnische Kirche verliert gerade hunderte Mitglieder pro Tag. Bild: gernot1610 / photocase.com

STOCKHOLM taz | Auf der Webseite eroakirkosta.fi kann man mit einem Onlineformular seine Mitgliedschaft in der evangelisch-lutherischen Kirche Finnland aufkündigen. Was dort in den letzten zehn Tagen über 34.000 Finnen gemacht haben. Oder fast so viel wie sonst in einem Jahr.

Anlass der Austrittswelle ist die Talkshow "Ajankohtainen Kakkonen" des öffentlich-rechtlichen finnischen Fernsehens YLE. Da bezeichneten der Bischof von Tampere, Matti Repo, und die Vorsitzende der Christdemokraten, Päivi Räsänen, Homosexualität als Sünde. Und sprachen sich gegen gleichgeschlechtliche Ehe und gegen ein Adoptionsrecht homosexueller Paare aus, denn diese seien "schlechtere Eltern".

Schon während der Sendung schnellte die Kurve der Austrittsmeldungen auf eroakirkosta.fi nach oben. Mit über 5.700 Austritten am vorletzten Sonntag als Tagesrekord - bei einem normalen Tagesschnitt von 140.

Man muss keine Begründung für den Austritt angeben, doch es gibt keinen Zweifel, dass es sich um einen Protest gegen die noch weithin homophobe finnische Kirche handelt. Da gibt es zwar auch offen lesbische und schwule Pfarrer, aber je höher in der Hierarchie, desto schwerer tut sich die Kirche mit der Gleichberechtigung.

Das sei ein Spiegelbild der sehr konservativen finnischen Gesellschaft, die in ihrer Haltung zu Schwulen und Lesben Jahrzehnte hinter der Entwicklung in Skandinavien zurückliege, meint Tanja Lehtoranta, Generalsekretärin von Seta, der nationalen Dachorganisation für sexuelle Gleichberechtigung.

Der für kirchliche Angelegenheiten zuständige Kultusminister Stefan Wallin kritisierte die Kirchenvertreter für ihre Talkshowäußerungen. Er warf ihnen vor, "Kirchenmitglieder auszumustern", und es werde versucht, "Uhren zurückzustellen".

Erzbischof Kari Mäkinen betonte, in der Sendung sei nicht die wahre Linie der Kirche zum Ausdruck gekommen. Woraufhin verschiedene Medien wissen wollten, was denn eigentlich die "wahre Linie" der Kirche sei.

May Wikström, Chefredakteurin der Kirchenzeitung Kyrkpressen, glaubt, die jetzige Massenflucht könne sich als Wasserscheide erweisen, die die Kirche zwinge, deutlicher Stellung zu beziehen. Der jetzige Verlust liberaler Mitglieder könne eine Debatte auslösen, welche die Erneuerung der Kirche vorantreibe und die liberale Fraktion stärke.

Die Austritte der letzten Tage bedeuten für die protestantische Kirche, in der noch über 80 Prozent der Finnen Mitglied sind, schon jetzt verminderte Kirchensteuereinahmen von jährlich etwa acht Millionen Euro. Die Kirche verlassen vor allem die unter 40-Jährigen, und im Budget einiger Kirchengemeinden werden bald einige Prozent fehlen.

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35 Kommentare

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  • P
    pater

    Die Menschen sind wohl eher ausgetreten weil Hochwürden sagte die Kirche sei offen für alle.

    Gut kann er sagen aber das hat dann nichts mit der Bibel zu tun.

     

    Wer kauft noch bei einem BIO BAUERN der sagt:Ich bin für alle Pflanzenschutzmittel offen!?

  • O
    Oberhart

    @ mar:

     

    Klar gibt es Gott. Als Konzept zur Abzocke und Unterdrückung von Leichtgläubigen. Sein Wille als Legitimation für Machtansprüche widerlicher Schergen, für Krieg, Intoleranz, Unterdrückung von Frauen und Minderheiten, Tierquälerei, Verstümmelung. Braucht kein Mensch, mit Ausnahme der Betrüger, die von dem Betrug, der Religion ist, profitieren. Betrug?! Jawohl, Betrug.

     

    Unter Betrug versteht man ein Delikt, bei dem der Täter in rechtswidriger Bereicherungsabsicht das Opfer durch Vorspiegelung oder Unterdrückung von Tatsachen gezielt so irreführt, dass es sich selbst oder einen Dritten am Vermögen schädigt.

     

    Gott, Jenseits, Gottes Wille sind alles absolut haltlose Konzepte, mit denen allein in Deutschland monatlich Millionen am Vermögen geschädigt werden.

     

    Ich hoffe, Du siehst es mir nach, dass ich keine Sehnsucht nach diesem Dreckskonzept habe und jeden einzelnen Kirchenaustritt auf der Welt von ganzem Herzen begrüsse.

     

    Da kann man nur hoffen, dass das Beispiel aus Finnland noch viele Nachahmer findet.

  • A
    anonymus

    naja, natürlich ist homosexualität ja nicht, gegeh die leute an sich hab ich nix, aber das teilweise tuntige verhalten nervt mich schon. aber gut, was will man machen, die leute suchen sich das ja nicht aus (?), jedem das seine.

  • S
    Sten

    @Michael: Kinder brauchen männliche und weibliche Bezugspersonen und Vorbilder. Diese müssen nicht Mutter und Vater sein. Und auch in Regenbogenfamilien kann man prima aufwachsen.

  • T
    Turi

    @von Mar: So siehts aus.

    Für sie bin ich tatsächlich duch Kommunikation unereichbar. Genauso wie sie für mich. Sie glauben an ein magisches Wesen das irgendwie alles macht. Ich zweifel nicht einmal daran, das es sowas wie ein Gott geben könnte, da dies bedeuten würde, dass immerhin eine Möglichkeit besteht, dass es ein Gott, welcher Art auch immer, gibt. So weit es mich betrifft gibt es keinen Gott, der glaube an ihn steht für mich auf der selben Stufe wie jeder andere Glaube, z.B. an Astrologie oder Hexen.

    Nun könnte man uns für hunderte Jahre in einen Raum einsperren, und wir würden niemals den anderen von seiner Meinung überzeugen können, das liegt in der Natur der Sache. Grade das macht ja diese Disskusion so Frucht- und Bedeutungslos.

  • G
    Gerhard

    Wer "Homosexualität" als "Sünde" bezeichnet, lässt damit erkennen, dass er sich mit den Thema Homosexualität und mit homosexuellen Menschen noch gar nicht auseinandergesetzt hat.

    Weder ist Homosexualität "Sünde", noch ist Heterosexualität "keine Sünde"!

    Es kommt - auch für Christen! - doch nicht darauf an, homo- oder heterosexuell zu sein, sondern wie man seine Sexualität lebt und wie man sein Leben führt.

    Ich kann es einfach nicht nachvollziehen, dass Christen, die sich für besonders fromm halten, hier nicht differenzieren können! Auch fromme Christen sollten nachdenken können. Offensichtlich meinen sie aber, darauf verzichten zu dürfen.

  • J
    JagdBracke

    Ich finde es ja immer wieder erfrischend in der taz Meinungen über christliche Kirchen oder Homosexualität zu lesen.

    Allein schon das Wort Homophobie.

    Jeder der nicht unserer Meinung ist hat eine Geisteskrankheit. Nichts anderes soll Phobie ausdrücken, irrationale Ängste.

    Für uns oder geisteskrank, was anderes gibt es nicht.

    Ich habe eine schwulen Tanzlehrer den ich sehr schätze und jeder zeit als Freund akzeptieren würde und trotzdem bin ich der Meinung, daß Kinder Mutter und Vater brauchen und deshalb mein Tanzlehrer samt seinem Partner eben nicht adoptieren sollen.

    Bin ich jetzt homophob oder schizophren.

    Oder hab ich einfach nur eine Meinung über die man diskutieren kann, der man nicht zustimmen muß, die ich aber durchaus begründen kann.

    Zum umgang mit der Kirche könnte man vieles sagen, auffällig ist nur, daß man gegenüber manchen Glaubensrichtungen äusserst tolerant ist und immer Entschuldigungen findet, dagegen speziell die katholische und die Freikirchen keinerlei Gnade der Kommentatoren erfahren.

    Besonders bemerkenswert find ich dann Leute wie DIVERSITY... der keine andere Meinung als seine gelten lässt und dann anderen eine Herrenmenschen Ideologie anhängt.

    Abgesehen davon, daß es nichts mit Ideologie zu tun hat wenn man der Meinung ist, daß Kinder auf natürlichem Wege nur von einem Mann und einer Frau zusammen gezeugt werden können.

    Und mich würde in dem Zusammenhang schon interessieren welche wissenschaftlichen Fakten bewiesen haben, daß andere Gruppen als die heterosexuellen zur natürlichen Reproduktion fähig sind. Und um die gehts doch oder kauft man das essen im Bioladen und die Knder holt man dann aus dem Labor.

    Zuzutrauen wärs den Leuten!

  • D
    DiversityAndEquality

    "nur wir können uns nicht für Homosexualität aussprechen, aber Kinder brauchen eine Mutter und einen Vater, was aber bei schwulen und lesbischen Paaren nicht gegeben ist."

     

    Da ein freiheitlich-demokratischer Rechtsstaat von den Gesetzen der Freiheit, Gleichheit und der Vernunft geleitet werden sollte,

     

    nicht von mittelalterlichen oder sonstigen Herrschaftsideologien,

     

    sei der Hinweis erlaubt, dass inzwischen weltweit Dutzende, wenn nicht Hunderte, empirische Studien existieren, die in jedem einzelnen Fall die obige Behauptung widerlegen und eindeutig bestätigen, dass gleichgeschlechtliche Paare ganz genauso gut (teilweisen sogar besser) Kinder zu erziehen und ihnen Liebe zu schenken vermögen wie heterosexuelle.

     

    Überhaupt wachsen Kinder in der menschlichen und gesellschaftlichen Realität in unterschiedlichsten Konstellationen auf, die per se in keiner Weise schlechter sind, sondern lediglich von Staat, Gesellschaft und Politik durch massive Diskriminierung zu etwas Schlechterem und Minderwertigem gemacht werden!

     

    Genau diese Herrenmenschen-Ideologie, bei der sich eine bestimmte Gruppe wider alle wissenschaftlichen und sozialen Fakten zu den besseren, überlegenen, einzig zur Reproduktion Fähigen aufschwingt, muss zum Wohle der betroffenen Kinder, die bei Alleinerziehenden, in Patchwork-Familien aller Art und in Regenbogenfamilien leben, endlich beendet werden.

     

    Aufgeklärte und vor allem liebende Menschen (im Gegensatz zu hasserfüllten, verunsicherten Individuen und Gruppen, die allen anderen IHRE Lebensweise aufoktroyieren wollen) sind auch problemlos in der Lage,

     

    ganz unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung zur gesellschaftlichen Reproduktion beizutragen und zu einer für Kinder liebevollen und lebenswerten Gesellschaft - ob nun als Erziehungsberechtigte oder in anderer Form.

  • PW
    Pat Wallaby

    Und was hat das Ganze mit STOCKHOLM zu tun?

    Außerdem geht Eure Server-Uhr wohl nach dem Mond. Ich schreibe diesen Beitrag am 25.10.2010 um 10:34 Uhr.

  • N
    nichtvermietbar

    @Berthold: danke für`s posten. selten einen besseren kommentar zum thema gelesen. im übrigen: religionen unter`s weltkultur-erbe stellen. dort kann man sie dann besichtigen und sie können keinen schaden mehr anrichten. gruß aus hamburg, nichtvermietbar

  • HR
    HP Remmler

    Dass Finnen das Thema Religion und Kirche auch schon vor dieser Talkshow richtig zu nehmen wüssten, beweisen u. a. die Romane eines gewissen Artto Paasilinna, meines derzeitigen Beinahe-Lieblingsautors.

     

    In "Der liebe Gott macht blau" braucht der Allmächtige dringend Urlaub und deshalb einen Stellvertreter. Und Stellvertreter wird selbstverständlich ein Finne, nämlich der Kranführer Pirjeri Ryynänen, aber mehr will ich eigentlich nicht verraten.

     

    Ich zitiere mal den bemerkenswerten Romananfang:

     

    "Gott ist ein gutaussehender Mann. Er ist 178 Zentimeter groß, ein wenig stämmig, aber wohlproportioniert und von aufrechter Haltung. Seine Gesichtszüge sind ebenmäßig, mit gerader Nase und hoher Stirn, der Blick ist von sanfter Bestimmtheit, wenn auch recht müde. Gottes Ohren stehen nicht ab, und sie sind frei von Ohrenschmalz."

     

    Gegen Ende vieler Paasilinna-Bücher werden die mitunter etwas chaotischen Handlungsstränge oft ein wenig hektisch wieder zusammengeführt (oder einfach vergessen!). Man könnte sich fragen, ob das am Alkohol oder am knappen Abgabetermin für das Manuskript gelegen haben mag, aber wenn man genug Paasilinna gelesen hat, weiß man, dass es genau so sein muss - wie im richtigen Leben halt.

     

    Danke für den hübschen Artikel (und das klasse Foto!), die Finnen sind mir heute noch ein bisschen sympathischer geworden.

  • S
    Schweden

    Warum steht vor dem Artikel eigentlich Stockholm?

  • J
    Josef

    das mit der Hundeleine und dem Hirten ist gut, werde ich mir merken, recht so alle austreten, jesus war auch nicht in einer kirche und hatte auch keinen papst

  • M
    Michael

    Warum wird denn gesagt, dass die Kirche gegen Homosexuelle ist? Wir lieben in Jesus Christus jeden Menschen egal wie er ist. Nur Homosexualität ist halt so eine schwierige Sache.

    Ich will mich auf gar keinen Fall gegen Schwule und Lesben aussprechen, jeder hat die Wahl Christ, Muslim, Atheist oder was weiß ich zu werden, nur wir können uns nicht für Homosexualität aussprechen, aber Kinder brauchen eine Mutter und einen Vater, was aber bei schwulen und lesbischen Paaren nicht gegeben ist.

  • D
    DiversityAndEquality

    @jannis:

     

    Vor allem frage ich mich, wie ein angeblich freiheitlich-demokratischer Rechtsstaat diesen Vereinigungen weiterhin erlauben kann,

     

    ihre eigenen Gesetze zu machen bzw. sich nicht an geltendes Recht zu halten.

     

    Man denke an die Ausnahmeregelungen für religiöse Organisationen im "Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz" -

     

    ein Freibrief für Diskriminierung!

     

    Von der Verbreitung zutiefst gewalttätiger Schriften, die unter anderem zum körperlichen Missbrauch von Kindern aufrufen ("Züchtigung"),

     

    und gewalt-/hasserfüllten, diskriminierenden Gedanken(un)gutes sowie der verfassungswidrigen Finanzierung der Kirchen ganz zu schweigen.

     

    Ich würde sagen: Es ist wieder höchste Zeit für eine Epoche der Aufklärung, aber dieses Mal bitte richtig!

  • D
    DiversityAndEquality

    @Sebastian:

     

    Ich wusste gar nicht,

     

    dass der deutsche Staat als Diskriminierungstäter Nummer eins gegen homosexuelle Bürgerinnen und Bürger

     

    (siehe "Ehe" zweiter Klasse,

     

    kein gemeinsames Adoptionsrecht für homosexuelle Paare,

     

    kein gleicher Schutz durch Art. 3 GG,

     

    keine EU-konforme Umsetzung der Antidiskriminierungsrichtlinien,

     

    nahezu vollständige Ausgrenzung der Vielfalt sexueller Identitäten aus dem Bildungswesen

     

    und und und)

     

    jetzt schon von den bösen Muslimen gelenkt wird.

     

    Das "C" im Namen der größeren Regierungspartei bedeutet meines Wissen etwas anderes.

     

    Generell gilt:

     

    Wann endlich werden homophobe Sprache und Hassrede als das krankmachende und vor allem für junge Homosexuelle teils tödliche Verbrechen gegen die Menschenwürde geächtet und geahndet, das sie nun einmal darstellen?

     

    Andere skandinavische Länder und v. a. Großbritannien sind da in ihrer rechtsstaatlichen Entwicklung schon wesentlich weiter.

     

    Wer Diskriminierung und Gewalt gegen bestimmte gesellschaftliche Gruppen befördert, diese verunglimpft, beleidigt und/oder diffamiert, allgemein Menschen verachtendes Gedanken(un)gut verbreitet,

     

    darf nicht weiterhin unter dem Deckmantel der "Glaubensfreiheit" oder wahlweise "Meinungsfreiheit" vor strafrechtlichen Konsequenzen geschützt sein.

     

    Wer schützt endlich die Opfer dieser allgegenwärtigen, v. a. auch verbalen Gewalt, die im Falle homosexueller Jugendlicher einem viermal höheren Suizidrisiko ausgesetzt sind?

     

    Deutschland ist auch das einzige Land in Nord- und West- (einschließlich Südwest-) Europa, das sich den fragwürdigen Luxus erlaubt,

     

    noch nicht einmal homophobe (und allgemein rassistische) Hassverbrechen explizit als solche unter Strafe zu stellen.

     

    Sogar die USA haben das unter Obama mit dem Matthew Shepard Act hinbekommen.

  • RB
    Ralf Becker

    Was glaubt Ihr denn, was in Deutschland zu besten Zeiten des Mißbrauchsskandals passiert wäre, wenn man hier auch einfach per Internet austreten könnte?

     

    Oder jetzt gerade in Belgien, angesichts der aktuellen Entgleisungen von Mgr. Léonard ("AIDS ist eine Art himmlischer Gerechtigkeit").

  • I
    Ich

    Natürlich ist es mindestens `daneben´, was die Amtsträger da von sich gegeben haben.

    Aber bitte tut nicht so, als sei so etwas nur in der Kirche möglich. Wie viele homophobe Tendenzen gibt es noch (und leider wieder zunehmend) in der Gesamtgesellschaft, auch in Deutschland... Da ist bloß die Schadenfreude nicht ganz so groß, wie wenn es sich um Kirche(n) handelt, weil mensch nicht einfach so aus der Gesellschaft `austreten´ kann wie per Formular aus der Organisation Kirche.

     

    Es ist oftmals fatal, die Organisation Kirche mit der Religion an sich bzw. dem Glauben gleichzusetzen. Es ist nämlich die Frage, wem das eigentliche Macht gibt.

     

    Mich als ev. Theologin und Lesbe überzeugen weder konservative Kirchenkreise noch kirchenfeindliche Schadenfrohe.

    Befasst Euch z.B. mit den vielen befreiungstheologischen Strömungen, die es weltweit gibt - diese geben ganz andere Impulse, die Engstirnigkeit und Konservatismus weit hinter sich lassen.

     

     

    @Berthold: Was hast Du gegen Hunde und Schafe?! Hunde und Schafe sind nicht per se unterwürfig, sondern bindungsfähig - das ist ein großer Unterschied. Religion ist nicht zwangsläufig eine Leine, sondern kann Befreiung sein. Hunde und Schafe sind jedenfalls keine in irgendeiner Weise `minderwertigen´ Geschöpfe.

     

    Übrigens sind Homosexuelle nach meinem Eindruck meist leider nicht "geistig entfalteter", sondern oftmals sehr konservativ.

  • HH
    Harry Hirsch

    @ vic: hoffen wir mal, dass es sich lediglich um einen exodus und nicht gleich um das ableben der schäfchen handelt....

  • N
    n.franz

    Homosexualität ist aus biblischer Sicht ganz klar Sünde, das bestreitet auch kein Theologe ernsthaft. Das Problem ist nur, dass die Finnen eins der wenigen Völker sind, die diese biblische Sicht überhaupt noch haben. Von den Lehren von Jesus, Paulus, von den Theologen wie Augustinus, Thomas, Luther, Calvin und wie sie alle heißen sind aber die meisten Protestanten abgerückt. Vorteil: Sie verlieren ihre Mitglieder langsamer als andere "Staatskirchen". Nachteil: Mit der Ablehnung des Schriftprinzips geben Sie Kernelemente des Christentums auf. Selbst dran schuld.

  • M
    martin

    Damit ich's auch wirklich verstehe: Da verlassen Liberale in Massen die Kirche - und das soll die Position eben dieser Liberalen stärken? Ach was - die übrig gebliebenen "Rechtgläubigen" werden sich gegenseitig bestärken und den Davongelaufenen keine Träne nachweinen.

  • M
    mar

    Bei allen Themen in der Taz, die Religion auch nur entfernt berühren, wundert mich immer wieder die geistige Zweidimensionalität der Kommentare. Die Kommentierenden scheinen von Religion nichts als ein Du-sollst-Du-sollst-nicht-Bild zu haben. Ein Regelwerk, sonst nichts. Nur so haben sie Religion anscheinend kennen gelernt. Und entsprechend verabscheuen sie sie. Das ist sehr traurig; wenn ich es an mich ranließe, würde es mich schier zum Verzweifeln bringen, denn es scheint mir nicht möglich, diesen Menschen mit Worten ein Gefühl von der Tiefendimension der Welt zu vermitteln, die Gott ist. Sie scheinen nie Liebe, Schmerz, Dankbarkeit so tief empfunden zu haben, dass es irdische Maße übersteigt und ein Echo von Gott zurückwirft. Sie leben auf ihrer Ebene, zweidimensional, und wissen nichts von der Höhe des Himmels.

    Aber sie vermissen nichts, sagen sie fröhlich; und das scheint mir das Traurigste von allem zu sein. Sie haben nicht einmal eine Sehnsucht nach Gott, auch wenn sie an ihm zweifelten. Nie war ihnen die Welt zu klein, nie fanden sie keinen Trost, nie haben sie etwas gesucht, das hier nicht zu finden war. Eine wunderliche Spezies ist das. Sie scheint mir unerreichbar durch Kommunikation. Oder?

  • E
    Enno

    Wenn das in Deutschland bloss auch auf einer Webseite ginge, und dazu gratis wäre! Im Gegenteil: Um aus der Kirche auszutreten musste ich zumindest in meiner Gemeinde zu einem Amt gehen, das nur an 2 Mittwochen des Monats geöffnet hat. Während der Arbeitszeit. Um dann zu erfahren, das man irrtümlich nicht bei der evangelischen, sondern bei den katholischen Gemeinde eingetragen war, und für die bedürfe es einer Reise in die nächste grössere Stadt.

     

    Dass der Spass dann auch noch 30 Euro kostete, war nur der Tüpfel auf dem i. Wie finanzieren eigentlich Hartz IV Empfänger ihren Kirchenaustritt, kann man da einen Kleinkredit beantragen?

  • T
    TheK

    Naja, die Austrittswelle selbst ist meiner Meinung nach nicht so sensationell - viel interessanter sind die Rahmenbedingungen: Ein Online-System für den Kirchenaustritt, der deren Zahlen dann auch gleich in Echtzeit verkündet? Die Evangelischen Kirchen in DE haben es bis heute nicht geschafft, eine Mitgliederzahl per Ende 2009 zu veröffentlichen!

  • WK
    Wolfgang Keller

    Warum steht eigentlich bei diesem Artikel, der sich auf Finnland bezieht als Beginn "STOCKHOLM" - diese Stadt liegt, sofern mich meine Geographie-Kenntnisse nicht betrügen doch eher in Schweden...

  • F
    fnord

    sehr interessant auch die information, dass man in finnland einfach so formlos per webformular austreten kann. vergleicht man das mal mit den schikanösen abzockerpraktiken in deutschland (im einen bundesland schlimmer, im anderen weniger schlimm), da fragt man sich doch wirklich. ja was fragt man sich? mir fehlen echt die worte, dieses thema macht mich immer sprachlos.

  • H
    hyttynen

    Hei,

     

    ich finde es immer gut, wenn in der Taz auch Themen aus den nordischen Ländern aufgegriffen werden.

    Aber, ich würde mir, wie auch bei diesem, mehr Genauigkeit in der Darstellung, weniger Flachheit und mehr Aktualität wünschen.

     

    Die besagte Fernsehsendung war am 12.10. Das ist bereits 12 Tage her.

    Mitglied der evangelisch-lutherischen Kirche sind 79,2 Prozent der Finnen und nicht über 80 Prozent und die genannte Zahl der Austritte ist auch veraltet.

    Ganz abgesehen davon, dass die Sendung vielleicht der Auslöser war, die Gründe für den Austritt jedoch verschieden sind.

     

    Gruss aus Südfinnland

  • F
    frank

    feine sache. selbstzerstörung ist immer noch besser als verbot *gg

    nehmt euch ein beispiel dran & kehrt jeglicher religion den rücken

  • B
    Berthold

    Religion bedeutet Rückbindung, das Gegenteil von Entbindung. Somit ist Religion eine geistige Hundeleine. Wer einen Herrn braucht, ist eben ein Hund. Wer einen Hirten braucht, ist eben ein Schaf.

     

    Mitgliedschaft in solchen Kirchen (d.h. Herrenhäusern) ist also eine Art Outing als Hund oder Schaf.

     

    Da sind die Homosexuellen geistig entfalteter und haben ein sittliches Recht, Hunden und Schafen den Spiegel vorzuhalten.

  • J
    janis

    Die Finnen machens richtig! Ich frag mich warum bei uns überhaupt noch jemand in der katholischen Kirche ist, die doch ganz klar undemokratisch autoritär durchorganisiert ist und nicht mal die einfachsten Grund- und Menschenrechte(Gleichberechtigung von Mann und Frau, freie Berufswahl, Diskriminierung Homosexueller...) annerkenntund durch ihre verkopfte mittelalterliche Sexualpolitik Aidshilfe in vielen Entwicklungsländern unmöglich macht. Wie ist dieses mittelalterliche Weltbild in unsrer heutigen Gesellschaft eigentlich noch tragbar?

  • VB
    Victor Becker

    Interessant...und vorbildlich die Reaktion!

    Kostet bei denen der Austritt eigentlich Geld?

    Ich muss in Deutschland Geld dafür bezahlen, dass ich die Kirche nicht mehr bezahlen will...

  • F
    Fawkrin

    Was würden hier für Kommentare stehen, wenn es um eine islamische Glaubensgemeinschaft ginge und nicht um eine christliche...

  • V
    vic

    Freut mich, dieser Exitus der Schäfchen. Wer solchen Mist propagiert, hat`s nicht anders verdient.

    PS: Geiles Foto;)

  • S
    Sebastian

    Finde ich gut :)

     

    Schade das die Moslems das nicht genau so machen...

  • M
    Murad

    Dumm gelaufen für die finnische Kirche. Ist aber in Deutschland auch schwierig. Zwar sind die meisten Pfarrerinnen udn Pfarrer heute tolerant gegen Homosexuelle, aber einzele schwarze konservative Schafe machen hier auch immer wieder ungut von sich reden. Es gibt auch ein stabiles schwulenfeindliches Segment in konservativen kirchlichen Kreisen, die wenn schon der Staat -siehe Wowereit, von Beust, Westerwelle - nicht mehr klar gegen Schwule aufgestellt ist, wenigstens die Kirche einen Hort der Reaktion bilden soll. Oh, oh, wenn das Jesus wüsste ...