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Archiv-Artikel

„Wie eine gute Spaghetti Bolognese“

POP „Electronic Beats“-Chef Max Dax über die erste deutsche Bezahlausgabe und Musikmagazine

Max Dax

■ 44, bürgerlich Maximilian Bauer, ist seit drei Jahren Chefredakteur des Magazins Electronic Beats. Zuvor war er Chefredakteur der Spex.

taz: Herr Dax, Ihr Magazin Electronic Beats ist von heute an auch mit einer deutschen Ausgabe an den Kiosken. Zunächst mal: Warum muss man für ein von der Telekom gesponsertes Magazin nun auch noch 4,50 Euro zahlen?

Max Dax: Ich finde, es ist sein Geld wert. Unabhängig davon: Das Magazin wird nicht gesponsert, es gehört der Telekom, und das steht auch auf dem Cover – das ist ein riesiger Unterschied. Mit der englischen Ausgabe gab es zuvor probeweise einen Kioskgang. Wir gaben 4.000 Hefte in den Vertrieb und verkauften tatsächlich mehr als die Hälfte – ohne Werbung oder so.

Warum gibt es nun die deutsche Ausgabe?

Die Telekom ist ein deutsches Unternehmen und die Redaktion sitzt in Berlin. Der Hauptgrund aber war: Es kamen immer wieder Leute, die bedauerten, dass sie nicht alles so einfach verstehen.

Sie haben mal gesagt, Sie seien redaktionell unabhängiger und freier denn je, seit Sie Chef eines Telekom-Magazins sind. Wie kommen Sie zu dieser Aussage?

Als freier Journalist habe ich für manche Aufträge mehr ausgegeben, als ich reingekriegt habe. Und als prekär bezahlter Chefredakteur hat man mich in der Vergangenheit mit meinen Visionen oft ausgebremst. Ich hatte stets eine Marketingabteilung im Nacken, die in die inhaltliche Autonomie hineinzureden versucht hat. Es war ein permanenter Kampf um Hoheit. Bei Electronic Beats gibt es diesen Kampf nicht.

Ist Corporate Publishing die Zukunft?

Corporate Publishing ist auf alle Fälle nicht der Teufel. Keines der Modelle, wie Zeitschriften sich refinanzieren, ist per se gut oder schlecht. Bei uns thematisieren wir den Umstand des Corporate Publishing offensiv.

Sie kriegen einige Themen von der Telekom gesetzt, richtig?

Ja, das stimmt. Unser Titelinterview mit Alison Goldfrapp ist so ein Beispiel.

Was ist also das Neue?

Neu ist nichts. Ich wollte immer schon ein sehr gutes Interviewmagazin herausgeben. Es wird gesprochen – sonst nichts. Ich suche immer die Klarheit, vielleicht analog zur sogenannten „reinen“ Küche, die auf nicht zu diskutierenden Traditionslinien und erstklassigen Zutaten fußt. Wie eine gute Spaghetti Bolognese. Die Basis jedes Texts ist bei uns ebenso einfach: Zwei Leute reden miteinander. Die Urform jeder Kommunikation.

Bei den „Empfehlungen“ – den Reviews – gibt es oft einen sehr persönlichen Zugang. Könnte man das Neuen Subjektivismus nennen?

Nein, da wehre ich mich gegen. Denn die Autoren, die bei uns zu Wort kommen, haben alle einen Namen, sind teilweise weltberühmt und haben somit einen gewichtigen Resonanzkörper. Die Empfehlungen sind übrigens nie geschrieben, immer basieren sie auf mündlichen Erzählungen, die von einem Moderator zu Protokollen editiert werden.

Sie werden mit Ihrem Heft nun zum Konkurrenten der Spex.

Erst durch Konkurrenz kann man besser, kann man mutiger werden und Neues ausprobieren. Wir konkurrieren hoffentlich fruchtbar in Auffassungen von Layout oder Fotografie.

Dass Ihr Kioskstart mit dem Ende von De:Bug einhergeht, ist reiner Zufall?

Ehrlich gesagt: ein trauriger Zufall. Ich habe Sascha Kösch auch sofort angerufen und ihm gesagt, dass jedem Ende auch ein Anfang innewohnt. Ich habe ihm angeboten, online eine Rubrik einzuführen, die man Re:Bug nennen könnte. Mal sehen, was daraus wird.

Lesen Sie noch klassische Musikzeitschriften?

Keine einzige. INTERVIEW: JENS UTHOFF