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Transgender-Toiletten in North CarolinaObama legt nach

Der Kulturkampf in den USA wird tatsächtlich um die Toilettennutzung ausgetragen. Der US-Präsident droht jetzt mit dem Entzug von Fördergeldern.

Für alle nutzbar: Toilettenschild in North Carolina Foto: ap

BERLIN taz | Seit die Republikaner ab 2011 North Carolina von den Demokraten gewinnen konnten, waren sie fleißig: North Carolina beschloss den „Racial Justice Act“ aufzuheben. Fortan hatten afro-amerikanische Häftlinge in Todeszellen nicht mehr das Recht, ihr Urteil auf rassistische Motive hin überprüfen zu lassen. Später strich der US-Bundesstaat die Arbeitslosengelder zusammen. Die Gelder für öffentliche Schulen wurden gekürzt, Steuererleichterungen für Reiche eingeführt, Abtreibung erschwert und dafür das Recht, eine Waffe zu tragen, ausgeweitet. In Gods own Country. Nur der Versuch, eine Staatsreligion einzuführen, ist bislang gescheitert.

North Carolina hat sich nun darauf versteift, dem Kulturkampf, den das fortschrittliche Obama-Amerika und das rückständige Trump-Amerika hier seit Jahren ausfechten, ein „Toilettengesetz“ anzufügen. Zum Schutz der Privatsphäre soll es nach einem Gesetz mit dem Namen „HB2“ Transgender-Schülern oder -Schülerinnen nicht erlaubt sein, diejenige Toilette aufzusuchen, die ihrer Geschlechtsidentität entspricht. Das Justizministerium in Washington hat diese Woche eine Klage wegen der Verletzung von Bürgerrechten dagegen eingereicht.

Doch weil der Bundesstaat sich nicht beugen will, legt jetzt US-Präsident Barack Obama nach. Am Freitag noch sollte ein Brief an die Schuldistrike des Landes verschickt werden, der die Schulen anweist, die Diskriminierung von Transgender-Kindern zu unterlassen. Andernfalls ist klar: Fördergelder sind gefährdet.

Offiziell kommt der Brief aus dem Bildungsministerium. In den USA indes besteht kein Zweifel darüber, wer hier die Feder geführt hat. Barack Obamas Außenpolitik mag keine Erfolgsgeschichte sein. Innerhalb der Vereinigten Staaten hat er gesellschaftskulturell aber viel erreicht. Neben den Fortschritten in Richtung allgemeiner Krankenversicherung, gibt es kein anderes Thema, für das sich der im November scheidende Präsident so stark eingesetzt hat, wie für Gleichberechtigung.

Damit meint er Schwarze, Weiße und andere Hautfarben, Männer und Frauen, Homos und Heteros gleichermaßen. Insbesondere die Anprangerung der LGBT-Diskriminierung fehlt in wenigen seiner Grundsatzreden. Das Weiße Haus hat im letzten Jahr selbst eine LGBT-Toilette eingeführt. Viele US-Institutionen sind inzwischen zu geschlechtsneutralen Waschräumen übergegangen.

Der Brief war am Freitagabend noch nicht öffentlich bekannt. Den Ton hatte jedoch Justizministerin Loretta Lynch diese Woche schon vorgegeben. „Es ist nicht das erste Mal“, sagte sie, „dass wir auf historische Momente des Fortschritts unserer Nation, diskriminisatorische Rückschläge sehen“. Und sie scheute auch nicht den direkten historischen Vergleich: Der Kampf um die Transgender-Rechte stehe in einer Linie mit der Befreiung der Afro-Amerikaner und dem Ende der Rassentrennung.

US-Präsidenten im letzten Amtsjahr werden in der Regel als lahme Ente bezeichnet. Barack Obama hat sich ganz offenkundig vorgenommen, den Kulturkampf bis zu seinem letzten Tag im Weißen Haus fortzusetzen.

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18 Kommentare

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  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Klo.

    Auch so ein Thema...

    • @571 (Profil gelöscht):

      Ja. Die moderne Gesellschaft ist dermaßen degeneriert, dass sogar schon getrennte Toiletten ein Problem annähernd von der Tragweite der Kubakrise darstellen.

  • 3G
    33523 (Profil gelöscht)

    Transsexuelle machen in den USA etwa 0,25% der Bevölkerunga aus. Wenn man sich derart prominent um die Probleme dieser winzigen Personengruppe kümmern kann dann kann es in den USA ja kaum noch echte Probleme geben...

    • @33523 (Profil gelöscht):

      Unisex-Toiletten an allen Stellen halte ich auch nicht für angebracht. Der Staat North Carolina hat sich aber einen Weg ausgedacht, Transsexuelle bewusst zu quälen. Für Personen, die den Wechsel zum "gefühlten" Geschlecht schon vollzogen haben, ist der Zwang die Toilette des "Geburtsgeschlechts" aufzusuchen ein Spießrutenlauf. Und natürlich ein Zwangsouting. Stellen Sie sich einfach mal vor auf die Männertoilette kommt eine junge Frau und wird gefragt, was sie dort zu suchen hat...

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        In Flugzeugen, Zügen etc. waren Unisextoiletten doch noch nie ein Problem. Kommt doch nur auf die bauliche Gestaltung an.

        • @Wolfgang Russ:

          Nur, dass man in die Toiletten in Zug und Flugzeug sowieso nur einzeln reinkann.

          Naja, was spielen bei diesem Thema praktische Erwägungen schon für eine Rolle...

        • 3G
          33523 (Profil gelöscht)
          @Wolfgang Russ:

          Da es sich da meiner Erfahrung nach ausschließlich um einzelkabinen handelt ist das natürlich kein Problem.

          Ich glaube aber auch ehrlich gesagt nicht das es sonderlich viele Menschen gibt die wegen einer Person ohne Penis auf dem Männerklo die Justiz einschalten. Gab es da jemals einen Fall?!

          • @33523 (Profil gelöscht):

            "...Person ohne Penis auf dem Männerklo..."

             

            Durchaus möglich, dass sich Männer dadurch in ihrer Intimsphäre verletzt fühlen. Die Meisten werden allerdings schweigen, um nicht als Weichei zu gelten.

             

            Die Frau auf dem Männerklo kann aber mit hoher Wahrscheinlichkeit annehmen, dass sie blöde Bemerkungen zu hören bekommt. Und das ist jetzt nur die "milde" Annahme.

             

            Daran, dass sich Frauen auf dem Damenklo belästigt fühlen könnten, wenn da eine "männliche Person" auftaucht, haben Sie auch nicht gedacht. Schließlich sind Toiletten auch eine Art "Rückzugsort", an dem man vor Personen des anderen Geschlechts einigermaßen "sicher" ist.

            • 3G
              33523 (Profil gelöscht)
              @warum_denkt_keiner_nach?:

              Das könnte sein, das die meisten nur den Mund halten um nicht als Weicheier zu gelten halte ich wiederum für eine "milde Annahme". Ich glaube es ist denn meisten einfach egal.

               

              Mir sind auf der Toilette schon häufiger Frauen über den Weg gelaufen, außer einem überraschten Blick war da nie mehr drin, auch von den anderen nicht.

               

              An den Kerl aufm Frauenklo habe ich natürlich auch gedacht, aber lieber kein Wort darüber verloren,... klar da ist mehr Konfliktpotential vorhanden.

              (Nicht nur) an dieser Stelle wäre es zweckdienlich, wenn aus dem feministischen Lager nicht andauernd "optimierte" Studien zu sexueller Gewalt veröffentlicht werden würden,...

              • @33523 (Profil gelöscht):

                Habe ich hier eine Studie übersehen?

                • 3G
                  33523 (Profil gelöscht)
                  @warum_denkt_keiner_nach?:

                  Es gibt grade im Amerikanischen Raum ohne Ende Studien zu sexueller Gewalt die vor allem Zur Meinungsmache da sind.

                  Die bekannteste ist wohl die zu sexueller Gewalt auf dem Campus. Das Resultat ist das eine von vier Frauen während des Studiums Opfer sexueller Übergriffe wird. Dargestellt wurde es dann oft so als sein das Vergewaltigungen. Wenn man sich die Studie dann genau anguckt merkt man das viele Begriffe umdefiniert wurden, so das ungewolltes Küssen und "sich aneinander Reiben" nicht mehr von Vergewaltigungen zu unterscheiden waren.

                   

                  In Deutschland ist es glücklicherweise nicht ganz so weit. Aber auch hier gehen die Zahlen ja je nach Quelle gerne mal um den Faktor 10+ auseinander.

                  • @33523 (Profil gelöscht):

                    "...ungewolltes Küssen und "sich aneinander Reiben"..."

                     

                    Das ist auch sexuelle Gewalt. Also nicht zu verharmlosen. In einem gebe ich Ihnen aber Recht. In den USA wird vieles sehr merkwürdig dargestellt.

                    • 3G
                      33523 (Profil gelöscht)
                      @warum_denkt_keiner_nach?:

                      Es geht mir nicht darum irgendwas zu verharmlosen aber solche Dinge mit Vergewaltigungen in eine Kategorie zu stopfen ist böswillig Irreführung.

                       

                      Ja ich hoffe dieses radikale Gedankengut bleibt in Übersee. Dieser ganze Identitäts-Politik quatsch ist nichts weiter als Rassismus, Sexismus,... *ismus von links.

                      • @33523 (Profil gelöscht):

                        Die Grenzen zur Vergewaltigung sind fließend. Das macht eine Einordnung schwer.

                        • 3G
                          33523 (Profil gelöscht)
                          @warum_denkt_keiner_nach?:

                          Das ist korrekt aber ungewolltes Küssen und reiben ist definitiv nichts was auch nur in die Nähe davon gehört.

                           

                          Dazu kommen auch wirre Definitionen von Vergewaltigung, zum Glück bisher auch nur aus den USA, bei denen Sex unter Alkoholeinfluss generell als solche anzusehen ist.

                          • @33523 (Profil gelöscht):

                            "Das ist korrekt aber ungewolltes Küssen und reiben ist definitiv nichts was auch nur in die Nähe davon gehört."

                             

                            Das ist näher, als Sie denken. Wer damit durchkommt, wird ermutigt, das nächste Mal weiter zu gehen.

                             

                            Spätestens wenn es "körperlich" wird, ist eine ordentliche Bestrafung fällig. Die natürlich dann sinnvoll abgestuft.

        • @Wolfgang Russ:

          Ich bin ja nicht dagegen. Sie sollten nur nicht zur Pflicht gemacht werden. Diese Forderung gibt es ja auch.

  • "...das rückständige Trump-Amerika..."

     

    Nur der Gerechtigkeit willen. Der Toilettenstreit entspringt eher dem Cruz-Amerika.