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Kommentar Griechenland und TroikaMehr als ein Spiel

Kommentar von Jannis Papadimitriou

Der griechische Finanzminister Varoufakis pokert hoch. Dabei riskiert er, dass sein Land den Euroraum verlassen muss.

Jannis Varoufakis setzt viel, vielleicht zu viel. Bild: dpa

E ins muss man ihm lassen: Jannis Varoufakis, Finanzminister in der Athener Links-Rechts Außen-Koalition, gilt als brillanter Denker, begnadeter Redner und Popstar des Keynesianismus. Zudem ist der Ökonom ein leidenschaftlicher Spieltheoretiker. Derart überdurchschnittlich intelligente Menschen neigen gelegentlich dazu, sowohl die Folgen ihres Handelns, als auch ihre Mitmenschen und deren Intelligenz zu unterschätzen, wodurch viel Unheil entstehen kann.

Einen spieltheoretischen Ansatz mit hohem Risiko scheint der Finanzminister auch bei seiner Verhandlung mit den internationalen Geldgebern zu verfolgen. Griechenland werde künftig nicht mehr mit der aus EU, IWF und EZB bestehenden Troika zusammenarbeiten, sagte er am Freitag mit verblüffender Offenheit nach einem Treffen mit Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem in Athen. „You've just killed the troika" soll ihm Dijsselbloem laut unbestätigten Medienberichten nach der gemeinsamen Pressekonferenz ins Ohr geflüstert haben, bevor er die Flucht ergriff.

Das gute Szenario, wofür immerhin einiges spricht, lautet: Varoufakis setzt lediglich sein Pokerface auf - wie es sich gehört bei einer Verhandlung - und denkt sich, wenn die EU bluffen kann, dann können es die Griechen wohl erst recht, haben sie doch schon ihre Rettungsmilliarden fast vollständig empfangen und sitzen damit am längeren Hebel.

Da Ende Februar der Euro-Rettungsschirm für Hellas zu Ende geht, könnte allerdings auch das weniger angenehme Szenario Realität werden: Varoufakis rennt mit dem Kopf gegen die Wand und riskiert, dass Griechenland infolge Zahlungsschwierigkeiten aus dem Euro rutscht, und sei es nur aus Versehen.

Gewiss: Viele Griechen haben bei der Parlamentswahl für die Linkspartei Syriza und somit auch für ein Ende der Troika-Kontrollen im Land gestimmt. Ein Euro-Austritt war in diesem Mandat jedoch nicht enthalten. Zumal im Wahlkampf sämtliche Syriza-Schwergewichte gebetsmühlenartig erklärten, die Linke setze sich ein für den Verbleib Griechenlands im Euro-Raum. An dieser Gewissheit sollte man nicht mehr rütteln. Auch nicht aus Spiellaune.

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82 Kommentare

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  • Finde ich echt unter aller Sau, wie in allen Medien und jetzt auch in der TAZ "Spieltheoretiker" mit "Spieler" gleichgesetzt wird. Man fragt sich, ob Herr Papadimitriou seine Hausaufgaben nicht gemacht hat, oder ob der Schmaehbrocken fuer die duemmeren Leser doch gewollt hingeworfen wird.

  • Wenn die BRD ihre Schulden bei den Griechen vollständig erlassen würde, wäre zumindest ein Teil der Kriegsschuld auch getilgt. Letztendlich müsste die BRD für alle griechischen Schulden aufkommen.

    • @Age Krüger:

      Ja, und die Römer und Napoleon an Deutschland, die USA an die Briten (oder umgekehrt), Rußland an Deutschland und Polen, die Tschechen an, wasweißichwen. Dann gabs mal nen Krieg zw. Spanien und England und Frankreich und England, die Mongolen... Also, anders ausgedrückt: Krauser Blödsinn, den Sie da schreiben. Und es heißt "Bundesrepublik Deutschland". Verkneifen Sie sich ihren RAF- und "DDR"-Jargon!!!

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    "Derart überdurchschnittlich intelligente Menschen neigen gelegentlich dazu, sowohl die Folgen ihres Handelns, als auch ihre Mitmenschen und deren Intelligenz zu unterschätzen, wodurch viel Unheil entstehen kann."



    Na, sowas!







    Kommentar bearbeitet. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.

    • @571 (Profil gelöscht):

      Da könnte was Wahres dran sein :D

  • Diese Bilder [ Dijsselbloem: "You just killed Troika" - Varoufakis "WOW!" (video, pics) | http://unurl.org/33cB ] allein waren es schon wert. Nun liegt es auch an uns. Wir sind alle Griechen.

  • Wenn man Schulden macht, und gleichzeitig Geld druckt wie die USA, muss die Wirtschaft wachsen. Dann funktionierts. Das scheint in den USA der Fall zu sein, zur Zeit.

  • Drollig zu sehen, wie die Mehrheit der Öffentlichkeit, der Politikinteressierten und der Politiker immer noch nicht begreift, dass der Keynesianismus, *wenn* man denn nicht das System komplett umstürzen will, die einzig richtige Herangehensweise ist.

     

    Sie nehmen diese Mentalität ("Die lange Sicht ist nicht der richtige Zugang zu aktuellen Fragen. Auf lange Sicht sind wir alle tot", Keynes) als bloße Verantwortungslosigkeit wahr.

     

    Dabei geht es bei moderner Fiskalpolitik bloß noch um Aufrechterhaltung der KREDITwürdigkeit. Kann auch gar nicht anders sein, ist systemisch bedingt. Wenn dies alle paar Jahrzehnte einen Schuldenschnitt oder einen Weltkrieg nötig macht - wer ist dann verantwortungslos? Der Keynesianist, der das feststellt?

    • @Downfall, what Downfall?:

      Wann hat Griechenland die Rücklagen für eine keynesianische Wirtschaftspolitik aufgebaut oder ist jemals damit angefangen diese zu bilden?

      • @Arcy Shtoink:

        Die hat noch nie ein Staat aufgebaut.

         

        Als die BRD damit anfing in den späten 60er Jahren, hat sie dies auch über Schuldenmachen finanziert.

         

        Ich bin deshalb auch skeptisch gegenüber einer reinen keynesianischen Lehre. Letztlich war das Modell dazu da in der Zeit, als durch Automatisierung viele Arbeitsplätze wegfielen und die Konjunktur zu lahmen begann wegen der Arbeitslosigkeit, dem Kapital eine neue Möglichkeit zu geben, Profit zu machen. Diesmal nicht mehr durch Investitionen in produktive Anlagen (die waren sinnlos geworden, weil Autos eben keine Autos kauften und den Arbeitslosen das Geld fehlte zu konsumieren), sondern durch Anlegen in Staatsanleihen, die dann einen entsprechenden Profit durch die Verzinsung brachten.

         

        Ich bin da kein Fachmann für Keynesianismus, aber der würde nur dann was bringen, wenn er durch Umverteilung, also durch Transferzahlungen durch höhere Besteuerung erreicht würde. Ich denke nicht, dass das Keynesianismus ist, denn, würden wir z.B. Hartz IV abschaffen und stattdessen die alte Arbeitslosenhilfeleistung wieder zahlen, hätten wir auch ohne Konjunkturprogramme ein Wirtschaftswachstum von ca, 6 %.

        Aber wenn wir das nicht über Schulden, sondern über höhere Steuern finanzieren, hätte eben das Kapital zuerst weniger Gewinn bzw. müsste wieder in dem produktiven Bereich investieren.

    • @Downfall, what Downfall?:

      Der Keynesianismus sorgt auch nur dafür, dass sich das Kapital wieder am Anlagemarkt sonnen kann und auf Umverteilung verzichtet wird.

       

      Ihre Einschränkung, dass der nur eine Alternative sein kann, wenn man das System nicht grundlegend ändert, teile ich daher. Nur sollte man allmählich mal damit anfangen, das System zu revolutionieren. Dauernde lebensverlängernde Maßnahmen anstelle einer Radikalkur helfen wenig.

      • @Age Krüger:

        Danke @AGE KRÜGER ..

        Ne´ duffte Debatte hier! ..läuft wohl darauf hinaus, das ökonomische Theorien und Praxis, die da zu grosse soziale Ungleichheit , Kultur von "arm und reich" , oder `INS´und`OUTS´, oder wenige superreiche und eine verarmte Zivilgesellschaft , erzeugen..

        ..im `Globalen Dorf´ unpopulär werden! Oder?

        Ökonomie für das Volk- und nicht `das Volk für die Ökonomie´!!!

        Im Lichte der Sichtbarkeit der Grenzen der globalen Ressourcen und derer barbarischer Ausbeutung durch bankengesteuerte Investoren und den Aktienmärkten und deren fiesen `ökonomischen Wissenschaften´..

        .. sind m.E. all die Theorien von `freier Marktwirtschaft´ ad absurdum!

        Krieg als Funktion der Marktregulierung fördert nur globalen Exitus.. Zivilgesellschaften im Namen von ausgedienten, sozialhierarchischen ökonomischen Theorien und Ideologien und deren Wertesysteme zu strangulieren, hat keine Zukunft!

        Was bleibt?

        UMDENKEN!

        Ne´ ökologisch und sozial verträgliche Planwirtschaft, soziale Ökonomie...

        --------------

        Seufz* ..

        • @vergessene Liebe:

          " bankengesteuerte Investoren"

           

          Wenn Sie die Formulierung, weil sie mir etwas zu personenbezogen klingt, durch "profitorientierte Investitionen" ersetzen, stimme ich Ihnen zu.

          Es ist relativ gefährlich, einzelne Personen oder Personengruppen dafür verantwortlich zu machen. Wir leben ja in einem System, in dem jeder darauf angewiesen sein soll, Profit zu machen. Gedanken über Genügsamkeit (sofern diese wirklich frei gewählt ist und nicht als Propagandainstrument genutzt wird, weil man Lohn- und Sozialfürsorgeverzicht durchdrücken will) und Verantwortung sind darin sowieso leider nicht vorgesehen.

          • @Age Krüger:

            Danke für die `Korrektur´meiner etwas flapsigen Formulierung!

      • @Age Krüger:

        Revolutionär wäre dann aber doch nur der Grexit. Die wiedergeborene Drachme würde zwar enorm abgewertet werden aber mit entsprechenden Investitionen und weitern Hilfen würde das später zu einem riesigen Wettbewerbsvorteil führen. Die Preisentwicklung innerhalb Griechenlands würde zudem wieder ein vernünftiges Leben zulassen und Keynes'sche Theorie kann sich wunderbar in Praxis entfalten. Sind ja auch griechische Wörter. Aber will das Syriza? Kann es sein, dass er die vermeintlichen Vorteile des Euros für lau haben will? Es ist ja nicht besonders visionär zu erkennen, dass die europäische Austeritätspolitik Griechenland immer weiter an den Abgrund treibt. Aber welche Visionen bietet Syriza seinem Volk denn. Nur die der Bequemlichkeit? Stellt er den Euro als Grundübel überhaupt in Frage?

  • Die Frage ist erst mal, woher kommen die hohen Schulden? Aufgeblaehter Beamtenapparat, Koruption auf dem Niveau Afrikas?

    2. Frage ist, wie will die neue Regierung das finanzieren oder will sie selber Drachmen drucken?

  • Der Hass auf Merkel muss hier so gross sein, dass für die kleine Genugtuung von politischen Schwierigkeiten für Merkel die Foristen offensichtlich gerne in Kauf nehmen, sich in Zukunft für dauerhafte Alimentierungsleistungen für Südeuropa krumm zu legen.

  • Varoufakis muss DER APLTRAUM für Merkel sein.

     

    Er WEIß ganz genau, wovon er spricht.

     

    Merkel hingegen WEIß, wovon sie sprechen SOLL.

  • Ich hoffe die Griechischen Politiker lassen sich von der Korruptionspolitik der EU und der USA nicht beeinflussen. Ich hoffe es für uns alle und für die Kultur unserer Geschichte.

    Die Zivilisation hat keine Kultur jedenfalls keine der Weiterentwicklung gebracht.

  • Ich bin ja gespannt wie die EU und Merkel den Grexit-Bluff auf die Schnelle bewerkstelligen wollen. Als ob es da keine langen Diskussionen gäbe. Als ob man sich glücklich schätzt vor einem möglichen GB-Austritt schon mal selbst Hand anzulegen und der Insel ein Zeichen zu geben die EU wolle sich nach jahrzehntelanger Expansion nun verkleinern. Ein ideologischer Einbruch. Noch dazu der Rauswurf eines christlichen "Abend-Landes", ts, ts. Ob der Papst darüber so glücklich ist, seinen Fuß nicht mehr in orthodoxen Landen zu haben, wo er die Orthodoxen doch so gern integrieren würde? Was sollen Portugal und Spanien denken? Warum sollen Sie das neue Antiprotestgesetz dann noch tolerieren, wenn der Rausschmiss bevorstehen könnte? Weshalb sollte die Unterdrückung der Abspaltungswünsche Kataloniens geduldet werden? Gar die Südtirols... Zudem ein Zeichen, eigene Politik sei in der EU nicht geduldet, als ob das für demokratische Werte spreche. Die Troika ist wohl vergleichbar mit der Treuhand seinerzeit: mehr Vernichter denn Helfer. In Deutschland das populistische Zeichen: mit der AFD hätte man das längst günstiger haben können, Schäuble habe das Geld verplempert, die AFD habe recht. Wirft das ein gutes Bild auf Merkel?

  • Empfehlenswert zum Thema:

     

    Der offene Brief von Tsipras an die Deutschen:

     

    http://blog.fdik.org/2015-01/s1422553522

     

    Das 40-Punkte-Programm der SYRIZA:

     

    http://blog.fdik.org/2015-01/s1422653301

  • Griechenland wird den Euro-Raum verlassen. Da mittlerweile alle Schulden beim "Steuerzahler" gelandet sind, wird es die Banken auch nicht mehr jucken.

    Jucken muss es die Steuerzahler. Allerdings wird die Erschütterung nicht so stark sein, dass wir kurzfristig in Schwierigkeiten geraten. Langfristig ist es halt ein weiterer Mühlstein, für Deutschland allein wohl 60 Milliarden. Wir werden zwar die Forderung aufrechterhalten, mindestens zur Gegenrechnung zu etwaigen Reparationsforderungen der Griechen, aber verloren sind sie allemal.

    Griechenland wird wieder bei der Drachme landen - und in einem Punkt bin ich mir sicher:

    Den Reedern wird es weiter gut gehen.

    Aber den Griechen? Vielleicht ist dies der zusätzliche Schock, den sie brauchen.

  • Interessant, der Vergleich mit einem Spiel. Die "Troika" (was für ein Name!) bestimmt die Spielregeln, und wer davon abweicht, fliegt aus dem Spiel? Sich um den Verbleib in der EU bemühen zu können, setzt eine Umgebung voraus, in der alle Interessen abgewogen werden; aber nicht zwingend, dass einige die Regeln bestimmen und der Rest nach diesen zu spielen hat. Im Übrigen verstehe ich Spiele entweder als unverbindliches Spiel oder als etwas, bei dem einer am Schluss gewinnt. Geht es darum? Spüre ich da eine tief verwurzelte Psychologie der Macht und der Gegnerschaft?

    Spannender Subtext hier.

    • @Karl Kraus:

      Auch die Troika kann Griechenland nicht so einfach rausschmeißen.

      Lt. Artikel 7 ist eine Suspendierung der EU-Mitgliedschaft nur möglich, wenn gegen die Achtung der Menschenwürde, die Freiheit, die Demokratie, die Gleichheit, die Rechtsstaatlichkeit sowie die Achtung der Menschenrechte und die Rechte der Personen, die Minderheiten angehören, verstoßen wird.

       

      Die Nichtrückzahlung oder die Nichtannahme von Krediten ist dabei nicht erwähnt.

      • @Age Krüger:

        Der Punkt ist nicht der Rausschmiss, sondern der "Rausfall", indem Griechenland das Geld ausgeht, seine Rechnungen zu bezahlen. Frisches Geld werden sie nicht mehr bekommen. Also müssen sie eigenes drucken...Vorallem wird der bevorstehende Grexit sämtliche Investoren - vielleicht mit Ausnahme Russlands - völlig verschrecken, was letztendlich in einen Teufelskreis führen wird. Dazu kommen dann noch Bankenrun in Griechenland und so weiter und so fort.

        Auch Russland wird sich überlegen, ob es in dieses Fass ohne Boden investieren will, wenn es schon sieht, wie es der Europäischen Union ergangen ist.

        Der einzige Grund wäre, die EU zu schwächen, also ein taktisches Verhalten, dass nur eine begrenzte Zeit durchgehalten werden kann und bei einer Einigung zwischen Russland und der EU - die ich mir wünschen würde - auch wegfallen würde.

        Griechenland vergallopiert sich gerade vollkommen.

        Aber wer spielen will, der muss eben spielen.

        Am Ende heißt es dann: Nichts geht mehr...

        Aber sicher wird dieser Beitrag auch wieder zensiert, weil nicht sein kann, was nicht sein darf

  • Griechenland wird den Euro-Raum verlassen. Da mittlerweile alle Schulden beim "Steuerzahler" gelandet sind, wird es die Banken auch nicht mehr jucken.

    Jucken muss es die Steuerzahler. Allerdings wird die Erschütterung nicht so stark sein, dass wir kurzfristig in Schwierigkeiten geraten. Langfristig ist es halt ein weiterer Mühlstein, für Deutschland allein wohl 60 Milliarden. Wir werden zwar die Forderung aufrechterhalten, mindestens zur Gegenrechnung zu etwaigen Reparationsforderungen der Griechen, aber verloren sind sie allemal.

    Griechenland wird wieder bei der Drachme landen - und in einem Punkt bin ich mir sicher:

    Den Reedern wird es weiter gut gehen.

    Aber den Griechen? Vielleicht ist dies der zusätzliche Schock, den sie brauchen.

  • "das bis auf den letzten Tropfen ausgesaugt werden muss, ausgesucht haben. Nach Argentinen, Island und Irland ist jetzt eben Griechenland dran. "

     

    Das sind alles Länder, die ausländisches Kapital verbrannt haben! Diese Länder haben Geld (=Konsum) vereinnahmt, ohne es an die Erarbeiter zurück zu geben. Isländer und Iren haben die Explosion ihres Wohlstandes nie erarbeitet - sie haben Kapitalzuflüsse verkonsumiert (dicke Häuser und Autos etc.). Wenn das aussaugen ist...

  • @ Biene Maya

    100% richtig! Die Großen haben viel geraubt, die Kleinen wenig. Das hat nichts mit Kapitalismus zu tun. Das war einfach Betrug und Diebstahl an den Gläubigern und EU-Zahlern. Also, meine lieben Freunde, verratet hier den deutschen, dänischen und holländischen Proletarier nicht! ))

  • Mann Taz,

    es ist wirklich nervig und auch nicht nachvollziehbar, wieso ein einst linkes Blatt nicht bereit ist, auch nur ein einziges gutes Haar an einer linken Regierung zu lassen. Ein undifferenzierter obgleich negativer Artikel nach dem anderen.

    Könnt ihr nicht mal Ulrike Hermann was zu dem Thema schreiben lassen? Die hat wenigstens Ahnung von Ökonomie.

  • Games of chicken, so nennt man das, was hier gespielt wird. Zwei Autos rasen frontal aufeinander zu und wer zuerst ausweicht hat verloren.

     

    Varoufakis wird nichtausweichen, auf keinen Fall, er hat nämlich nichts zu verlieren, was nicht schon verloren wäre.

     

    Wie er sich die Rettung Griechenlands vorstellt kann man im Griechenland Blog nachlesen. Das hört sich sehr vernünftig an und er wird es durchsetzen, da bin ich mir sicher.

    • @Iannis:

      Griechenland hat durch die Hilfsgelder erst einmal nicht verloren, sondern erhalten. Was Griechenland an Hilfen bekommen hat wird natürlich nicht verloren sein. Verloren sein werden mit dieser Politik nur weitere Hilfen.

       

      Es dürfte fraglich sein, dass er sich die Gelder angesichts der Staatsschulden bei Banken leihen können wird. Auch das orthodoxe Brüderchen Russland wird angesichts der eigenen knappen Kassenlage da nicht einspringen.

       

      Varoufakis muss sich die Gelder für einen erneut aufgeblähten Staatshaushalt in Zukunft von den Griechen selbst holen.

      • @Arcy Shtoink:

        Besser, man verabschiedet sich vom Euro als von Europa. Denn der Euro ist und bleibt eine Fehlkonstruktion. Zwar ist eine gemeinsame Währung erstrebenswert, kann aber nur ohne neoliberale Wirstchaftsordnung funktionieren.

      • @Arcy Shtoink:

        "Varoufakis muss sich die Gelder für einen erneut aufgeblähten Staatshaushalt in Zukunft von den Griechen selbst holen."

         

        Das will er ja auch. Allerdings zur Abwechslung mal bei den Griechen, die auch etwas haben. Und was Russland betrifft. Für ein paar kleine Hilfen zwischendurch reicht dort das Geld immer.

    • @Iannis:

      Das Problem ist nur, dass am Steuer des anderen Wagens Leute sitzen, denen ihre Arroganz suggeriert, dass ihnen beim Zusammenstoß nichts passiert.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Nein. Varoufakis Wagen fährt kaum und liegt ohne Sprit im Graben. Die Karre steht niemanden im Weg. Man muss die Karre schon bewusst im Dunkeln auf die Straße stellen um einen Crash zu provozieren.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        warum denkst Du lieber Forist nicht selber nach bevor du bildliche Vergleiche einbringst die hinken.

        Um im Bild zu bleiben, da rast ein Fiat 500 auf einen MAN 40 Tonner zu.

        Nur weil der Fiat Fahrer sich im Recht glaubt denkt er das Spiel gewinnen zu können.

        Für die anderen gelten Regeln ( Fragwürdige da hast recht) an die sich halten für ihn nicht....

        besser nicht im Fiat, sitzen arme Griechen das wird weh tun. Viel mehr als die bisher verfehlte Troika Strategie, die wenigsten ein überleben vorsah.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Da habe ich gar keine Angst, sie sind nicht nur arrogant, sondern auch letztlich feige, wenn die eigenen Pfründe bedroht sind.

         

        Und vor einem auseinanderbrechen der EWU schrecken sie dann doch zurück, sie würden ja auch ihre eigenen Posten verlieren.

  • überall wo der iwf wirkte war eines zu bestaunen. die völlige überschuldung des landes und dadurch die politische erpressbarkeit. aus diesem grunde ist der schritt der verantwortlichen in griechenland nur allzu verständlich und zu begrüßen. die kreditwürdigkeitsprüfung dieses landes hätte schon viel früher erfolgen müssen. da waren aber uns die rüstungsexporte in dieses land und die damit verbundenen "sicheren" arbeitsplätze bei uns wichtiger. damit konnte man bei uns eine erfolgreiche politik reklamieren. alles nur schöner schein. verantwortlichkeit wird jetzt bei den griechen reklamiert. nein, genau anders herum. unsere politische kaste hat verantwortungslos gehandelt. jeder, der einem pleitier geld vorne und hinten reisntopft um ein geschäft mit ihm zu machen handelt verantwortungslos. dass er die rückzahlung der investierten mittel in höchstem maße gefährdet war ihm von anfang an bewußt. warum schenkt man griechenland nicht auch ein paar u-boote und panzer. wäre in dieser prekären situation doch mehr als angebracht.

  • Skandal, die ordnen sich nicht einfach unter.

    • @Richard Meier:

      Ja, unglaublich, nicht?

      Man könnte ja fast meinen, wir wären in einer Demokratie hier! Schweinebande!!!!

    • @Richard Meier:

      :)

  • endlich mal einer, der nicht aus der ordoliberalen schule von goldman&sachs kommt, sondern mit john maynard keynes den staat als lenker und mit der spieltheorie als wissenschaftliche wirtschafts-methodik neue alte möglichkeiten wieder erweckt. das ist natürlich ein schlag ins gesicht der leute, die sich in ihrer untätigkeit einer "marktkon-formen demokratie" überlassen haben, bei der die banken/wirtschaft die politik gängelt - herzlichen glückwunsch zu solchen ministern.

    • @hanuman:

      @HANUMAN

       

      "endlich mal einer, der nicht aus der ordoliberalen schule von goldman&sachs kommt"

       

      Ich bitte Sie: Wenn Sie schon mit Begriffen um sich werfen, dann bitte auch richtig. Unter Ordoliberal bezeichnet man eine deutsch/österreichische Wirtschaftslehre z.B. eines Walter Eucken, die später unter Erhardt als "soziale Marktwirtschaft" tatsächlich funktioniert hat.

       

      Goldman-Sachs hingegen ist neoliberal und der Vordenker dieser "Schule" war ein gewisser F.A. von Hayek.

      Der größte Unterschied zwischen Spieltheorie und unserem momentan neoliberalen System ist, dass der Neoliberalimus den "homo oeconomicus" postuliert - selbst die moderne Neurowissenschaft weiß mittlerweile, dass unser Gehirn so nicht funktioniert - da kommt dann die Spieltheorie ...ins Spiel.

  • Was möchte Herr Jannis Papadimitriou bezwecken? Indem er versucht dem Herrn Jannis Varoufakis, dem neuen Finanzminister Griechenlands, ein Psychogramm als `verantwortungsloser Spieler ohne soziale Emphatie´ anzudichten?

    Ich finde das eine Frechheit von Herrn J.P. !

    Im Rückblick haben die `Bankenfreundlichen´ Daumenschrauben der Troika die griechische Zivilgesellschaft gewürgt bis zum `geht nicht mehr´ und ein Joch `alternativloser Grausamkeit´des EU neoliberalismus etabliert!

    Massenarbeitslosigkeit, Jugend ohne Hoffnung, Renten und social services gekürzt, Privatisierungen etc.

    Die moderne griechische Kultur des Staates, als Identitätsgebend für Frau/Mann/Jugend/Kinder und Alte hatte sowieso unter Korruption der letzten Regierungen, mit der PASOK (!) gelitten!

    Die "Alternativlose Politik" ( zit. Merkel) der Troika, war/ist nichts mehr als eine Verschärfung des grch. Staatsdilemmas!

    Es ziemt sich nicht- es ist sogar hochgradig, menschlich unanständig- der neuen grch. Regierung übles anzudichten, oder ihr Steine in den Weg zu legen!

    Herr Jannis Varoufakis und Konsorten sind herausgefordert, das übel auf den Kopf gestellte Hellas wieder ordentlich auf die Füsse zu stellen!

    • @vergessene Liebe:

      Wenns nur so einfach wäre, dass hier eine Bande von korrupten Politikern und Millionären das Land ausgeplündert hätte. In Wirklichkeit hat der berühmte kleine Mann in Griechenland ebenfalls und nur allzu gerne von diesem System profitiert. Und diese Zustände wollen sie teilweise ja wieder zurück haben. Es hat sich halt gut gelebt als Beamter mit 15 Monatsgehältern fürs Nichtstun.

      • @Biene Maya:

        Eine Binse. Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient. Eine der grössten (Selbst)Täuschungen und Verdrängungsleistungen ist die Legende des betrogenen und verführten Volks. Das gilt für Deutschland, das gilt auch für Griechenland .

  • Die Griechen sind nicht niav und auch nich dumm. Sie werden niemals freiwillig den EU-Raum verlassen und/oder den Euro aufgeben. Rauswerden kann man sie auch niemand, weil es dafür keine Klauseln in den EU-Verträgen gibt.

    Also werden die Greichen solange die EU und den Euro melken und sich zeitweise aushalten lassen, bis sie ihre eigenen Ziele erreicht haben!

    Hut ab vor diesen Griechen! Die haben wenigsten Courage diesen neo-liberalen Wahnsinn mit ungezügelter Gier der Kapitalisten ein Ende zu bereiten.

  • Spieltheoretiker? Rien ne va plus? Herr Varoufakis pokert laut Umfragen vor allem mit der restlichen Bevölkerung Europas, weniger mit den sie vertretenden Politikern.

    • @Arcy Shtoink:

      Afaik hat in der Eurozone die Bevölkerung zumeist die Politiker gewählt, mit denen man jetzt pokern muss. In der BRD wurde Merkel sogar überragend gewählt.

       

      Wer sich auf sowas einlässt, der hat das Spiel angenommen.

      Jede Bevölkerung bekommt dank Demokratie die Regierung, die sie verdient.

    • @Arcy Shtoink:

      Hmm? Könnte es nicht sein... das es mehr ist, als `pokern´ ? Evtl. setzt Herr Varoufakis ein Denkmodell in die EU..

      Um die EU, die im Merkel Sinne neoliberal auf dem Kopf steht.. wieder zum Stehen auf `eigenen Füssen´ zu stimulieren??

      • @vergessene Liebe:

        Dann mal zu! 300 Mrd. Schulden ohne "neoliberale" Hilfen und Gelder aus den EU-Staaten vom Tisch zu bekommen sollte auf dem Kopf stehend nicht so einfach sein.

  • Ist schon arg und in Deutschland nicht zu vermitteln: da verspricht ein Politiker vor der Wahl konkrete Maßnahmen, und nach der Wahl will dieser Traumtänzer das auch umsetzen. Und außerdem will hierzulande niemand etwas mit Logik und Ökonomie zu tun haben. Da kriegte man nämlich heraus, dass alle Einnahmen den Ausgaben entsprechen, dass die Exporte, wenn sie ohne entsprechende Importe in gleicher Höhe anfallen, zu Forderungen im Exportland, zu Schulden im Importland führen; eigentlich heißt das ja, dass nicht alle Exportüberschüsse haben können, dass die Länder mit Exportüberschüssen zu Importüberschüssen bereit sein müssen, damit die anderen ihre Schulden bezahlen können. Und rational agierende Gläubiger haben ein vitales Interesse daran, dass ihre Schuldner wirtschaftlich stark und gesund sind, damit sie Zinsen zahlen und Schulden tilgen können. Aber hierzulande baut man durch Exportüberschüsse Forderungen auf, die durch leichtsinnige Banken finanziert werden; dann muss man die klammen Banken retten, weil sie ja systemrelevant sind, um anschließend das Schuldnerland zu zwingen, diese ehemaligen Bankschulden in Staatsschulden umzuetikettieren, also Sozialisierung der Verluste von Banken. - Weil nun solche Austeritätspolitik, die jegliche Kenntnis von Ökonomik und Saldenmechanik vermissen lässt, die Schuldner schwächt und immer tiefer ins Elend stürzt, will Griechenland dieses zutiefst schäbige Spiel nicht länger mitmachen. Bleibt nur zu hoffen, dass auch andere Länder aufwachen und diesem deutschen Irrsinn ein Ende bereiten, damit der Euro nicht scheitert; schließlich hat Deutschland seit Einführung des Euro 2 Billionen Exportüberschüsse angehäuft und damit Forderungen, die nicht beglichen werden können.

    • @Emil:

      Ein echt guter Kommentar.

       

      Man könnte vielleicht noch hinzufügen, dass das ganze Gerede von einem Rausschmiss Griechenlands aus der Eurozone keinerlei rechtliche Grundlage hat. Wenn sich die Griechen weigern auszutreten, dann kann der Rest (besonders Mutti) nicht viel Legales dagegen tun. Bei der Konstruktion des Euro hat man zwar viel Energie darauf verwendet festzulegen, wie ein Land in den Euro reinkommt (auch um deutsche Exporte in möglichst viele Länder zu erleichtern), aber man hat vergessen festzulegen, wie man im Ernstfall ein Euroland wieder loswerden kann. Jetzt müssen wir damit leben. Jedenfalls scheint die Zeit ominöser Triokas, die an Stelle der gewählten Regierung ein Land regieren, zu Ende zu gehen.

    • @Emil:

      Wie stellen Sie sich denn die Sozialisierung der 330 Mrd. Euro Staatsschulden, die Griechenland 2010 hatte vor? Indem Varoufakis mal eben 30.000 Euro von jedem Griechen aus der Tasche zieht?

      • @Arcy Shtoink:

        "Indem Varoufakis mal eben 30.000 Euro von jedem Griechen aus der Tasche zieht?"

         

        Woher stammt denn der Unfug? Haben Sie sich Ihre Meinung bilden lassen?

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Nein nur gerechnet. 300. Mrd (Staatsschulden 2010) durch 10. Mil. (Bevölkerung). War Ihnen die Zahlen und der Begriff Sozialisierung nicht bekannt?

          • @Arcy Shtoink:

            Entschuldigen sie bitte. Man sollte ohne Brille keine Kommentare lesen.

             

            Ich hatte gelesen "... in die Tasche gibt."

    • @Emil:

      Emil, absolut richtig. Mir stinkt hier genau diese undifferenzierte Meinungsmache: Die Griechen seien nur dumm, faul und jetzt auch noch fordernd. Das ist Alles jenseits ökonmischen Sachverstands. DE verhält sich nur prozyklisch und es geht darum weiterhin wie bisher mit einem unbewerteten Euro gemessen an der dtschen Wirtschaftsleistung, weiterhin Exportüberschüsse zu erwirtschaften. Mich ärgert, dass wir hier so desinformiert werden.

  • Die europaeischen Boersen haben auf die Aktionen in Griechenland nicht reagiert. Nur die griechische Boerse ist eingebrochen. Spanien, Portugal, Irland, das Baltikum usw haben sich aus der Krise gearbeitet. Von daher kann Griechenland eine Zweitwaehrung, die Drachme, aufmachen und damit den internen Geldkreislauf aufrechterhalten, und was den Euro anbetrifft, den Schuldendienst einstellen. Es gibt einige Laender mit 2 Waehrungen, zB Somaliland hat den lokalen Schilling und USDollars.

  • Dear Kommentar erklaert leider nicht, was er im wesentlichen behauptet.

     

    Warum muss/wird Griechenland aus den Euro gedraengt wenn es Zahlungsunfaehig wird. Wieso ist ein Land in einer anderen Waehrung dann wieder zahlungsfaehig oder besser dazu in der Lage mit den gegebenen oekonomischen Problemen klar zu kommen. Wenn das so einfach wahre, koennte jeders ueberschuldete Land die Waehrung wechseln und das Problem ist geloest.

     

    Es scheint noch immer der Fall zu sein, dass die europaeische Schuldenkrise als eine Waehrungskrise verstanden wird, weil vele Menschen noch nicht ihren Frieden mit dem Euro gefunden haben. Dieser Kommentar spricht zwar nicht faelschlicherweise von eine 'Eurokrise' wie es bei den meisten deutschen Journalisten der Fall ist, aber er scheint dennoch diesem falschen Gedanken verhaftet sein. Um es klar zu machen: Es gibt keinen Grund, warum Griechenland den Euro verlassen sollte/muss/oder davon Vorteile hat.

     

    Zusaetzlich werden einige recht merkwuerdigenBemerkungen zur Spieltheorie gemacht: Warum gerade Anhaenger dieser Theorie hochintelligent sind bleibt wohl das Geheimnis des Kommentators, zusaetzlich sagt die Spieltheorie nicht, dass bei Entscheidungen herumgepokert oder gezockt wird oder werden sollte hier wird einer Eulenspiegelei gleich der Begriff zu worktlich verstanden, was amuesant ist, den Sachverhalt dieses Analyseansatzes aber nicht richtig darstellt.

  • Ganz ehrlich - Hut ab vor der Inszenierung auf offener Bühne!

    Endlich mal kein Harmoniegequatsche von Politprofis.

    Zwei Akteure, die wieder Lust auf Politik machen, auf das Streiten um den richtigen Weg und die Ihre Überzeugungen auch bei Gegenwind vertreten.

    So wird Europa wieder spannend.

  • Absolut verständlich, dass Griechenlands Regierung nicht mehr mit der Troika zu verhandeln bereit ist.

    Wie Varoufakis sagt, ein Gremium, das keine demokratische Legitimation besitzt, aber die prekären Verhältnisse in Griechenland, herbeigeführt durch eine korrupte Politikerelite von PASOK und ND, zementiert hat. Trotz Sparanstrengungen, der Zerschlagung des Gesundheitswesens, sozialer Sicherung, einer nicht nachvollziehbaren Privatisierungswelle etc., sind die Schulden exorbitant gestiegen, 60 Prozent Jugendarbeitslosigkeit und die Wirtschaft darbt noch immer am Boden.

    Griechenland will anscheinend mit Maximalforderungen in Verhandlungen eintreten, um aus ihrer Sicht ein möglichst erträgliches Ergebnis zu erzielen.

    Am Wichtigsten wäre es nun aber erst einmal Steuerreformen anzustrengen, die eine Steuergerechtigkeit herstellen, so dass in der Folge langfristig gesehen u.U. eine antizyklische Wirtschaftspolitik mit Fokus auf die Nachfrageseite eingeführt werden kann.

    Bleibt nur zu hoffen, dass es bis dahin die „Merkellisten“ in Europa nicht durch wirtschaftlichen und ideologischen Druck geschafft haben, die aktuell von Syriza dominierte Regierung zu Fall zu bringen. Ich drücke den Griechen die Daumen!

    • @Manuel:

      gerechte Besteuerung ist fundamental für das Funktionieren einer Demokratie. Auch Deutschland hat hier nachzubessern:

      Laut EU-Bericht vom Sommer 2014 ist in Deutschland die Besteuerung der Arbeitnehmer und der gesamten Mittelschicht zu hoch, während die Besteuerung von Kapitaleinkünften, insbesondere von hohen Kapitaleinkünften zu niedrig ist.

      Vergleich Deutschland zur EU:

      So betragen in Deutschland die Steuern auf Löhne/Gehälter 56,6 % des gesamten Steueraufkommens, der EU-Durchschnitt liegt jedoch nur bei 51 %.

      Die Steuern auf Kapitaleinkünfte, insbesondere auf hohen Kapitaleinkünfte liegen in Deutschland bei 16 % der EU-Durchschnitt liegt jedoch bei 20,8 %.

      Fazit: Deutsche Gesetzgeber (CDU/CSU-FDP-SPD-GRÜNE) besteuern die Menschen grob ungerecht.

      Rund 73 Prozent der Gesamtbevölkerung in Deutschland verfügt über kein Kapitalvermögen. Rund 10 Prozent der Bevölkerung in Deutschland verfügt über 60 Prozent aller Vermögen! Die Häfte davon, ca. 5 % (von 100 %) verfügen über nahezu 50 Prozent aller Privat- und Kapitalvermögen in Deutschland.

      Auch hier ist die mit der cDU-sPD-GroKo-forcierten sozialen Ungleichheit Deutschland Spitze in Europa! Die Griechen machen genau das Richtige!

      • @Willi:

        Da gebe ich ihnen absolut Recht.

        Ich sprach jetzt nur von Griechenland, weil das Thema des Artikels war und dort die Besteuerung nicht nur in einer Schieflage, sondern gerade von großen Einkommen und Vermögen kaum existent ist.

        Aber sie haben natürlich absolut Recht mit ihrer Anmerkung.

        Nur wird hier eine gerechtere Steuerpolitik unter Merkels CDU nicht möglich sein. Wenn, wie die Grünen und die SPD, während des Wahlkampfes eine gerechtere Besteuerung angestrebt wird, gibt es einen Aufschrei der Ungerechten aus Politik (CDU, FDP) und konservativen Medien (Springer, Faz beispielsweise). Ich glaube nicht, dass eine CDU geführte Regierung zu diesen wichtigen Reformen im Steuerwesen bereit ist. Nein, man erfreut sich an den „höchsten Steuereinnahmen“ der Geschichte und kehrt die Ungerechtigkeit der Besteuerung unter den Teppich, man darf ja das eigene Klientel (Unternehmer, Finanzwirtschaft) nicht verschrecken…

        Und die SPD und Grünen? Unter Schröder jedenfalls kam es nicht zu einer gerechteren Besteuerung, und aus den Reihen der SPD hört man, nun wo sie an der Regierung beteiligt sind, auch kaum noch etwas davon…

  • Ich muss gestehen, in der FAZ erwarte ich solche Kommentare, in der TAZ ärgern sie mich fast. Dass durch hohe Intelligenz viel Unheil entstehen kann mag sein, aber bei wenig Intelligenz ist das Risiko auch nicht geringer. "Viel Unheil entstehen kann"? 25 % Arbeitslosigkeit SIND schon entstanden, durch ein Gemisch von Globalisierungswahn, größenwahnsinnigen Wachstumsfantasien (die psychatrisch behandelt gehören), Pokerface und Spielsucht in der internationalen Finanzwirtschaft und den gebetsmühlenartigen Mantras, mit denen uns seit Jahrzehnten eingetrichtert wird, wwie der Mensch der Wirtschaft zu dienen habe, damit die Welt nicht untergeht. Diese Leier wird langsam unerträglich. Machen wir uns nichts vor: Syriza ist nicht die Ursache, sondern die Folge des Problems. Wenn der Euro scheitert, dann nicht weil die Griechen ihn verspielen werden, sondern weil wir ihn verspielt haben. Verspielt in einem globalem Monopoly, dessen Spielziel in einem Satz zusammenfassbar ist: Wir kriegen alles und ihr kriegt nichts!

    • @Jakob Bauer:

      Die TAZ ist die neue FAZ. Noch nicht mitbekommen?

  • Ich finde die Debatte hierzulande unsäglich. Es wird so getan, als ob der dtsche Steuerzahler die Griechen bezahlen soll. Aber die Dinge sind komplexer: DE hat seit Einführung des Euros mit einer für die dtsche Volkswirtschaft unterbewerteten Währung und mit Niedriglöhnen, insbesondere den südlichen Nachbarn aber auch Frankreich u. Italien das Wasser abgegraben, die dtsche Leistungsbilanz war ständig mit Exportschüssen gefüllt und das über mehr als ein Jahrzehnt. DE hat mit der deutschen Wirtschaft ein Interesse daran, dass das so bleibt. Wenn G im Euro bleibt, bleibt auch der Euro weiter unterbewertet in Preisen der dtschen Währung gegenüber dem Euro gesehen. Wenn DE weiter so macht, bedeutet es nicht einen Grexit, sondern dann kann es passieren, dass ein DEXIT mit unabsehbaren Folgen vergleichbar der Schweiz, die nach der Abkoppelung ihrer eigenen Währung vom Euro plötzlich katastrophal stark aber nicht wettbewerbsfähig dastand.DEXIT mit einem starken EURO, könnte sich dann als der Bumerang erweisen, die Austeritätspolitik auf Kosten von Niedriglöhnern in DE und den südlichen EU-Nachbarn als sehr teurer Pirrussieg. Manch sollte hier mal in die New Times reinschauen, wo ökonomischer Sachverstand in der Debatte deutlich ausgeprägter ist als hierzuland

  • Wenn DU eine Million Schulden hast, hast Du ein Problem.

    Wenn DU über 200 Milliarden Schulden hast, hat die Bank ein Problem.

  • Es ist interessant, solchen Artikel in der TAZ zu lesen.

    Der Bruch mit der Troika war sehr richtig. Ein Bashing der neuen Regierung ist einfach nicht angesagt. Darauf sollte sich die TAZ nicht herablassen.

  • Wie soll ein Land aus der Eurozone "rutschen"?

     

    DAS GEHT NICHT.

     

    Es gibt keinerlei Möglichkeiten dafür. Die Mitgliedschaft in nicht widerrufbar. Und schon gar nicht von irgendwelchen anderen Mitgliedern der Eurozone. Maximal kann Griechenland aus der EU austreten. Und sonst ist da gar nix zu machen.

     

    Das stand auch afair -zig mal in der taz. Lest doch auch mal Eure Druckausgabe, wenn es hier nicht online steht.

  • Man stelle sich nur vor Deutschland wäre inder Situation Griechenlands. Dann wären die Sparauflagen etc. sicherlich nicht dermaßen hart ausgefallen wie sie es für G sind. Ein ganzes Volk wird in Arbeitslosigkeit und Verunsicherung gestürzt und nun wundert man sich über "Extremisten" die die Wahl gewinnen?!? Ganz ehrlich anstatt den Ottonormalgriechen die Last der Reformen aufzubürden sollten die die sich jahrelang (auch in D) daran bereichert haben, dafür zahlen. Aber hey das geht ja nicht die hamm ja das sagen.

    • @Spider J.:

      im Augenblick belaufen sich die Kredite der €u auf 28.000€ pro GriechenIn, die Deutschen bekamn bei der Währungsreform 1948 40DM Kopfgeld, soviel zu Ihrer Frage!

    • @Spider J.:

      Deutschland soll schon mal Europa überfallen haben in so einer Situation.

      • @Richard Meier:

        Na ja, dass griechische Truppen auf Berlin marschieren, ist ein eher unwahrscheinliches Szenario.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Deutlich mehr Panzer hätten sie ja (5.000 zu 350) ;-)

           

          Aber im Ernst, wer hat GR in den Abgrund geführt, waren es nicht die korrupten Eliten, die jetzt bei der Wahl hinweggefegt wurden? War es nicht die Troika, deren Resultate alles andere als positiv sind.

           

          Vergleiche zwischen 2008 und 2014 für die griechische Wirtschaft:

           

          Schuldenstand 265 Mia. zu 320 Mia.

          Arbeitslosenquote 7,6% zu 26,26% weitere Zahlen liefert gerne de.statista.com

           

          Es ist beschämend, wie versucht wird ein derartiges Versagen der Politik jetzt einer Truppe anzulasten, die gerade mal 3 Tage im Amt ist.

          • @Iannis:

            Damit rennen Sie bei mir offene Türen ein.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Zum Glück eh nicht. Aber man sollte nicht vergessen was ein Land ohne Perspektive anrichten kann.

  • Interessant, wie das Blödsinnsargument "die Griechen haben die Troika_kontrollen abgewählt" in allen Medienund auch hier im Kommentar benutzt wird als Faktum.

    Man kann keine bestehenden Verträge abwählen.

    Man kann sich daran halten oder dagegen verstoßen. Als Land. Nicht als Wähler!

  • Natürlich setzt Syriza auf einen Verbleib in der Eurozone - nur so ist die dauerhafte Ausbeutung der Steuerzahler der anderen Euro-Länder gewährleistet.

    Ich fürchte, das Bündnis mit ANEL hat den Kurs der neuen Regierung vorgegeben: Statt innerer Reformen und dem (auch) versprochenen Kampf gegen Korruption und Klientelismus (für den sich ein Bündnis mit den Linksliberalen von To Potami angeboten hätte), der freilich viele gut vernetzte Interessen (auch in Syriza) bedroht und damit hohe innenpolitische Kosten hat, wird ein linksnationalistisches Programm des Kampfes gegen die angebliche "deutsche Hegemonie" versucht.

    Das wird scheitern - und GR wohl ins Chaos stürzen. Viele Griechen glauben, es könne gar nicht mehr schlechter werden - das aber ist furchtbar naiv, wie ein Blick in die Geschichte oder auch z.B. auf den Ost- und Südrand des Mittelmeeres zeigt ...

    • @HELMUT FALLSCHESSEL:

      "Statt innerer Reformen und dem (auch) versprochenen Kampf gegen Korruption..."

       

      Versprochen wurde es von der neuen Regierung. Und die Wahrscheinlichkeit dass es auch passiert, ist mit dieser Regierung höher, als mit den alten Parteien, auf die die Mutti gesetzt hat.

  • Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende! Die europäischen Sparauflagen stürzen Griechenland früher oder später eh in den Abgrund, weil es von den Finanzkonzernen als Opfer, das bis auf den letzten Tropfen ausgesaugt werden muss, ausgesucht haben. Nach Argentinen, Island und Irland ist jetzt eben Griechenland dran. Griechenland bietet nun dem Turbokapitalismus die Stirn, mal sehen ob es von Europa unterstützt wird oder ob sich die Europäer weiterhin schmierig dem Turbokapitalismus andienen. Ich wünsche Griechenland eine glückliche Hand beim Pokern.