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Ökonom fordert Extrasteuer für PendlerPendler bestrafen

Die Pendlerpauschale gehört vollständig abgeschafft. Das fordert der Ökonomieprofessor Thomas Straubhaar. Denn nur Gutverdienende würden von ihr profitieren.

Ohne Pendlerpauschale wäre das Grün hier nicht so voll. Bild: KONG / photocase.com

HAMBURG afp | Der Chef des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts HWWI, Professor Thomas Straubhaar, geht in die Vollen und fordert eine vollständige Abschaffung der Pendlerpauschale.

Darüberhinaus schlägt er einen radikalen Kurswechsel vor und tritt sogar für eine Extrasteuer für Pendler ein: „Abgase, Verkehrslärm, Stau oder Parkplatzmangel könnten gute Gründe sein, die Pendlerpauschale abzuschaffen und sie durch eine Pendlersteuer zu ersetzen“, sagte der Wirtschaftsexperte. „Damit könnten Städter für das Leid entschädigt werden, das ihnen Auto fahrende Pendler antun“.

Die Pendlerpauschale so Straubhaar, würde heute überwiegend gut situierte Alleinverdiener begünstigen. Das ursprüngliche Ziel einer Entlastung für Familien werde damit verfehlt.

Für die Gesellschaft entstünden durch Pendler aber negative Folgekosten wie Staus, Unfallgefahren und die Zersiedelung der Landschaft. Auf der anderen Seite profitierten Pendler von niedrigen Grundstückspreisen im Grünen und von günstigen Mietkosten.

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21 Kommentare

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  • D
    diskutant

    Was die meisten Besserwisser nicht bedenken ist, dass es Pendler geben muss, damit die Mieten in den Städten nicht total explodieren. Könnt Ihr Euch die Mieten in München vorstellen, wenn auf einmal alle vom Land in die Stadt ziehen? Mal auch ein bißchen weiter als nen halben Meter denken!

  • K
    Karola

    Ich bin doch erstaunt, wie intensiv die Menschen hier im Forum und überall nur auf die eigene Nasenspitze schauen.

    Wer in der Stadt wohnt, kann doch gut und gerne mit Bahn, Bus oder Fahrrad an seinen Arbeitsplatz kommen. Er hat viele Vorteile, auch im gesundheitlichen Bereich.

     

    Pendler leben gefährlich und ich kenne keine Pendler, die gerne jeden morgen und abend in der Schlange stehen und auch noch früher aufstehen müssen.

     

    Wenn Pendler, wie ich hier im Forum las, die auf dem Land wohnen, weil dort der Wohnraum billiger ist und sie lieber da wohnen, nehmen auch billigend ihre eigene gesundheitliche Belastung in Kauf.

    Warum sollten diese Menschen noch extra bestraft werden, indem man ihnen die Pendlerpauschale wegnimmt ?

    Vorteile und Nachteile gibt es bei beiden Gruppen.

     

    Das Argument mit der Umweltverschmutzung etc. zieht nicht mehr. Es gibt viel mehr und intensivere Verschmutzungen als die von Autos. z.B. Flugzeuge, Jagdbomer, Panzer, Massentierhaltung und ewiges, menschiches Gemecker und Neid.

  • K
    Karola

    Auch ein Professorentitel vor dem Namen schützt vor Dummheit und Borniertheit nicht.

     

    Alle Fakten, die Straubhaar beschreibt, stimmen nicht von vorne und auch nicht von hinten.

     

    Menschen müssen pendeln! Sie werden von Arbeitgebern und von der Arbeitsagentur gezwungen bis zu 20 km eine Strecke in Kauf zu nehmen. Lassen sich Arbeitslose nicht darauf ein, werden die Zahlungen eingestellt als eine Form der Saktionen.

     

    Ein wirklich echter Punkt, der auch noch fehlt, ist die gesundheitliche Belastung der Pendler. Diese sind übermäßig stressbelastet und müßten ansich noch vom Arbeitgeber oder aufstockender Arbeitsagentur eine Sonderzulage "Gesundheitsschädigung" bekommen.

     

    Eine Schande, wie kurzsichtig so ein Professer sieht und denkt.

  • RW
    Roland Winkhart

    Erst globalisieren sie die ganze Republik und jagen die Arbeitnehmer quer durch Deutschland. Und dann sollen die auch noch für den Verlust an Lebensqualität zahlen... Geht´s noch???

  • M
    Many

    Na gut dann ziehen also alle Pendler in die Ballungszentren zu ihren Arbeitsplätzen, ist ja sicher kein Problem bezahlbaren Wohnraum zu finden. Auch sollten alle die jetzt schon dort wohnen kurz darüber nachdenken was dann mit den Mietpreisen wohl passieren wird. Ach ja beim ÖPNV könnten wir doch auch mal nachrechnen ob es nicht günstiger wird Busse und Bahnen nur noch stündlich fahren zu lassen wie es auf dem Land durchaus üblich ist. Was ist eigentlich mit den staatlichen Kulturangeboten wie z.B. Theatern die vörwiegend der städtischen Bevölkerung zugute kommt, wollen wir von den Nutzern eine Kultursteuer erheben?

  • RM
    Rolf Müller

    Die allermeisten Leute glauben, es macht einen

    Riesenspaß, täglich zu pendeln.

    Wenn es z.B. noch eine bezahlbare Eisenbahn gäbe,

    die außerdem auch für Spätschichtler meinetwegen

    nachts um halb drei noch Züge zur Verfügung stellte,

    anstatt Logistikunternehmen in Kalifornien zu

    kaufen, würden sicher viele Pendler liebend gerne

    umsteigen.

    Die Politik hat aber jahrzehntelang zielstrebig

    die Bahn kaputtgemacht.Nicht einmal der selige

    Georg Leber hat es geschafft, daran was zu ändern.

  • RR
    Rainer Rauschenberg

    So kurz, wie sie hier steht, ist seine Forderung auch nicht viel besser als die jetzige Subvention, denn "Pendler zu bestrafen" gibt keinen Anreiz das Pendeln umweltfreundlicher zu gestalten. Viel besser kann man über Spritpreise, die die externen Kosten internalisieren, und z.B. Parkraumbewirtschaftung Knappheiten über das Preissystem vermitteln. Ich bin über 5 Jahre lang über eine Entfernung von 25 km mit dem Fahrrad gependelt und sehe nicht ein, wofür ich da bestraft werden sollte.

  • P
    Pjoter

    Nur zur Erinnerung: Thomas Straubhaar ist Botschafter der neoliberalen "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft" und Unterzeichner des "Hamburger Appels": Die Konsolidierung der Staatsfinanzen erfordere "weitreichende Einschnitte" bei allen öffentlichen Ausgaben, auch der für die sozialen Sicherungssysteme und natürlich auch "/Lohnzurückhaltung/". Es ist von ihm also nichts gescheites zu erwarten.

  • F
    Frank

    Meine Rede. Ich fahre mit dem Fahrrad in die Arbeit und werde jeden Tag von diesen KFZ-Pendlern belästigt und gefährdet. Die wohnen schön im Grünen und verpesten mir die Luft, vergiften mich beim Radfahren und gefährden mein Leben beim blinden Abbiegen. Und ich muss diese Minderung meiner Lebensqualität auch noch mit meinen Steuergeldern mitfinanzieren.

     

    Statt diesen Besserverdienern diese unökologische Lebensführung zu bezuschussen, sind Gelder sinnvoller in den Ausbau des öffentlichen Nahverkehr und bessere Radwege investiert.

     

    Aber solange die Verkehrsminister aus den Reihen der Besserverdiener kommen, werden die bestimmt keine Änderung der bestehenden Regelungen veranlassen. Wie so oft: Politiker sind nicht am Wohl der Allgemeinheit interessiert, sondern bemühen sich nur um die Besserstellung der eigenen Klientel.

  • SM
    Stephan Mirwalt

    Vorsicht, hier muß man unterscheiden: die Pendlerpauschale bekommen auch diejenigen, die mit dem Fahrrad oder den Öffentlichen zur Arbeit fahren, also die Guten.

     

    Ich fahre nur mit dem Fahrrad und empfinde gegenüber den Autofahrern nichts als Verachtung.

  • P
    PeterWolf

    Meint er auch die Bahnpendler?

  • S
    spiritofbee

    Überall wird von Experten nur an Symptomen gebastelt, statt grundlegende Strukturen in Frage zu stellen oder gar ändern zu wollen.

    Der öffentliche Nahverkehr wäre bei entsprechenden gezielten Investitionen durchaus in der Lage selbst das kleinste Kaff mit einzubinden. Aber solange die Industrie in diesem Maße Autos für den vielfach subventionierten Individualverkehr ausspuckt, die sich mit einer Effizienz von ca 40% auch noch völlig destruktiv für uns alle von A nach B bewegen, wird sich wenig ändern.

    Es ist beim genauen Hinschauen der reinste Wahnsinn, im Schnitt ca 1,3 t verschiedenste Materialien zu bewegen um morgens zur Arbeit und abends wieder zurückzukommen.

    Volkswirtschaftlich kann das nur deshalb in sogenannten positiven Wachstums-Zahlen erfasst werden, weil die statistische Erfassung auf dem zumindest in Teilen perversen Primat des BSP beruht.

    Wenn bei der Zahlenermittlung statt dessen lebensfördende Aspekte die Hauptrolle spielen würden, müßte das Auto innerhalb einer Generation abgeschafft werden.....

  • J
    Jagdschnecke

    Standortverlagerungen, von Arbeitslosen wie Beschäftigten geforderte Mobilität sind Herrn Straubhaar offenbar unbekannt. Wie sich das verteilt - gutverdienende Pendler aus Lebensqualitätsgründen und Zwangspendler - , läßt sich rausfinden. Wobei der Gutverdiener eher einen Geschäftswagen auch zur privaten Nutzung hat. Doch ans Dienstwagenprivileg traut sich in Deutschland kein Politiker ran, will auch fast keiner. Ist die Pendlerdebatte ein Nebenkriegsschauplatz, um abzulenken?

  • M
    Marcus

    Jaja, diese Pendler... aber ich gehöre ja auch dazu, und ich schäme mich, dass ich tagtäglich eine Stunden mit dem Auto zur Arbeit fahre anstatt zwei Stunden mit Bus und Bahn durch die Gegend zu eiern. Natürlich profitiere ich auch davon, wie könnte ich mir sonst meine 20 Jahre alte zweifarbige Limousine und mein 30m²-Penthouseappartment leisten...

  • A
    Arno

    Was will mir der Autor dieses Artikels hier damit sagen?

     

    Dass es neben inkompetenten Politkern auch noch betriebsblinde Ökonomieprofessoren mit Hang zur Selbstdarstellung gibt, welche das Glück haben, durch ihr Geschwafel mediale Aufmerksamkeit erregen zu dürfen?

  • S
    Sondermann

    Prof. Straubhaar hat im Prinzip Recht: Die Pendler verursachen, soweit sie Auto fahren oder fliegen, tatsächlich unnötige Umweltschäden. Es geht jedoch nicht an, ihnen die Zuschüsse ohne Ersatz zu streichen. Ein sinnvolles Umsteuern muss Alternativen bieten, also lokale Arbeitsplätze.

  • SM
    Stephan Mirwalt

    Es ist eine Frechheit, Pendler noch mehr benachteiligen zu wollen.

     

    Vielmehr sollte eine Fahrradsteuer eingeführt werden, um die ganzen Radwege zu finanzieren.

     

    Ich fahre auch nur mit dem Auto und empfinde Fahrradfahrern gegenüber nichts als Verachtung

  • RR
    Rainer Rauschenberg

    So kurz, wie sie hier steht, ist seine Forderung auch nicht viel besser als die jetzige Subvention, denn "Pendler zu bestrafen" gibt keinen Anreiz das Pendeln umweltfreundlicher zu gestalten. Viel besser kann man über Spritpreise, die die externen Kosten internalisieren, und z.B. Parkraumbewirtschaftung Knappheiten über das Preissystem vermitteln. Ich bin über 5 Jahre lang über eine Entfernung von 25 km mit dem Fahrrad gependelt und sehe nicht ein, wofür ich da bestraft werden sollte.

  • K
    Knaddin

    Hier macht es sich der Prof. etwas zu einfach.

     

    Klar ist es nicht schön, dass immer mehr Menschen pendeln und damit ja auch Umweltschäden verursachen.

     

    Allerdings sind befristete eher kurzfristige Arbeitsverhältnisse eher die Regel. Wer sich alle 2 Jahre einen neuen Job sucht, findet den nicht unbedingt direkt in Wohnortnähe. Ständig umziehen ist aber auch keine Lösung, weder sozial noch finanziell gesehen.

     

    Außerdem will auch nicht jeder in der Stadt wohnen. Der Begriff "Zersiedelung" ist nicht unbedingt passend für Menschen, die auf dem Land leben!

     

    Pendele selbst 60 km mit der Bahn zu meinem Arbeitsplatz weil es in München einfach keinen bezahlbaren Wohnraum gibt und ich in der Stadt einfach auch nicht leben möchte. Da aber immer mehr Menschen pendeln müssen, wäre der weitere Ausbau des ÖPNV dringend notwendig!

     

    Günstiger, schneller, flexibler und zuverlässiger ÖPNV ist aber wichtiger als die Pendlerpauschale. Dies könnte dann die gesamte Bevölkerung nutzen.

     

    Wer weiter mit dem PKW pendelt findet in der Stadt sowieso keine Parkplätze und zahlt hohe Sprittpreise. Der ÖPNV macht es dem Nutzer aber oft nicht einfach ...

  • F
    fmann

    vollkommen richtig: das immer weitere ausufern des verkehrs auch noch durch vergünstigungen zu fördern, ist doch ein witz. die menschen leiden darunter (staus, abgase, lärm, flächenverbrauch). endlich muss das verkehrsaufkommen veringert werden.

  • W
    Wahrheitsager

    Er ist nicht ganz dicht.