Kolumne Pressschlag: Der Vater Teresa vom Tegernsee
Den jüngsten Meistertitel hat Borussia Dortmund nur Bayern-Präsident Uli Hoeneß zu verdanken. Für den Managerfuchs ist das eine echte Win-Win-Situation.
S icher, die Witterung legt es nahe und es wäre verlockend, es deshalb zu tun, doch hier wollen heute einmal nicht Diskussionen über jenen Mann anregen, der als Loden-Kalle die Fußballwelt in Atem hält, obschon dessen letzter Auftritt auf diesen Seiten schon eine Weile zurückliegt, damals, im Frühling, als Karl-Heinz-Rummenigge die Sorgen äußerte, ob er Manuel Neuer von Schalke bekommen wird.
Heute soll es um einen Mann gehen, der die größtmöglichste Wertschätzung des Loden-Kalle genießt, denn zum 60. Geburtstag fuhr Loden-Kalle ganz schweres Kaliber auf: "Uli ist der Vater Teresa vom Tegernsee, der Nelson Mandela von der Säbener Straße und die Mutter aller Manager."
Zwar verriet Rummenigge bedauerlicherweise nicht, ob und wo Hoeneß einmal für ein paar Jahrzehnte eingesessen hat, und vielleicht war ihm im Augenblick der Feier gar nicht bewusst, dass auch ein Mann wie Hoeneß biologische Grenzen kennt und deshalb bestenfalls der geistige Vater von seinem alten Kumpel SPD-Willi-Lemke ist. Aber eines kam ganz sicher gut raus. Denn was er sagen wollte, das ist schon klar: Hoeneß ist eine Klasse für sich.
ist freier Journalist und gehört seit fünf Jahren zum taz-Sportteam.
Erfolgreich, versiert, beliebt – und ein Wohltäter obendrein, und zwar aus Passion. Gerne hilft er aus, wenn Not am armen Mann ist. Das durfte nicht nur der FC St. Pauli erfahren, dem die Bayern ein Benefizspiel spendierten, auch der Lokalrivale 1860 München konnte sich über bayrische Generosität freuen, die allerdings nicht ganz uneigennützig war: Beide Klubs sind miteinander durch das neue Stadion verbunden.
Bisher nicht bekannt war, dass Hoeneß auch im Verborgenen segensreich gewirkt hat, ja man kann sogar behaupten, dass er auch außerhalb Münchens ein Meistermacher ist. Denn nach dem letzten Spieltag, der die Bayern die Tabellenführung kostete, gewährte Hoeneß einen Einblick in die bayrische Buchhaltung – und förderte ein Detail zutage, das viele sprachlos machte.
2 Millionen – ohne Sicherheit
Denn Hoeneß offenbarte, dass er der leibhaftige Retter der Dortmunder Borussia ist, die 2005 am Rand des Ruins stand: "Als sie nicht mehr weiterwussten und die Gehälter nicht mehr zahlen konnten, haben wir ihnen ohne Sicherheit 2 Millionen Euro gegeben für einige Monate." Die Süddeutsche Zeitung nannte das Kind beim Namen: Kein anderer als Hoeneß sei dafür verantwortlich, dass die Borussia in ihrer heutigen Form als Aktiengesellschaft "noch existiert".
Das hat auch für die Bayern handfeste Vorteile, denn dank der Borussia ist die Bundesliga nicht langweilig - auch das ist letztlich das Verdienst der Bayern, denn ohne die Finanzspritze aus München gäbe es die Borussia ja nicht mehr.
Insofern wird es Hoeneß sicher nicht allzu krumm genommen haben, dass die Dortmunder 2011 Meister geworden sind. Denn ein bisschen ist er es ja auch. Und er wäre es auch in diesem Jahr, sollten die Bayern wiederum hinter den Dortmundern ins Ziel rauschen. In Wirtschaftskreisen nennt man so etwas Win-win-Situation. Typisch Hoeneß eben.
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