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Parteifreunde ins EntwicklungsministeriumSpät-Niebelsche Dekadenz

Kommentar von Gordon Repinski

Fachfremd? Egal. Hauptsache: Parteifreund! Niebel schafft mit Dreistigkeit ein Novum. Noch nie wurde ein Ministerium zum langen Arm der Parteizentrale gemacht.

M unter bläht Dirk Niebel sein Entwicklungsministerium weiter mit FDP-Personal auf. Die zur unguten Gewohnheit gewordene Nachricht von der Vergabe von Leitungsposten an fachfremde Parteifreunde hat etwas Ermüdendes. Aber Vorsicht! Niebel schafft mit seiner Politik etwas Neues: Nie zuvor hat ein Minister so dreist über eine gesamte Legislaturperiode hinweg ein Ministerium zu einem verlängerten Arm der Parteizentrale und seiner persönlichen Karriereplanung gemacht.

Allmählich aber schwindet der Rückhalt, der Protest aus dem Personalrat wächst. Es kann keinem Minister egal sein, wenn sich zuerst der Koalitionspartner gegen ihn stellt und sich dann auch das eigene Haus von ihm abwendet.

Niebel spielt auf Zeit. Er weiß, dass er das Entwicklungsministerium in weniger als zwei Jahren abgeben wird. In der FDP glaubt niemand mehr ernsthaft an ein Verbleiben in der Regierung. Es wird ein Intermezzo gewesen sein, und deshalb kalkuliert Niebel eiskalt. Er braucht die Fachkräfte in seinem Ministerium bald nicht mehr. Welches Bild er von Entwicklungspolitik hat, zeigen seine abschätzigen Kommentare über sein Haus, das kein "Weltsozialamt" sei, oder die "Alpaka-Pullis", den Dresscode der Gutmenschen.

Bild: taz
GORDON REPINSKI

GORDON REPINSKI ist Parlamentskorrespondent der taz

Statt auf diese ihm suspekte Szene Rücksicht zu nehmen, verpflichtet er sich die eigenen Parteileute mit guten Jobs für die Zukunft. In seiner Partei wird Dirk Niebel damit ein Star. Die FDP ist im Niedergang, sie droht zur Splitterpartei zu werden, Erfolgsthemen sind nicht in Sicht. Der einst hoffnungsvolle Führungsnachwuchs um Philipp Rösler und Christian Lindner gilt bereits als gescheitert oder ist schon wieder weg.

Wenn einer wie Niebel dann konsequent die eigenen Leute mit Regierungsposten versorgt, solange es noch geht, kommt das gut an. Niebel wird von nicht wenigen bereits als ein Kandidat für den Parteivorsitz gesehen. Dass die FDP derartige Personalpolitik auch in anderen Ministerien fördert, lässt tief in die Seele der Partei blicken. Hinter den scheinbaren Marktwirtschaftlern verbergen sich an vielen Stellen genau die eigennützigen Bürokratieaufbläher, die sie in großspurigen Reden kritisieren. Dirk Niebel ist die Avantgarde dieser Form der berüchtigten "spätrömischen Dekadenz".

Mit dem fachfremden Personal wird ab 2013 eine andere Regierung umgehen müssen. Bezahlen wird sie der Steuerzahler. War da nicht mal was, FDP?

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12 Kommentare

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  • B
    Barbara

    Ach ja, Deutschland jammert wieder - und wann (endlich) geht Deutschland auf die Straße? (Wählen bringt ja nichts.)

     

     

    @ Udo Henn:

    "Dieser diffamierende Artikel wird Dirk Niebel in keiner Weise gerecht. Er hat sich als Bundesminister fuer wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung im Gegensatz zu seinen Vorgaengern grosse Verdienste erworben und verdient ein hohes Mass an Anerkennung."

     

    Ein wunderbares Statement, das Problem ist nur: Dieses Politsprech mag nicht mehr jede®, viele langweilt es.

  • T
    Tomate

    Das gelbe Schiff geht unter, die Rettungsboote werden gefüllt. Und jetzt kommt die Pointe: unser Land wird doch tatsächlich von diesen Leuten mitregiert!

  • UH
    Udo Henn

    Dieser diffamierende Artikel wird Dirk Niebel in keiner Weise gerecht. Er hat sich als Bundesminister fuer wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung im Gegensatz zu seinen Vorgaengern grosse Verdienste erworben und verdient ein hohes Mass an Anerkennung.

  • E
    Ebola

    Bei Militär würde man eine solche Type als Dreckschwein bezeichnen.

  • L
    logo

    Es ist wirklich schwierig, sich für diesen Mann einen geeigneten Beruf vorzustellen. Auch ein Auto möchte man von ihm nicht kaufen.

  • B
    Birne

    Seine eigene Unfähigkeit durch Geschenke an "Parteifreunde" zu kompensieren, war immer schon eine Masche der "Impotenten"in der Politik. Ist man zu dumm zu Überzeugen, dann kommt man mit Geschenken.Ich habe mehr Respekt vor einem "Bettler", als vor so einem nichtigen Subjekt, wie Niebel eins ist.

  • C
    carajo

    @Bernd: stimmt genau. wer so blöd ist und denkt es wäre protest, fdp gewählt zu haben, hat es nicht besser verdient.

     

    nichtsdestotrotz ist niebel die personifikation einer partei aus böcken, die zu gärtnern gemacht wurden.

     

    schlimm nur für all jene, die in dieser legislaturperiode irgendwas von diesen ämtern wollen, die von selbstgerechten fachfremden volltrotteln besetzt werden.

  • V
    Vorp

    Auf den Punkt gebracht, danke!

  • IN
    Ihr NameMichel

    Niebel hätte bei den Fallschirmjägern bleiben sollen. Dort verliert man offensichtlich jeden Anstand und Moral. Aber welcher deutsche Politiker hat noch solche Tugenden! Dieses Land ist nur noch zum Wegsehen!

  • B
    Bernd

    Nun, die Steuerzahler haben es für gut, schön und richtig befunden, der FDP knapp 15% Stimmen hinterherzuschmeißen und sie so ins Amt zu hieven.

    Mitleid scheint mir da unangebracht.

  • H
    Happes

    Genau: Kandidat für den Parteivorsitz, rücksichtslose persönliche Karriereplanung, Fallschirmspringer - war da nicht mal was, FDP?

  • KK
    Karl K

    Hat der SpätNiebler doch ein großes Vorbild:

    " Staatsminister Mümmelmann"(so Onkel Herbert selig).

    Als dieser, bevor ihm zähe Finanzrichter zum finalen Rettungssprung veranlaßten, niederschmetternder Weise Wissenschaftsminister wurde. Ja, da explodierte  der " FDP - BeamtenStammtisch" um 2/3 von jetzt auf gleich. Wie ein späterer - dem Parteiengehuber abholder - Kollege zu berichten wußte.

    Diesem karrieregeilen sichRanschmeißen noch durch Postenschaffen ohne Waffen und sachfreie Außenberufungen die Krone aufzusetzen war Mümmelmann nicht mehr vergônnt(s.o.). 

    Das bleibt dieser völligen, geist- und charakterfreien Fehlbesetzung D.N. vorbehalten.